Bildebearbeitung für Offsetdruck

mcgruenigen

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Fotos für den Offsetdruck korrigieren

Hellau,

In diesem Thread würde ich gerne Erfahrungen, Tipps und Verbesserungsvorschläge bezüglich Bildkorrektur mit Photoshop sammeln.

Der Grund ist natürlich ein eigennütziger :) Früher habe ich für meine Layouts immer fertig bearbeitete Fotos bekommen. In letzter Zeit werde ich bei meinen Aufträgen immer mehr in die Bildbearbeitung mit einbezogen, was mir bisschen Probleme bereitet.

Was mir am meisten Schwierigkeiten macht ist die Bearbeitung von Hauttönen. Ich werde einfach mal meine Vorgehensweise beschreiben. Die kann man natürlich nicht auf jedes Foto 1:1 übernehmen, ist aber quasi meine Standardvorgehensweise.

->Tonwertkorrektur, gegebenenfalls für jeden Kanal einzeln.
Danach stelle ich den die Tiefen/ Lichter auf 95% und 5%, indem ich über "Schwellenwert" den dunkelsten und hellsten Punkt raussuche und in "Gradationskurven" über die Pipetten aufnehme. Die Werte der Pipetten sind auf RGB 13/13/13 bzw. 242/242/242 eingestellt.

-> Dann versuche ich eine graue Fläche zu finden, um sie mit der Pipette für Mitteltöne aufzunehmen. Oft funktioniert das gut, manchmal aber auch nicht. So sollte ein Schatten auf einem weissen Hemd meiner Meinung nach ein neutrales Grau sein...ist es manchmal nicht, denn es führt zu einem Blaustich. Die Pipette ist auf 5x5 eingestellt, das Bild wird vorher mit Noise Ninja leicht entrauscht – dann sind auch Farbstörungen und kleine JPG Artefakte auf der grauen Fläche beseitigt.

-> Wenn das Foto bei Kunstlicht gemacht wurde (z.B Pressekonferenz), ist nach dem Entfernen des Farbstichs meist eine Reduzierung der Sättigung notwendig, gegebenenfalls für jeden RGB Kanal einzeln. ("Farbton/ Sättigung")

-> Hautöne: Ich platziere 2 Farbaufnehmer auf die Hauttöne und lasse mir die Werte in CMYK anzeigen. Wenn Farbstich schon beseitigt wurde, wird alles ausser den Hautönen maskiert, danach biege ich die Werte auf
C: 8-15%,
M: 30-45%,
Y: 4-7% über M,
K:0-8%

Grundsätzlich achte ich darauf, dass Cyan etwa 1/3 bis 1/4 des Magenta Wertes ergibt und Key so niedrig ist wie möglich. Diese Werte bearbeite ich über die Gradationskurven (zu korrigierenden Kanal auswählen, Cmd+Klick auf den Farbaufnehmer am Hautton-> es wird ein Punkt auf der Kurve erstellt). Gegebenfalls auch über "Farbton/Sätigung" und selektive Farbkorrektur.

Mit dieser Vorgehensweise komme ich bei Studiofotos wunderbar zurecht, bei Fotos aus Kleinbildknipsen bei Kunstlicht habe ich öfters Schwierigkeiten. Cyan und Key in den Hautönen sind hier oft viel zu hoch und lassen sich so sehr schlecht korrigieren.

Ich werde diesen post noch bisschen vervollständigen und hoffe auf einen produktiven Thread, bei dem wir alle was lernen können :)
Auch Buchempfehlungen sind willkommen.
 
Zuletzt bearbeitet:
die richtigen farbeinstellungen für offsetdruck (iso-coated, iso webcoated) mal vorausgesetzt...
siehe auch: www.cleverprinting.de
und als grobe faustregel für gesunde hauttöne sei nur noch angemerkt, dass magenta immer ein wenig über yellow liegen sollte. und cyan hat bei hauttönen nicht viel drin zu suchen.
 
ich muss gestehen, dass ich mich seit jeher auf mein auge und den monitor verlasse, auch wenn ich natürlich eher im pressebereich als in der werbung z.b. für riesenplakate arbeite.
mein ziel ist es zb., fotos verschiedener fotografen verschiedener kameras in einer publikation auf das selbe level zu bringen - also, dass die dunklen anzüge noch zeichnung haben, die damen in ihren kleidern frisch leuchten und die teints natürlich rüberkommen - gepuderte damen und rotwangige und -nasige politiker.
bei hochauflösenden werbesachen beschränke ich mich auf evtl farbstichentfernung, ziehe das bild auf (gradkurven in rgb) und gebe noch etwas schwarz hinzu (gradkurven in cmyk).
gesichter sind sowieso fast immer retuschebedürftig, da wird dann noch einmal eifrig gepudert (weicher pinsel mit 5% deckkraft mit natürlichstem hautton).

wenn ich dann im gesicht ein farbenchaos mit grünstichen habe, habe ich zuviel rumgeschraubt und fange noch einmal von vorne an.

wichtig finde ich, ein bild mit so wenig arbeitsschritten wie nur möglich - aber entschieden - zu bearbeiten, das ist eine goldene regel, denn mit jedem schritt verliert das bild.
 
Zitat: Mit dieser Vorgehensweise komme ich bei Studiofotos wunderbar zurecht, bei Fotos aus Kleinbildknipsen bei Kunstlicht habe ich öfters Schwierigkeiten.

Bedenke bitte, daß das ganze Farbspektrum verbogen ist, wenn ein Foto bei einer falschen Farbtemperatur erstellt wurde. Kunstlicht bei Tageslichteinstellung (oder -Film) führt zu den beschriebenen Falschfarben. Die eigentlichen Originalfarben sind entweder nicht mehr oder verfälscht erhalten. Wenn Du jetzt biegst, werden manche Farben besser, aber andere massiv schlechter.
 
wenn irgend möglich lass Dir die Bilder im RAW-Format liefern. Mit Adobe Lightroom (z.Zt. als kostenlose der Beta-Version erhältlich) kannst Du wunderbar einen nachträglichen Weißabgleich vornehmen und die Schwierigkeiten, die Du oben beschrieben hast auf elegantere Art lösen...
 
wenn irgend möglich lass Dir die Bilder im RAW-Format liefern. Mit Adobe Lightroom (z.Zt. als kostenlose der Beta-Version erhältlich) kannst Du wunderbar einen nachträglichen Weißabgleich vornehmen und die Schwierigkeiten, die Du oben beschrieben hast auf elegantere Art lösen...

würde ich auch empfehlen oder Literatur ;)
 
shortcut schrieb:
und als grobe faustregel für gesunde hauttöne sei nur noch angemerkt, dass magenta immer ein wenig über yellow liegen sollte. und cyan hat bei hauttönen nicht viel drin zu suchen.

Toller Tipp ;)
Oder machst du nur Indianer?
 
Danke soweit.
stefan-at-work schrieb:
wenn irgend möglich lass Dir die Bilder im RAW-Format liefern
Zu einem solchen Luxus komme ich nicht. Ich mache keine Hochglanzmagazine und bin schon froh, wenn das Foto von jemandem gemacht worden ist, der weiss wie man eine Kamera bedient.

rpoussin schrieb: Bedenke bitte, dass das ganze Farbspektrum verbogen ist, wenn ein Foto bei einer falschen Farbtemperatur erstellt wurde.
Genau um solche Fotos geht es mir in erster Linie – extrem gelbstichige Aufnahmen von Veranstaltungen, die dann auch noch relativ schlecht komprimiert sind.. Wie gehst du in so einem Fall vor?

@don.raphael
Danke dir, genau so habe ich mir eine Antwort vorgestellt. Kannst du deine Vorgehensweise bisschen detaillierter beschreiben? Vor allem dazu:
...ziehe das bild auf (gradkurven in rgb) und gebe noch etwas schwarz hinzu (gradkurven in cmyk).
 
und als grobe faustregel für gesunde hauttöne sei nur noch angemerkt, dass magenta immer ein wenig über yellow liegen sollte. und cyan hat bei hauttönen nicht viel drin zu suchen.

für offset? ich als alter repro-litho-graf würde mir diese werte aber noch einmal sehr gründlich überlegen.
rote köppe sind nicht schön anzusehen.
und nur schwarz für dunkle hautpartien, das kann nicht freundlich aussehen.
sorry, aber was du da für werte anpreisen tust ist für zeitungsdruck und hat mit isocoated nicht viel zu tun.


@fragesteller
hauttöne sind eines der heikleren angelegenheiten, es gibt auch nicht grossartige formeln oder spezifische korrekturen.
es ist alles erfahrungswerte, die nicht in einem satz platz haben.
grundsätzlich:
isocoated papier (offset gestrichen, gute qualität) mit gutgelauntem drucker (ohne gehts nicht :) )
heller hautton: wenig schmutzfarben (c&K) gelb über mag.
mittlerer hautton: 20%c 45%M 53Y 0-5%K
dunkler hautton: 35c 60m 70y skelettschwarz 5-35K je nach dunkelheit.
das sind nur beispielstöne und je nach sujet/druckmaterial/drucker/endergebnis immer abweichend.

digitalbilder meine erfahrung: von 100 sind 15 brauchbar, der rest ist nur mit masken, einzelfarbkorrekturen, gradientänderung, farbangleichung-trimmung, usm, einigermassen brauchbar.
schlecht-komprimierte verpixelte, total über-/unterbelichtet bilder gebe ich grundsätzlich zurück mit dem vermerk "unbrauchbar, bitte neues liefern". schliesslich hab man noch eine berufsehre
 
Zuletzt bearbeitet:
Genau um solche Fotos geht es mir in erster Linie – extrem gelbstichige Aufnahmen von Veranstaltungen, die dann auch noch relativ schlecht komprimiert sind.. Wie gehst du in so einem Fall vor?

Kenne ich ebenfalls zur Genüge, aus dem Messebereich. Es gibt keine allgemeine Vorgehensweise, weil oft der Mischlichtanteil hoch ist. Aber schau Dir bei allem "Entgelben" auch immer die anderen Farben an, wie die sich entwickeln/verhalten. Oft hilft es als Anfang, bei der Sättigung die Gelbsättigung zu reduzieren.

Die Leute, die RAW's anfordern, haben keine Ahnung vom DirtyBusiness … :cool: :D
 
@superdave und rpoussin
Danke für die hilfreichen Tipps.

Ich habe ich noch was lesenswertes gefunden. Es geht zwar um Digitalfotografie, im zweiten Teil der PDF ist aber viel nützliches zu unserem kleinen Thema hier dabei.
http://www.eci.org/eci/downloads/ECI-de/digitalfotografie/Digipix3_V301.pdf

Und um das ganze bisschen spannender zu machen:
Ich habe mal einen Vergleich bearbeitet/ unbearbeitet hochgeladen – von einem der besseren Fotos, die ich so bekomme. Ich stelle das jetzt einfach mal hier rein, weil ich weiss, dass die Personen auf dem Foto nichts dagegen haben und weil das hier so eine kleine vertrauenswürdige Community ist :)
Unbearbeitet (ca. 400KB)
Bearbeitet (ca. 400KB)

Mich würden Meinungen/ Verbesserungsvorschläge interessieren. Ich habe hier nichts retuschiert, mir ist klar dass die Farbverläufe z.B auf der schwarzen Hose oder auf dem grauen Anzug noch nicht optimal sind. Mir geht es hier um Farbe, Hauttöne, Helligkeit-Kontrast und allgemeine Drucktauglichkeit. Das Foto soll im Druck 8cm breit sein und wird nach ISO Coated konvertiert.
 
Zuletzt bearbeitet:
Finde ich gut gelungen. Bist engagiert :p .
Dann spiele ich jetzt mal den netten, konstruktiven Kunden.
8 cm Breite ist nicht besonders groß. Je kleiner das Bild, desto mehr kann man auch mal übertreiben. Was mir etwas fehlt ist Farbe (siehe Hauttöne), Tiefe (siehe Regal) und Schärfe insgesamt. Besonders schärfen kannst du bei so einer kleinen Abb. ruhig etwas mehr. Auch wenn es in 100% auf dem Bildschirm schon zuviel wirkt. Wenn das Bild später auf weiß steht, ohne Rahmen, hast du oben rechts im Fenster keinen Abschluß und das Bild sieht angefressen aus. Also besser etwas Ton reinlegen.
Ein Quick & Dirty Beispiel, wie ich mir das denke. Nicht auf JPEG-Krissel und Abrisse achten, habe ich auch nicht.

Beispiel

Gruß
Roland
 
Danke für die Mühe. Zu deinem Beispiel: was hast du mit den Farbstörungen an Anzug und Hose gemacht? Maskieren->Sättigung verringern? "Farbstörungen entfernen" greift bei dem Bild anscheinend nicht.
 
Hallo

Die Hose hab ich ausgewählt und mit dem Kanalmixer bearbeitet. Der Blaukanal war da gar nicht zu gebrauchen. Den Anzug habe ich nicht maskiert. Um Zeit zu sparen habe ich den nur, mit neutraler Farbe, mit dem Pinsel (Modus Farbe) übermalt. Kann man IMHO machen, unter dem Gesichtspunkt "Das Bild wird sehr klein und ich habe nur 5-10 Minuten Zeit, was aus einem Bild rauszuholen".
 
naja, shortcut, es kommt immer auf die mischung drauf an. aber m über y, das kommt mit einem normal isocoated eher so als hätte die gedruckte person einen 42km lauf hinter sich. nicht wirklich schön, oder?
 
naja, shortcut, es kommt immer auf die mischung drauf an. aber m über y, das kommt mit einem normal isocoated eher so als hätte die gedruckte person einen 42km lauf hinter sich. nicht wirklich schön, oder?

wandlung nach cmyk erfolgt mit erhöhtem schwarzaufbau, m liegt ETWAS etwas über y, so wenig c als möglich. damit fahre ich eigentlich ganz gut. mehr wollt ich gar nicht gesagt haben...
und es kommen keine sioux oder apachen dabei heraus...
hugh! habe gesprochen!
 
und ich habe auch geschrieben, das diese toneinstellung ideal für zeitungsdruck ist. inklusiver erhöhtem schwarzaufbau. mehr nicht. :D
wobei hamburger eher einen rötlichen gesichtston wollen, als südlicher gelegene länder :D (muss dir daher rechtgeben, da ich auch schon in einem HH reprobetrieb kurzzeitig beschäftigt war).
 
also ich versuche die Hauttöne via <selektive Farbkorrektur zu verbessern.

Wenn ich zuviel C habe, dann regle ich C bei den Rot und Gelbtönen um ca. 30-50% herunter und erhöhe etwas M und Y ca. 2-5%

so als groben Wert habe ich dann
C 10 - 35
M 40 - >60
Y 40 - 75
K möglichst gering <10 auf alle Fälle

wobei M und Y in etwa gleich viel ist.

so kommt es auf meinem R800 ganz gut.

Aber ich bin da auch noch sehr unsicher.

Kennt jemand eine gute Schulung in Sachen CM?

Gruss
franke
 
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