claudiac schrieb:
@Hackmack
da muß ich leider wiedersprechen. Es gibt keinen richtigen Andruck in der Auflagenmaschine bei dem der Kunde einen Bogen zur Farbkontrolle bekommt und den er später bei der Produktion der Auflage als Farbmuster mitgeben kann. Die Alternative ist das persönliche Farbabstimmen der Grafikers bei der Auflagenproduktion an der Druckmaschine dh ich kann subjektiv entscheiden welche Farbe der Drucker stärker bzw. schwächer fahren soll.
Wenn du viel zusätzliches Buget hast ist es natürlich möglich eine Kleinserie zu bestellen und diese als Andruck zu bezeichnen. Halte ich allerdings bei den Stundensätzen einer Druckmaschine für absolut irrelevant (Vorstufe wie Plattenkopie + Material nicht zu vergessen). Ich kann ja nicht für ein 16seitiges Streuprospekt mit ca 1 Mio Auflage eine Vorauflage in der Rollenoffsetmaschine produzieren lassen. Da muß schon ein normales Proof reichen!
Claudiac, leider läuft es noch oft genug so, wie Du beschrieben hast: Der Drucker als Hilfslithograf oder auch "Farbmanagement an der Druckmaschine"
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Mittlerweile setzt sich aber immer mehr der Prozess-Standard Offsetdruck durch. Darin sind alle Parameter standardisiert und jede professionelle Druckerei und Lithobude sollte sich daran halten, wenn der Kunde nicht ausdrücklich irgendwas anderes wünscht. Wie gesagt, der Drucker hat dann einen Proof vorliegen, den er auf jeden Fall erreichen kann und man spart sich im Zweifelsfall das individuelle Profilieren jeder Druckmaschine für jede Papiersorte. Sehr gute Druckereien machen das zwar so, aber für die Standarddruckerei ist das ein zu großer Aufwand (teuer!).
Wenn Du im Druck beispielsweise von den Standard-Farben nach ISO 12647-2 abweichst (stärker pigmentierte Primärfarben wie Aniva etc.), dann solltest Du die Maschine-Farbe-Papier-Kombination profilieren. Auch bei frequenzmodulierter Zufallsrasterung bringt Dir der Standard-Offset wenig, ansonsten: Alles nach Standard, bitte.
Die Maschinenandrucke auf der Produktionsmaschine sind sowohl im Bogen-, als auch im Rollenoffset durchaus üblich. Natürlich betreibt man bei Rollenmaschinen wegen der hohen Stundensätze und der Extra-Rüstzeiten ein hochqualitatives Farbmanagement, um hier kostengünstig das Druckergebnis hervorsagen zu können. Meistens haben Rollendruckereien auch nur eine handvoll Papiere im Angebot, das lässt sich prima mit wenigen Profilen beschreiben. Tiefdrucker sind in der Vorhersage des Druckergebnisses sogar noch penibler, da sind die Genauigkeiten der Proofs höher als die unvermeidbaren Toleranzen des Drucks.
Im Bogenoffset ist der Maschinenandruck aber nicht so kompliziert und teuer. Die Heidelberger Speedmaster hat teilweise sogar ein Extra-Programm für Andrucke. Wenn Du sowieso den ganzen Tag nach Standard druckst, nimmst Du direkt nach einem Auftrag mit dem gewünschten Papier die Platten für den Andruck in die Maschine, startest das Programm und die Maschine schaltet nach und nach die einzelnen Druckwerke hinzu, so dass Du verschiedene Bogen mit den einzelnen Farbauszügen in Farbe bekommst, danach zweifarbige Zusammendrucke (zum Prüfen der Farbannahme auf mit der speziellen Papier-Farbe-Maschine-Platten-Kombination) und anschließend den vierfarbigen Komplettdruck. Wie gesagt, so'n Set kostet auf der SM 52 ungefähr 400 Euronen plus Eichels Märchensteuer. Natürlich ist das Kleinformat der SM52 preiswerter anzudrucken, als ein ganzer Bogen auf einer SM102, aber es ist bei teuren Jobs durchaus üblich. Bevor man 20.000 Euro in den Sand setzt, lege ich lieber noch was drauf und kann ruhiger schlafen.
Bei dem Andruck geht es gar nicht so sehr darum, das Druckergebnis endlos genau zu sehen, sondern man kann so viele Parameter prüfen, die ein Proof noch nicht wiedergeben kann ... aber das führt jetzt zu weit.
Früher stand ich auch noch bei jedem Job neben der Druckmaschine, aber wirf mal einen Blick in den Medienstandard Druck vom BVDM (
www.bvdm.org). Wenn Du eine Druckerei findest, die den Standard beherrscht, sparst Du eine Menge Zeit und Geld, weil Du die Farbwirkungen anhand des Proofs bestens beurteilen kannst. Das gilt natürlich nicht für supergenaue Jobs (z.B. Modekataloge, Schmuckprospekte, Autobroschüren), aber für normalanspruchsvolle Jobs geht der Trend eindeutig in diese Richtung.
Sonnigen Sonntag!