bildbearbeitung/litho > ungestrichene papiere

An rossi & hackmac

habe "nur" mitgelesen. Wollte mich aber auch an dieser Stelle mal für die "geilen" Tips bedanken. Sehr Informativ und lehrreich...und vor allem auf hohem qualifiziertem Niveau


Pixies
 
Tja, Standards schön und gut. Leider hängt es trotzdem vom Drucker ab wie das Ergebnis ausfällt. Hab einige Jahre als Betriebsleiterin einer Druckerei gearbeitet. Die traurige Warheit ist immer noch Folgende: aufgrund der knappen Kalkulationen sind Drucker gefordert möglichst viel Ouput mit geringem Zuschuß in kurzer Zeit zu bringen. Da wird mit den normalen Einstellungen gefahren und wie es dann aussieht ist fast egal.
Wenn sich der Kunde auf das 100%ige Erreichen der Proofs pocht gibt es genügend Ausreden warum dies dann nicht erreicht wurde (anderes Papier, nicht od falsch berücksichtigte Punktzunahme, Lack, schlechtes Ausdrucken wegen falscher Laufrichtung, schlechtes Wegschlagen der Farbe, usw). Nach dem Motto wenn der Kunde reklamiert gibts einen kleinen Nachlaß und das wars.
Wenn ein Kunde, der sich auskennt beim Maschinenanlauf dabei ist, ist das Ergebnis wesentlich besser, da hier wesentlich genauer abgestimmt wird. ZB das hintere Motiv braucht mehr Magenta und das vordere braucht weniger Magenta. Hier wird dann von den Standardwerten abgegangen und die Farbgebung vermittelt. Ohne Kunde würde der Drucker Standardwerte fahren und eine Motiv wäre 1a und das Andere furchtbar. Genauso sollten die Passer immer stimmen. Aber auch da wird (trotz der ganzen Elektronik) nicht immer optimal gearbeitet (beliebte Ausreden wenn es nicht paßt - Laufrichtung falsch, Papier war aufgrund der Luftfeuchtigkeit wellig, Papier läuft schlecht, Faltenbildung usw)
Bei Rollenproduktionen (Kataloge, Streuprospekte) wird Niemand auf dien Idee komme in einer 48Seiter Rollenoffsetmaschine einen Andruck zu machen.
Was sollte bei einem Andruck in der Druckmaschine abgesehen von der Farbe kontrolliert werden? Für den Ausschuß ist es eigentlich zu spät - den kontrolliert man genauso wie Text, Logo ect am Plott. Bei einer klebegebundenen Broschüre muß ich vorab beim Drucker wegen der Rückenstärke ein Blindmuster anfordern. Die Beschnitttzeichen am Druckbogen muß ich auch nicht kontrollieren - die benötigt der Buchbinder, und die diversen Kontrollkeile sind für den Kunden auch uninteressant

Grüße
Claudia
 
Zuletzt bearbeitet:
Claudia, genau da setzt der Prozess-Standard an. Wenn ich meine Druckmaschine im Griff habe, muss ich nicht mehr an der Maschine herumspielen, sondern drucke ganz genau nach Standard. Das setzt natürlich voraus, dass Litho, Plattenbelichtung und Druck aufeinander abgestimmt sind. Es gibt mittlerweile so etwas wie Kontraktproofs und durch die ISO-Normen ist hier auch eine Rechtssicherheit geschaffen worden. Wenn ein Drucker einen verbindlichen Proof erhält, muss er auch ein Druckergebnis abliefern, das innerhalb der Toleranzen des Offsetstandards liegt. Im Prozess-Standard sind für die Volltondichten der Primärfarben die Sollwerte zum einen als Delta-E-Wert festgelegt, als auch korrespondierende Dichteschwankungen. 68,3 % einer Auflage müssen diese Werte einhalten, 27,1 % dürfen die doppelte Toleranz aufweisen, 4,3 % um das Doppelte und nur 0,3 % dürfen darüber liegen.

Wenn ISO 12647-2 im Auftrag vereinbart wurde und eine Druckerei sich regelmässig nicht daran hält, dann sieht's für die nicht so dolle aus. Die Konsequenzen kann sich wohl jeder vorstellen.

In einem Proof kannst Du z.B. keine Informationen über die Farbannahme ablesen. Bei manchem Motiv ist es deshalb sinnvoll, KMCY zu drucken anstatt KCMY. Aber wie gesagt, ein Maschinenandruck macht nur dann Sinn, wenn wirklich allerhöchste Qualität gefragt ist. Wenn ich mich zusätzlich zu den teuren Maschinenstundensätzen auch noch an die Maschine stellen muss, um darauf aufzupassen, dass der Drucker seine Arbeit richtig erledigt, dann stimmt da irgendwas nicht und diese Leistung kann ich bei Standardaufträgen meinen Kunden kaum verkaufen. Ich werde aber nach der Qualität der Druckprodukte beurteilt, von daher haben sowohl die Druckerei als auch ich ein ernstes Interesse an einwandfreien Produkten.

Es ist aber wirklich eine große Frage, welchen Anspruch Du an die Drucksachen stellst. Zeitungsbeilagen werden sicher nicht mit einem so hohen Aufwand gefertigt wie Bildkataloge. Nicht für jeden Job stellt der Kunde einen Aufpasser neben die Druckmaschine.

Aber jeder hat seine eigene Arbeitsweise und ich will hier nicht missionieren, sondern microboy nur bei seinem Uncoated-Problem helfen. Im Zweifelsfall würde ich den Job, wenn der Kunde unbedingt Naturpapier haben möchte, kurz auf Originalpapier andrucken lassen, um das Ergebnis visuell beurteilen zu können. Das ist preiswerter und schneller, als neue Profile zu erstellen - zumal die wenigsten Proofsysteme mit Auflagenpapier klarkommen. Will der Kunde diese 400 Extra-Euro nicht ausgeben, dann würde ich mich auf diese Farblotterie nicht einlassen.

Wenn Du Dich durch mein Statement irgendwie angegriffen gefühlt hast - sorry. Jeder hat halt seine eigenen Erfahrungen. ;)

Friedvolle Grüße,
rossi
 
Zuletzt bearbeitet:
Zurück
Oben Unten