Aloha!
Tolle Sache, wenn man während des Studiums "echte" Projekte machen kann und neben der gesammelten Erfahrung dabei auch was verdienen kann. Die AGD-Preise als Student bei wenig bis gar keiner Erfahrung aufzurufen, finde ich dabei aber etwas vermessen. Ich würde so da ran gehen:
Primäres Ziel: Erfahrung sammeln
Sekundäres Ziel: Etwas Cash machen ohne die Marktpreise zu sehr zu verfälschen und ohne sich ausnutzen zu lassen.
#1: Erste Euphorie beiseite tun
und den genauen Umfang des Auftrages ermitteln:
Briefing-Interview führen und alle relevanten Infos geben lassen bzw. abfragen (Ziel, Vorgaben, Dauer, Ansprechpartner & Entscheider, Budget)
#2: Rebriefing beim Kunden vorlegen:
Erkläre in einem ersten, groben stichwortartigen Konzept, wie du die Aufgabe verstanden hast und wie du sie umsetzen möchtest, ohne zuviel zu verraten (Grobentwurf des Designs/Layouts mitschicken). Drösel dabei die Tasks und Meilensteine auf und nenne deine Aufwandsschätzung (dabei dürfte wegen fehlender Routine und Erfahrung die Zahl die du dem Kunden nennst und die Zeit die du wirklich brauchst nicht deckungsgleich sein. Es geht aber um die Zahl, die du als Faktor für dein Honorar ansetzen willst. Z.b. 100 Stunden x Stundensatz nennst du dem Kunden, in Wirklichkeit sitzt du aber 213 Stunden dran. Später als Profi wäre das zwar auf Dauer tödlich, aber für den Anfang reicht es vielleicht, wenn man primär Erfahrungen sammeln will). Vorteil: Du machst die Marktpreise nicht kaputt und kompensierst es mit Mehrarbeit...
#3: Angebot erstellen:
Wenn der Kunde OK signalisiert, erstelle ein schriftliches (!) Angebot, in dem nochmals der Umfang, die Dauer und das Ziel beschrieben ist. Es muss klar sein, was du abliefern sollst und wann der (Werk-)Vertrag erfüllt ist. Kunden, die ständig Nachbesserungen haben wollen und diese wegen einer mangelhaften Absprache auch einfordern können, können ein Fass ohne Boden und somit tödlich sein (Zeitdiebe, nervig und demotivierend).
#4: Umsetzung mit regelmäßigen Feedbacks/Reports/Arbeitsergebnissen an den Kunden:
Ist er zufrieden? Alles auf Kurs und nix läuft aus dem Ruder oder muss korrigiert werden? Der Umgang mit dem Kunden und Projektmanagement ist fast genauso wichtig, wie das Ergebnis. Hier entscheidet sich mit, ob man weiter empfohlen oder nochmals gebucht wird oder ob das eine einmalige Sache war.
Noch mal zu deiner Kernfrage: Was kannst du berechnen?
Wenn du den Aufwand ermittelt hast (s.o.) musst du auch deinen Stundensatz ermitteln. Jemand der davon leben können muss, muss da einiges berücksichtigen: Monatliche Kosten Büro (Miete, Technik, Auto, Strom, Umsatzsteuer, Gewerbesteuer (oder Freelancer?), etc.), Puffer für schlechte Zeiten, Puffer für unberücksichtigte Situationen, Marge (man will ja nicht nur plus-minus Null rauskommen), persönlicher Verdienst für Lebensunterhalt (auch hier: Miete, Einkäufe, Versicherungen, Krankenkasse, Reserven, Einkommensteuer!!!!...). Wenn man das alles addiert, erhält man die Summe, die man monatlich einnehmen muss, um nicht pleite zu gehen und um seine Rechnungen bezahlen zu können. Teilt man diese Summe durch die Anzahl der Stunden, die man produktiv für Projekte verwenden kann (also nicht unbedingt 8 Stunden, wenn man 8-Stunden-Tage machen will, sondern eher 6 Stunden...), erhält man seinen individuellen Stundensatz.
Beispiel: Einnahmen Monat: 5000,- / 140 Arbeitsstunden = 35,- Stunde Netto. Plus Steuern, Puffer etc. ca. 50-60 Euro / Stunde.
Das ist weniger, als der AGD aufruft und auch weniger, was eine große Agentur haben will, aber üblich im Markt für Freelancer. Wenn man richtig gut ist und ein alter Hase und sich einen Namen gemacht hat, kann man auch 80 oder 100 oder 150 pro Stunde fordern, aber man muss auch erstmal einen schmerzfreien Kunden finden, der das bezahlt.
In dem Sinne: Immer auch etwas Fingerspitzengefühl einfliessen lassen und auf den Bauch hören, sich aber auch nicht unter Wert verkaufen. Die bekannten "Projektpreise", die der Sohn des Bekannten um die Ecke macht (Webseite für 500 Euro) zerstören die Marktpreise ohnehin schon genug. Viel Spass, viel Erfolg und überhaupt!
Cheers, der Pete