AMNOG ist, soweit ich das aufgrund meiner Arbeit beurteilen kann, ein Kind der Pharmalobby. Jemand sagte mir, AMNOG habe die FDP verbrochen. Ich weiß es nicht. Was ich weiß, ist, dass AMNOG ein Stück aufgespießte S.cheisse ist.
Das AMNOG wurde in der Tat von von diesem FDP-Bübchen, das mal Gesundheitsminister war eingeführt, ist aber definitiv KEIN Kind der Pharmalobby, eher ein juckendes und eiterndes Ekzem im sonst so dicken Pelz der Pillenderher. Aus folgenden Gründen kann ich die fäkale Bewertung nur bedingt nachvollziehen:
Kurzfassung für AMNOG aus barryscher Sicht: Anstatt dass die Pharmafirmen ihre Preise EINFACH senken, implementieren sie einen riesigen Monsterapparat, der von allen Krankenkassen die Medikamentenrezepte verlangt, um daraufhin bestimmte Beträge zu erstatten, falls das Medikament überhaupt erstattungswürdig ist.
Ein tolles Festmahl für Consultingfirmen, die Tools und Schnittstellen für die Krankenkassen programmieren dürfen. Ein Festmahl für die Abrechnungsfirma, die sich jede Transaktion bezahlen lässt.
Ein IRRSINNSAUFWAND für die Krankenkassen, den WIR ALLE tragen müssen.
Der Knackpunkt ist, daß keine Pharmafirma EINFACH die Preise seiner Präparate/Wirkstoffe senken wird. Dazu geht es einfach um zuviel Geld von (unfreiwilligen) Konsumenten, die sich quasi durch den Wunsch nach Gesundheit in Geiselhaft befinden.
Es geht um dermaßen viel Kohle, die an dermaßen viele Beteiligten verteilt wird, daß eine Kontrolle unbedingt vonnöten ist. (An diesem Beispiel sieht man auch sehr deutlich, daß „Ethik“ ein Konzept ist, das in der Wirtschaft keine Rolle spielt. Widerwärtiges Beispiel:
Sovaldi/Sofusbuvir von Gilead gegen Hepatitis C.)
Das AMNOG ist nichts Anderes als ein (nach einem Jahr freier Verkäuflichkeit) erzwungener Prozeß zur Preisfindung für ein bestimmtes Medikament auf dem deutschen Markt - eben um die Patienten samt Kassen ein wenig aus der Geiselhaft zu befreien. Ich stimme Dir zu, daß es ein bürokratisches Monster ist, aber das sind fast alle harmonisierten Prozesse im Bereich der Zulassung und Preisfindung in der weslichen Welt. (Ich selbst habe schon einen Raum von ca 20 qm gesehen, vollgestopft mit dicken Leitz-Ordnern zu nur einem Impfpräparat gegen Grippe.)
Es ist eine Notlösung, eine unbeholfene dazu, aber mithin ein richtiger Schritt, um Pharmafirmen daran zu hindern, ein solidarisches Gesundheitssystem auszubluten und in Einfamilienhäuser, Universitätsausbildungen für Sprößlinge und Zweit-/Stillhaltewagen für Hockey-Muttis von Managern aus dem mittleren Pharma-Segment zu verwandeln.
Ich habe mich dereinst mal ausführlich mit Verhandlungsführern von Bayer unterhalten können, die mit als erste den Prozeß durchgemacht haben. Die Jungs haben geflucht, geackert, gefeilscht und offen über Vergeblichkeit und Frustration geredet. Es war mir ein Fest!
Bleib mir also fern mit Deinem AMNOG, Mcodd, das ist Teufelszeug. Ich vermute, dass Du für SIE arbeitest..
In der Tat arbeite ich ab Juni voraussichtlich für SIE - einen kleinen aber feinen Hersteller für onkologische Therapeutika. Die Präparate sind aber so personalisiert und für den einzelnen Patienten maßgeschneidert und der Maßstab so vergleichsweise klein, daß das AMNOG praktisch keine Relevanz hat.
EDITh zitiert zum
Nachdenken über Medizinethik.