Austausch "angemessene Honorare"

netmikesch

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Ich hoffe, ich finde auf diesem Weg jemanden, dem dem Produkt "Rotstift" etwas sagt und der/die mir seine einschätzung (als etablierter freelancer) dazu mitteilen kann.
infos zum rotstift gibts unter www.werbecheck.de - es handelt sich dabei um ein unabhängiges ranking von gestalterischen honoraren in den unterschiedlichsten disziplinen: corporate design, fotografie, messebau, illustration bis hin zu druckkosten..so weit so gut..
da ich nicht unbedingt zufrieden damit war/bin, meine gestalterische leistung quasi rein nach zeitaufwand zu kalkulieren, ohne große berücksichtigung von nutzungsumfang und betätigungsfeld des finalen produkts das ich dort bearbeite, hab ich mir also den rotstift besorgt und bin fast vom hocker gefallen, was dort als "gängiges honorar" gehandelt wird!

mich würde interessieren, wie ihr die dortigen honorare einschätzt! wieviel prozent der dortigen angaben kann man in der praxis tatsächlich veranschlagen? (NRW)
bzw. interessiert mich, wie ihr das handhabt: kostet ihr das gleiche, egal ob es sich bei dem auftrag um visitenkarten oder plakate handelt? wie berechnet ihr, ob das produkt in der firmenzeitung erscheint oder europaweit an die kunden des kunden geht?

hintergrund ist der, dass ich "gegen" eine Agentur um einen auftrag "pitche", der die gestaltung von 8 doppelseiten vorsieht, sowie die spätere adaption von weiteren 4 sprachfassungen in das gleiche layout (insgesamt also 80 seiten). wie immer bei solchen situationen will ich mich nicht sofort (auch in hinblick auf folgeaufträge) ins abseits kalkulieren, andererseits natürlich auch nicht total unter wert verkaufen..
bei adaption der ungeschönten rotstiftpreise wäre ich allein beim punkt "konzept" bei 2500 euro, was ich ziemlich heftig finde.

also: wer an einem austausch zum thema "honorare" interessiert ist - ich bin es jedenfalls sehr!
 
danke fürs feedback - den kannte ich aber schon. ;)

leider konnte ich nirgendwo infos dazu finden, wie ich das maß der nutzung meiner gestaltung preislich kalkulieren soll...
also ob es z.b. kurzzeitig regional verwendet wird oder langfristig europaweit..? thema "nutzungsrechte".

ein differenierung des honorars nach tätigkeitsgebiet (CI, Layout, EBV etc...) bekomme ich da ja noch vergleichsweise auf die reihe....
momentan benötige ich noch etwa genauso viel zeit für ein angebot, wie für den eigentlichen job =O
 
netmikesch schrieb:
(...)leider konnte ich nirgendwo infos dazu finden, wie ich das maß der nutzung meiner gestaltung preislich kalkulieren soll...
also ob es z.b. kurzzeitig regional verwendet wird oder langfristig europaweit..? thema "nutzungsrechte". (...)

Das ergibt sich doch aber aus der Kundenanfrage und aus dem Kunden selbst. Oder verstehe ich Dich falsch? Wenn Du für einen Reifenhändler um die Ecke ne Anzeige machst, dsann wird das wohl kaum europaweit geschaltet. Die unterschiedlichen Preisansätze sind im WerbeCheck-Ordner drin und im Etatkalkulator vom CC-Verlag ... mmmh ... weiß ich jetzt gar nicht mehr so genau. Da sind glaube ich Preisspannen von bis angegeben.
 
Ich denke man muss da auch differenzieren. Ich kann z.b. nicht von einem privaten
Musikverein und einem Pharmakonzern das selbe Honorar verlangen. Bei Anfrage
von einem Kunden informiere ich mich erst einmal durch die Hintertür über dessen
Solvenz. Dann kann man immer noch entscheiden, ob man den regulären Richtwert
oder einen niedrigeren Satz nimmt.

Nutzungsrechte sind allerdings ein Thema für sich, dort ist ja entscheidend ob diese
nur für den eigentlichen Auftrag ( z.B. bei Webdesign nur für das Netz ) oder für
alle evtl. hinzukommenden Verwertungen ( Abdruck der Website ) gelten sollen.

Allen die in dem Kontext Design und Gestaltung tätig sind, empfehle ich die
Mitgliedschaft in der AGD , dort kann man sich jederzeit mit seinen
Fragen an kompetente Ansprechpartner wenden.

:)
 
ja klar, ich kann den nutzungsgrad auf grund der kundenanfrage bennnen, kein problem: er ist europaweit für mindestens 1 jahr.
aber: wie klakuliere ich das angemessen in mein honorar mit ein???
plus 10%? plus 50% plus 2000%?

was mir am einfachsten fällt, ist eine kalkulation nach zeitaufwand, da ich dazu nur meine arbeitsgeschwindigkeit schätzen muss.
nehmen wir mal an ich komme via zeitaufwand auf einen gesamtpreis von (irgendeine zahl...) 1000 euro. inweifern müsste ich diesen preis dann noch an den hohen nutzungsgrad anpassen? (der rotstift ist mir da keine besondere hilfe, da die dortigen preise meiner meinung nach nicht von einem freelancer verlangt werden können)

ich hoffe, die problematik dieses angebots ist jetzt klarer geworden?! danke schon mal für dein feedback, sonnenkind
 
Lass uns anders rangehen, poste mal die Anfrage (natürlich ohne Namen oder andere Internas zu nennen) und wir kalkulieren hier den Preis. Wenn noch ein paar andere mitmachen, kann das ganz schön spannend werden. :)
 
nun gut: ist vielleicht das effizientere vorgehen.
Das wesentliche habe ich ja bereits genannt:
es sollen 8 Themenbereiche in form von 8 losen, doppelseitig bedruckter A4 Seiten gestaltet werden.
ist das layout ein mal erstellt wird das ganze noch in 4 weiteren sprachvarianten angelegt, d.h. dafür muss lediglich der text ausgetauscht werden.

texte und bilder werden gestellt (unformatiert bzw. rohscans in RGB)

die geplante auflage kenne ich noch nicht, gehe aber mal von grob von ca. 8 - 10 tausend A4 blättern aus (alle sorten zusammen).
die blätter werden in einer mappe zusammen gestellt und in ganz europa zwecks akquisition und information verschickt. man setzt diese infomappe also alternativ zu einer broschüre ein und kann dadurch den inhalt individuell für den kunden zusammenstelen (z.b. nur 5 der 8 themenbereiche o.ä.)

meine aufgabe ist der entwurf eines geeigneten basis-layouts, die gestaltung der 8 themenlayouts auf basis des basis-layouts und die adaption der gesamten sprachen in diese themenlayouts. außerdem die bearbeitung der gelieferten bildmaterialien die voraussichtlich "typisch mittelmäßig" sein werden.
meine arbei ist erledigt, sobald ich reingezeichnete, druckreife daten an den auftraggeber übergebe.
voila? was sagst du/ihr?
 
Also mal ganz auf die grobe Tour:

_ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _

Maximal ein Basislayout A4 (= der erste Entwurf sitzt), 4/4c, inkl. 2 Korrekturphasen (Text, Grafik), Festlegung.

Adaption von weiteren 7 Themen, gleiches Layout.
Inkl. 2 Korrekturversionen

Daraus folgend pro Infoblatt je 4 Textwechsler
=> 8 x 2 Seiten x 4 Sprachen = 64 Seiten
Inkl. 2 Korrekturversionen

Inkl. Bildbearbeitung (kein Composing, nur bei Bedarf Pfade etc, reine Produktionsaufbereitung), ca. 30 Bilder.

Inkl. Abstimmung mit dem Produktionsbetrieb zur RZ-Reife.

Einsatz, Nutzung und Verbreitung wie von Dir beschrieben.

_ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _

Ich kenne einen, der würde so ab 8000 netto dafür nehmen.
 
danke, dass ist aufschlussreich! (und: richtig, es sind 64 seiten! - nicht 80) ;)
um aber auf die anfangsfrage zurück zu kommen: wäre deine kalkulation identisch, würden die sheets nur regional in "dumpfbackenhausen" eingesetzt werden, statt in ganz europa? wie hoch ist ggf. der unterschied?

und wie sähe bei diesem auftrag (für dich) die prozentuale aufteilung des honorars ungefähr aus?
z.b. für die posten "entwurf", "layout 1. sprachfassung", "layout übrige sprachfassungen","nutzungsrechte", "EBV" o.ä....? was sollte man separat aufführen, was nicht?
(der auftraggeber hat anklingen lassen, das er das angebot entsprechend aufgeschlüsselt haben möchte)
vielen lieben dank schon mal!
 
Ich denke der Unterschied zwischen den Rotstift- und unseren Freelancerpreisen ist der, dass wir im Gegensatz zu "richtigen" Agenturen

- Keine Bürokosten zu zahlen haben
- Keine Angestellten haben
- Nicht in dem Ausmaß unsere Kunden hegen und pflegen müssen
- etc. etc. etc.

Da ich im Moment für eine kleine, 5+ Mann PR-Agentur die Website mache, sehe ich doch, was da los ist und auch, was den großen Unterschied ausmacht. Ich würde nicht einmal behaupten, dass diese Leute, wenn wir das selbe machen, tatsächlich effektiver oder besser wären - Okay, deren PR-Events könnte ich nie und nimmer alleine organisieren - aber ich persönlich würde mich bei so einer richtigen Agentur sicherer fühlen als bei einem Freelancer wie mir.

Und die monatlichen Kosten sind sicher enorm, das Büro hat eine gute Lage mitten in einem teuren Viertel der Stadt, die Angestellten sind von morgens bis abends im Büro, ständig werden Pakete, Briefe und Faxe rausgeschickt, die Kunden werden umhegt und umpflegt und wenn etwas gebraucht wird (scannen, it-service, etc), lässt man jemanden kommen und zahlt gegebenenfalls dafür. Im Gegensatz zu uns haben die nämlich keine Zeit sich persönlich um einen ausgefallenen Server zu kümmern.

Und was für Kosten habe ich? Keine.

Dementsprechend sehe ich es auch nicht ein, warum ich horrende Summen verlangen dürfte. Hätte ich höhere Nebenkosten müsste ich die Preise natürlich hochschrauben, aber jetzt 50 oder 100 Euro die Stunde zu verlangen ist völlig absurd.

Das Problem ist garnicht einmal, dass die Kunden das nie und nimmer zahlen würden (würden sie nicht, denn wenn sie Geld hätten, würden sie nicht irgend einen dahergelaufenen Freelancer nehmen ;)), sondern dass sie sicher niemals wiederkommen werden. Folgeaufträge könnte ich knicken, und das ist sogar noch weniger in meinem Interesse.

Kalkulier nicht gemessen an dem, was Agenturen nehmen, sondern an dem, was du nehmen kannst um davon leben zu können und was du selbst für angemessen hälst. Und dann eben je nach Kunde noch einmal was draufschlagen oder abziehen... Wobei ich es mir zur Gewohnheit gemacht habe, auf die Rechnungen lieber viele Stunden zu einem niedrigen Preis als wenig Stunden bei horrenden Honoraren aufzuschreiben. Keine Ahnung ob das nen Unterschied macht, aber ich find es so hübscher ;)
 
Natürlich will der Auftraggeber die Einzelpositionen sehen.
Was glaubst Du denn, wie man sonst eine Kalkulation erstellt? :D
Egal ob als erste Hausnummer über den Daumen gepeilt oder bis ins kleinste durchgerechnet.

Aber ein bissken Arbeit sollst Du ja auch haben, durch bloßes vorgekaut bekommen ist noch keiner reich und glücklich geworden. :cool:
 
blacksy schrieb:
aber jetzt 50 oder 100 Euro die Stunde zu verlangen ist völlig absurd.

Das Problem ist garnicht einmal, dass die Kunden das nie und nimmer zahlen würden (würden sie nicht, denn wenn sie Geld hätten, würden sie nicht irgend einen dahergelaufenen Freelancer nehmen ;)), )

Absolut daneben. Du veranschlagst, was Du wert bist und was Du vor Dir und dem Kunden vertreten kannst.
Und wenn Du Dich selber als „dahergelaufenen Freelancer“ bezeichnest, dann wirst Du auch beim Kunden so ankommen und wirst auch entsprechend honoriert.
 
tja, aller anfang ist schwer, Terego (vielleicht erinnerst du dich? ;)
umso mehr danke für die geleistet hilfestellung und dein quickanddirty angebot, dass mir wahrscheinlich mut gibt, selbstbewusst zu kalkulieren.

eine (vage,...allgemeine,...völlig unkonkrete, ...) aussage zu der frage des nutzungsumfang (europa etc...) und die auswirkng auf das honorar willst du mir aber nicht geben? :D *liebguck*
...oder hast du das nur "verschwitzt"? :cool:
 
dein avatar ist übrigens slightly einschüchternd... hat das methode? ;)
 
netmikesch schrieb:
dein avatar ist übrigens slightly einschüchternd... hat das methode? ;)

Wieso, es zeigt mich lachend! :D

Honorar europaweite Nutzung:
Man könnte es beim ersten Pitch gegen eine FullService Agentur als ”Kampfangebot“ betrachten und in diesen Preis mit einschließen. Aber auch so kommunizieren.

Ich wähle wohlgemerkt „könnte“ und beim genannten Honorar „ab“ 8000 Euro. Abwägen musst Du.

Viel Erfolg, wenn K= Köln ist, sind wir nicht weit auseinander (VIE).
 
Absolut daneben. Du veranschlagst, was Du wert bist und was Du vor Dir und dem Kunden vertreten kannst.
Und wenn Du Dich selber als „dahergelaufenen Freelancer“ bezeichnest, dann wirst Du auch beim Kunden so ankommen und wirst auch entsprechend honoriert.

Ich hatte es überspitzt ausgedrückt, aber was du sagst, stimmt wohl :)

Mhmh....... Ja, ich denke man darf sich wirklich nicht völlig unter Wert verkaufen, das verlangen was man für richtig hält und sich nicht von seinen Kunden einschüchtern lassen. Mit dem Preis runtergehen kann man schließlich immer noch. Aber auf der anderen Seite bekommt man doch schnell den Eindruck, dass in dieser Branche Preise stark schwanken und weniger an der Qualität als am Daumen des Anbieters ausgerichtet sind. Man denke da mal an die Website der Agentur für Arbeit die mal eben 15.000.000 gekostet hat und in fast jeder Hinsicht unterdurchschnittlich ist, während andere in ihren Agenturen wiederum für weniger als 10 Euro die Stunde jeden Tag 8 Stunden lang hochqualitative Produkte liefern müssen >_< Woran soll man das also messen?

Und dann ist da eben auch noch das Risiko, dass die Kunden abspringen, wenn der Preis zu hoch angesetzt ist. Natürlich gehört ein gewisses Selbstvertrauen dazu, ohne das kann man den Kunden ja auch garnicht gegenübertreten. Aber vor allen Dingen für Anfänger ist jeder Kunde Gold wert, und wenn auch nur einer abspringt, ist das schon sehr ärgerlich. Soll man es einfach riskieren?

Naja wie auch immer, ich höre einfach gespannt weiter zu, lernen kann man schließlich immer ;)

Was für ein Zeitaufwand ist das denn?

Bildbearbeitung ca. 30 Bilder: 30 x ?
Basislayout A4: ?
Adaption auf 7 weitere doppelseiten: 7 x ?
Adaption der 16 Seiten auf 3 weitere Sprachen: 16 x 3 x ?
Finales Korrekturlesen: ?
Abstimmung mit dem Produktionsbetrieb: ?
Eventuell zusätzliche Korrekturen und Änderungen: ?

80 Stunden oder mehr kommen da sicher zusammen. Wieviel will man dafür also nehmen? :D
 
Ich hab meine Hosen für diesen Strip schon ein Stück runtergezogen.
Jetzt sind erstmal andere dran, wenn sie tanzen können.
 
:) Ich tanze mit. Brauch aber etwas Zeit dazu und die habe ich jetzt gerade nicht. Mein Rechenergebnis heute abend.
 
Zuletzt bearbeitet:
Einfache Bildbearbeitung ca. 30 Bilder: 30 x 0.2 Stunden
Basislayout A4: 20 Stunden
Adaption auf 7 weitere doppelseiten: 7 x 2 Stunden
Adaption der 16 Seiten auf 3 weitere Sprachen: 16 x 3 x 0.5 Stunden
Finales Korrekturlesen: 5 Stunden
Abstimmung mit dem Produktionsbetrieb: 5 Stunden
Eventuell zusätzliche Korrekturen und Änderungen: 10 Stunden

~ 80 Stunden: 2500 ± 500 Euro, abhängig vom Kunden.

Damit könnte ich gut leben. Den Betrag sprech ich ab und bleib am Ende auch dabei, unabhängig davon ob es nun ein paar Stunden mehr oder weniger benötigt... Katastrophen wie komplettes Neu-Anfangen sind natürlich was anderes ;)
 
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