Ausbildung: Handwerk oder Kaufmann?

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Hallo Forengemeinde,

ich schreibe momentan eine Praxisarbeit über Personalplanung. Ein Punkt davon ist die Ausbildung. Ich habe mir schon reichlich Statistiken und Infos eingeholt und da ist mir aufgefallen das in den letzten Jahren immer mehr Jugendliche eine kaufmännische Ausbildung statt eine gewerbliche Ausbildung machen.

Woran kann das liegen?

Ich bin ja schon etwas aus dem Alter raus, deswegen kann ich das nicht ganz so gut einschätzen und da hier sehr viele Leute in dem entsprechenden Alter sind, dachte ich, ihr könnt mir da ein wenig auf die Sprünge helfen und eure Meinung zu dem Thema sagen.
 
Ich bin zwar auch schon ein paar Jahre raus aber ich vermute einmal, dass es im kaufmännischen mehr Geld gibt und die Arbeit ist natürlich auch körperlich leichter und "meistens" nicht so dreckig. Ferner haben die Handwerker (gerade auf dem Bau) auch ganz bescheidende Arbeitsbedingung. So schaute es zumindest bei mir vor 26 Jahren aus. ;)
 
Nach meinem Eindruck liegt es an den Händen, erstens möchten sich immer weniger die Hände schmutzig machen und zweitens werden die Hände immer ungeschickter.
Wenn ich im Betrieb sehe wie manche Lehrlinge Werkzeuge anfassen, einfach grausam. Da ist es dann auch kein Wunder mehr dass Schnellfraß (Fastfood) IN ist, der Umgang mit Messer und Gabel scheint nicht mehr gelehrt zu werden.
Dabei dürften die Chancen mit einem Handwerk durch die Welt zu kommen ziemlich Groß sein.
 
Heute ist auch eher ein Einblick in den Betriebsalltag möglich oder Standard.

Der Nachwuchs sieht einerseits Azubis im Blaumann vorm Schraubstock oder meisst stehende Arbeiter vor Maschinen, Lärm, Schmutz.
Andererseits die Bürofraktion vorm Computer sitzend, Telefon am Ohr und Kaffee aufm Tisch..

Noch Fragen ?
 
Wo möchte Mann lieber arbeiten?
Aufm Bau, bei 1600 Brutto umringt von 20 anderen, stinkenden Bauarbeitern - bei 30 Grad im Schatten...

Oder im klimatisierten Büro, bei 3200 Brutto umringt von netten Kolleginnen im schicken Mini...

Na fällt der Groschen? ^^
 
Ich habe beruflich mit dem Thema zu tun und beobachte das selbe. Handwerk hat kein Ansehen mehr, vielleicht eher noch auf dem Land, in der Stadt kaum.
 
Jo, es gibt mittlerweile mehr Leute in "verwaltenden Berufen" als die "zu verwaltenden". Der Trend geht schon länger so. Es lockt mehr Geld (oft), bessere Arbeitsbedingungen (im Büro musste nicht das Werkzeug aller 12 Gesellen saubermachen) und hinterher oft bessere Möglichkeiten (Stadt oder staatlich)..
 
Die meisten verbinden Handwerk halt immer noch mit malochen am Bau, was natürlich völliger Blödsinn ist... das beweisen die vielen Messen wo Handwerker ihre Produkte präsentieren... da sind Tischler dabei, die sich auf bestimmte Bereiche spezialisiert haben und z.B. nur noch hochwertige Designerstücke fertigen... Messermacher, die nach Kundenwunsch arbeiten, auch ein Goldschmied ist ein Handwerker, ebenso wie ein Vergolder, Keramiker, Hutmacher, Drechsler, Sattler usw. Die Auswahl ist riesig und gerade viele der "alten" Berufe haben sowieso Nachwuchsprobleme. Vor dem Studium habe ich auch eine Ausbildung als Typografikerin gemacht (inklusive "Hände schmutzig machen" beim Reinigen der Entwicklungsmaschinen) was ich auch eher als "Handwerk" sehe denn etwas anderes. Wenn ich wieder die Wahl hätte würde ich mich auf jeden Fall wieder für ein Handwerk entscheiden.
 
Wir erleben auf Ausbildungsmessen oft, dass sich einer nicht fragt, was möchte ich machen, was kann ich gut, was mache ich gerne, sondern: was bringt mir der Beruf, an Ansehen, Geld, Möglichkeiten.....so herum. Die Tochter meines Freundes steht gerade vor der Berufswahl, und den Satz: ich möchte das und das gerne machen, habe ich nicht ein einziges Mal von ihr gehört.

Wenn man z.B. Magazine liest, und da wird von dem und dem berichtet, das ist immer mindestens ein Marketing-Mensch, der viele Meetings hat. Nie ein Flaschner, z.B.
 
MITTWOCH, 16. JUNI 2010, 09:08 UHR

Handwerk verzeichnet Umsatzrückgang

Die Umsätze und die Zahl der Beschäftigten im zulassungspflichtigen Handwerk sind weiter rückläufig. Wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte, schrumpfte der Umsatz in der Branche im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 6,7 Prozent. Damit sind die Erlöse gegenüber dem jeweiligen Vorjahresquartal zum sechsten Mal in Folge gesunken. Auch waren Ende März 2010 rund 1,5 Prozent weniger Beschäftigte im Handwerk tätig als als noch zum selben Zeitpunkt 2009. Vor allem das Kraftfahrzeuggewerbe verzeichnete den Angaben zufolge einen deutlichen Umsatzrückgang von 14,7 Prozent.

Quelle: BILD
 
ich schreibe momentan eine Praxisarbeit - Ich habe mir schon reichlich Statistiken und Infos eingeholt und da ist mir aufgefallen das in den letzten Jahren immer mehr Jugendliche eine kaufmännische Ausbildung statt eine gewerbliche Ausbildung machen.

Woran kann das liegen?

Praxisarbeit schreiben, na toll.
Informationen bekommt man nur an der Front und nicht durch Statistiken.

Den stinkenden Bauarbeiter, welcher 6 halbe Bier konsumiert und den ganzen Tag mit der Schaufel in der Hand irgendwo in einem Eck rumsteht gibt es schon lange nicht mehr.

Heute sind Fachfrauen, Fachmänner gefragt und keine Deppen. Da geht es schon mit der Schulbildung los. Von 100 Bewerbern f. Industriemechaniker, kommen gerade mal 5 in die engere Auswahl. Der Rest kann nicht mal elementar rechnen, schreiben oder lesen. ( Das ist leider Tatsache in D )
Allgemeinbildung mal ganz aussen vor.

Nur ist es doch so, dass ein Handwerker, wenn er selber in einer Managerposition steht, mal lieber Jura + Betriebswirtschaft studiert hätte?
wg. d. immer schmäler werdenden Zahlungsmoral und Reingewinn-Raten.

Und da liegt der Hase im Pfeffer, weshalb Viele lieber einen kaufmännischen Beruf erlernen?
laut Bildzeitung, Gerhard Hörhan, wird die Mittelschicht nur noch verarscht.
Besser: In einer Mietwohnung wohnen und Geld arbeiten lassen, aber mit Hirn! ( leider funktioniert dieses Investment-Hirnfurz-Konzept nicht ganz in der Praxis, denn wer stellt die Häuser, inkl. Keller wieder hin? Der stinkende , bierlabende, gemeine Bauarbeiter:cool:

Letztendlich gilt die Frage: " Was mache ich mit ein, zwei Millionen im Sack als Handwerker bei einem Reingewinn von max. 2%"?
Der Kaufmann würde sagen: ja meih, da arbeite ich doch nix mehr bei 2%....da lege ich das Geld auf der Bank an und lege meine Beine hoch...":D
( vorsicht: Sati(e)re )
 
Ich habe mir schon reichlich Statistiken und Infos eingeholt und da ist mir aufgefallen das in den letzten Jahren immer mehr Jugendliche eine kaufmännische Ausbildung statt eine gewerbliche Ausbildung machen.

Woran kann das liegen?

Deutschelande ist ein Dienstleistungsland. die klassische Produktion ist zum großen Teil ausgelagert. Die Verwaltung und die Planung ist noch im Land. Das Handwerk ist sehr wichtig, aber wird mehr und mehr von Ausländischen Firmen/Facharbeitern (Menschen) erledigt.
Die Frage, die hier schon eingebracht wurde ist wichtig:

  • Was liegt mir?
  • Womit kann ich Geld verdienen?
Schnell kommt man zum Schluss, wenn einem das permanente Theoretische Lernen und die Dienstleistung liegt, sollte man schon versuchen etwas Kaufmännisches zu erlernen. Was aber nicht schaden kann ist, ein Handwerklichen Abschluss zu machen. Wenn man sein BWL beendet hat, kann man seinen Meister in z.B. Tischlerei nachmachen und eine eigene Firma gründen. Man hat das Handwerkliche knowhow und das Fachwissen seine Firma zu leiten :)
 
Die Chancen sind in beiden Zweigen relativ ähnlich. Es liegt immer an einem selbst, was man draus macht. Ich habe meinen Werdegang vom Azubi bei einem kleinen Elektrokrauter bis zum Schreibtischjob in einem großen Konzern nie bereut.

Man sollte sich aber im klaren sein, dass es mit dem Abschluss der Ausbildung noch lange nicht zuende ist. Wer sich nicht weiterbildet kommt auch nicht weit. ;)

Attraktiver ist für viele allerdings wahrscheinlich der kaufmänische Zweig.
 
Ich kenne einige Handwerker aus verschiedenen Bereichen (Elektriker, Hoch-Tiefbau/Sanierung/Renovierung/ ... und die werden dir alle ähnliche Sachen erzählen, je nach Fachrichtung:
-Zu wenig Aufträge, viele geizige Leute
-Viele Betrüger ('Machste das hier auch noch ... Was? Dafür bezahlen?')
-Noch mehr Betrüger (Vertrag aufgesetzt => Leistung erbracht => Auftraggeber meldet Privatinsolvenz an)

Da sind echte Multitalente drunter, von der Außentreppe über die Kabel in der Wand und Fliesen im Bad machen die dir alles und richten dir sogar die Wohnung nach dem Umzug ein inkl. Maßarbeit. Möchten oder brauchen die meisten Leute aber heute anscheinend nicht mehr.

Ich würde dann eher dazu tendieren irgendwas in die Richtung Maschinenbau/Industrie zu lernen, da werden ja schließlich auch Fachkräfte gesucht.
 
Ich arbeite zurzeit in einem großen Chemieunternehmen und kann von dort nur sagen das die Leute die eine kaufmännische Ausbildung gemacht haben keine Festeinstellung bekommen haben da der Markt gerade voll von Kaufmännern/frauen ist.

Ich persönlich würde dir ehr eine Ausbildung Richtung Maschinenbau bzw. Industrieberufe empfehlen.
 
Ich selber möchte ja keine Ausbildung machen, ich studiere und schreib jetzt eben meine Praxisarbeit im 4. Semester ;)

Aber im großen und ganzen sind ja die Gründe gleich, wie ich es mir schon denken konnte. Hätte aber nicht gedacht das es wirklich so eintrifft.
 
Das Problem solltest du auf eine Region beziehen. Für die Stadt Hamburg beispielsweise gelten andere Ursachen als für den Bundesdurchschnitt. Fakten sind gut dokumentiert, etwa hier: http://www.hamburg.de/contentblob/1594852/data/ausbildungsreport-datei.pdf. Hier liegt der Grund vor allem in der Gewerbestruktur, Hamburg ist eine Handels- und Dienstleistungsmetropole, der Handwerkeranteil lag im Bundesvergleich schon immer an letzter oder vorletzter Stelle. Die Zahl der Handwerksbetriebe sinkt hier seit Jahren, damit auch die Zahl der dort Angestellten allgemein und selbstverständlich die der angebotenen Ausbildungsplätze.

Bei der hiesigen Handelskammer landen jährlich mehr als 10.000 neue Ausbildungsverträge, bei der Handwerkskammer sind es weniger als 3.000 - ein Drittel der Hamburger Schulabgänger hat keinen oder einen Hauptschulabschluss, für die ist es fast ausgeschlossen, in einen kaufmännischen Beruf zu gelangen.

In diesem Jahr haben wir hier einen doppelten Abiturjahrgang wegen der Verkürzung der Schulzeit auf zwölf Jahre, das gibt starke Konkurrenz. Denn die drängen durchaus in den Handwerkermarkt: nicht wenige, die Architektur studieren wollen, lernen zuvor Zimmermann, wer später auf eine renommierte Hotelfachschule will, lern erst mal Koch oder Restaurantfachfrau, sogar (wirklich wahr) Abiturientinnen lernen Bäckereifachverkäuferin, wenn sie später eine Filiale ihres Biobäckers übernehmen wollen oder vorhaben, sich selbstständig zu machen.

Den Hauptschülern ist allermeistens klar, dass sie nur in handwerklichen, pflegenden, Verkäufer- oder Gastronomie-Berufen unterkommen. Tatsächlich sind die fast immer zuerst genannten Berufswünsche in der Klientel bei den Jungs Kfz-Mechatroniker und bei den Mädchen Friseurin (eigene Erfahrung, ich arbeite in der Berufsorientierung). Den Jungs kann man diesen Zahn gleich ziehen, denn sie kommen in der Berufsschule nicht mit, wo fast nur Realschüler in den Klassen sitzen. Die haben keine Angst, sich die Hände schmutzig zu machen, sie sind in der Konkurrenz zu schwach.
 
In diesem Jahr haben wir hier einen doppelten Abiturjahrgang wegen der Verkürzung der Schulzeit auf zwölf Jahre, das gibt starke Konkurrenz. Denn die drängen durchaus in den Handwerkermarkt: nicht wenige, die Architektur studieren wollen, lernen zuvor Zimmermann, wer später auf eine renommierte Hotelfachschule will, lern erst mal Koch oder Restaurantfachfrau, sogar (wirklich wahr) Abiturientinnen lernen Bäckereifachverkäuferin, wenn sie später eine Filiale ihres Biobäckers übernehmen wollen oder vorhaben, sich selbstständig zu machen..

die Zeiten sind vorbei; viele Unternehmer stellen keine Lehrlinge ( Azubi klingt scheixxe) mit Abitur ein, weil diese später nach der Ausbildung abhauen; zb. bei Banken; dort werden Realschüler bevorzugt.
Selbiges in Industriebetrieben, weil interne Schulungen teuer/zeitaufwendig sind. Was soll ich in einen depperten Abiturienten investieren, wenn dieser eh abhaut, wg. Studium usw.
nö, ich stelle auch keine Abiturienten ein. Viele können nicht mal elementarste Berechnungen erstellen, dank Playstation, pc-Kram, Dauerberieselung usw.
Fazit: der heutigen Allgemeinjugend geht es zu gut; die chinesische Konkurrenz ist da härter. Die stechen sich um 2 Uhr morgens bei der Lernerrei noch den Zirkel in den Oberschenkel, nur um wach zu bleiben.
Da haben sich die deutschen Jugendlichen einfach zu sehr zivilisiert und angepasst.
Im Prinzip gilt: man arbeitet nicht körperlich, sondern man lässt arbeiten.
Alte Regel: wer wenig lernt im jungen Leben, muss mehr schwitzen im alten Leben. Vorteil: man spart sich die Saunakosten + Wellness + GYM


Den Hauptschülern ist allermeistens klar, dass sie nur in handwerklichen, pflegenden, Verkäufer- oder Gastronomie-Berufen unterkommen. Tatsächlich sind die fast immer zuerst genannten Berufswünsche in der Klientel bei den Jungs Kfz-Mechatroniker und bei den Mädchen Friseurin (eigene Erfahrung, ich arbeite in der Berufsorientierung). Den Jungs kann man diesen Zahn gleich ziehen, denn sie kommen in der Berufsschule nicht mit, wo fast nur Realschüler in den Klassen sitzen. Die haben keine Angst, sich die Hände schmutzig zu machen, sie sind in der Konkurrenz zu schwach.

auch völlig falsch; gerade im Handwerk/Industrie sind Haupt-/Gesamtschüler gar nicht mehr vermittelbar; so ungefähr wie der katholische Glauben in Deutschland aktuell.
Realschüler werden bevorzugt eingestellt. Was will ich auch mit einem motivationslosen, ewigkranken, fingernägelkauenden EMO-Azubi ohne fehlendem Oberlippenbart?
Kenne zwei Betriebe, die stellen lieber Polen ein; die haben zwar keinen Beruf erlernt, aber die können zumindest was.
Viele Azubis haben auch gar zwei linke Hände und zwei linke Fieße:cool:

ich sag nur: mit Deutschland geht es berg-ab - die Zugesel Merkel und Westerwelle vorne drann. Die Zugochsen sind leider schon verhungert, weil das Futter nach Asien exportiert wurde.
 
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