so, das war richtig viel
starbuxx schrieb:
ich muss dir wirklich widersprechen. das ist ein klischee. ich studiere an einer technischen uni und habe schon etlich workshops mit kunsthochschulen zusammen gemacht. unter anderem auch die wiener 'bildende', und ich kenne auch leute von der 'angewandten'.
letzten endes kochen wir alle nur mit wasser und es ist m.E. sache des einzelnen studenten, wie künstlerisch, soziologisch, konzeptionell, strategisch oder technisch er arbeitet. unterstützung bekommt er an jeder hochschule und meist finden sich auch geeignete professoren und/oder assistenten die ihn fördern.
das waren meine erfahrungen bis 1998, und wenn es sich jetzt bessert, freut mich das natürlich.
die zeichensoftware bleibt immer nur ein werkzeug zur darstellung oder umsetzung der dinge die _vorher anhand von analysen, skizzen, modellen entwickelt wurden. ob und mit welcher software diese dinge generiert, visualisiert oder detailliert ergibt sich aus der art und weise der individuellen herangehensweise.
des weiteren kann man m.E. nach sagen, dass jede software immer nur fuer eine gewisse bandbreite innerhalb des gestaltungsprozesses zu gebrauchen ist. in der regel muss man sich seinen persönlichen weg suchen, ab wann und in welcher weise man innerhalb dieses prozesses software einsetzt.
welche software man beherrschen sollte, um später für die arbeit in einem büro qualifiziert zu sein, steht noch mal auf einem ganz anderen blatt.
ich habe z.b. ohne software studiert und merke nicht, dass das für einen guten entwurf viel vorteilhafter wäre, ausser natürlich die schnelligkeit, ihn umzusetzen. je später mit der software, desto besser, würde meine meinung sein. von anfang an angesetzt, wäre das eine ablenkung. ein mailverkehr mit der professorin für das visuelle und zeichnen an der tu hat mir aber den trend bestätigt. das sind ihre worte (ich hoffe sie hat nichts dagegen, das ich das hier poste):
'ich weiß, es sind viel zu wenig übungszeiten, und es liegt auch ein
bißchen an den studentinnen, die alle anderen fächer viel ernster
nehmen, wir haben sehr angangierte lehrende, die versuchen etwas zu
vermitteln, aber das digitale zeitalter übernimmt sehr viel an
zeit-kapazität, oft greifen die studierenden nach dem ersten
studienjahr keinen stift mehr an, das müßte weiter viel mehr gefordert
werden...'
viel mehr als um die ahnung der 2 und 3dimensionalität duerfte es bei einer mappe fuer die angewandte darum gehen, wie man zu einem thema, einer aufgabe stellung bezieht, welchen ausgangspunkt man sich sucht um mit dem thema umzugehen.
für die mappe magst recht haben, aber zum punkt: die architektenaufgaben sind in einem 3d-raum und den gilt es zu beherrschen. wie oft musste ich skizzen für absolventen machen, um ihnen zu visualisieren, wie z.b. komplizierte dachkonstruktionen ineinander fliessen.
das beste beispiel dafür sind die konstruktionen von raimund abraham, dessen entwürfe ich weitergeführt habe (er war in new york). da hat sogar ein statiker das handtuch geworfen.
ich wäre neugierig, wie ein architekt ohne 3-dimensionales vorstellungsvermögen das wohl gepackt hätte. sorry, muss mal kurz lachen

und das gefühl für 3d kannst leider kaum lernen.
handwerkliche schwächen (so lange sie nicht zu eklatant sind) duerften dabei eine untergeordnete rolle spielen. eine bleistiftskizze aus wenigen strichen kann fuer die mappe ebensogut sein wie ein barockes ölgemälde, solange das werk schlüssig ist.
natürlich spielen perspektive, bildaufbau, komposition etc. eine rolle. allerdings erst in der folge des 'stellung beziehens', denn die perspektive muss bspw. nicht 'flashig' sein, sondern den bezug des künstlers zu seiner darstellung vermitteln.
da wirst du sicher recht haben. ich habe die einsicht nicht, wie die mappen am besten zu verfassen sind. kann nur von den mir bekannten ergebnissen des studierens berichten.
man muss (soll sogar) das gebäude nicht von anfang an im kopf haben muessen, weil 1.) anfangs gar nicht klar ist, ob das resultat des entwurfsprozesses ueberhaupt ein gebaeude ist und 2.) das ergebniss das resultat eines prozesses ist, der schrittweise oder auch iterativ stattfindet und so das ergebniss in seinem verlauf immer weiter präzisiert.
sorry, muss wieder lachen. das gebäude/ein bau (was soll ein architekt sonst planen?) ist sicher ein prozess, nur wenn man kein klares bild hat, wie das auszusehen hat, entsteht zum schluss nur murx, an den nerven von allen zerrend.
schau dir mal die sachen von
frank gehry oder
zaha hadid, oder
foreign office architects, die den wettbewerb für yokohama port terminal gewonnen haben (btw, habe ich auch teilgenommen, daher kenne ich den entwurf bis zum detail) an. sowas kannst nicht einem zufall überlassen, weil sonst wird das einfach nicht funktionieren. glaube mir, so kann ein provinzarchitekt argumentieren (nichts gegen ihn). die spitzenleute lassen sich überhaupt nichts einreden. ein rem koolhaas diskutiert mal nicht mit dem bauherren etwaige alternativen. es soll so sein oder auf wiedersehen. so entstehen grossartige bauten.
und ich kenne auch genug 'no-name-planer', die mit entschiedenheit und klarer vision den ganzen prozess immer im griff haben, auch bei unvorhersehbaren ereignissen.
oder aber will man mit den mittelmässigen schwimmen, dann ok, entschuldige mich und nehme alles zurück.
ich werfe mal die (leicht provokante) these in den raum, dass derjenige, der ein gebäude von beginn an im kopf hat, nicht entwirft.(..)
und wer denn sonst? es tut mir leid, wenn man mit sowas aufkommt, dann hat er den beruf nicht richtig verstanden.
lese mal die texte, die prix/swiczinsky (coop himmelb(l)au) zu ihren entwürfen verfasst haben. abgesehen davon, ob man ihre architektur mag oder nicht, wenn man ein gebaüde nicht 'lebt', kann man nie richtig eine umsetzungsentscheidung treffen.
ich hatte mal eine kleine diskussion mit günter domenig gehabt. wir sind uns einig gewesen, dass ein architekturentwurf in maximum 2 minuten beurteilt werden kann. aber um so zu planen, muss man _alles_ im kopf haben.
ich bin bei weitem kein architekturgenie, aber als ich noch geplant habe, wusste ich von anfang an sogar schon die lösungen für schlüsseldetails.
wenn du aber den bauherren gemeint hast, dann kannst die vorstellung vergessen. er hat vor allem die vorstellung von einem gewinn (materiellen oder sonstigen) im kopf. je weniger er sich dann in die planung einmischt, desto beser für alle (und vor allem für das gebäude)
rob
update:
sorry für viel offtopic.
aber eines noch zur erklärung was ich meine: in der konzeptphase ist ein wunsch des bauherren. am ende der phase, nach der übermittlung aller wünsche, hat ein guter architekt ein gebäude (oder den sonstigen bau) schon vollständig im kopf. das ist der anfang des 3-dimensionalen, noch vor der entwurfsphase, die nur er weiter einleiten kann...