Arbeitsmarktsituation

Alter Schlawiner

Also ich bin ein wenig älter und fühl mich immernoch jung in der Branche
Jupp, glaube ich gern - blühe auch grad wieder auf. Hab mich von meiner alten
Agentur getrennt und mir eine kleinere, jüngere Gesucht - muß jetzt auch wieder
selber arbeiten ;) Muß erstmal wieder reinkommen, fällt grad etwas schwer (etwas
eingerostet), aber ich fühle mich wieder wohl ... ;)

Ich denke, da hat Al Recht - man muß sich immer selbst herausfordern, dann kann
man in dem Job auch lange jung bleiben, bzw. alt werden ...
 
"jüngere Agentur" ...
Meine "Frau" ist schon länger älter als ich ;)
 
schon klar, war ein joke, bin ja schließlich nicht mit dem klammerbeutel gepudert worden. :D
 
Weiß schon - "oller Haarspalter" *zurüchgescherzt* :D
 
Tz tz tz - irgendwie ticken doch alle gleich ...
Möglicherweise eine "Berufskrankheit"?
:D
 
Al Terego schrieb:
Das halte ich zu einem großen teil für eine realistische Einschätzung. Ich kann mich an die Zeiten vor einigen Jahre erinnern, als die Arbeitsämter jedem, der eine Perspektive suchte, nahelegten, sich bei „Incurricula“ etc. zum Mediengestalter umschulen zu lassen. Absoluter Schwachsinn, da zu diesem Zeitpunkt der Markt schon mehr als gesättigt war, die Vermittler keinen Schimmer, weder von Marktlage noch vom Berufsbild hatten.
Das sehe ich auch so. Gerade besagte Firma war ja wohl jahrelang der "Abräumer". Und dass die Leute nach ihrem Abschluss nichts können, hat sehr wohl mit der Dozentenstruktur zu tun und die hat wieder mit der Honorarstruktur zu tun. Für 20 EUR die Stunde kann niemand Profis dauerhaft engagieren.

Die einzigen Nutznießer waren die Umschulungsorganistationen, deren Wert ich sehr anzweifle (meine niedrige Meinung dazu habe ich schon mehrfach in der Vergangenheit hier im Forum rausgelassen). Nur soviel: Ich kenne persönlich nicht einen, der da rauskam und was kann. Nicht einen. Und ich kenne viele, wirklich viele Leute in der Branche, zumindest in meinem regionalen Umfeld (Düsseldorf, NRW).

Dass die Schulen aber nicht mehr zahlen können, hat wieder mit dem Arbeitsamt zu tun. Bei 2,50 EUR bis 5,50 EUR pro Stunde pro Teilnehmer, die das Arbeitsamt den Bildungseinrichtungen zahlt, sind keine bessere Honorare möglich.

Es gibt sicher welche, und ich wünsche ihnen wirklich von Herzen alles Gute mit ihrer Hopplahopp-Ratzfatz-Ausbildung. Sie können ja nix dafür, dass sich andere an ihnen gesund gestoßen haben, vom Arbeitsamt bezuschusst, das auch noch.

Dennoch kommt es auf den Einzelnen an. Viele Teilnehmer glauben, sie sitzen in einer Fernsehshow und glauben, der Dozent ist der Moderator. Ich hatte mal eine iranische Teilnehmerin, die trotz sprachlicher Schwierigkeiten die zweitbeste Abschlussarbeit angefertigt hatte. Wenn sie etwas nicht verstanden hat, hat sie gefragt, und wenn es nicht ausreichte, hat sie in drei Wörterbüchern iranisch-englisch, iranisch-deutsch und deutsch-englisch nachgeschaut. Deutsche Teilnehmer schafften es noch nicht einmal ihre Scripte ins Reine zu schreiben, treu dem Motto, der Dozent muss viel tun, damit ich viel lerne. Erst letztens hatte ich wieder so eine schöne Teilnehmerfrage: "Können Sie nicht eine Tabelle anfertigen, in der für alle Rasterweiten der Tonwertzuwachs notiert ist?" und meine Antwort war, "Können Sie diese Tabelle nicht selbst anfertigen?" Replik: "Das ist mir zu schwer, einfacher für mich ist es, wenn Sie es tun." Das war darauf auch meine Antwort. Und was man hier vielleicht heraushören kann, ist, dass ich als Dozent u.a. an ebensolchen Bildungsinstituten tätig bin und es irgendwie leid bin, vor einem denkfaulen, bequemen und überwiegend trägem Publikum die Perlen vor die Säue zu werfen. Das dazu.

Und jetzt der Beruf des Mediengestalters. Er gliedert sich in Print- und Webdesign, und darin in Designer und Operatoren. Die Operatoren sind die armen Würste, die die technisch nicht realisierbaren Entwürfe der Kreativen umsetzen müssen, die Designer sind die Kreativen, die meinen, mit Technik nichts am Hut zu haben. Nebenbei gibt es noch den Mediengestalter Audio/Video und den Datenbankentwickler.

Es ist vollkommen richtig, dass die meisten Mediengestalter arbeitslos sind. Das hat damit zu tun, dass sie auf die Arbeit warten. Irgendjemand soll Aufträge beschaffen und dann den Mediengestalter einstellen, der sie abarbeitet. Der Mediengestalter kann sich die Aufträge selbst beschaffen. Heisst unter Umständen klinkenputzen. Aber bei 2,2 Mio klein- und mittelständischen Unternehmen, die noch nicht im Internet sind, wird wohl ein Markt sein. Die großen Agenturen sind für solche Kunden zu teuer, und der Fleischereimeister um die Ecke freut sich wie ein Schneekönig, dass er seine eigene Webseite mit Frontpage zusammengeklatscht hat. Und genau da ist der Hebel anzusetzen. Wer schreiben gelernt hat, wird damit nicht zum Dichter, und wer HTML kann nicht zum Designer. Hier liegt Potential für Webdesign. Und wenn man da seinen Fuß in der Tür hat, klappts wohl auch mit den Folgeaufträgen für Print.
 
@ Petejo

Muß Dir da sehr beipflichten. Habe 1999 nebenberuflich einen Kurs zum DTP-Assisten gestartet. War schon etwas hart 3x die Woche 80km (einf. Strecke)
nach der Arbeit zu fahren. Hätte ich nicht zum gleichen Zeitpunkt eine Stelle in der Repro bekommen, wäre das voll in die Hose gegangen. Nur so ein Kurs oder Umschulung reichen nicht aus., damit bist Du in dem Fach alles andere als lebensfähig. Der zweite Punkt war aber der, daß meine damalige Kollegin (hat "8 Semester" Grafik-Design studiert) kein Wort mit mir geredet hat. Ja wie konnte ich auch so frech sein. Heute lach ich nur drüber. Wie kann jemand mit nem Studium in der Repro sitzen. Hab dann was besseres gefunden. Da ich dort allein für die Grafik zuständig war, begann mein "Lernprozeß". Kann heute sagen, daß es schon einige Jahre braucht, eh Du gut wirst.
Dann wollte ich weitermachen, habe Wochenendkurse für Webdesign besucht.
Der Kurs war ja wirklich toll. Nur als der fertig war, war ich nicht imstande eine Website mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln zu erstellen. Ich war so ausgepauert und auf einmal demotiviert. Ein anderer Grafiker oder Mediengestalter hat mir mal gesagt, daß er es mit dem Internet garnicht probiert weil er lieber auf seinem Gebiet ein As sein möchte. Ich glaub er hatte Recht...
 
Die Ausbildung/Studium ist immer nur der Grundstein der beruflichen Entwicklung.
Ein Troll ist, der denkt, nach der Ausbildung o.ä. komplett fertig zu sein und DER
Gestalter ... vor dem Herren zu sein. Das ganze Gegenteil ist der Fall: DANN fängt
die wahre Ausbildung erst an.
Ich bin ja der Meinung, daß man in der ersten 10 Jahren nach der Ausbildung erst-
mal auf "Wanderschaft" gehen sollte (hieß früher "auf der Walz"), um andere
Leute, ander Ideen, andere Arbeitesweisen usw. kenne zu lernen und daran zu
wachsen ...
ABER man wird NIE ausgelernt haben.
 
kemor schrieb:
Die Ausbildung/Studium ist immer nur der Grundstein der beruflichen Entwicklung.
Ein Troll ist, der denkt, nach der Ausbildung o.ä. komplett fertig zu sein und DER Gestalter ... vor dem Herren zu sein. Das ganze Gegenteil ist der Fall: DANN fängt die wahre Ausbildung erst an.
Ich bin ja der Meinung, daß man in der ersten 10 Jahren nach der Ausbildung erstmal auf "Wanderschaft" gehen sollte (hieß früher "auf der Walz"), um andere Leute, ander Ideen, andere Arbeitesweisen usw. kenne zu lernen und daran zu wachsen ...
ABER man wird NIE ausgelernt haben.

@kemor
das sehe ich genauso wie Du. Bin jetzt so gut 7 Jahre im Geschäft und lerne ständig dazu. Auf die Walz gehen, kann ich leider nicht mehr
1. glaub ich, daß ich zu alt bin
2. wohne im absolut ländlichen Raum (fahr eh schon 40 min ins Gesch.,in die nächste größere Stadt müsste ich mit'ner Stunde minimum rechnen)
Bin aber immer froh, wenn ich von manchen jungen Agenturen Sachen sehe.
So kriegt man mit, was läuft und kann immer wieder staunen...
 
"Auf die Walz" geht man ja nun kein Leben lang, aber in den Anfangsjahren nach
der Ausbildung kann man´s schon machen und ich finde das auch gut. Bei mir ist
es hoffentlich in naher Zukunft auch beendet und ich kann endlich zur Ruhe kommen.
Das heißt dann aber nicht, daß ich ausgelernt habe -nein, dann muß ich mir die
Infos anderswo besorgen - Zeitschriften, Internet, Austellungen, Kollegen usw.
 
kemor schrieb:
"Auf die Walz" geht man ja nun kein Leben lang, aber in den Anfangsjahren nach
der Ausbildung kann man´s schon machen und ich finde das auch gut. Bei mir ist
es hoffentlich in naher Zukunft auch beendet und ich kann endlich zur Ruhe kommen.

Genau das habe ich auch gemacht und kann es eigentlich jedem nur empfehlen.
Nach meiner Ausbildung zum Grafiker, die ich als Quereinsteiger aus dem Bereich Comic/Cartoon kommend
begonnen habe, bin ich erst mal fünf Jahre ins Ausland gegangen und habe mir den Wind
in Rotterdam, Amsterdam und Turin um die Nase wehen lassen. Sowohl als Festangestellter
als auch als Freelancer. Es war eine wirklich tolle Zeit, manchmal entbehrungsreich,
manchmal nur reich, niemals langweilig. Neben der Menschenkenntnis, dem Fachwissen
und der Sprachkenntnisse habe ich aber vor allem eine Sache von diesen Aufenthalten mitgebracht,
die ich nicht mehr missen möchte: Gelassenheit und eine gute Portion Humor. Meiner Meinung nach
Etwas, was uns hier in Deutschland wirklich fehlt. Einfach mal fünfe gerade sein lassen.
Nicht immer nur auf den geldwerten Vorteil schielen, sondern auch mal darauf achten, ob man mit
einem Kunden "gut kann" und ob die Arbeit überhaupt noch Spass macht. Und Spass meine ich hier
wirklich wörtlich und nicht in Umsatz/Euro.
Versteht mich nicht falsch: Nicht alles ist im Ausland besser. Mir geht es mehr um die persönliche Entwicklung
eines jeden. Und gerade die in unserem Berufsfeld so weit verbreitete Zickigkeit gewöhnt man sich
sehr schnell ab, wenn man sich das Ganze mal von aussen ansieht und seinen Horizont erweitert.

Ein Nachteil dieses "Auf-der-Walz-"Sein ist natürlich, dass man erst mal keine langfristigen Bindungen
zu Kunden aufbauen kann. Ich bin jetzt seit gut einem Jahr wieder zurück und versuche mir,
hier wieder etwas aufzubauen. Da bin ich natürlich klar im Nachteil gegenüber denjenigen,
die während dieser Zeit hier waren und sich ein Netzwerk aufbauen konnten.
Aber da schaue ich eigentlich auch optimistisch in die Zukunft. Irgendwas geht immer -
man muss nur sich selbst vertrauen, seine Gelassenheit nicht verlieren (...und nicht zu gierig sein)

Wie sagt man hier so schön:
Just my 2 cents

ollo
 
huetschemann schrieb:
Also ich weiss das in München, Stuttgart, Frankfurt und Düsseldorf es so gehandhabt wird.

Na fragt sich von wann dein Wissenstand ist. Du hast dich einfach in dieser Diskussion verrannt und willst jetzt nicht zurückstecken. Noch bei keinem Job in Frankfurt, München oder Berlin wurde ich je nach meinem Diplom gefragt - ich hab auch gar keines, da ich nach dem Vordiplom lieber arbeiten wollte. Und ich komme von einer dieser seltsamen Privatschulen die ja angelich jeden nehmen, der nur Geld bezahlt. Zumindest an der wo ich war, probieren es manche Leute mehrere Semester um überhaupt reinzukommen und staatlich genehmigt ist sie auch, am Ende ist man auch dort Diplom-Designer.

Mag sein das du deine Erfahrungen und Ansichten hast, aber es gibt durchaus auch andere Realitäten, auch wenn sie nicht in dein Weltbild passen.

Glücklicherweise zählt im grafischen Bereich Leistung und nicht ein Wisch mit was drauf. ;)
 
Ja, anders kenne ich das überhaupt nicht.
 
kemor schrieb:
Ja, anders kenne ich das überhaupt nicht.
Ist nach meiner Erfahrung überall dort so, wo eine kreative Leistung gebracht werden muss. Wenn das dann mit ausreichender handwerklicher Qualität einher geht, gibt es keine Probleme ohne schicke Diplome.

Ich bin im Medienbereich (nur teilweise kreativ) unterwegs, und habe eine völlig andere "solide" und internationale Universitätsausbildung. Bräuchte ich nicht wirklich, fragt keiner nach.
 
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