Arbeitnehmerüberlassung statt/als Freelancer. Erfahrungen? Meinungen?

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Palivec

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Hallo,

ich arbeite normalerweise als Freelancer im IT-Bereich, und das läuft soweit auch ganz gut. Nun wurde mir ein Projekt angeboten was für mich von der Ausrichtung ganz gut klingt und ein Langläufer ist, allerdings will der Kunde das nur per Arbeitnehmerüberlassung machen.
Hat da irgendwer Erfahrungen, eine Meinung, Tipps oder ähnliches? Lehnt Ihr das generell ab? Habt Ihr das als eigentliche Freiberufler schon mal gemacht? Kalkuliert Ihr mit Eurem Stundensatz oder nehmt Ihr mehr (bspw. wg. der abgezogenen Arbeitslosen- und Rentenversicherung, die man ja eigentlich nicht braucht)?

Vielen Dank
 
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Ich denke mit einer Arbeitnehmerüberlassung muss jeder seine eigene Erfahrung machen. Ich kann nur berichten, dass meine Frau zunächst sehr unzufrieden war später aber über die Arbeitnehmerüberlassung einen sehr guten Job bekommen hat. Sie wurde quasi übernommen. In meiner Firma gab es auch mal einen Kollegen als Zeitarbeiter. Der wurde leider aber auch wirklich nur kurz gehalten. Oft ist die Bezahlung bei der Arbeitnehmerüberlassung nicht sonderlich gut. Es kann also sein, dass du eine Ecke weniger verdienst als wenn du als Freelancer arbeitest. Allerdings hättest durch auch einen Versicherungsschutz. Als Freelancer sollest du so Sachen wie Arbeitslosen- und Rentenversicherung mit in den Stundensatz einkalkulieren. Auch als Freelancer kannst du ja arbeitslos werden. Da ist es sicherlich nicht verkehrt wenn man die Zeit eine Weile mit einer Rücklage überbrücken kann. Und was die Rente angeht, da kann man wohl später meist nicht drauf verzichten. Also sollte man dort auch eine Rücklage bilden. Also alles schön mit einkalkulieren.
 
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um als Leiharbeiter zu arbeiten musst du ja erst mal bei einer Leiharbeitsfirma einen Arbeitsvertrag unterzeichnen.
Das Gehalt musst du ja dann mit dieser verhandeln.
Ich als Firma würde auch lieber mit Leiharbeitern arbeiten weil ich da eine Gewisse Sicherheit mit einkaufe. Wird der Kollege z.B. krank oder fällt aus sonstigen Gründen aus muss sich die Leiharbeitsfirma um Ersatz kümmern. Auch gibt es keine Probleme wegen Scheinselbstständigkeit etc.
 
Grundsätzlich ist gegen Arbeitnehmerüberlassung nichts einzuwenden. Leider zahlen die wenig! ... aus meiner Erfahrung ..... selber war ich zwanzig Jahre Freelancer als Lichttechniker und hatte dann einen schweren Unfall. Danach blieb mir erstmal nichts anderes übrig, als über diese Firmen wieder in meinen gelernten Beruf (Elektriker) einzusteigen. Leiharbeitsfirmen bieten da gute Möglichkeiten! Die Bezahlung ist allerdings unter allem Niveau. Man muß mit mindestens 6,50 €/Std. Abzug rechnen, gegenüber der direkt Anstellung beim Auftraggeber. Wenn Du also über Preise verhandeln willst, ist der Spielraum doch ziehmlich gering. Wenn Du aber mit dem Auftraggeber/Projekten über einen längeren Zeitraum liebäugelst, wäre das eine Chance, da einzusteigen ....
... letztendlich gilt immer das Preis/Leistungs-Verhältnis.
 
Ich als Firma würde auch lieber mit Leiharbeitern arbeiten weil ich da eine Gewisse Sicherheit mit einkaufe.
Nicht zu vergessen, dass die Firmeninhaber auch eine gewisse Flexibilität haben: Man kann die Leiharbeiter anstellen und lassen wie man möchte.
 
Threadersteller nochmal hier. Nur zur Info: der Kunde ist einer jener der aus Prinzip keine projektbezogenen Freelancer einstellen will um das Thema Scheinselbstständigkeit zu vermeiden, deshalb bieten sie nur Projektarbeit in Arbeitnehmerüberlassung. Die Entlohnung bewegt sich ungefähr in der Höhe meiner erzielbaren Einnahmen als Freelancer MINUS den kompletten Sozialbeiträgen (Arbeitnehmer + Arbeitgeber). Von den Renten- und Arbeitslosenbeiträgen habe ich allerdings nur sehr wenig, da ich mich als eigentlicher Selbstständiger ja privat absichere (abgesehen davon das ich danach wohl Arbeitslosengeld bis zum nächsten Projekt beziehen könnte). Meine Einnahmen wären also ungefähr um den Betrag dieser Sozialbeiträge gemindert, woraus ich dann meine private Altersabsicherung bezahle... die ungefähr auf demselben Niveau liegt.

Ich war eigentlich nur neugierig wie andere Freelancer in ähnlicher Situation das Thema sehen, da ich in letzter Zeit verstärkt IT-Projekte als Arbeitnehmerüberlassung gesehen habe.
 
Es gitb zwei gravierende Unterscheide:

1. Du bist angestellt bei einer Firma mit einer Lizenz zur Arbeitnehmerüberlassung
2. Du bist weisungsgebunden

Aus dem ersten Punkt resultiert, dass die Firma natürlich auch an Dir verdienen möchte. Da die Firma allerdings in der Zeit in der Du verliehen bist, Geld verdienen muss für deinen Urlaub, Feiertage und Krankheit, ist dein Stundensatz beim Kunden mindestens doppelt so hoch wie das, was Du erhälst. Und der zweite Punkt bedeutet, dass dich der Verleiher auch woanders hinschicken kann. D.H.: Du kanns Dir deine Projekte nicht mehr aussuchen.

Aus meiner Sicht ist das keine Alternative für einen Freelancer.
 
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Hi,
Kann da gishmo, in allen Punkten nur Zustimmen, bin auch Selbstständig !!.

Gruß Franz
 
Ich hatte als Freelancer extra eine GmbH nur für Firmen, die Angst wegen Scheinselbständigkeit hatten. Außerdem hatte ich ein eigenes großes Büro.

Ferner wurden die Projekte von mir in Zusammenarbeit mit den Projektingenieuren der Firmen in Festaufträge gegliedert, so daß es keine Bezahlung nach Stundenlohn gab. Nun war der Aufwand oft auch gar nicht gut genug schätzbar, so daß wir kreative Lösungen realisiert haben, wie mehrere Festpreispakete geschnürt wurden, so daß ich auf meine Kosten kam.

Außerdem kam in den letzten Jahren meiner Selbständigkeit immer mehr auf, daß die Controller der Firmen nachträglich anriefen und Rabatte verlangt haben. Der wurde daher auch schon vorher eingerechnet.

Die höchsten Stundenlöhne (nachgerechnet nach Projektabschluß) habe ich erzielt, wenn die Firmen vor der Beauftragung Schätzklausuren mit ihren eigenen Mitarbeitern durchgeführt haben, an denen ich teilnahm. Dann kam zum Tragen, daß ich doch viel schneller entwickeln konnte. So ließen sich manchmal Stundenlöhne bis 300 € erzielen.

Mir hat sehr geholfen, daß ich finanziell große Rücklagen hatte und nie einen Auftrag unbedingt gebraucht habe. Nach der Anschaffung eines Sportwagens für über 100.000 € hatte ich mit kleineren Firmen Probleme. Wollten sie mich vorher noch einstellen, so bekam ich danach gar keine Aufträge mehr. Dagegen hat es in großen Firmen mein Image verbessert. Ich war plötzlich nicht mehr der arme gemeine Freelancer und überall war man hilfsbereiter. Jeder wußte Bescheid und war vorsichtig, sich mit mir anzulegen. Hochrangingere Manager haben mich auf einmal zu sich nach Hause eingeladen.

Allerdings habe ich mal den Fehler gemacht, für ein großes Meeting viele Leute in mein Büro kommen zu lassen. Das war dann für den Chefmanager zu teuer. Es war gut, daß er kurz danach im Konzern weit weg versetzt wurde.
 
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... allerdings will der Kunde das nur per Arbeitnehmerüberlassung machen.
Hat da irgendwer Erfahrungen, eine Meinung, Tipps oder ähnliches? Lehnt Ihr das generell ab?

Naja, die Antwort darauf ist recht einfach. Im IT-Bereich jedenfalls - so man über den richtigen Vermittler drin ist wie Hays oder Gulp (die Liste ist nicht vollständig), liegt der Verdient ca. 20-30 % über dem was der Angestellte vor Ort verdient und zwar unter Berücksichtigung der Bruttolohnkosten. Darüber hinaus hat der Selbständige bessere Möglichkeiten, seine Kosten - Anfahrt über mehrere 100 km (?) und ggf. Projektwohnung - steuermindernd geltend zu machen. Bei einem Angestellten wird soweit ich weiß einfach nach 3 Monaten ein Umzug mit Ummeldung und allem erwartet. Wenn man aber hier 5 Monate arbeitet und dort dann 20 Monate und dann wieder woanders 40 Monate, dann kann man nicht immer jedesmal umziehen.

Vielleicht fangen wir einfach mal so rum an:

Frage: Ist das ein Vertrag, der realistisch betrachtet ein Einstieg in eine Festanstellung ist und sucht man eine Festanstellung? - Dann ja, warum nicht. Wichtig: Es geht nicht um das Geschwätz der Vermittler, sondern es geht darum, ob es im Betrieb bereits Übernahmen gab, also ob am Ende des Tages real mit einem Angebot zu rechnen ist.

Falls es nicht um eine Festanstellung geht: Kann man den Vertrag ohne Umzug von seiner Wohnung aus bedienen? - Das kann man dann für sich selbst entscheiden, wenn man es so will, ok.

Es geht nicht um eine Festanstellung und der Arbeitsplatz ist deutlich weiter weg als 100 km und ein Umzug kommt zum Beispiel nicht in Frage, weil man ja - sofern ein Vertrag in einer Großstadt wie Berlin, Frankfurt oder München - danach dort keine Wohnung mehr braucht oder sie ganz einfach nicht mehr bezahlen will. Dann kommt m.E. nur der selbständige Vertrag in Frage. Hier ist es aber wesentlich, dass der Stundenlohn deutlich über dem liegt, was der Angestellte bekommt. Und hier bitte nicht Äpfel und Birnen vergleichen. Der Stundenlohn des Angestellten sind die Buchhalterischen Kosten desselben, also auch die Arbeitgeberanteile der Sozialversicherungen.

Und denke dran, erkundige dich vorher, ob du im Zielgebiet eine Unterkunft überhaupt bekommen kannst. Ich hatte mal einen Auftrag in München für 6 Monate und dann für eine ca. 30 m2-Projektwohnung ca. 1.100 Euro monatlich bezahlt. 5 Jahre später hatte ich eine weitere Anfrage aus München. Dann habe ich nachgesehen und die Miete stieg auf 1.800 Euro. Dazu kommen dann auch ggf. noch Zweitwohnungsteuern. Dann habe ich den Auftrag abgelehnt. Irgendwann muss man sagen: Es lohnt nicht mehr.

Für mich sind Projekte per ANÜ einfach nicht ganz Fleisch und nicht ganz Fisch. Und der Versuch alles per ANÜ zu machen bedeutet übrigens nicht, dass du dem Endkunden weniger kostest. Es bedeutet nur, dass dein Vermittler mehr verdient, denn hier sind die Risikomargen größer.

Übrigens: In einigen Firmen gibt es das Eiqual-Pay-Prinzip und das ist von den Gewerkschaften ausgehandelt. Danach müssen ANÜ-Mitarbeiter genauso bezahlt werden wie Festangestellte. Hier wird dann allerdings trotzdem noch getrickst, in dem du "die schlechtere Stellenbeschreibung" bekommst. Wenn die Tricksen, dann gehe davon aus, dass die keine Übernahme wollen. Am Ende der maximalen Laufzeit dieser Verträge (ich glaube 2 Jahre) bist du wieder draußen, ganz gleich wie du dich reinhängst.
 
Nach der Anschaffung eines Sportwagens für über 100.000 € hatte ich mit kleineren Firmen Probleme. Wollten sie mich vorher noch einstellen, so bekam ich danach gar keine Aufträge mehr. Dagegen hat es in großen Firmen mein Image verbessert. Ich war plötzlich nicht mehr der arme gemeine Freelancer und überall war man hilfsbereiter. Jeder wußte Bescheid und war vorsichtig, sich mit mir anzulegen. Hochrangingere Manager haben mich auf einmal zu sich nach Hause eingeladen.

Mist, diesen Tipp hätte ich vor ein paar Jahren gebraucht, dann hätte ich mir auch so einen Porsche als Zweitwagen zugelegt. Ich habe wirklich mal drüber nachgedacht, so ein Ding zu kaufen, aber ich dachte wirklich, dass man dann mit allen Kunden Probleme bekommt.
 
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