Apple Lifestyle Image - warum kultiviert?

Tut mir aber leid, aber das klingt für mich unglaubwürdig, was Du von dem wenigen Aufwand eines offenen Systems erzählst.
Mag für dich so klingen, ist es aber aus meiner Erfahrung heraus eben gerade nicht.

Mein Rechner ist für mich mein "erweitertes Gehirn" und ich bin ein sicherlich einer der Computernarren an unserer Schule. Ich bereite mit dem Computer meinen Unterricht vor und nach und halte ihn damit. Ich stütze mich und mache abhängig von Computern, weil ich es einfach liebe Animationen zu zeigen, zu präsentieren, Schülerergebnisse zu vernetzen und abgefahrenen "Schei.." zu verwenden.
Vollste Zustimmung geht mir genauso.
(Heißt übrigens nicht, dass ich Handschrift und Tafelbilder nicht mögen würde, aber diese Möglichkeiten wurden bei uns an der Schule genommen; keine Kreidetafel mehr, nur noch notdürftige kleine Whiteboards ohne Kästchenraster für zB das Zeichnen von Diagrammen und Grafen).
Tatsächlich eines der großen Probleme (gewesen). Der ganze Landkreis wurde mit "ActiveBoards" (Promethean) ausgerüstet und alle Kreidetafeln entfernt. Das Problem waren kleine Beamer mit viel zu lichtschwachen Leuchten. Beim Anschluss mit HDMI wird das Bild noch kleiner skaliert. Letztlich aber ein Beispiel, dass eingekaufte Komplettlösungen nicht zielführend waren. Die jetzige Lösung klappt besser. Jeder Klassenraum hat einen ITAP, also HDMI Port inkl. USB Port neben der Leinwand. Microsoft Wireless Adapter rein und die Sache läuft. Alternativ auch HDMI vom Apple TV, oder was auch immer. Ich gebe eben per AirServer die Möglichkeit zum Synchronisieren.

Während der Corona-Homeschoolingzeit habe ich massiv viel Stress gehabt, dass wirklich alle Schüler digital fit genug sind. Das hat nie mit allen geklappt. Die technischen Probleme war horrend. Und viele haben in diesem Zug dann gerne dies als Alibi fürs Nixtun missbraucht - "hatte keine Internet", "hatte Uploadprobleme". Beschwerdeemails von Eltern, dass ich gefälligst die Software ihrer Kinder richtig installieren soll und so n Kram.
Keine Bange - das schreckt mich nicht ab, ich weiß mich davon zu distanzieren und es gibt ja viele, die da ordentlich drangehen und sich selbst um das Funktionieren ihrer Technik kümmern (können).
Das ist nicht dein Job genau. Davon muss man sich distanzieren. Wobei gerade am Anfang von Corona der Umgang mit Technik bei uns geübt wurde. Die Schüler sind mit funktionierenden Teams Accounts ins HomeOffice gestartet. Es gab dann wirklich eher die Hardware, als Softwareprobleme. (Vergessene Passwörter mal außen vor..).
Die Ausreden hast du aber zugegebenermaßen immer. Egal ob die Schüler zuhause am PC arbeiten sollen, oder abwesend in der Klasse nur körperlich anwesend sind, oder gar nicht erscheinen. Letztlich liegt genau das aber eben auch im Bereich der Erziehung und der Eltern, die ich dann eben beim 3. Fehlen telefonisch angerufen habe und nachgefragt habe. Danach ging es, dass die Schüler da sind.

Aber anstrengend ist dies trotzdem und absolut kein verträglicher Dauerzustand.
Sowieso nicht. Aber das ist das Problem, wenn man Schulen seit Jahren kaputtspart und Medieneinsatz von 1950 und 2021 nicht zu unterscheiden ist, weil beides mal ein Over-Head-Projektor genutzt wird. Wären die Medien nach und nach im Schulbetrieb genutzt worden, wäre der Übergang harmonischer und nicht so krass wie jetzt.

Und deshalb setzen die meisten Schulen, wie nun auch unsere, auf ein geschlossenes System a la "iPad-Klasse" und nicht "digitale Klasse". Die benötigten Apps sind dann einfach installiert und funktionieren bei allen gleich.
Nochmal. Wir haben keine "iPad"/"Tablet" oder "digitale Klasse". Wir haben normale Klassen, ab Stufe 7 ist das schreiben auf Tabletts erlaubt. Welches System ist jedem selbst überlassen. Jeder nutzt das System, welches ihn am produktivsten macht. Das ist absolut individuell und das ist auch definitiv sinnvoll. Wie gesagt, freimachen von Verallgemeinerungen und "Usergruppen".

Was soll ein Schüler, dessen Eltern nur Apple verwenden, mit einem Surface, wenn er zuhause den Mac und das iPhone in der Tasche hat?
Was soll ein Schüler, dessen Eltern nur Windows verwenden, mit einem iPad, wo er sich über jeden Datenaustausch genauso ärgert?

Die Theorie, dass ein System und eine Hardware alle Probleme löst, stimmt schlicht nicht. Damit wird das Problem letztlich nur an eine andere Front (weiter weg) geschoben. Das Problem selbst bleibt bestehen.

Ich könnte jetzt böse fragen, welchen Anspruch Du an die Resultate von Schülern stellst - reicht es Dir, wenn sie/er die Aufgaben irgendwie in ihr/sein Gerät tippt?
Frag doch! ;)
Genau so muss eine Diskussion doch laufen, gute Nachfragen und dann darüber ins Gespräch kommen! :)
Wie gesagt funktioniert die Mitarbeit mit Kursnotizbüchern in OneNote. Jeder Schüler greift darauf zu, kann lesen, kann im Kollaborationsteil für alle mitschreiben und im privaten Bereich Hausaufgaben machen. Ob er das auf einem iPad, Surface, Android oder Raspberry Pi macht, ist dabei völlig schnuppe. Kontrollieren kann ich es komfortabel von zuhause oder einfach am Handy.

Oder soll es auch ansprechend formatiert sein?
Ist es!
Schonmal Mitschriften von SchülerINNEN auf einem Tablett gesehen? Das sind keine Mitschriften, das sind teilweise Kunstwerke. Alleine was es an Tutorials auf Youtube zum Thema gibt, ist Wahnsinn. Zum Glück formatieren die Schüler besser als ich. ;)

Dateien sinnvoll benannt und Ordnerstrukturen gepflegt?
Einmal Prinzip erklärt wie Abgaben stattfinden und dann wird das als Hilfestellung noch ins Kursnotizbuch geschrieben:
YYYY-MM-DD-Schülerkürzel-Aufgabenname.Dateiendung

Nach dem 2-3 Mal denkt auch jeder dran.

Versteht sogar ein 5. Klässler. Dateimanagemnt in Ordnern ist eher ein Thema auf den Surfaces etc. iPads können das ja nicht (richtig). Allerdings ist eine gespeicherte GoodNotes Datei ja für sich schon eine eigene Ordnerstruktur. Proprietär, aber immerhin.

Abgabenfristen eingehalten?
Läuft entweder über Kursnotizbuch oder den Server - beide loggen, wann es geuploaded wurde. Für die Schüler auch völlig transparent und Uploads kennen sie von Insta etc.

Kontrollierst Du auf Plagiaterei?
Jep, offensichtliche erkennt man sowieso. Beim Rest hilft OCR und PDF Export, wenn es den Verdacht darauf gibt.

Lädst Du Videos hoch?
Entweder auf den Server, wenn die Daten zu groß sind. Dann gib es einen Link in das Kursnotizbuch. Ansonsten direktes Einbinden des Videos in das Kursnotizbuch.

Machst Du Videokonferenzen?
Ebenfalls ja, entweder per iServ oder Teams, Accounts waren jeweils schon eingerichtet. iServ für die eMails, Teams für VKs. iServ kann ebenfalls Videokonferenzen, wobei der Vorteil ist, dass es einfach nur Browserbasiert ist.

Arbeitest mit neuen Apps?
Was auch immer neue Apps sind.
Aber bspw. in Mathe und Physik arbeite ich mit Desmos, GeoGebra, PhyPhox und Socrative. Also ja.

Neue Apps sind aber nicht das Problem, das Problem sind die alten Apps. Damals noch "Programme", die für die Schule gekauft wurden und sogar mit CD installiert wurden. Diese laufen sowieso nur unter Windows, da hilft mir eine iPad Klasse nicht, wenn die neuen Physiksensoren mit iPad Unterstützung ein paar tausend Euro kosten und im Budget der Fachschaft nicht drin sind. Da hilft ein Surface mit AirServer deutlich weiter. ;)

Mit Simulationen?
HTML5 Simulationen. Java gibt meistens Probleme. Der Rest, der nicht über Schülergeräte läuft bspw. wegen Lizenzen, läuft auf einem Rechner und es werden Screenshots oder Bildschirmaufnahmen davon gemacht. Diese dann als Link oder direkte Einbindung wieder ins Kurznotizbuch.

Perfekt! Dann reden wir doch vom gleichen, nur von zwei anderen Ansätzen. ;)

Und bin fast wahnsinnig bei all den Unterschieden und Inkompatibilitätsproblemen zwischen Android, Apple und Windows geworden. Ich bin Lehrer, kein ITler.
Unterschiede gibt es natürlich, aber man kann sich einfach den kleinsten gemeinsamen Nenner suchen und darauf aufbauen.
Dieser ist eben letztlich folgendes: HDMI, Miracast/AirServer und dann eMail/VK auf Servern. Also HDMI für den Klassenraum, Browserlösungen für den Onlineunterricht, wenn kein Teams für alle bereitsteht.

Das muss eine IT im Vorfeld oder eben dann aufstellen und dann kannst du problemlos damit durchstarten.

Ich würde dich ja gerne einladen mal vorbeizuschauen. Es kann genau so einfach funktionieren. :)

Ich kann mich nun hinstellen und sagen "Ich will ein offenes System. Geschlossene Systeme sind pädagogisch und gesellschaftlich nicht verantwortbar". Gleichzeitig bin ich selbst nicht in der Lage, ein offenes System zu pflegen und die meisten Schulen auch nicht. Deswegen verstoßen die Schule wissentlich - aber hilflos - gegen die Neutralitätspflicht.
Wie gesagt, HDMI Port, USB Port, eine Steckdose. Mehr braucht es eigentlich nicht an Hardware.
Dazu ein System wie iServ oder Teams und schon läuft es. Jeder kann drauf zugreifen.
 
@Veritas #129
OK, verstehe. Also nach dem obigen Stress in der Schule war ich auch schon mal soweit, dass ich gesagt hab, "mir reicht's" und wenn ich ehrlich bin - ich habe ich in dieser Zeit einmal spät abends einen (alten) Laptop zertrümmert vor Wut, weil es mir einfach zu viel war mit dem "Computerschei.."
Also verstehen kann ich das durchaus. Aber dieses reine Konsumtendasein, wie Du es beschreibst, hat natürlich schon a bissl Geschmäckle nach "Dummbratze". Da wäre dann die Frage, ob man das will und die Personen sich auch in anderen Lebensbereichen auf ein Konsumentendasein reduzieren. Bei Computern kommt als Brisanz hinzu, dass das halt jeden der jungen Generation betrifft. Keine Ahnung davon haben - aber es trotzdem benutzen - heißt halt auch, nicht verantwortlich damit handeln zu können und unkritisch zu sein, weil inkompetent.

Im Berufsalltag gibt es auch verschiedene Standpunkte. "Ich mache nur das, was verlangt wird und nicht mehr" und "Ich möchte keine Verantwortung übernehmen, nachher hab ich was kaputt gemacht", daher auch die Frage "Haben Sie ihren Computer schon einmal neu gestartet?".
Oder die Fraktion: "Ich? Ich hab nichts gemacht!!! Achso das? Das hat was damit zu tun?".
Kein Scheiß, die legen nen Ordner auf die Leertaste und sagen dann "Mein Cursor springt dauernd von links nach rechts". Oder nach dem Papierstau wird der Drucker vorgezogen, dabei ausgesteckt und dann rufen sie an, dass der Drucker nicht geht. Gehst rüber, steckst ihn wieder ein und oh Wunder, es geht wieder. Alles schon gehabt. Oder wenn ausdrücklich gesagt wird, jeder kann Toner selbst nachbestellen, weiß auf einmal keiner, wie das geht, auch nicht, wie man den einsetzt. Warten dann aber, bis der andere Kollege heimgeht und tauschen die Kartuschen heimlich aus, dass der nachbestellen muss. An dem Punkt hätte ich alle Drucker abgeschafft und nur noch einen aufgestellt und gesagt "bewegt euch die paar Meter".
Oder "Der Drucker hat das Label geschluckt". Langst in die Ablage, hebst den Zettel und fragst "war es das Label?". Oder "Beim Kopieren sind immer so Flecken drauf", "Habt Ihr Glasreiniger...?"

Jeder hat z.B. Teams drauf, die einen nutzen es selbstständig, die anderen sagen "Tja, ohne eine Schulung weiß ich doch gar nicht, wie das geht!". Und wenn es darum geht, wer die kleine IT macht, wird geknobelt, wer noch am ehesten den Powerschalter findet.

Das sind meine Highlights der letzten Jahre gewesen und ich bin kein ITler oder sowas. Sicher hab ich noch einiges vergessen.

Wenn du jetzt mal schaust, wie geworben wird. KI hier, Automatisierung da, du musst nichts mehr machen dort...
Dateisystem existiert nicht...
Internet: Router bekommen, einstecken, QR Code abscannen und fertig. Nicht wie früher bei ner LAN Party ohne T-Stück oder daheim mit Modem, ISDN, Splitter, DFÜ, NTBA, Einwahl-CDs, Dialer, kein WLAN...
Keine integrierte Backuplösung, keine Cloud, kein Sync, kein AirPrint...keine OTA Updates am Handy, Sync nur mit Infrarot. Du hast dich vielmehr damit auseinander setzen müssen. Ist doch fast alles weggefallen.

Nachtrag: Ich finde es oftmals auch nicht schlimm, wenn jemand was nicht kann. Hatte es erst mit einer Kollegin, die eine Aufgabe bekommen hatte und ich hab sie gefragt, wieso sie das machen muss und nicht ich. Für mich ist das in 5min erledigt, sie braucht 90min. Man dachte, ich würde das von den vielen Aufgaben her zeitlich nicht unterkriegen, weil man von 90min ausgeht. Nur hab ich die Tools an der Hand und kann sie so bedienen, dass es nebenher läuft. Das wird 12x im Jahr gebraucht, für mich ist das 1h +- Aufwand und für sie 18h.
Es hapert also schon daran, Aufgaben nach Können und Wissen verteilen. Und sie muss meinen Job nicht können, ich brauch ja auch eine Daseinsberechtigung ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: chris25
Ich kann mich nun hinstellen und sagen "Ich will ein offenes System. Geschlossene Systeme sind pädagogisch und gesellschaftlich nicht verantwortbar". Gleichzeitig bin ich selbst nicht in der Lage, ein offenes System zu pflegen und die meisten Schulen auch nicht. Deswegen verstoßen die Schule wissentlich - aber hilflos - gegen die Neutralitätspflicht.
Aus welchem Bundesland schreibst du?
In Hamburg sind offene Systeme an den Schulen offiziell gewünscht.
 
Aus welchem Bundesland schreibst du?
In Hamburg sind offene Systeme an den Schulen offiziell gewünscht.
Allerdings werden die Schullandschaft auch hier mit iPads ausgestattet...
 
Das ist ja ein interessanter Thread über Schule und Digitalisierung geworden.

Dass man (Kreide-) Schultafeln entfernt hat, kann ich mir für unser Ländle gar nicht
vorstellen, zumindest bis vor wenigen Jahren war es nicht so. Ich halte da auch nichts davon.
Außer es gibt Ersatz mit anderen Stiften, muss nicht Kreide sein, aber etwas groß aufmalen zu
können, mit dem ganzen Arm und Körper, ist gut für die geistige Entwicklung.

Den Ansatz, serverbasiert zu arbeiten (OneNote, Kursnotizbuch) finde ich auch gut. Unabhängig vom
System, das jeder am liebsten nutzt. Letztlich wird es eh darauf hinauslaufen, das man nur noch auf
einem Server arbeitet und dort auch die Anwendungen liegen.
 
Gabs ja alles schon mal.

Irgendwann wird man dann wieder auf die Clients gehen ... wenn es einen absoluten Bedarf gäbe, der sagt Server und "Thinclients", dann wäre man da ja nie davon abgekommen. Ich glaube, dass das auch einfach "Mode" ist ... und was eben gerade verkauft werden will und soll.
 
Zurück
Oben Unten