Angemessene Festpreise?

Lorea

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Hallo,

ich würde euch gerne mal um Rat bitten. Ich bin jetzt seit einem Jahr selbstständig als Mediengestalterin und habe meine Angebote die ganze Zeit so geschrieben, dass ich mir überlegt habe wieviele Stunden ich brauchen werde und dann einfach meinen Stundensatz addiert habe. Durch die Foren hier bin ich mittlerweile soweit, dass ich einen höheren Satz für Entwurfsarbeiten nehme und einen niedrigeren für Abwicklung, Reinzeichnung etc. Auch die Berechnung der Nutzungsrechte habe ich jetzt mit dazugenommen. Nun habe ich eine Anfrage von einem Club bekommen, der neben dem normalen Discobetrieb auch Veranstaltungen durchführt uvm. Also, an Werbeaktivitäten, sprich Flyer, Anzeigen etc. läuft dort sehr viel und sie möchten mich gerne integrieren, damit ich mich in Zukunft bei einem bestimmten Themenbereich um die Werbung kümmere. Anfangen soll ich erstmal mit einem Flyer, um zu schauen wie ich arbeite, und mir wurde beim Gespräch gleich gesagt, dass die Zeiten vorbei wären wo man 300 Euro für einen Flyer zahlen würde und dass sie auch gerne die Daten mit den N.Rechten hätten, falls ich mal im Urlaub wäre und jemand anders die Sachen bearbeitet. Es gibt noch einen externen Grafiker, mit dem wurden Festpreise ausgemacht. Wir haben uns jetzt erstmal auf 200 Euro geeinigt und auf eine spätere Bezahlung der Nutzungsrechte, falls mein Entwurf längerfristig genutzt werden wird. Jetzt war ich am Wochenende wieder in einem Club und hab mich mit dem Besitzer unterhalten, und er hat auch gleich gesagt, ich soll doch nächste Woche gleich mal meine Preisliste für Flyer etc. mitbringen. So, das zur Vorgeschichte, nun zum Problem: Ich hab keine Ahnung, welche Preise angemessen sind bzw. angeboten werden. Ich hab in einem reinen Setzerbetrieb gelernt und mich danach gleich selbstständig gemacht, d.h. dass ich weder eine Vorerfahrung habe, wie wieviele Stunden dafür veranschlagt werden dürfen, und wieviel man dafür verlangen sollte, weil bei uns halt einfach sehr wenig gestaltet wurde. Ich brauche sicherlich länger dafür, aber das ist ja egal, es führt ja zum gleichen Ergebnis, learning bei doing halt. Mir wären diese Festpreise auch ganz recht, denn man kann im Gespräch gleich von Fakten reden und muss nicht dauernd ausweichen und sich den Kopf zerbrechen. Ich hab mal ein bisschen gegoogelt, aber nur eine Site gefunden die A6 Flyer für 114 Euro anbietet. Schlimm wäre, wenn ich zu günstig bin und dann nicht mehr für voll genommen werde. Deshalb bitte ich euch um ein paar Fakten für min. und max. Stundenanzahl sowie evtl. akzeptierte Preise, damit ich etwas habe was mich ruhiger und "selbstbewusster" verhandeln lässt, damit solche Sprüche wie "sowas zahlt doch heute kein Mensch mehr" gar nicht erst aufkommen. Sorry für den laaangen Text, vielen Dank schonmal für eure Antworten

Gruß,

Lorea
 
Hallo Lorea,
deine Unsicherheit kann ich gut nachvollziehen. Das geht wohl jedem jungen selbständigen Grafiker so, dass er sich erstmal seinen Platz am Markt erarbeiten muss. Mir hat damals der Vergütungstarifvertrag Design des AGD sehr geholfen. Dort bekommst du einen guten Anhaltspunkt zur Stundenzahl. BEi einem Leporello liegt die Stundenzahl laut VTV bei 6–24 Stunden. Unter 6 Stunden solltest du also schonmal nicht kalkulieren. Der Rest ist natürlich abhängig von der Aufgabenstellung (z.B. mußt du Texte überarbeiten oder eingeben oder liefert die dein Auftraggeber. Mußt du Bilder bearbeiten oder gar Bildrecherche betreiben? Liegt das Logo des Kunden in druckbarer Form vor oder mußt du ein 72 dpi RGB-jpg oder gif erst vektorisieren? Wieviel Entwürfe möchte dein Kunden haben?)
Ich persönlich kalkuliere immer so um die 10 Stunden für einen DIN A 4 Leporello. Wenn ich noch texten muss oder Bildrecherche betreiben, wird es entsprechend teurer. In den 10 Stunden ist dann eine Autorenkorrektur enthalten. Weitere Korrekturen berechne ich auf Stundenbasis. Gerade letzteres steht immer in meinen Angeboten. Ansonsten kann dir sowas das Genick brechen, weil der Kunde mit der 100ten Korrektur kommt. Bei komplexen Sachen, schreibe ich auch schonmal, dass zwei Autorenkorrekturen inklusive sind.

Ich hoffe das hilft dir ein wenig weiter.
viele Grüße
Nicole

P.S.: Die Gastro-Branche (und dazu zähle ich auch Clubs, Discotheken etc.) ist sehr mit Vorsicht zu genießen. Ich würde nach erfolger Präsentation schonmal eine Abschlagszahlung vereinbaren.
 
Hi,

also Nice hat schon recht, Discos und Clubs sind im allgemeinen mit
Vorsicht zu genießen.

Allerdings kann man meiner Meinung nach hier nicht die Listen des AGD
beachten. Dann kannst Du dich gleich wieder verabschieden von denen,
denn eine Disco wird dir sicherlich nicht annähernd das zahlen, was vom
AGD "empfohlen" wird.

Zudem geht es ja auch nicht um so aufwändige und hochqualitative Projekte
wie der AGD seinen Listen zugrunde legt.

Schau Dir einfach mal an, was der Club bisher an Printmedien hatte, also
wie die gemacht sind und schätze ab, wie lange Du dafür brauchst. Wenn
Du sagst, solche Flyer mach ich doch innerhalb von 2 Stunden, rechnest Du
eben aus, was bei Dir durchschnittlich 2 Stunden kosten inkl. Korrekturen
und Datenübergabe und Nutzungsrechte.

Wenn der Club nicht besonders bekannt und groß ist, ist es normal, dass
die sicherlich keine 300 Euro ausgeben wollen. Klar ist das nicht viel, aber
wenn Du mal beachtest dass ein solcher Clubflyer durchschnittlich kaum
mehr Zeit zum Entwerfen und Reinzeichnen als 1,5 Stunden benötigt kann
ich das schon nachvollziehen.

Ich würde so um die 190,- Euro für einen Standardflyer nehmen.
Zzgl. MwSt. versteht sich.

Im Endeffekt musst Du selbst wissen, ob Du dir das selbst wert bist und
diese "Billigarbeit" in Auftrag nehmen möchtest. Aber verlieren wirst Du
sicherlich nichts wenn Du den Auftrag zu günstigen Konditionen annimmst.

Grüße
Flo
 
Zuletzt bearbeitet:
Hi,

vielen Dank für eure Antworten. Flo, meinst du die Preise des AGD (da würde ich nachdem, was ich in den Foren so gehört habe zustimmen) oder die Stundenzahl? Nice, danke für den Tip mit den Korrekturen & der weiteren Berechnung auf Stundenbasis. Ich sollte nämlich noch einmal für den Kunden schriftlich festhalten, was in den 200 Euro alles enthalten ist (der wusste schon warum :( . Da hab ich jetzt zwar nur dazugeschrieben, dass ich den Entwurf & die Druckdaten liefere, aber das nächste Mal weiss ich es besser! Für mich sind übrigens gerade solche Sachen erstmal interessant, denn gerade Clubs, Bars... brauchen doch regelmäßig Flyer etc., was sich 1. finanziell erstmal auszahlen wird und nach einer Weile denke ich auch fix gestaltet ist, dass man das immer nebenher noch einschieben kann. Mit der Vorsicht habt ihr sicher Recht. Da stellt sich bei mir aber die Frage, ob es nicht sogar besser ist, sich erstmal durchs Haifischbecken zu beissen, als gleich zu versuchen, die "besseren" Aufträge von Kunden zu bekommen, die dir dann aber mit ganz anderen Mitteln Druck machen, wenn was nicht so läuft wie es soll. Ich bin da noch relativ vorsichtig mit der Größenordnung meiner Aufträge, aber vielleicht merke ich auch ganz schnell, dass bei den "Billigheimern" ausser Stress nix zu wollen ist. Wie habt ihr denn angefangen? Hattet ihr schon genügend Berufserfahrung, um gut kalkulieren und alle Aufträge gut abhandeln zu können? Würde mich mal interessieren. Ich hab mir jetzt überlegt, dass ich je nach Größe des Clubs und nach Aufwand 150 bis 200 Euro nehmen werde. Und vielleicht wäre es sinnvoll, keine Nutzungsrechte anzurechnen, aber dann, wenn ein Club die Daten möchte, diese zu erstellen und mir dann ein angemessenes Sümmchen zu überlegen.

Grüße,

Lorea
 
Hi Lorea,

immer wenn ich negativ über den AGD spreche, meine ich natürlich die
Preise. Wobei ich natürlich nicht sagen will, dass der AGD hier grundsätzlich
falsch liegt - aber der AGD hat die Preiskalkulationen nicht für "kleinere"
Projekte ausgelegt, sondern für die "professionellen" Jobs.

Sicherlich macht es Sinn, auch mal Jobs anzunehmen, die nicht immer
"überlukrativ" sind (welche Jobs sind das schon noch?). Sobald Du auf
Deinen Kosten nicht sitzen bleibst und diese wenigstens gedeckt sind ist
das immerhin vertretbar.

Schau, ich "bediene" normalerweise kleine bis mittlere Unternehmen, bei
denen meine Preise, Stundensätze und meine Arbeitsweise gut bekannt ist,
mache aber auch gerne mal zur Abwechslung genau solche Jobs die Du
meinst.
Erstens brauche ich das für mich wegen der stilistischen Abwechslung und
außerdem kann auch eine Disco bzw. Club ein guter Kunde sein der dich
weiterempfiehlt.

Das mit den Nutzungsrechten würde ich bei den herkömmlichen Party-
flyern tatsächlich außen vor lassen, dass macht meiner Meinung nach
wenig Sinn (man kann mich da jetzt gern kritisieren). Flyer werden an
Autos unter die Scheibenwischer gehängt oder an Leute vor den Clubs
verteilt und die entsorgen die Flyer ebenso schnell wie sie diese erhalten
haben.

Ja klar, wenn ein Club die Daten haben möchte würde ich auch nochmal
zu Kasse bitten. Ist ja erstens Aufwand den Du hast und zweitens stellst
Du ihm ja dann gewisse Nutzungsrechte zur Verfügung.

Als ich anfing, hatte ich schon genügend Berufserfahrung. Sicherlich,
man hat nie ausgelernt... Aber ich glaube dass ich als ich mich selbst-
ständig gemacht habe das notwendige Wissen um überhaupt anfangen
zu können besaß.
Ich hatte einmal (bevor ich mich selbstständig gemacht hab) einen saftigen
Fehler mit einem Kunden begangen, aus dem ich wirklich extrem viel
gelernt habe. Ich habe damals für einen Auftrag kein Angebot erstellt, weil
wir das eigentlich mündlich "so-circa" vereinbart hatten. Und als ich dann
mit der "Privatrechnung" ankam fiel ich regelrecht auf die Schnauze. Seit-
dem bin ich was Kalkulationen und Angebote angeht extrem vorsichtig und
sehr genau.

Ja, so ist das... Aus nichts lernt man besser als aus Fehlern. ;)

Grüße
Flo
 
Zuletzt bearbeitet:
Hi,
ich habs jetzt so geregelt und eine Liste erstellt, in der ich mir einen Grundpreis überlegt habe, der bestimmte Kriterien vorraussetzt, z.B. vektorisiertes Logo, Bilder vorhanden etc. Für alle zusätzlichen Arbeiten (die Nice z.B. erwähnt hat wie zusätzliche Korrektur, Bildrechereche...) nenne ich dann zusätzlich einen Preis oder, bei Logos z.B. Preis nach Aufwand. So hat der Kunde seine Bausteine die er zusammenrechnen kann und ich lieg damit ganz gut in der preislichen Mitte. Vielen Dank nochmal.

Gruß,

Lorea
 
Ihr vergesst da was wichtiges ...

Hi Leute.

Vergesst bitte Eure Nutzungsrechte nicht!

Zum AGD:
Die Tarife im AGD VTV oder auch im BDG: Design
sind eine Kalkulationsbasis die für uns alle gelten sollte.
Wir verhindern damit Preisdumping!

Zum Thema Profi/professionelle Arbeiten:
Ich gehe davon aus dass alle Arbeiten
die wir abgeben professionell gestaltet werden und
auch eine professionelle Betreuung der Kunden garantiert wird - oder?
Wir sollten unsere Honorare nicht
vom Grad der Profession unserer Kunden abhängig machen!


Grüße,
der Reinhard.
 
inimicus schrieb:
Wir sollten unsere Honorare nicht
vom Grad der Profession unserer Kunden abhängig machen!

Wie wahr. Regel No. 1.

Regel No. 2:
Ausnahmen bestätigen die Regel.

Wir wissen alle nur zu gut, dass es diese Ausnahmen gibt. Aus den verschiedensten Gründen
Nur: Wir sollten und dürfen uns nicht verhuren, wie man so schön sagt.

Und darüber hinaus freue ich mich, dass mit inimicus anscheinen ein neues Forums-Mitglied reingestolpert ist, das meiner Ansicht nach direkt mit seinen ersten paar Beiträgen positive Butter bei die Fische gegeben hat. Viel Spässkes noch hier bei MU.
 
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