Alles immer teurer > n-tv > in 102 Tagen neuen Golf kaufen? Nanu?

falkgottschalk

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Hallo,

angeregt durch einen Beitrag bei N-TV hier:

http://www.n-tv.de/mediathek/videos...i-Inflation-entscheidend-article11111496.html

(Leider Video und daher mit Werbung davor...)
kam ich etwas ins Grübeln. Dort wurde (etwa in der Mitte) behauptet, dass man heutzutage "nur" noch 102 Tage arbeiten muss - im Durchschnitt - um sich einen aktuellen Golf kaufen zu können.

hmmm...

Wenn ich bei VW nachschaue, steht da "ab 17.175 EUR". Nackt ohne alles, aber mal egal.
Um das in 102 Tagen zu verdienen, muss man also etwa 170 EUR am Tag netto haben, macht beim 8-Stunden-Tag knapp 21,25 EUR pro Stunde. NETTO wohl gemerkt.

:confused.
Liegt der aktuelle deutsche Durchschnitts-Netto-Stundenlohn somit bei 21,25 EUR? Der durchschnittliche Netto-Verdienst eines Arbeiters oder Arbeitnehmers demnach bei etwa 3.400 EUR im Monat?

Interessant..

Bin ich jetzt zu doof zum Rechnen oder wie kommen die auf solche Zahlen??
 
Ich mach die Rechnung mal für die Schweiz:

Durchschnittslohn pro Tag KV laut dem Kaufmännischen Verband Zürich: 150.- (Netto)
Preis VW Golf: 21700 (Auch ohne alles)
Wieviele Tage für einen Golf: 21700/150=144.6 Tage.

Aber das ist ja nicht möglich. (Essen, Wohnung, usw.)
 
Schreib denen doch ne Mail und lass es Dir erklären...
 
Es zählt das verfügbare Einkommen für den Konsum, dass übrig bleibt, wenn alle lebensnotwendigen Kosten gedeckt sind, siehe auch Kaufkraft (Konsum).
 
Die zählen den Brutto-Lohn. Und das passt dann bei 3400 EUR ungefähr.
 
Ich denke schon, dass der Nettolohn zugrunde gelegt wird. Man muss nur bedenken, dass man sich nicht nach genau 102 Tagen einen neuen Golf kaufen kann, da man ja noch den Lebensunterhalt bestreiten muss und es sich ja um ein statistisches Mittel handelt. Der Kfz-Mechaniker wird länger für den Golf arbeiten müssen als der Anwalt.

Exemplarisch: Ein Arbeitnehmer hat € 34.000.- netto im Jahr und geht dafür 204 Tage arbeiten. € 17.000.- gehen für Miete, Versicherung, Nahrung weg, dafür muss er also 102 Tage seiner gesamten Jahresarbeitsleistung arbeiten. Die restlichen € 17.000.- bleiben für den Konsum übrig, also auch wieder 102 Tage seiner Jahresarbeitsleistung.

Aber Statistiken sind ja immer eine Sache für sich… :D
 
Grundlage ist natürlich Brutto, alles andere wäre ja Raterei. Und die Lebenskosten werden natürlich nicht abgezogen. Darum geht es doch bei der Berechnung: Früher musste man 1 Stunde für ein Brot arbeiten, heute 5 Minuten.
 
Wenn ich bei VW nachschaue, steht da "ab 17.175 EUR". Nackt ohne alles, aber mal egal.
Um das in 102 Tagen zu verdienen, muss man also etwa 170 EUR am Tag netto haben, macht beim 8-Stunden-Tag knapp 21,25 EUR pro Stunde. NETTO wohl gemerkt.

Vielleicht ist ja auch der Kaufpreis nach Wertverlust gemeint. Kaufe ich mir alle 2-3 Jahre einen neuen Golf bekomme ich für den alten ja meist noch 40-50% des ursprünglichen Kaufpreises.
 
Grundlage ist natürlich Brutto, alles andere wäre ja Raterei.

Was ist daran – im direkten statistischen Vergleich zwischen Brutto und Netto – Raterei? So wie man ein durchschnittliches Bruttoeinkommen statistisch ermitteln kann, kann man auch Einkommen, Einnahmen & Ausgaben und die Konsumausgaben statistisch ermitteln.

Aber ich kann auch mit der Aussage Brutto leben. Frei nach dem Schwarzen Ritter: Einigen wir uns auf unentschieden. :)
 
Man hat auch bei früheren Berechnungen immer den Bruttoarbeitslohn als Grundlage genommen. Und dann kommt es mit 3.400 € auch sicherlich hin.

Ich persönlich finde solche Anschauungsbeispiele auch gar nicht verkehrt: so kann man sich tatsächlich mal darüber klar werden, dass man heute um eine Größenordnung besser lebt als unsere (deutlich zufriedeneren) Eltern und Großeltern.

Egal ob ich an

Durchschnittliche Wohnungsgröße pro Bewohner
Anzahl der Autos pro Haushalt
Größe der Autos
Anzahl und Größe der Fernseher im Haushalt
Kosten für Nahrungsmittel

oder was auch immer denke: sogar die armen Deutschen haben jetzt deutlich mehr messbaren Komfort als noch vor 30-40 Jahren. Es mag sein, dass in den 90ern noch etwas mehr Wohlstand herrschte als jetzt (wobei ich auch da nicht sicher bin), aber langfristig betrachtet geht es uns super. Und dafür sollten wir dankbar sein.
 
Man hat auch bei früheren Berechnungen immer den Bruttoarbeitslohn als Grundlage genommen. Und dann kommt es mit 3.400 € auch sicherlich hin.

Mir erscheinen 3400 Euro auch Brutto für einen "Durchschnitt" sehr hoch gegriffen. Sicher gibt es ne Menge Beamter und BWL-Klugscheisser die über solch lächerlich kleine Summen lachen, aber es gibt eben auch noch sehr viel mehr Leute die Brutto weit unter diesen 3400 Euro bleiben. Auch 2000 Euro Brutto ist ne Summe die von sehr vielen Menschen nicht erreicht wird. Man nehme nur die ganzen Leiharbeiter, Friseure, Bäcker, Securitydienstleister, etc; dazu noch die Rentner Arbeitslose und Aufstocker deren Einkommen sogar unter H-IV liegt. Soviele Einkommensmillionäre kann es doch gar nicht geben dass man damit den Durschnschitt auf 3400 Euro hebt.

Was ich mir eher vorstellen kann wäre dass diese 3400 Euro einem durschschnittlichen Brutto-Haushaltseinkommen entsprechen, wo dann beide arbeiten gehen. Aber auch da, wenn man davon ausgeht dass in der einen Familie 2x 2500 Euro Brutto reinkommen, wo dann in der anderen ein Alleinverdiener nur 3000 bekommt, und in wieder einer anderen dann einer 2500 bekommt und die Frau einen 400 Euro Job hat, wird es schwierig den Durschschnitt auf 3400 zu bringen. Aber das wäre dann schon realisitischer als das wenn man alle Erwerbstätigen in einen Topf schmeisst da jeder im Durschschnitt 3400 bekäme.

Aber selbst wenn dem so wäre, ist die Vergleichsrechnung mit dem Golf Humbug. Man kann nicht zu einem Autohändler gehen und sagen "Ich bekommt 3400 Euro Brutto, die rechnen wir auf den Kaufpreis voll an auch wenn ich nur 2/3 davon Netto raus bekomme" Konsumgüter werden vom Nettoeinkommen bezahlt, also darf man auch nur das Nettoeinkommen heran ziehen. Das was ich Netto bekomme ist mein Einkommen was zur Verfügung steht, für was auch immer. Die große Brutto-Zahl ist nur Imaginär, das was ich abgezogen bekomme, bekomme ich ja nie in die Hand. Von 2500 Euro bleibn nur 1600 über, das ist mein Einkommen. Nicht die 2500.

Wenn man also nach 102 Tagen das Geld für einen nackten Golf haben möchte, braucht man die 3400 Euro Netto, nicht Brutto. Das daraus resultierende Brutto müsste dann vermutlich je nach Steuerklasse irgendwo zwischen 5000 und 7000 liegen, und das im Durchschnitt, wenn man der Statisitk gauben wollte.

Das Ganze ist also ein Riesenbullshit.
 
Mir erscheinen 3400 Euro auch Brutto für einen "Durchschnitt" sehr hoch gegriffen. Sicher gibt es ne Menge Beamter und BWL-Klugscheisser die über solch lächerlich kleine Summen lachen, aber es gibt eben auch noch sehr viel mehr Leute die Brutto weit unter diesen 3400 Euro bleiben. Auch 2000 Euro Brutto ist ne Summe die von sehr vielen Menschen nicht erreicht wird. Man nehme nur die ganzen Leiharbeiter, Friseure, Bäcker, Securitydienstleister, etc; dazu noch die Rentner Arbeitslose und Aufstocker deren Einkommen sogar unter H-IV liegt. Soviele Einkommensmillionäre kann es doch gar nicht geben dass man damit den Durschnschitt auf 3400 Euro hebt.

Was ich mir eher vorstellen kann wäre dass diese 3400 Euro einem durschschnittlichen Haushaltseinkommen entsprechen, wo dann beide arbeiten gehen.


Der durchschnittliche Brutto-Jahresarbeitslohn je Arbeitnehmer in Deutschland betrug im Jahr 2012 nach Angaben des Bundesministeriums der Finanzen rund 28.950 Euro.

=> Es sind eher 2400 EUR, wenn man den Durchschnitt nimmt. Wenn beide arbeiten, also knapp 5000 EUR. So weit entfernt ist die Angabe also nicht.

http://de.statista.com/themen/293/durchschnittseinkommen/
 
Der durchschnittliche Brutto-Jahresarbeitslohn je Arbeitnehmer in Deutschland betrug im Jahr 2012 nach Angaben des Bundesministeriums der Finanzen rund 28.950 Euro.

=> Es sind eher 2400 EUR, wenn man den Durchschnitt nimmt. Wenn beide arbeiten, also knapp 5000 EUR. So weit entfernt ist die Angabe also nicht.

http://de.statista.com/themen/293/durchschnittseinkommen/

2400 für einen bzw. knapp 5000 für zwei, und das Brutto klingt schonmal viel realistischer.
 
Will man Gehälter vergleichen geht das aussagekräftig nur über das Bruttogehalt. Alles andere ist dann ein fauler Vergleich.

Und die 3.400 Brutto Durchschnittslohn stimmt nie und nimmer. Viel zu hoch gegriffen. Vor kurzem haben sie im Radio behauptet der Durchschnittsösterreicher hat 105 mal Sex im Jahr. Personen zwischen 16 und 65 wurden befragt. Das entspricht 2 mal die Woche im Schnitt. Auch das kann nie und nimmer stimmen.
 
Vor kurzem haben sie im Radio behauptet der Durchschnittsösterreicher hat 105 mal Sex im Jahr. Personen zwischen 16 und 65 wurden befragt. Das entspricht 2 mal die Woche im Schnitt. Auch das kann nie und nimmer stimmen.

Warum nicht, Du musst halt nur mal Sex definieren. Wenn man darunter versteht, dass der Durchschnittsösterreicher 2 mal die Woche Sex hat, davon im Schnitt 1,9 mal mit sich selbst, dann ist das doch extrem plausibel. ;)
 
Der verlinkte N-TV-"Beitrag" begeht den gleichen Denkfehler, der auch dem "durchschnittlichen Warenkorb" des Statistischen Bundesamtes zugrundeliegt: es wird auf die Preise von Dingen abgestellt, die man sich - wenn überhaupt! - nur sehr selten kauft.

Allein die im Beitrag wiedergegebene Aussage, man solle zur Feststellung der Teuerung nicht nur auf die Lebensmittelpreise abstellen, sondern auch auf Autos und Elektronikgeräte, ist schlicht weltfremd.

Lebensmittel braucht man tagtäglich, einen neuen Laptop alle fünf Jahre.

Was soll es da also konkret (!) bringen, wenn die Lebensmittelpreise steigen, aber der Laptop nur noch die Hälfte wie vor 10 Jahren kostet?

Eben. :teeth:

Warum N-TV solche Beiträge bringt? Weil sie ein kommerzieller, werbefinanzierter Sender sind, und die Werbung funktioniert am besten dann, wenn man den Leuten suggeriert, dass alles gar nicht sooo viel teurer geworden ist.

Insofern ein klassisches Advertorial.
 
Was soll es da also konkret (!) bringen, wenn die Lebensmittelpreise steigen, aber der Laptop nur noch die Hälfte wie vor 10 Jahren kostet?
Das hast du aber nicht richtig geschlussfolgert. Auch andere Dinge sind günstiger geworden, z. B. Telekommunikation. Aber mit der angeblichen Preissteigerung seit dem Euro ist es halt so, dass jeder sich nur auf seinen subjektiven Eindruck verlässt, anstatt die Daten wahrzunehmen. Tatsächlich gibt es eine natürliche Preissteigerung von jährlichen 2-3 %. Nicht mehr und nicht weniger. http://de.wikipedia.org/wiki/Verbraucherpreisindex_für_Deutschland
 
Und wie kommen die 2-3% zustande?

Wenn bei einem Budget von 1000 Euro der Laptop entsprechend weniger kostet, die Lebensmittel aber deutlich Euro mehr kann man im Mittel auf 2% kommen. Aber wie oft kauft man den Laptop und genießt die Ersparnis , und wie oft kauft man Lebensmittel und legt da ordentlich drauf? Jemand der sich nur alle 5 Jahre einen Laptop kauft aber jeden Monat eine 5-köpfige Familie durchfüttern muss erlebt eine individuell deutlich höhere Teuerungsrate wie deine 2-3%.

Ich gehe auch mal davon aus dass das der Grund ist warum Elektronik mit im Warenkorb reinkommt. An sich ist das ein zuvernachlässigender Faktor, weil er nur selten auftritt, im Gegensatz zu den Dingen des alltäglichen Bedarfs, des Sprits, der Miete. Aber weil die Preise bei Elektronik tendenziell immer tiefer fallen hilft das natürlich dabei sich die Inflation auf 2-3% schön zu rechnen.
 
Typische N-TV Propaganda.
Uns gehts ja sooo gut in unserer Wohlstandsgesellschaft, deshalb sollen wir alle schön die Fresse halten und für 7,50EUR schaffen. Den Rest nehmen "die" schon in die Hand.
 
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