agentur sticht mit preisdumping

netmikesch

netmikesch

Aktives Mitglied
Thread Starter
Dabei seit
28.08.2003
Beiträge
727
Reaktionspunkte
5
Hallo!
ich bin noch nicht sooo lange als freiberuflicher grafiker tätig, kenne mich daher noch nicht soooo wahnsinnig gut mit der konkurrenz-situation am markt aus, habe jedoch große probleme neue kunden zu gwinnen und schlag mich halt so durch.

jetzt hatte ich kürzlich einen recht schönen job angeboten bekommen, hab ein angebot dazu geschrieben und musste dann feststellen, das budget und angestrebte vergütung doch sehr auseinander gingen.
ich bin dem kunden natürlich ein gutes stück entgegen gekommen - dieser blieb jedoch partout bei seinem "budget ist budget - mehr geht nicht", so dass ich zwar leicht angepisst war, dennoch aber alle standhaftigkeit aufbringen musste, um mich nicht dazu hinreißen zu lassen, den job trotzdem zu machen (da war ich schon etwas stolz auf mich!)

ich bin dann davon ausgegangen, dass der kunde einen anderen freelancer finden würde, der auf die knappe bezahlung pfeift. solls ja geben - ist ja nicht jeder so "ein harter brocken wie ich" :D damit hab ich gerechnet und hätte mich dann auch nicht weiter geärgert.

erstaunt war ich dann aber, dass der kunde im endeffekt "eine städtische agentur" dafür gewinnen konnte, den job zu machen.

jetzt frag ich mich: machen jetzt schon agenturen das, was ich bisher nur von sub-professionellen studenten gedacht habe? muss ich jetzt nicht nur gegen eine wahre flut von mehr oder weniger guten freelancern anstinken, sondern zusätzlich noch gegen gestandene agenturen?

wie sind denn da eure erfahrungen?
ich will nicht ins detail gehen, aber wenn ICH als freelancer den job letzten endes ablehne, um nicht in die dumping-spirale zu geraten - wie bitte schön kann dann eine AGENTUR den job annehmen?

neben der beantwortung der fragen sind auch beherzte schulterklopfer willkommen, die mich in meiner "zum wohle der branche-haltung" bestärken! oder zeigt ihr mir den vogel und sagt, im hinblick auf folgeaufträge hätte ich besser die bittere pille schlucken sollen?

wirklich schlimm fände ich das ganze, wenn ich durch den verlauf der geschichte für den kunden jetzt bereits als "der ist doch eh zu teuer" abgeschrieben wäre...

das positive: jetzt hab ich freizeit genug, um im macuser forum aktiv zu sein :cool:
 
Naja, wenn man sich so anschaut, was für Klitschen sich "Werbeagentur" aufs Klingelschild schreiben, wundert einen teilweise gar nichts mehr. Da sitzt dann ein Quereinsteiger mit 4 Praktikanten im Keller mit Corel am Pentium III... :rolleyes:

Hast du nähere Infos, welche Agentur das ist? Kann ja auch sein, dass deren Kontakter einfach ziemlich harte Argumente ausgepackt hat... ;)
 
Naja, da müsste mal erst mal wissen was das für eine Agentur ist. Wenn sich 2 Leute zusammentun und zusammen in einem Büroraum sitzen, welchen es ja auch günstigst zu mieten gibt momentan, dann können die sich ja auch Agentur nennen. Trotzdem haben die auch das Problem, dass sie Geld verdienen müssen und irgeneiner findet sich immer, der es günstiger macht.

In keinem Fall würde ich dem Kunden zu weit entgegenkommen, denn dann denkt er, man habe unendlich Spielraum. Ich würde nur dann im Preis nachlassen, wenn auch der Umfang der Leistung vereinfacht wird.

Da werden dann nicht viele Kunden über bleiben, aber die die bleiben sind dann die treuesten und empfehlen auch gerne weiter. Die die es nur billig haben wollen, werden auch bei einem Folgeauftrag wieder den billigsten Anbieter nehmen. Die wollen nämlich nur billig und achten nicht auf Qualität.

Kopf hoch, aller Anfang ist schwer, aber die guten werden es überstehen, denn bei den Billiganbietern geht die Rechnung bald nicht mehr auf.
 
tja also es gibt da "agenturen" die aufträge an land ziehen und die ausführung erfolgt dann im billigen ausland... hab da mal so was gehört *hust*

tR
 
Manchmal müssen sogar Praktikanten finanziert werden.
Manchmal wird ein Auftrag angenommen, weil die Agentur mit Freelancern zusammen arbeitet, die das für solch einen Preis machen.
Manchmal spinnt aber auch einfach nur der Kontakter, weil er ein "Frischling" ist...

That's Business – that's life...
 
welche AGENTUR das war - weiss ich nicht (und es interessiert mich auch nicht sonderlich). vom eindruck her aber eher keine 2 man klitsche..

>>>"In keinem Fall würde ich dem Kunden zu weit entgegenkommen, denn dann denkt er, man habe unendlich Spielraum. Ich würde nur dann im Preis nachlassen, wenn auch der Umfang der Leistung vereinfacht wird."

genau das war auch mein bestreben.
eine position des angebots war nahezu unkalkulierbar - es war für mich völlig offen, ob ich 2 oder 20 stunden dafür brauchen werde.
der letzte versuch überein zu kommen bestand dann darin, diese position auf ein überschaubares mass zurecht zu konkretisieren - aber da war es dann offenbar schon gelaufen.

tja, wenn das die realität ist, dann isses auf jeden fall noch schlimmer, als ich eh schon gedacht hatte.
 
Sieh es doch mal so: Die Agentur beschäftigt X Mitarbeiter und hat nur Aufträge für X-2 Mitarbeiter. Die 2 sitzen also herum und verursachen (Kosten-/Leistungsrechnerisch gesehen) nur Kosten. Dann kann man die lieber einen solchen Auftrag machen lassen und somit zumindest teilweise die Kosten zu decken. Kommt dann ein größerer Auftrag rein hat man halt Pech, stellt die Arbeit zurück oder verteilt sie auf viele andere in kleinen Teilen.

Einen solchen "Luxus" kann sich ein einzelner Freelancer sicherlich nicht leisten, weil er ja im Grunde nur mit seinem ordentlichen Stundensatz "über die Runden" kommt. Du kannst also nicht sagen, dass Du das jetzt für den Preis machst, denn kommt ein größerer Auftrag rein, hast Du schlechte Karten. Eine etwas größere Agentur kann sowas aber sehr gut abfedern.

PS: Wenn die Firma auf ihr Budget besteht, dann musst Du nicht zwangsläufig ablehnen. Du kannst auch nochmal ein Schreiben aufsetzen, dass Dein Angebot weiterhin gilt, Du eben diese Kosten verursachen würdest, aber gerne ein weiteres Angebot einreichst, welches in ihrem Budget liegt, dann natürlich aber einen reduzierten Umfang hat.
 
master_p hat Recht, das Zauberwort heisst "Deckungsbeitrag". Wenn die Agentur letztlich neben den Selbstkosten auch nur einen Euro an dem Job verdient hat, ist es immer noch besser, diesen auszuführen und den zusätzlichen Deckungsbeitrag einzustreichen.

Beispiel: Wenn Du als Freelancer im Monat Fixkosten in Höhe von 2500 Euro hast (inklusive privater Grundversorgung wie Miete, Auto, etc.), ist es für Dich besser, drei Jobs in diesem Monat abzuwickeln, die jeweils nur 800 Euro (statt z.B. 1500 Euro bei normaler Kalkulation) einbringen, als gar keinen Auftrag gehabt zu haben. 100 Euro Schulden sind weniger als 2500 Euro Schulden.

In wirtschaftlich schlechten Zeiten gibt's viele, die nahe an der kurzfristigen Preisuntergrenze kalkulieren. Dabei ist dann nicht eingerechnet, dass Du auch mal einen neuen Mac oder Updates kaufen musst, sondern es ist der Preis, der Dir ganz kurzfristig gesehen Aufträge einbringt, um die nötigsten Kosten einigermaßen zu decken. Auf Dauer kann man so nicht rechnen, der Betrieb ist dabei quasi schon in Ohnmacht gefallen und es werden nur noch die nötigen Lebenserhaltungssysteme "finanziert". Deine betriebliche Substanz wird dabei vernichtet.

Leider gibt es derzeit zu viele Betriebe, die in diesem Lebenserhaltungsmodus rechnen müssen. In einer Agentur lässt sich sowas noch relativ leicht abfangen, weil Praktikanten die Jobs billig ausführen können und der Profi nur mal drüberschaut und das Nötigste geradebiegt.

Ein A-Kunde ist man bei solchen Preiskämpfen dann mit Sicherheit nicht, aber momentan kümmert das die wenigsten Auftraggeber.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die "2-Mann-Klitschen" werden allerdings immer besser. Leute von renommierten Werbeschulen, welche früher zu Ogilvy oder Springer gegangen wären, machen sich direkt nach dem Studium oder nach kurzer Praxiserfahrung selbstständig. Und die Qualität kann sich sehen lassen, da viele davon Praktika bei Top-Agenturen absolviert haben und die Studiengänge stetig besser werden. Das Klischee, dass diese kleinen Agenturen aufgrund ihrer Größe schlecht seien stimmt oft nicht mehr. Ich persönlich kenne Dutzende solcher Beispiele; so ist einfach die Entwicklung in einer Zeit, wo immer mehr Leute Berufe in den Medien wählen.
 
@Turboplasma
Beschreibst Du nicht das andere Ende der Fahnenstange? ;)
 
manchmal muss man eben fressen ich sehe es so wie aro, denn manchmal muss man jobs machen die dir keinen gewinn bringen, so ist das halt.
weiters muss du dir gedanken darüber machen ob es nicht manchmal schon besser wäre solche jobs zu schlucken, jedoch dann mit einer genauen leistungsaufstellung die im angebot steht, somit erfüllst du genau das was da drinn steht plus ein bisschen etwas und der kunde kann dich nicht mit arbeit volldrücken.

zb logo präsentation, einfach festlegen wieviele entwürfe du machen musst und dann noch adaptions-schleifen. wenn du da sagst 3 entwürfe und 4 adaptions-schleifen, du dir das unterschreiben lässt, kann es dir nicht passieren das dich der kunde zeitlich auffrisst. somit wieder auf andere jobs konzentrieren.

naja, so ist das eben am freien markt kannst nix machen. gerade am anfang hab ich auch immer auf wenig gewinn gearbeitet um ein gscheites portfolio zusammen zu bringen und damit ists gleich noch einfacher, neue geilere jobs für das studio zu bekommen.
 
Na ich denke er meint, daß das eben die Guten und Fähigen sind, die du meinst. Eben nicht die Leute ohne Können die sich dennoch Werbeagentur nennen und zu Dumpingpreisen arbeiten.
 
Ach so, ich habe das auch nur geschrieben weil man mit dem Begriff "2-Mann-Bude" mittlerweile aufpassen muss. Gerade bei Pitchings werden diese Leute von den vermeintlich Großen und Etablierten oft aufgrund dieses Begriffes unterschätzt, da sie automatisch in die Corel-Ecke geschoben werden.
 
@Josh_AT: Ja, genau so meinte ich das.

Hochqualifizierte Dienstleister würde ich nicht als "Bude" bezeichnen. Sicherlich werden diese im Regelfall nicht durch Preise, sondern durch Leistung überzeugen.

Am unteren Ende der Fahnenstange kämpft der junge Profi gegen alle, die ein paar Leute kennen und wissen, wie man mit MS Publisher ein Clip-Art ausdruckt. Der "Kampf" gegen die Profis bringt ja noch was, wenn man versucht, leistungsmäßig auf dieselbe Ebene zu kommen, aber gegen die kleinen semiprofessionellen Krauter kann man sich nicht dauerhaft durchsetzen, weil die Kunden für viele Qualitätskriterien nicht sensibel genug sind. Hauptsache, es "gefällt" aus irrationalen Gründen irgendwie und es ist billig. Genauso schnell gefällt es dann aber auch nicht mehr und es ist zu teuer. Solche Kunden kann man getrost vergessen, das ist man nicht mehr als billiges Fischfutter ...
 
Wie sagt mein Banker immer so schön: Irgendwann hat immer mal ein anderer einen Schnaps mehr!

Es gibt sehr viele, die alles tun um an Aufträge zu kommen, sie letztlich sogar teuer einkaufen.
Preiskampf is ne tolle Sache - aber nur, wenn man nicht mitmacht!
Verkaufst Du dem Kunden den billigsten Preis, kauft er auch nur das. Naemlich den Preis. Und nicht Deine Leistung.
Das Problem wird dann nur irgendwann sein, dass Du so gut sein kannst wie Du willst, der Kunde wird damit nie zufrieden sein. Auch wenn er bei Dir unterschreibt bekommt er im Nachhinein bestimmt ein billigeres Angebot von nem Konkurenten.
Und dann sieht der Kunde nicht mehr Deine Arbeit, sonder nur noch dass Du zu teuer bist.

Wenn ich bei nem Angebot von nem Konkurenten unterboten werde, gebe ich dem potentiellen Kunden meine Karte, sage daß es schade ist nicht mit ihm zusammen Arbeiten zu können und biete ihm jederzeit meine HIlfe an, wenn es mit dem Billigkonkurenten an den Baum geht.
Dauert zwar a weng länger, aber in 4 von 10 Fällen hab ich den nach 6Monaten auf meiner Kundenliste stehen. Und zwar zu meinen Konditionen!

Geiz ist geil!
Das haben wir nun davon!

Charlie
 
Zuletzt bearbeitet:
Zurück
Oben Unten