Abstimmungsthread zum X. MacUser.de-Kurzgeschichtenwettbewerb

Welche Geschichte(n) haben Dir am Besten gefallen?

  • Gespräche in der Gulfport-Lounge

    Stimmen: 5 33,3%
  • Zeit

    Stimmen: 3 20,0%
  • Das Monster unter dem Bett

    Stimmen: 11 73,3%
  • Der Weihnachtskalender

    Stimmen: 6 40,0%
  • Die Blaufichte

    Stimmen: 4 26,7%
  • Lucid in the dark without diamonds

    Stimmen: 2 13,3%

  • Umfrageteilnehmer
    15
  • Umfrage geschlossen .
Ezekeel

Ezekeel

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Frohe Weihnachten da draussen an den digitalen Endgeräten!

Ich habe das große Vergnügen zu verkünden, dass es bei der Jubiläumsausgabe unseres geschätzten Wettbewerbs 6 Geschichten zu lesen und bewerten gibt. Ein großes Dankeschön daher an alle Autoren, die diese doch lieb gewonnene Tradition mit Leben füllen! Ihr seid die Besten!

Bevor ich nun im Anschluss die Geschichten poste noch ein paar Worte zum Abstimmungsmodus: Ich hatte zuerst vor, die ursprünglich mal von Barry vorgeschlagene Anzahl der Geschichten = Höchstpunktzahl-Methode zu verwenden, bin dann aber davon abgekommen. Aus zwei Gründen: Zum einen ist damit kein anonymes Abstimmen möglich zum anderen ist die Hemmschwelle abzustimmen vielleicht etwas größer, als wenn man bei einer Umfrage einfach nur klicken muss. Nicht falsch verstehen: Ich finde jede Bewertung und Äußerung zu den einzelnen Geschichten gut und freue mich auf jeden Verriss bzw. Bewertung.

Es gilt also folgende Regel: Jeder Nutzer des Forums kann drei Stimmen für die sechs Geschichten abgeben und somit seinen drei Favoriten Gewicht verleihen. Die Stimme kann - einmal abgegeben - im Nachfeld noch geändert werden - falls einem über Nacht die eine Geschichte dann doch besser gefallen sollte.

Und nun: Viel Spaß beim Lesen, bewerten und Abstimmen!
 
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Gespräche in der Gulfport-Lounge

Der Vampir-Zwerg saß an seinem Schreibtisch und tippte auf seiner Tastatur herum, als plötzlich jemand an seine Tür klopfte.
"Herein!", rief der Vampir-Zwerg. Die Tür öffnete sich und ein großer, muskulöser Mann trat ein. Er trug eine Sonnenbrille und einen dunklen Anzug und wurde von allen immer nur "Big B" genannt.
"Hey, wie läuft das Schreiben?", fragte Big B.
Der Vampir-Zwerg seufzte. "Es läuft nicht besonders gut. Ich komme einfach nicht in die Gänge."
Big B setzte sich auf den Stuhl neben dem Schreibtisch und grinste. "Keine Sorge, Kumpel. Du bist nicht der Einzige, der Schwierigkeiten hat. Ich habe selbst gerade ein paar Probleme."
"Ach ja?", fragte der Vampir-Zwerg. "Was für Probleme?"
"Na ja", sagte Big B. "Es ist so, dass ich ständig von Frauen belagert werde, die mit mir Sex haben wollen. Ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll."
Der Vampir-Zwerg lachte. "Du Armer. Ich wünschte, ich hätte auch solche Probleme."
Big B zwinkerte ihm zu. "Du könntest dir bestimmt auch ein paar Frauen angeln, wenn du wolltest. Du musst nur rausgehen und dich umsehen."
"Also, was hält dich auf?", fragte Big B.
"Ich weiß es nicht", antwortete der Vampir-Zwerg. "Ich denke, ich bin einfach ein bisschen abgelenkt."
"Abgelenkt von was?", fragte Big B.
"Von allem Möglichen", sagte der Vampir-Zwerg. "Ich denke, ich bin einfach zu sehr damit beschäftigt, über quantenmechanische Tunneleffekte nachzudenken."
Big B lachte. "Quantenmechanische Tunneleffekte? Was zum Teufel sind das?"

"Na ja", sagte der Vampir-Zwerg, "es ist so, dass manche Teilchen, wenn sie sich einem Schwerpunkt nähern, durch ihn hindurchtunneln können, als wäre er nicht da. Es ist wie ein Wunder der Physik."
Big B zog die Augenbrauen hoch. "Das klingt wirklich interessant. Aber was hat das mit deiner Kurzgeschichte zu tun?"
"Ich frage mich, ob es möglich ist, dass Teilchen auf unsichtbaren Pfaden durch Barrieren hindurchtunneln können, die eigentlich unüberwindbar sein sollten. Ich frage mich, ob wir vielleicht auf ähnliche Weise durch Barrieren in unserem eigenen Leben hindurchtunneln können.", sagte der Vampir-Zwerg.
Big B nickte nachdenklich. "Das ist tatsächlich ein interessantes Konzept. Ich habe auch schon über solche Dinge nachgedacht."
Der Vampir-Zwerg lächelte. "Ja, ich glaube, wir sind beide ziemlich neugierig und wollen die Welt um uns herum verstehen."
Big B grinste. "Ja, das denke ich auch. Und vielleicht können wir zusammen herausfinden, wie wir unsere eigenen Barrieren durchtunneln können und uns selbst neue Möglichkeiten erschließen."
Der Vampir-Zwerg dachte über Big Bs Worte nach und musste zugeben, dass er recht hatte. Vielleicht würde sich seine Kurzgeschichte ja doch noch irgendwie auf quantenmechanische Tunneleffekte beziehen. Er beschloss, weiterzuschreiben und seinen Gedanken freien Lauf zu lassen.

Während er schrieb, hatte er plötzlich das Gefühl, dass all das, was er bisher erlebt hatte - die ganze Welt um ihn herum -, in Wirklichkeit nur eine Simulation war, die von jemandem oder etwas kontrolliert wurde. Vielleicht lebte er tatsächlich in einer simulierten Welt innerhalb eines Computerforums.
Der Vampir-Zwerg war völlig fasziniert von dieser Möglichkeit und beschloss, mehr darüber herauszufinden. Er griff nach seinem Laptop und begann, online nach Informationen über simulative Realitäten und Computerforen zu suchen.
Er stieß auf viele interessante Artikel und Theorien, die ihm halfen, seine Überlegungen weiterzuentwickeln. Schließlich kam er zu dem Schluss, dass es durchaus möglich war, dass er in einer simulierten Welt lebte.
Doch wie konnte er das beweisen? Der Vampir-Zwerg wusste, dass er mehr Beweise brauchte, um seine Theorie zu stützen. Er beschloss, mehr über die Technologien zu erfahren, die für die Simulation benötigt würden, und suchte nach Hinweisen darauf, ob es solche Technologien überhaupt gab.
Er fand heraus, dass es tatsächlich möglich war, eine Realität zu simulieren, und dass es sogar schon Experimente gab, die das bewiesen hatten. Doch der Vampir-Zwerg war sich immer noch nicht sicher, ob er tatsächlich in einer simulierten Welt lebte oder ob es sich um eine bloße Theorie handelte.
Er beschloss, Big B zu fragen, der sich in der Simulation auskannte und vielleicht mehr darüber wusste. Der Vampir-Zwerg fand Big B in einem Chatroom, in dem er gerade ein sexuelles Abenteuer mit einer anderen virtuellen Person hatte.

"Big B", sagte der Vampir-Zwerg, "Was hältst du davon: In der Tat glaube ich, dass wir tatsächlich in einer simulierten Welt leben."
Big B grinste. "Ja, das denke ich auch. Und vielleicht können wir zusammen herausfinden, wie wir unsere eigenen Barrieren durchtunneln können und uns selbst neue Möglichkeiten erschließen."
Der Vampir-Zwergs Augen weiteten sich vor Überraschung. "Wirklich? Du glaubst also, dass all das hier nur eine Simulation ist?"
"Ja", sagte Big B. "Ich denke, dass wir in einer Art Computerspiel oder in einem anderen simulierten Universum leben. Aber ich weiß es nicht genau. Es gibt viele Theorien darüber, aber keine definitive Antwort.Beide Gebiete bieten viele Möglichkeiten für weitere Erkundungen. Es kommt wirklich auf die persönlichen Vorlieben an. Manche Leute bevorzugen die Erforschung von quantenmechanischen Phänomenen, während andere sich lieber in virtuellen Realitäten mit großbrüstigen Blondinen beschäftigen."

Der Vampir-Zwerg dachte über Big Bs Worte nach und fragte sich, ob es eine Möglichkeit gab, die Simulation zu verlassen oder sie zu verändern. Er wusste, dass er mehr darüber herausfinden musste.
Und so machte sich der Vampir-Zwerg auf den Weg, um mehr über die Welt herauszufinden, in der er lebte. Er wusste, dass es eine lange und schwierige Reise werden würde, aber er war bereit, alles zu tun, um die Wahrheit herauszufinden.
Doch bevor er gehen konnte, beschloss der Vampir-Zwerg, etwas zu tun, das er noch nie zuvor getan hatte. Er ging ins Bad und putzte sich die Zähne. Es war eine kleine Geste, aber für ihn bedeutete es viel. Er wollte sich auf seine Reise vorbereiten und alles tun, um sich selbst und die Welt um ihn herum besser zu verstehen.

Und so machte sich der Vampir-Zwerg, dessen Name Gruntsch war, auf den Weg, um die Wahrheit herauszufinden.
 
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Zeit (Teil 1)

Prolog

Manche sagen, sie hätten sie nicht, wegen dies wegen das, und andere wieder sie sei Geld, und vermuten nur deswegen kostbar.
Klügere Köpfe wiederum entdeckten, diese sei relativ, verknüpft mit allem Raume, sogar unterschiedlich wahrnehmbar je nachdem wie schnell man sich im Raum zu bewegen imstande sei.

Einige verbringen Jahrzehnte um sie und alle anderen weiteren Gedanken in Versenkung zu vergessen, Zeit und Raum aufzulösen in Meditation.
Dann wieder zahlreiche, die sind ganz beglückt und beherrscht, erhoffend, dass dieses tickende Etwas in Bruchteilen einer Sekunde gemessen über Sieg oder Niederlage zu entscheiden habe - nicht wenige Zeitgenossen verbringen also einen Großteil ihres Lebens mit erheblichen Qualen begleitet, um etwas schneller zu sein oder getan zu haben als andere.
So will es offenbar die Moderne, die stets misst, vergleicht, und Maßstäbe zu verteilen weiss, denen gerne vielfach nachgeifert wird.

Manche intelligente Mitmenschen jonglieren in Gedanken mit Milliarden von Jahren, bis das schnellste Ereignis überhaupt, dieses unbegreifbare Licht aus grösster Ferne in all seiner unerreichbaren Schnelle dennoch braucht, um sich endlich in einem riesigen Teleskop als winziger Rest zu verfangen, endlich angekommen zur Freude des Beobachters, in der Lage dann daraus Schlussfolgerungen zu ziehen vom Kleinsten bis ins Grösste.
Wir haben hier also den Milliarden jahre-Jongleur und woanders in der Welt einen Ski-Enthusiast, der sich sein Leben riskierend den Berghang in rasender Geschwindigkeit hinabstürzt, wieder und wieder trainiert, in der Hoffnung, wird heute die in Tausendstel Sekunden gestoppte, gemessene Frist, dieser Wimpernschlag entscheiden über Glück und Unglück.

Man kann als Betrachter dieses Tuns nur hoffen, je nach Lebensentscheidung, dass sich vielleicht je nach Geschmack doch etwas Frieden finden wird. Dem einen mags gelingen, dem anderen bleibt es verwehrt, warum auch immer.



Tacet

Woher kommen diese Stimmen..die gehören irgendwie nicht hierher, schon wieder, aber doch nicht schon wieder.. Wie von weit her dringen sie ganz allmählich ein, erst leise aber unnachgiebig, nicht aufhörend.

Plötzlich war ich wieder irgendwie da. Diese Stimmen, flach und nichtssagend, es dämmerte mir allmählich, daher also. Der Fernseher läuft, das Licht ist an, nichts unbekanntes oder Neues. Der altbekannte Anker.. Die ganze Zeit waren sie wohl da, lange vergeblich versuchten sie wohl über den Hör-nerv einzudringen, den Neuronentanz der im Schlafe aufzuspielen weiss zu stören. Aber nun erreichten sie ihr Ziel.

Wie spät mag es sein, 1:30 wäre zu früh. 5:30 zu spät. 3:30 also..das ist gut, sehr gut, es sind noch Stunden genug, Stunden für sich ohne Hatz und Aufgaben.

Erstmal Ton aus, da waren noch ein paar Bilder dieses Traumes, bevor wieder zeronnen und verblassend bis auf wenige Fragmente, die trotz der Verblüffung darüber letztlich wenig Erhellendes je boten im Nachhinein, mehr Fragen als Antworten manchmal übrig liessen.
Manche sagen sie träumten sehr real, der Wirklichkeit ähnlich, ich gehöre nicht dazu, noch nie. Der Regisseur hätte seine liebe Müh´, der aus dem verwirrenden teils sprunghaften Klamauk sich einen Reim machen könnte oder gar ohne sich zu übernehmen je heil wieder rauskäme.

Die Ruhe war aber wohltuend. Einfach nur Ruhe und ein paar Eindrücke aus der Tiefe der geheimnisvollen Welt der Neuronen, die Nachts im Schlaf ihr unermüdliches Feuer am flammen halten, oder genau da erst zuweilen zur Hochform auflaufen dürfen, dieses noch nachspüren, jenes nachgrübeln und zuletzt einfach nur alles ziehen lassen. Das ist wohltuend, aber auch schade zuletzt unvermeidlich.

Alle schlafen wohl um mich herum und ich habe Zeit. Drüber nachdenken, was mir gerade so in den Kopf kommt. Der Typ aus der Doku mit seinem 3. Lamborghini, ganz begeistert von der Fürsorge durch ein Unterhaltungs-Event hierzu, wegen seiner vermeintlich kostbaren Freizeit. Ein Beispiel eines Zeit-paradoxons geradezu, eine belanglose Episode aus der Spezies Homo-multi-millionare-sapiens-kaschmirensis..dokumentiert. Weg damit, broah..
 
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Zeit (Teil 2)

Lieber Leser, liebe Leserin, wäre es nicht an der Zeit, sich hierzu Gedanken zu machen? Natürlich, ich bin mir sicher, manchmal tust Du dies bereits. Und wirst Dich womöglich trotz allen Grübelns nicht mit einer alles erkärenden Lösung parat zu haben wiederfinden.
Eher ist das Gegenteil wahrscheinlich. Gut so, glaube es ist gut so. Ich glaube es ist gut so.

Abertausende finden sich wieder wie selbstverständlich getrieben, nur um Pinselstrich oder ein Instrument sich zu erarbeiten, sehenden Auges in tausenden Stunden sich da einfach nur zu verschwenden, sich diese seltsame Zeit zu nehmen, einfach zur Freude am Tun, am Wachsen, am Ringen ums noch fremde Resultat, und meisst dennoch recht zufrieden mit dem Ziel, um sich daran zu erfreuen oder andere erhofft einmal einfach nur daran teilhaben und um anderes vergessen zu lassen.

Sicher sind sich anfangs viele dabei nicht bewusst, dass bei diesem Wagnis sich mit Kunst oder Musik anzulegen selbstverständlich ungerufene Begleiter dabei auftauchen werden, mit einer Vielfalt an Hindernis, Rückschritt oder gar Scheitern im breit aufgestelltem Sortiment der Unbequemlichkeiten. Mit der Zeit gewöhnt man sich, wächst daran sogar, es bleibt aber vieles Ungewiss. Gewiss bleibt aber eines, man hat sich Zeit genommen, gearbeitet oder nur gespielt, wahrscheinlich aber ist man gewachsen, wenn auch nur ein kleines Stück. Um das man weiter ringen muss oder gar wieder in Teilen loszulassen hat, vergessen wird.

Da ist Zeit in der Essenz des Seins spürbar und nur dazu scheint diese da, genau dort erscheint sie in einem völlig anderen Licht. Stets kann man sie sich einfach nehmen, sie wartet geradezu darauf. Für wie beschrieben dieses oder anderes Tun.

Wer sie sich nicht, nicht nimmt, warum auch immer, am Besten für die kleinen noch ungewissen Dinge, wird womöglich zu spät sein im Erkennen des Verpasten. Was sollte sie anderes sein als kostbar, angesichts der Vergänglichkeit des eigenen Körpers, der Unwiderbringlichkeit der verpassten Gelegenheiten für ein Gespräch, ein Danke, ein Bitte, eines Innehaltens, eines Zuhörens oder eines Lächelns, oder zum Erlernen eines Instruments oder einer anderen Fähigkeit, oftmals nur aus Trägheit vermieden.

4:00 Uhr. Mal kurz was überlegen, nachspüren, sagen wir 70 Herzschläge pro Minute, 10 Atemzüge, grob vereinfacht, seit sagenhaften 57 Jahren nun. Was für ein grandioser Bio-mechanismus.. Alle Zellen inzwischen mehrfach erneuernd frisch hergestellt. Dazu noch trotz aller Neuronen-fights übernacht, stets als sich selbst wiedererkennend wie selbstverständlich dennoch wieder aufgewacht.. Wow, was ein Körper, malträtiert über Jahre und dennoch dieses ungefähre ich weiter erhaltend, ohne Urteil, ohne Wertung.
Ist das nicht phantastisch, was für ein Geschenk über diese Zeit!



Albert Einstein, technischer Eperte 3. Klasse im Patentamt in Bern 1905, er hätte es dabei belassen können.
Aber in wenigen Jahren entwickelte er nur Kraft seiner Gedanken, gepaart mit seinem Talent hierzu sich zu verschwenden, in Gedanken über Zeit, Raum, Licht und alles was existiert in unfassbare Grösse. Mit bahnbrechenden Erkenntnissen, die nicht nur die Welt bis heute massgeblich umwälzen oder gar beherrschen, während andere damals noch mit Pickelhaube auf dem Kopfe und Bajonett aufgepflanzt in todbringende Kriege gehorsamst zu marschieren wussten, salutierend und ohne eigene Gedanken zu wagen, viele auch noch Stolz auf dieses dumme Treiben, zur selben Zeit wie der verschmitze Mann im Schweizer Patentamt.

Bis heute stehen wir alle auf seinen Schultern, in so vielen Erkenntnissen die nur möglich wurden weil ein Einzelner unfassbar begnadeter Geist sich die Zeit zum Denken nahm. Und heute immer noch eine Anregung, eine Inspiration, ein Vorbild ist, sich über Zeit, Sein und Tun Gedanken zu machen, im Grossen wie im Kleinen.

5:00 Uhr, noch etwas Zeit sich wieder hinzulegen, die Einstein´sche Grosszügigkeit wieder ziehen zu lassen. Oder einfach gar nichts denken.
Wären ja wieder nur paar vergängliche Stunden in einem Gefüge, das riesig und unfassbar seit Milliarden von Jahren sich drehend, anziehend, auseinander flüchtend ein grosses Rätsel wohl auf lange Zeit bleiben wird.
Und man selbst als kleiner vergehender kurzlebigster Funken, lässt einem dieses unfassbare Zeitphänomen doch so viel Freiheit.


Epilog

Die schwerste aller Aufgaben des heutigen Menschseins ist wohl diese, einerseits die gedankliche Möglichkeit zu haben sich eines nahezu endlos grossen und uralten Universums in allen Schattierungen gewahr sein zu können, um sich andererseits aber mit der verschwindend winzigen Zeitspanne des eigenen Daseins bescheiden zurechtfinden zu müssen, weniger als eine Eintagsfliege im grossen Reigen der Zeit.
Geboren und gewachsen in einem nun allmählich verfallenden Körper, mit der Gewissheit, dass so manche Entscheidungen nicht rückgängig zu machen sind, Gelegenheiten nicht wieder kommen und zukünftige Ereignisse einem verwehrt bleiben werden.

Dann bleibt doch nur eine logische Möglichkeit zuletzt - Pfeif drauf, Kollege. Verschwende Dich, nimm Dir die Zeit für was immer du meinst und möchtest, was denn sonst? Ein Wagnis ist es stets, wie man diese ungewisse Zeitspanne, Leben genannt gestaltet. Und selbst wer nur viel von seiner ihm oder ihr zugemessenen Lebenszeit verweilt in nur Beobachtung, und sich damit begnügt nur genau dies zu tun, ohne grosse Ansprüche auf anderes Glück, dinglichen Wohlstand, oder eine Erwähnung irgendwo in der zur Vergessenheit verdammten Historie.. - vielleicht liegt ja darin das grosse Geheimnis?

Für heute genügt mir wieder mal der Blick auf - dieses Universum, überwiegend zu kalt, oder zu heiss, zu gross und generell überwiegend sehr lebensfeindlich…und dennoch schwimme, fliege ich darin, wie ein Fisch im Wasser, ein Vogel in der Luft, nun aber den Duft einer Tasse frisch gemahlenen und gebrühten Bohnenkaffees in der Nase und in sehr kurzer Zeit, mit nur noch ein klein wenig Geduld bald heiss, süss und bitter zugleich die Kehle herunter rinnend zu erleben.

Ist das Leben nicht schön?

Da capo al Fine.
 
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Das Monster unter dem Bett (Teil 1)

“Max” höre ich meine Mutter von unten rufen. “Maaax!” – Ich überlege kurz, ob ich so tun soll, als hätte ich sie nicht gehört, aber das hat vermutlich keinen Zweck. Also stehe ich auf und werfe einen letzten Blick auf die am Boden liegenden Legosteine. Das Set muss also noch etwas auf seine Vervollständigung waren. „Ich komme!“ rufe ich. Dann öffne ich die Tür und gehe nach unten um herauszufinden, was sie möchte.

Als ich unten ankomme, sehe ich meine Eltern herausgeputzt im Wohnzimmer stehen. „Da bist Du ja“, sagt Mama. „Hast Du vergessen, dass dein Vater und ich heute Abend nicht hier sind? Annette wird gleich herüberkommen und den Abend auf Dich aufpassen.“ Ich will eigentlich protestieren und sagen, dass ich keinen Babysitter mehr brauche, schließlich bin ich schon 9 Jahre alt, aber die Aussicht auf einen Abend mit Annette lässt mich verstummen. Ich mag mein Kindermädchen wirklich gern. Sie ist nett, macht sehr leckere Brote und bringt mir auch immer eine Kleinigkeit mit aber bei meinem dringlichen Problem kann sie mir nicht helfen. Also seufze ich und blicke meine Eltern an. „Ist das heute? Wirklich? Aber ich…“ „Ja, das ist heute!“ unterbricht mich mein Vater. Er kniet sich vor mich und nimmt mich in den Arm „Was ist los? Wir sind doch nur ein paar Stunden weg. Aber auf den Theaterbesuch freuen wir uns schon lange.“ Ich blicke meinen Vater an „Ach… Nichts“ Was soll ich ihm auch erzählen, er würde mir doch nicht glauben. Das ist das Problem. Unter meinem Bett gibt es ein Monster und niemand außer mir kann es sehen.

Angefangen hat alles vor zwei Jahren, als wir hergezogen sind. Vorher haben wir in einer Wohnung in der Stadt gelebt. Da war alles in Ordnung. Naja, bis auf die Sache, dass die Wohnung eigentlich zu klein war. Ich hatte ein kleines Zimmer, in das nicht viel hineinpasste. Nur mein Bett, ein Schrank und zwei Kommoden. Da ist für ein Kleinkind genug, aber als ich in die Schule kam, war im Zimmer nicht genug Platz für einen Schreibtisch. Papa hat dann eine neue Stelle bekommen oder ist befördert worden. Oder beides und so suchten er und Mama dann ein neues Zuhause für uns. Unser neues Haus. Wobei es nicht neu ist. Eher alt. Zumindest sieht es so aus. Mama sagt, es ist über 100 Jahre alt. Und Papa und Mama haben viel Zeit gebraucht um es zu renovieren. Es waren auch viele Leute da, die geholfen haben. Handwerker und so. Nach einem Jahr war dann alles fertig. Jetzt habe ich nun ein eigenes Zimmer. Unter dem Dach. Mit viel Platz für Bett, Schreibtisch und meine Spielsachen. Die Wände sind aus Holz. Weiss gestrichen. Ich habe Poster an der Wand und ein großes Fenster, von dem aus ich in den Garten sehen kann. Wenn es nachts stürmt und der Regen gegen das Fenster trommelt knarzt es. Und genau in einer solchen Nacht habe ich das Monster unter meinem Bett das erste Mal gesehen.

Ich hab‘ ja schon gesagt, dass Wände in meinem Zimmer aus Holz sind. Weiss gestrichen. Mit den Postern und so. Ich habe mich da sofort wohl gefühlt. Da tue ich heute noch. Wenn nur dieses DING unter dem Bett nicht wäre! Wie es genau aussieht kann ich selbst gar nicht sagen. Ich hab einfach zu viel Angst da genau hinzusehen. Es sind die Augen, die mir als Erstes aufgefallen sind. Rot leuchtend. Auch wenn das Licht aus ist. Oder vielleicht gerade deswegen. Weil… Wenn ich das Licht anmache und unter das Bett sehe, sind die Augen weg. In der Nacht, von der ich oben schon kurz erzählt habe, war das genau so. Ich liege also so im Bett und versuche einzuschlafen. Es ist windig draußen und es regnet ziemlich stark. Das Holz an den Wänden knarzt. Und dann höre ich es: Ein Schaben. Und ein Schnaufen. Erst leise und eigentlich kann ich es kaum vom Knarzen des Holzes unterscheiden. Ich drehe mich auf die Seite und höre es wieder. Diesmal bin ich sicher, dass es nicht von draußen kommt. Wir haben keine Haustiere, Mama ist allergisch, sagt sie. Also nicht, dass ihr meint, da wäre eine Katze oder so unter dem Bett. Da! Wieder das Schnaufen. Ich schaue also unter das Bett und erschrecke: Da sind zwei rot leuchtende Punkte in der dunkelsten Ecke unter dem Bett zu sehen. Und auch das Schnaufen kommt von dort. Ich schreie! Die Punkte gehen weg. Ich denke kurz darüber nach, ob ich mir das nur eingebildet habe aber da sind sie wieder. So als wenn sie geblinzelt haben, diese Augen. Ich schreie wieder, diesmal lauter. Ich höre kaum, wie eine Etage tiefer die Tür zum Schlafzimmer meiner Eltern aufgerissen wird und mein Vater die Treppe zu meinem Zimmer hinauf rennt. Er kommt in mein Zimmer gestolpert und sieht mich schreiend unter das Bett schauen. „Max! Max! Was ist denn los?“ Er versucht mich zu beruhigen und fragt mich, ob ich schlecht geträumt habe. „Papa! Da ist was unter meinem Bett. Ein Monster, Papa!“ Er sieht mich müde an und erklärt mir dann, dass da nichts ist. Er sieht unters Bett. Ich beobachte Papa dabei genau und versuche an seinem Gesicht zu erkennen ob er das Monster auch sehen kann. „Da ist nichts, Max. Sieh selbst“ Er schaut nochmal unter das Bett und ich traue mich schließlich auch, noch einmal unter das Bett zu sehen. Und ja, JETZT ist da nichts. Aber DAVOR war da was. Ich sage ihm das. Aber Papa nimmt mich nur in die Arme und versucht mich zu beruhigen. „Es gibt keine Monster, Max. Du hast bestimmt geträumt!“ sagt er, als er mich schließlich zudeckt, die Tränen in meinem Gesicht wegstreicht und nach einem Kuss auf meine Stirn das Zimmer verlässt. Kaum ist er raus, sehe ich noch einmal unter dem Bett nach. Ich kann nichts sehen, aber bin sicher, dass ich kurz vor dem Einschlafen noch ein leises, raues Kichern gehört habe…
 
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Das Monster unter dem Bett (Teil 2)

Das war vor zwei Jahren. Und seitdem sehe ich das Leuchten unter dem Bett immer wieder. Nicht jede Nacht. Manchmal vergehen auch mal eine Woche oder zwei, ohne dass ich das Schaben und Schnaufen bemerke. Die ersten Male habe ich noch geschrien, gekreischt und geweint und dann kamen Papa oder Mama nach oben gerannt und haben versucht mich zu trösten oder zu beruhigen. Ich habe aber schnell gemerkt, dass sie das DING unter dem Bett nicht sehen können und dann waren sie recht schnell genervt und naja… Ich wollte dann eben nicht, dass sie dann auch noch wütend auf mich sind. Also habe ich mich dann bemüht, nicht mehr zu schreien. Jetzt fragt ihr euch vielleicht, ob ich mir das nicht eingebildet habe. Ob das nicht vielleicht ein paar Legosteine sind, die durch irgendwas angeleuchtet werden oder so. Aber nein, das ist es nicht. Ich bin ein ordentliches Kind – denke ich zumindest - und ich achte darauf, dass meine Sachen einigermaßen ordentlich sind. Jedenfalls… unter meinem Bett liegt nichts. Gar nichts. Nicht einmal eine alte Socke oder so. Die Augen und das Schnaufen kommen trotzdem.

Ihr denkt jetzt vielleicht „Na und? Wo ist denn das Problem? Da sind eben nun ein paar Augen unter dem Bett und ab und zu schnauft es eben. Davon geht die Welt doch nicht unter.“ Würde sie wohl auch nicht. Aber leider ist es nicht bei den Augen und schnaufen geblieben. Vor allem nicht in der dunkelsten Ecke unter dem Bett. Zuerst habe ich das gar nicht bemerkt. Ist ja auch nicht so, dass ich jeden Tag in ein Heft geschrieben hätte, wie nah die Augen denn nun sind oder wie oft es geschnauft hat oder ich ein Lachen gehört habe. Aber mit der Zeit ist mir aufgefallen, das da was näher kommt. Und wenn ich jetzt darüber nachdenke, bin ich nicht einmal sicher, dass es allein bei Augen geblieben ist oder ob da nicht in den Schatten unter dem Bett noch mehr ist. Vielleicht auch Klauen, die nach mir greifen wollen, wenn ich schlafe oder vielleicht ein Mund voller scharfer Zähne, die keine Mühe hätten einen Ast durchzubeißen oder eben Knochen. Ich kann es nicht genau sagen, denn wenn ich das Licht in meinem Zimmer anmache – Papa hat mir so komische schlaue Lampen aufgefangen bei denen ich nur Alexa bitten muss, dass sie Licht anmachen soll – ist nichts mehr zusehen. Ich kann das Ding also nur im Dunklen sehen. Bevor ihr jetzt fragt: ich habe Papa und Mama natürlich gesagt, dass sie um Dunklen unter dem Bett nachsehen sollen, aber auch da waren sich beide sicher, nichts gesehen zu haben. Das muss so ein Erwachsenending sein, dass die das nich sehen können. Ich aber weiss, dass da was ist.

Ich habe auch versucht, das unter dem Bett in eine Falle zu locken, also keine Falle um es einzufangen oder sowas aber damit ich beweisen kann, dass da ETWAS ist. Zuerst habe ich versucht, aus Lego so eine Art Mauer zu bauen und habe Steine so verteilt, dass die beim Näherkommen durch das Monster verrückt werden. Ich habe dann aber auch schnell gemerkt, dass das wohl bei Mama und Papa kein Beweis wäre, sondern ich mir nur was anhören kann, meine Spielsachen besser aufzuräumen. Ein zweiter Gedanke war dann, das Rußpulver aus meinem Die drei ???-Detektivkoffer zu nehmen. Ich habe Papier aus Papas Drucker genommen, an die Stelle unter dem Bett gelegt und dann vorsichtig das Pulver verteilt. In der dann kommenden Nacht ist das Monster allerdings nicht gekommen und ich habe Ärger von Mama bekommen, als sie gesehen hat, was da unter dem Bett lag. Ach wenn ich nur ein eigenes Handy hätte, dann könnte ich das Ding unter dem Bett fotografieren, aber mit meinen 9 Jahren darf ich noch kein eigenes haben. Ich hab auch schon daran gedacht, mich heimlich runter zu schleichen und Papas oder Mamas Telefon zu benutzen, aber die haben da diese komische Gesichtserkennung drauf und das funktioniert so leider auch nicht. Ich habe es getestet, als wir mal zusammen bei Tisch saßen und Mamas Handy daneben lag. Ich habe also keinen Beweis. Keiner sieht etwas und ich bin der Einzige, der weiss, dass etwas unter meinem Bett ist und immer näher kommt. Ich weiss immer noch nicht, was es will. Geredet hat es bisher nicht mit mir und ich habe ehrlich gesagt zu viel Angst es anzusprechen.

Die Tür fällt hinter Mama und Papa ins Schloß. Annette, die kurz zuvor gekommen ist, winkt ihnen durchs Fenster nach und lächelt mich an. „Na junger Mann? Was soll es denn heute zum Abendessen sein?“ „Strammer Max,“ antworte ich grinsend und weiss genau, dass dieser alte Witz zwischen uns immer noch blendend funktioniert. Nach dem Abendessen darf ich noch eine Folge Clone Wars schauen bevor ich mich bettfein machen soll. Ich putze meine Zähne, ziehe meinen Schlafanzug an und werde schließlich von Annette ins Bett gebracht. Sie deckt mich zu, wuschelt durch mein Haar und fragt mich, ob die Zimmertür einen Spalt aufbleiben soll. Ich sage „ja, bitte“ und sie lächelt. „Wenn etwas ist, rufe mich. Ich bin unten und lese. Und Deine Eltern sind ja auch gleich wieder zurück. Gute Nacht!“ „Gute Nacht!“ antworte ich und höre dann Ihren Schritten auf der Treppe nach unten zu. Heute Abend stürmt es nicht und ich schlafe schnell ein.

Ich werde aus einem traumlosen Schlaf durch das Schnaufen unter meinem Bett geweckt. Ich merke, dass die Tür zu meinem Zimmer immer noch einen Spalt breit geöffnet ist. Licht scheint durch den Spalt und ich überlege kurz, ob ich mir das Schnaufen nur eingebildet oder vielleicht geträumt habe. Aber dann höre ich es wieder. Als ich mich aus dem Bett beuge um unter das Bett zu sehen stoße ich fast mit dem Ding unter meinem Bett zusammen. Rote Augen, in einem, runden Kopf. Unter den Augen ein.. Schlund, der sich rhythmisch öffnet und schließt, ganz so als ob Kiefer mit vielen Zähnen mahlen und kauen. Der Anblick hypnotisiert mich und ich kann meinen Blick nicht abwenden. Ich sehe, wie das Ding näher und näher kommt und schließlich an mir vorbei kriecht. Jetzt kann ich den ganzen Körper erkennen. Das Monster unter meinem Bett ist wurmähnlich, fast so wie die Maden, die an heißen Sommertagen manchmal in der Biotonne sind. Was sind das eigentlich? Fliegeneier? Aber Fliegen oder deren Maden schnaufen nicht und erst recht drehen sie sich nicht zu mir um als sie an der Tür sind. „Still, Max… Still“ zischt das Maul und ich kann tatsächlich viele kleine Zähne entdecken, die sehr scharf aussehen. „Ich bin gleich wieder bei Dir… Es dauert nicht lange“. Ich will schreien, kann mich aber nicht rühren und bekomme keinen Ton heraus, als ich Schleifgeräusche des Dings auf der Treppe höre. Dann fangen Annette und ich gleichzeitig an zu schreien.
 
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Der Weihnachtskalender

Als Lara, eine junge, attraktive Polizeianwärterin, Ende November ihre Polizeidienststelle betritt, Gutenmorgengrüße in die Runde der Kolleginnen und Kollegen wirft und fröhlich verkündet, dass sie von den Stadtwerken Weihnachtskalender für die Abteilung bekommen hat und sie sich munter daranmacht, diese auszuteilen —einen hängt sie an die Wand—, da unterbricht sie der diensthabende Kommissar, sammelt die Kalender wieder ein, reißt den von der Wand herunter und gibt Lara, der Überraschten, der Sprachlosen, den Stapel zurück.
»Ich dulde keine Weihnachtskalender in meiner Dienststelle!«
Unhörbar für Lara tuscheln zwei ältere Kolleginnen:
»Jetzt geht das schon wieder los«, die eine.
»Eigentlich müssten wir damit zum Personalrat«, die andere.
Lara bekommt auch nicht mit, wie der Kommissar, ein drahtiger, gut erhaltener Mittfünfziger, verstohlene Blicke mit ihren jungen Kollegen W. und P. tauscht.
Später, während ihrer Kontrollrunde zusammen mit dem hünenhaften P. am Hauptbahnhof, findet Lara keine Gelegenheit, das Thema Weihnachtskalender anzusprechen. Ein junger Obdachloser, den sie bittet, die Sitzbank von den unzähligen Plastiktüten —offenbar seine Habseligkeiten— zu befreien, schlägt unverhofft mit der Faust zu. Sofort fasst ihn P. beherzt an, drückt mit Bärenkräften Schulter und Kopf des Vagabunden auf die Bank. Dieser, ein nun hilfloser, verwahrloster Schwarzer, wimmert, während ihn beide Polizisten derart anbrüllen, dass sich eine Zuschauertraube um das Schauspiel bildet und mancher das Mobiltelefon zum Filmen zückt.

Erst kurz vor Feierabend fragt Lara den Kollegen P., was es mit dem unwirschen Kommissar und dem Weihnachtskalenderverbot auf sich habe.
»Willst Du das wirklich wissen?«
»Klar«
»Eine heikle Geschichte, ich weiß nicht, ob Du …«
»Hallo? Ich habe vorhin einen Faustschlag weggesteckt, also, was soll das?«
»Komm nachher in unsere Stammkneipe zum Feierabendbier. Wenn der Kommissar, der eigentlich ein Netter ist, bei Laune ist, erfährst Du vielleicht was.«

Im Lokal verfügen die Polizisten der Wache über einen eigenen Raum. Am Tisch sitzt der Kommissar zusammen mit P., W. und Lara. Man prostet sich zu, man trinkt, die Bedienung versorgt sie unermüdlich mit frischen Biergläsern und belegten Brötchen. Leonard Cohen jault aus einem unsichtbaren Lautsprecher »So long, Mariaaane ...«
Endlich spricht der Kommissar.
»Du willst wissen, warum ich Weihnachtskalender ablehne.«
Der Kommissar fixiert Lara mit mittlerweile vom Bier und der Kneipenluft glasigen Augen, als wolle er sie taxieren, als wolle er abschätzen, was er der jungen Frau zumuten könne.

»Vor 10 Jahren wurden wir in eine Wohnung gerufen. Ein Mann war zusammengebrochen, wahrscheinlich ein Herzinfarkt. Der Notarzt versorgte ihn gerade und ich erkannte im Patienten einen alten Schulkameraden.
In der Wohnung fanden wir zwei weitere Personen vor. Einen vollbärtigen Riesen in einer braunen Kutte, dessen breitschultrige Erscheinung die Wohnung verfinsterte und eine blonde, umwerfend attraktive Frau, schlank und athletisch, eine um einen Kopf größere Sharon Stone, wenn Dir der Film “Basic Instinct” etwas sagt, Lara. Diese Zwillingsschwester von Sharon Stone wies sich als die Mieterin der Wohnung und als Russin aus. Der Kerl, ich nenne ihn mal …äh … Rasputin, war ebenfalls Russe. Beide sprachen nur gebrochen Deutsch.
Eigentlich hatten wir da nichts weiter zu suchen. Es gab zwar Anzeigen wegen Ruhestörung, laute, nächtelang andauernde Schreie und Gepolter, aber eine Ermahnung hätte vollkommen gereicht.
Ich fühlte mich jedoch meinem kranken Schulfreund irgendwie verpflichtet und suchte die Wohnung nach Verdächtigem ab. Ich fand Kisten mit leeren Wodkaflaschen, in einer Ecke stapelten sich benutzte Medikamentenverpackungen: Aspirin, Ibuprofen, Paracetamol, Alka-Seltzer. Den größten Haufen stellten aber jene bekannten, die männliche Potenz steigernde Mittel.
Als ich im Schlafzimmer Instinktiv, ohne mir dabei was zu denken, an einem Stofftuch, das sich als Abdeckung eines Vogelkäfigs entpuppte, zog, weckte ich den Papagei auf, der mich erst schräg ansah und dann mit menschlicher, ja weiblicher Stimme anschrie:
“Fesssterrrr ….mach weiterrrr … nicht aufhörren! …. schneller …. fester …. isch komme! … isch kommeeee!!”
Neben mir schnappte sich Rasputin das Tuch und deckte lachend den Käfig wieder ab: “Vvogell musss schlaffen!”
Auf der Schlafzimmerkommode entdeckte ich einen Weihnachtskalender, dessen Türen bis zum 18. geöffnet waren. Beim Vorbeigehen steckte ich heimlich einen Haufen zerknüllter Zettel, die um den Kalender herumlagen, ein. Wir verließen die Wohnung.

Als ich im Krankenhaus meinen Schulfreund, nennen wir ihn … äh … Larry, besuchen durfte —er bot einen jämmerlichen Anblick dar, war aber bei Bewusstsein und ansprechbar— erzählte er mir, er kenne die Russin aus einem einschlägigen Internetforum. Sie hätten sich ein paar mal getroffen und schließlich eine Wette abgeschlossen. Die Wette ging so: Larry übergab der Russin 48.000,- € bar im voraus. Das Prinzip der Wette bestand darin, dass die Russin viel Liebe wolle, also täglichen Sex. Wenn Larry an einem Tag seine Pflicht erfüllte, bekam er 2.000,-€ zurück. Wenn nicht, standen die 2.000 der Russin zu. “Geld oder Liebe”, stammelte Larry gequält mit schmerzverzerrtem Gesicht. Der Weihnachtskalender legte den täglichen Sex-Tribut fest, den Larry der Russin abliefern sollte. Jede Tür barg einen Zettel, der in gebrochenem Deutsch und mit schlüpfrigen Zeichnungen die abzuleistenden Taten beschrieb. Wenn eine grob gezeichnete nackte Frau mit weit aufgerissenem Mund und ausgestreckter Zunge, die offenbar einen Flüssigkeitsstrahl empfängt, die folgende Zeichnung die Nackte auf allen Vieren mit ausgestrecktem Hintern darstellte, so musste Larry mindestens zweimal in der jeweils dargestellten Stellung ejakulieren. Manchmal gab es drei Bildchen pro Zettel.

“Das waren die leichten, die einfachen Aufgaben”, flüsterte mir der verkabelte Larry im Krankenbett zu, “ab dem 10. Türchen tauchte ihr Gefährte, dieser Rasputin, in den Bildern auf und ich musste mich zusammen mit dem Koloss an ihr abarbeiten. Die Anwesenheit dieses Kerls, sein gezückter, riesiger Prügel, das laute, ihn anfeuernde Lustgeschrei der Russin, schüchterten mich derart ein, dass ich ab und zu versagte. Rasputin, ein netter Mensch, half mir wie ein besorgter Bruder. Erst gab er mir die blauen Pillen, wir steigerten die Dosis und, falls das immer noch nicht wirkte, versuchte er, mich bei ausgeschaltetem Licht bei der Russin zu vertreten —so wie man sich die Hochzeitsnacht von Gunther und Brunhild im Nibelungenlied vorstellt, als Siegfried in seiner Tarnkappe den überforderten Gunther bei der Begattung Brunhilds aushalf—, aber die Russin ließ sich nicht täuschen und erzürnte:
“Das nischt Lärrry, isch spürrren, Du Trrrottell, Larry vviel kleinerrr und dünnerrr…”. Dann behielt sie die fälligen 2.000,-€ für sich ein.”
“Was gedenkst Du jetzt zu tun und wie geht es Dir?”, fragte ich ihn.
“Ich gedenke gar nichts, mein Freund, ich stehe auf der Warteliste für ein neues Herz, bin nur noch ein Wrack.”«


Der Kommissar hält inne. Dann fährt er mit seiner Erzählung fort.
»Es gab mir einen heftigen Stich, meinen einst stolzen Schulfreund gebrochen zu sehen. Ich suchte die Wohnung der Dame in Begleitung der Mannschaft auf. Diese Russen mögen zwar aus unserer Sicht Übermenschliches vollbringen, wenn sie, maßlos und unersättlich ihren Leidenschaften frönen, der Obrigkeit aber folgen sie. Das furchtbare Joch der Tataren hat ihnen diesen blinden Gehorsam eingeimpft. Kurz: wir hatten zwar keine legale Handhabe gegen sie, wir durchsuchten trotzdem jeden Winkel der Wohnung und fanden drei benutzte Weihnachtskalender. Die Russin fuhr anscheinend drei Schichten, morgens, nachmittags und nachts den armen Larry.
Ich ermahnte beide scharf, packte das Konvolut aus Kalendern und Zetteln zusammen und ließ es in der Wache verbrennen.
Seitdem muss ich beim Anblick eines Weihnachtskalenders an Larry denken, den ich oft an Sonntagen in seinem Rollstuhl spazieren schiebe. Einmal fasste er meine Hand, blickte mir in die Augen und weinte:
»Ich habe es nur bis zur 18. Tür geschafft.«
Da sein Austauschherz ihm kaum körperliche und geistige Anstrengungen erlaubt, verbringt er seine Tage vor dem Rechner in einem Computerforum, in dem er sich mit anonymen Internetjunkies herumstreitet.
Da ist es doch nur verständlich, liebe Kollegin, dass ich mir diese traurigen Bilder und Gedanken an meinem Arbeitsplatz ersparen möchte.«

Lara hat es plötzlich eilig, aufzubrechen. Der Riese P. verabschiedet sie am Ausgang. Auf dem Nachhauseweg —P. und W. radeln nebeneinander her—, meint P.:
»Heute Nacht müssen entweder ihr Freund, falls sie einen hat, oder ihr Dildo Überstunden schieben. Hast Du gemerkt, wie ihre Hand ums Bierglas zuckte? Wie sie ihren Hintern auf dem Stuhl hin und her gerieben hat, als würde ihre Unterwäsche festkleben? Und Ihre Gesichtsfarbe, während der Kommissar den Papagei nachgespielt hat?«
»Er ist ein Genie, unser Kommissar, die reinste Verschwendung als Polizist, er sollte zum Fernsehen Drehbücher schreiben! Wie er das Vogelviech und den Rasputin improvisiert hat!«
»Ich konnte mich kaum beherrschen, und er ist dabei so ernst geblieben!«
»Entweder auf der Weihnachtsfeier oder spätestens zu Karneval werde ich ihr den Rasputin spielen!«
»Und ich den Larry, aber ohne Rollstuhl«, lacht W.
 
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Die Blaufichte (Teil 1)

Die Blaufichtenkolonie Waidhof lebte streng nach marktwirtschaftlichen Regeln und Marketinggeboten. Die Familien dort und jedes einzelne Mitglied befolgten alle Beschlüsse des Obersten Rates, der stets zum Wohl der Gemeinde entschied. Alle Außenstehenden, also die potenzielle Kundschaft, sollten sofort erkennen, wer hier arbeitete und lebte. Wichtigstes Zeichen der Corporate Identity war die Tracht der Gemeindemitglieder: Die Frauen trugen lange taubenblaue Kleider mit tannengrünen Kopftüchern, die Männer Overalls in Baltikumblau mit borkenbraunen Gummistiefeln oder Reiterschuhen, dazu einen grellorangen Helm oder eine ebensolche Schirmmütze.

Abis Hauptaufgabe in seinem zweiten Ausbildungsjahr zum Forstwirt war, das Unterholz zwischen den Fichtenreihen kurz zu halten, für gutes Tageslicht zu Füßen der jungen Bäume zu sorgen und tote oder kranke Zweige zu entfernen. Seit seiner Grundschulzeit sammelte er Fichtenzapfen und bastelte daraus Waldtiere und Modelle von Alltagsgegenständen. Sein bis zur Perfektion ausgearbeitetes Markenzeichen waren Rennautos aus je einem Zapfen mit Kastanienrädern und Eichelpiloten mit orangem Helm.

Indy saß schon in der Grundschule immer neben Abi und teilte seine Leidenschaft fürs Zapfensammeln. Sie flocht daraus Kränze oder erfand praktische Verwendungen. Einmal füllte sie ein aufblasbares Planschbecken mit kleineren Zapfen als Fühlbad für den gemeindeeigenen Kindergarten. In ihrer Ausbildung zur Kauffrau für Dialogmarketing hatte sie mit ihrer weihrauchigen Telefonstimme schnell ihr Talent zur Großkundenakquise entdeckt. Die Abteilungsleiterin prophezeite ihr schon jetzt eine große Karriere in der Gemeinde.

Jeden Nachmittag nach Feierabend tranken Indy und Abi zusammen einen Eichelkaffee in der gemütlichen Gemeindemensa. Manchmal gab es Baumkuchen oder Blätterteiggebäck. Die Köchin freute sich über glückliche Kundschaft, aber sie bekam schmale Augenschlitze, wenn sie zärtliche Berührungen zwischen ihren Gästen zu erkennen glaubte. Nach dem Kaffee schlenderten Indy und Abi meistens zu einem nahen Hochsitz, in dessen sichtgeschütztem Unterstand sie probierten, wie ihre Zungen und Lippen zueinander passten. Sie passten perfekt und ließen Hände Funken sprühen, Kopfhaar knistern und wallendes Blut aus Hirnen in Unterleibe strömen. Was Hände unbedingt prüfend ertasten wollten.

Der Oberste Rat hatte Sex vor der Ehe verboten. Vor-, un- oder außerehelicher Sex bringe gefährliche Spannungen in die Gemeinde, schwäche die Arbeitsmoral und sei damit schädlich fürs Geschäft – also fürs Gemeindewohl. Voraussetzung für eine Ehe war der Nachweis einer gemeinsamen zukünftigen Unterkunft, vorzugsweise eines selbstgebauten Holzhauses. Abi hatte Baupläne von seinem Vater bekommen und er sammelte seit seiner Jugendweihe geeignetes Bauholz auf dem Familiengrundstück. Indy hatte wie alle Mädchen eine Lagerfläche in der Gemeindehalle, wo sie die Möbelstücke aufbewahrte, die sie zu jedem Geburtstag und Weihnachtsfest von ihren Eltern und der näheren Verwandtschaft geschenkt bekam. Im nächsten Frühsommer, also in etwa neun Monaten, sollte alles für ein junges Paar komplett sein.

Über den Winter brachten sie ihre Ausbildungen voran, sammelten Fichtenzapfen und fummelten weiter auf dem Hochsitz. Im Frühjahr setzte Abi mit seinem Vater ein Pfahlfundament auf einem gerodeten Stück Land am Mischwaldrand. An den Wochenenden zimmerten sie mit den Onkeln nach und nach Wände, Dachstuhl, Fuß- und Zwischenböden zusammen. Indy machte einen Termin bei der Standesangestellten für Mitte Juni aus. Abi dachte an Sex. Er streamte Filme für jede Liebespraxis. Mehr und mehr machte er sich Druck. Wie sollte er jemals seiner baldigen Frau solche ausdauernden Kunststücke und Kraftakte zukommen lassen, die sie sicher erwartete? Sie guckte ja die gleichen Filme. Wie sollte er wissen, wie das in Wirklichkeit geht, wenn er morgens – noch halb im heißen Traum – schon sofort kam, sobald er nur seine zitternde Hand zwischen die Beine legte?
 
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Die Blaufichte (Teil 2)

Abi brauchte eine Probe. Die Nacht in den Mai durchtanzte er noch mit Indy. Am Samstagabend darauf fuhr er allein in die Stadt für seinen Feuertanz im Club. In Bluejeans und T-Shirt nahm er Vaters Auto für die zwanzig Kilometer. Die Deep-House-Beats wummerten geil und laut, tanzen und trinken ging hier, talken natürlich nicht. Eine große Blonde tanzte ihn an, knappes Top, enge Pants, böser Blick – sicher zehn Jahre älter als er. „Was trinkst ’n du?“, brüllte er sie in einer ruhigeren Sequenz an. „Ich steh nur auf Hartes. Hältst du mit?“ Nach dem fünften flambierten Sambuca mit Kaffeebohnen zählte Abi nicht mehr. Ab fünf Uhr oder so stand sie auf ihn und endlich in ihrem Bett blieb er hart. Es war schon Nachmittag, als er sich mit Dröhnschädel und eigentlich noch blau ins Auto nach Hause setzte.

Indy kam gerade aus der Mensa, als Abi auf dem angrezenden Gemeideparkplatz aus dem Wagen stieg. „Wow, siehst du scheiße aus!“, grinste sie zu ihm rüber. „Sag bloß, du hast gesoffen?“ Abi starrte auf seine Schuhe. „Ich glaub’, ich muss dir was erzählen. Lass ma’ irgendwo sitzen.“ Drei Minuten später rieb er sich die linke Wange, das rechte Ohr war fast taub vom schrill geschrienen Satz: „Ich will dich nie mehr wiedersehen!“

Tinko war fleißig als Forstarbeiter, Ende zwanzig, sammelte Fußballbilder und guckte gern „Verbotene Liebe“. Noch nie hatte jemand ihn in etwas anderem als seinem Blaumann gesehen. Er wohnte im selbstgebauten Holzhaus neben dem seiner Mutter. Im Herbst heirateten Indy und Tinko. Erlaubte Liebe. Nach dem, was Indy in Filmen gesehen hatte, hätte sie sich vom Sex mehr versprochen.

Kurz vor Weihnachten passte Abi Indy nach Feierabend auf dem Nachhauseweg ab. Es war schon dunkel. „Nicht erschrecken, Indy, lass uns mal reden.“ Er bekam die zweite Backpfeife seines Lebens. Wie einen Strauß Blumen hielt Abi einen prächtigen Kiefernzapfen in der Hand. „Hier. Für dich.“ „Was willst du, Arsch?“ „Nur zehn Minuten. Können wir zum Hochsitz gehen?“ Oben heulte Abi. Er werde sich das nie verzeihen. Sie wären richtig füreinander gewesen. Er liebe sie. Er sehne sich wahnsinnig nach ihr. Er könne nicht ertragen, sie mit diesem Dummkopf Tinko zu sehen. Dritte Backpfeife, wie zum Schutz hielt er ihre Handgelenke. Sie stöhnte, er ließ los. Ihre Lippen waren plötzlich aufeinander, ihre Hände ineinander – und überall. Sie hielt fest, er zog und schob, beide stöhnten. Dann lief ein Film, den beide kannten.

Einen Tag vor Heiligabend grub Abi einen Weihnachstbaum mit Wurzeln aus und pflanzte ihn in einen Eimer. Für sein spärlich möbliertes Alleinzuhaus. Nichts mehr kaputtmachen. Am Dreikönigstag pflanzte er den Baum vor die Terrasse. Mitte Januar war Indys Schwangerschaftstest positiv. Tinko war überglücklich.

Schon in dem Frühjahr bekam die Blaufichte viele kräftige Triebe. Im nächsten Jahr hatte sie erstaunlich an Höhe zugelegt. Das Jahr darauf ging sie in die Breite, ab dann wurde das Zweigwerk immer dichter. Als am fünften Geburtstag von Indys Kind der Baum keine Septembersonne mehr auf die Terrasse und ins Haus ließ, holte Abi die Säge.
 
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Lucid in the dark without diamonds (Teil 1)

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1) Beginn von 120 Minuten: Aufbruch des Oneironauten

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Es gibt Nachmittage, an denen man es nicht hätte besser machen können, als nichts zu tun.
Aber so ein Nachmittag sollte es nicht sein. "Komm' vorbei…" hiess es, "bin bei Tanja."
Tanja wohnte 3 Häuser zur Linken auf der selben Strassenseite und setzte den Massstab als und die beste Freundin meiner Freundin.
Sie war ok – etwas seltsam, aber durchaus in Ordnung. Viel seltsamer war ihre Mutter.
Man hoffte immer innerlich, dass diese nicht anwesend sein solle, wenn man dort aufschlug.
Hoffnung ist aber wahrscheinlich doch die kleine Schwester von Angeschissen.
Naja, ich schlappte in meine handbemalten Turnschuhe, kontrollierte den Pickel am Kinn, verfluchte ihn
und griff nach meinem Schlüsselbund – "Auf, auf… du…"

Moment mal. Warum war sie jetzt bei Tanja? Klang ihre Stimme ernst am Telefon?
Wir wollten uns eigentlich bei ihr treffen, weil sturmfrei bis Abends.
Ach, die pfeifen sich sicherlich eine Flasche Sekt rein. Hoffentlich nicht mit der Mutter!
Das gibt sonst wieder nur Peinliches. Egal… los jetzt. Kopfhörer auf; play:
"Only the young can say; they're free to fly away; sharing the same desire; burnin' like wildfire…"

Lauwarm und mit üblichen vorsommerlichen Gerüchen stand die Luft und ich vor der Haustüre von "Familie Ulrich".
Mit entspannter Erwartung drückte ich den sichtlich lieblos montierten Klingelknopf für "oben" – für Tanja.
Ein Schellen oder Klingeln hörte man nicht. Ich wartete.
Der Akustik nach wurden im Inneren nacheinander 2 Türen geöffnet und eine Silhouette erschien in dieser geriffelten, gelblichen Haustürverglasung.
Ich nahm an, dass ich lächelte.

Scheisse. Mutter Ulrich.
"Hallo, na. Du willst zu Tanja? Die ist oben." baritonte es mir entgegen und verschnitt damit die vorsommerlichen Gerüche mit einer leichten Note von Schnaps.
"Ja, hallo." erwiderte ich fast abwesend, da ich jedesmal etwas erstaunt diesen unheimlich samtigen tiefdunkelroten schweren Stoff erblickte, der als Türvorhang diente.
Ihr Nagellack verschmolz mit dem Farbton des Vorhang wie ein Chamäleon im Geäst seines Jagdreviers.
Der Gedanke, ihr als gleich einen Knochen als einen Finger hinzuhalten, verschwand glücklicherweise sofort wieder, als ich eintrat.
Während ich mich an ihr vorbeischob, schubberte ich dabei den Türzagen ordentlich mit meinem Rücken.
Ich nahm an, dass ich immer noch lächelte.

Der erste Eindruck einer fremden Wohnung, ist immer auch der gesammelte Geruch, der dort lebenden Personen und der Abgabe dieses Duftes ihrer Leben, welcher von der bereitstehenden Bemöbelung absorbiert wird.
Ein gespeichertes familiäres Olfaktorium. Es gibt davon angenehme und die anderen. Dieses war noch unbekannterer Herkunft.
Regio olfactoria inkognito? Ich entschlüpfte meinen Turnschuhen an den Fersen und schlotterte sie achtsam zu den anderen Schuhen an der Flurwand.
"Ich geh' dann mal hoch." wollte ich gerade sagen, als ich mich umdrehte – Tanjas Mutter war aber nicht mehr da.

Zweiter Vorhang zur Treppe nach oben. Im Zwielicht des Flures machte dessen Farbe irreführende Sperenzien.
So entschied ich mich diesmal dafür, es ein dunkles Grün sein zu lassen, welches ich aber auch nicht unbedingt anfassen wollte.
Diese Art Vorhänge entwickeln im Laufe ihrer Hangzeit oftmals eine etwas speckige Haptik. Also Ellenbogentaktik.
Eine enge Holztreppe mit vertikalem Holzverschlag, 13 Stufen mit abgelaufenen Schon-Teppichbelag. Ein paar mehr Staubkörner tanzten und glitzerten oben in dem einfallenden Sonnenlicht eines kleinen Kippfensters.
Noch unten stehend hörte ich die Stimmen der beiden jungen Frauen, wie sie Gesprächsfetzen austauschten und im Hintergrund sang Ric Ocasek gerade:
"Who's gonna tell you things. Aren't so great? You can't go on, thinking. Nothing's wrong, oh no."
Ich wartete noch ein paar Sekunden, bevor mich die Stufen der Treppe mit ihrem geknarzten Crescendo meines Aufstiegs oben ankündigen sollten.

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2) Stabilisierung von 90 Minuten: Die "WoAnders PfErk" Unterbrechung

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"Treppe, Knarzen."
"Laute Stufen, Treppe."

- "Oauhm… Was? Wo, was … aaah man."
"Treppe, Knarzen. Laute Stufen!"

Was zur Hölle? Es war so hell, dass es schmerzte.
Da ich nichts wirklich sehen konnte, vernahm mein Gehör einen wabernden Ton als primäre Eingebung.
Wuuuuuaaaaammmmuuuunnng.

"Treppe? Knarzen? Laute Stufen?"
Die Stimme schnitt mir ins Gehirn, wie warmer Urin in frischen Schnee.
- "Wer spricht da? Was, …was geht hier ab? Wer ist da?"
"PfErk!"
- "Bitte … w-was?"
"WoAnders. PfErk."

Ich blinzelte. Versuchte leicht benommen die Verwirrheit weg zu blinzeln.
Schmeckte die Luft plötzlich anders? Durchatmen erschien sinnvoll, aber schwierig.
Meine Füße suchten die Stufen der Treppe, auf der ich mich eben noch befand, um Halt zu sichern.
Keine Treppe – zumindest keine im eigentlichen Sinne.
Es waren zwar Stufen zu spüren, aber sie gaben nach.
"Wuuuuuaaaaammmmuuuunnng."… machte ein Schritt.

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3) Stabilisierung von 60 Minuten: Waking Back To Bed

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Die Dunkelheit ist vollkommen.
Dafür hatte er Sorge getragen. Es ergab keinen Unterschied, ob seine Augen geschlossen oder offen sind.
Sein Atem sollte wieder gleichmäßig, langsam und entspannt werden.
Unhörbar und lange sog er danach tief die Luft in seine Lungen.
Diese Unternehmung konnte genauso penetrant nerven, wie ein minimal eingerissenes Stück Haut am Nagelbett eines Fingers.
Es blieb bei Berührungen überall hängen und erzeugte so bei den trivialsten Bewegungen kurze und klitzekleine schmerzende Stiche.
Keine richtigen Schmerzen; immer nur eine latente, immer wiederkehrende Erinnerung an eine Begebenheit, die schier Ungewollt ist.
Man kann es nicht eben beseitigen – man muss warten, bis es verheilt ist.

Bis Weißes Rauschen alles einnimmt; alles möglich macht.
Die Treppe habe ich hinter mir. Die Stufen sind erklommen. Tür zum Balkon.
Vergiß diese Mädchen.
Die Treppe habe ich hinter mir. Die Stufen sind erklommen. Tür zum Balkon.
Der Balkon …

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4) Stabilisierung von 30 Minuten: Das trainierte Profil, Antiich #6

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Nichts läge mir mehr. Nichts wäre hier passender.
Von dem Geländer des durchgehenden Balkons sah Antiich-6 grosse Holzsessel, 2 hölzerne Liegen mit Kopfteil und einen massiven flachen, runden Holztisch.
Robust und ebenso nass – gefühlt alt wie er sich selbst vorkam.
Eine Haarsträhne buttrigen Ausmaßes hing ihm im Gesicht, feucht vor seinem linken Auge und störend im Blick.
Verbranntes Holzfeuer nährte einen Geruch nach Moder, nassem Laub und Erde. Mehr Nebel war sicherlich gerade nicht möglich.
Die 4 Meter hinunter erschien als Sichtgrenze des deutlichen Erkennens – alles andere war Schatten, eine visuelle Benommenheit.
Ein Abtauchen in verdreckter Milch.

Alleine stand er auf dieser hölzernen Aussen-Galerie des Hauses, dessen größter Teil in einem Berg eingelassen war.
Eine Art Hobbit-Haus, nur nicht halb unter der Erde, sondern halb im Berg.

Und so wartete er dort auf ein entsprungenes Wesen.
 
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Lucid in the dark without diamonds (Teil 2)

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5) Stabilisierung von 20 Minuten: Die Entsprungenen

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Nur Nachts wenn mehr Menschen schliefen als wach waren, konnten die Entsprungenen sich von Traum zu Traum, von Mensch zu Mensch fortbewegen.
Wie Bienen in einem Flugradius, sondierten die Entsprungenen die einzelnen Traumradien von Menschen für ihre Mobilität.
Von Schnittmenge zu Schnittmenge hinterließen sie dort Schimären, verstörende Trugbilder. Nesselbrennende Gedanken im Schlaf.
Aber eines dieser Wesen hinterließ nichts – es entnahm etwas. Und das war neu.
Es ließ den Schlaf an dem Schlafenden zehren, laugte aus, zapfte die regenerative Energie des Schlafes.
Es entnahm das Resultat dieser Erholungsphase des Körpers. Das REM-Moment zapfte es an.

Üblicherweise beliefen sich die Erkundungen der allgemeinen Lucid-REM-Mitglieder auf Beobachtungen und Notizen.
Es müsse schliesslich eine Art Sinn und Zweck dieser schemenhaften Wesen vorhanden sein.
Und vor allem: was sind sie und was ist ihre Aufgabe?
Was zum Henker machen die in den Träumen der Lebewesen?
Es ist noch gar nicht so lange her, als die wissenschaftliche Abteilung die Bestätigung mit den Beweislagen lieferte,
dass alle Lebewesen träumen. Insekten, Fische, Amphibien, Vögel, Säugetiere … sie alle träumen. Sie müssen träumen.

Sie wurden "die Entsprungenen" getauft. Noch nicht klar, ob sie Nicht-Lebewesen sind oder einen Stoffwechsel haben.
Auch erscheinen sie nur innerhalb von menschlichen Traumzonen, meist in deren Schnittmengen.
Denn dort ist die Energie der Träume am stärksten und stabilsten.
Die Lebensenergie des psychophysischen Niveaus, Gefühle in bewegten Bildern.

Antiich-6 strich sich mit seiner linken Hand die speckige Haarsträhne vom Auge und räusperte sich.
Das ppN-Meter teilte ihm mit, dass es Aktivitäten gab – direkt in seinem Luziditäts-Bereich.
Die digitale Pegelanzeige glomm, summte und pumpte so Adrenalin ihn seine Venen.
Er hatte den direkten Befehl zu einem direkten Kontakt.
Wie immer dieser auch passieren und ausgehen sollte.
Bisher konnte er einen Entsprungenen sehen und auch gefühlt wahrnehmen –
nur wusste er nicht, ob es auch anders herum so ist.
Er hatte keine Ahnung davon, ob diese Wesen ihn hier auch wahrnehmen konnten.
Und falls ja – ob dies möglicherweise ein Nachteil sein könnte, für das, was er tun wollte.

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6) Stabilisierung von 10 Minuten: Anti-Anima

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"… HierAnders ERKs!"
"ERKs! No OOBE. BeMerkt OOBE."


Die Laute dieser Worte erfüllten meinen Verstand und es fiel mir schwer die Konzentration aufrecht erhalten zu können.
Meine Aufmerksamkeit durfte die Umgebung nicht fallen lassen, daher suchte ich wieder das Mantra der Stabilisierung:
"Die Treppe habe ich hinter mir. Die Stufen sind erklommen. Tür zum Balkon."
Irgend etwas stimmte nicht mehr und mir entglitt spürbar die Kontrolle.
Ein falsches Erwachen war nicht eingeplant und sollte unbedingt vermieden werden, sagte man mir.
Oder sollten die Gerüchte über eine Trauminkubation wahr sein und "Lucid-REM" arbeitet an neuen Methoden,
um in die Zwischenwelten der Entsprungenen zu gelangen?
Sollte ich etwa manipuliert werden? Wollten sie mich in ein falsches Wachleben drängen?
Ist das das NOANIMA-Projekt?
Würden sie es tatsächlich wagen und durch das Unbewußte Emotionen unverhältnismäßiger Natur zu produzieren?
Meine Augäpfel flackerten hektisch unter den Lidern in der Dunkelheit hin und her.

Moder, nasses Laub und Erde …
Mit Feuchtigkeit gesättigte Luft trug diese Gerüche herbei.


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7) Destabilisierung: Lucid in the dark without diamonds

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Nichts läge mir mehr. Nichts wäre hier passender.
Von dem Geländer des durchgehenden Balkons sah ich durch den Nebel Antiich-6 vor dem Geländer des Balkons stehen, mit einem ppN-Meter in der Hand.
Um ihn herum tiefdunkle Gestalten als Schattenriss mit wabernden Konturen. Teils mehr zweidimensional als räumlich.
Ihre Bewegungen geschmeidig anmutend, wie Wassertropfen auf einem Lotusblatt.
Ich zählte 5 dieser Erscheinungen und sie waren im Begriff Antiich-6 einzuhüllen.
Mich zu umfließen. Mich in eine schattenartige Hülle ihrer Selbst zu umgeben.

Warum konnte ich sie nicht spüren und warum reagierte mein Antiich nicht?
Wenn ich mich selbst sah, kann es nur bedeuten, dass ich nicht mehr nur luziden Kontakt habe.
Eine Außerkörperliche Erfahrung wie diese würde auch das Sehen meiner Selbst erklären und das ich aktuell schwebe.
Sie haben uns vor einer "out-of-body experience" gewarnt.

Selbst, dort in Levitation, fühlte ich nichts. Nicht meinen Körper, nicht mein Selbst. Fast nichts.
Denn einzig eine Art von Verlangen brannte in mir, um in den Körper meines Antiichs zurück zu gelangen.
Doch dafür brauchte ich Energie. Sehr viel Energie.
Ich bin geteilt, bin zwei Körper … Körper? Sehe einen und nehme auch nur einen wahr.
Und diesen einen Körper dort, will ich zurück. Was immer ich dafür unternehmen muss.
Was immer es kosten wird, wieder aufwachen zu können.

Um mir einen Überblick zu verschaffen, blickte ich mich um und sah hinunter:
Balkon, grosse Holzsessel, 2 hölzerne Liegen mit Kopfteil und einen massiven flachen, runden Holztisch.
Schwarze Silhouetten, alt, düster und kraftlos – so wie ich mir vorkam. Keine Haarsträhne.
Meine Beine waren zwei nachtfarbene Flächen, Arme aus Schatten, dämmriger Körper in rissiger Kontur.

Ich bin entsprungen.
Und ich spüre jetzt jemanden träumen.
Wittere Tiefschlaf von mehreren Menschen.
Sehe eine Schnittmenge.
Werde sie nutzen.
Eindringlich.

"Picture yourself in a boat on a river
With tangerine trees and marmalade skies
Somebody calls you, you answer quite slowly
A girl with kaleidoscope eyes…"


Ich brauche Energie.

~ Ende ~
 
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Das waren alle. Ab hier könnt ihr euch auslassen! Feuer frei!
 
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Jungs, denn ich sehe keine Frowen weit und breit, ich mache mir gerade Popcorn, salziges, und lese … und lese … oh jeee… wollt Ihr wirklich, dass ich hier rezensiere? Ich meine, wir haben gerade das Fest der Liebe und so.
Von den drei barryschen Persönlichkeiten: Bärry 1 ist die Axt im Walde, das arrogante A-Loch, Bärry 2 hat nur Sperma im Hirn und Bärry 3, der Freundliche, der Warmherzige und um Ausgleich bemühte Diplomat, also das kartoffelschälende und gemüseschnibbelnde Aschenputtel … also, Bärry 3 wird von 1. und 2., in Ketten gehalten bei Wasser und Brot … aber … diesmal sollte vielleicht Bärry 3 die Kritiken schreiben, um des lieben Friedens willen, denn schließlich sind die Autoren wie Muttis, die ihre Geschichten unter Schmerzen gebärt haben und die wie aggressive Glucken über ihre Babies oder Küken wachen.
Also, Bärry 1 und Bärry 2 sind sich einig, für diesen Fred die Pussy, also Bärry 3, aus dem Käfig zu lassen.
 
Nur mal kurz das, was mir adhock am besten gefiel und imo genialste aller unwichtigsten Detail aller 6 Geschichten:

Vampir-Zwerg

:rotfl: :thumbsup:
 
Ich schreibe meine Rezensionen morgen im Laufe des Tages :)
 
Erklär mal den Witz, bitte
Echt? Nagut:

Ob nun ein Vampir-Zwerg …,
oder ein Werwolf-Elf …,
ein Kobold-Zombie …,
oder auch Cernunnos Cousin
wäre so erstmal vollkommen Wurscht für die Geschichte.

Aber nimmt man dazu die nostalgische Relevanz aller möglichen klassischen Vampir-Geschichten,
dann wäre es zumindest mir völlig neu, dass eine mythische Figur wie ein Zwerg bsw. jemals zum Vampir gemacht worden ist oder wäre.
Das suggeriert mir auch so abstruse Möglichkeiten, wie bsw. "Aschenbrödel vs Zombies", "Hans im Glück und die Nacht der lebenden Toten",
"Der Werwolf vom Auenland" …

So gesehen wäre ein "Vampir-Zwerg" eine ernstzunehmende Albernheit. :hehehe:
 
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Werwolf vom Auenland! Superthema für ne Story.:

„Sam?“
„Ja, Herr Frodo?”
“Lass uns etwas reißen gehen!”
 
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Ich fange einfach mal a was zu den Stories zu schreiben. Wie Mutti letztes Jahr schon gesagt hat: Als Threadersteller kann man bei den eiGenen Beiträgen nicht “gefällt mir” drücken, verdient hätten das aber alle Beiträge. :) Alle in epischer Breite zu rezensieren schaffe ich nicht, aber will wenigstens ein paar Worte verlieren.

1. Gespräche in der Gulfport Lounge

Hier mag ich den philosophischen Ansatz sehr gern. Vermutlich kennt jeder das Gefühl, welches dem Protagonisten der Story gerade übermannt. Ist das hier wirklich alles real? Was wäre, wenn das hier nur ein Traum oder - noch witziger - ein Computerspiel oder Film wäre? Ich bin wirklich versucht, mal wie Grutsch im Nertz nach diesen Theorien zu suchen. Vielleicht erklärt uns ja der Autor hinterher, ob er das tatsächlich getan hat und gibt uns ein paar Querverweise. Die kleinen Seitenhiebe auf Big B und seine hier im Forum auch schon episch breit getretenen Eskapaden gibt dann noch Zusatzpunkte. Schöner Einstieg in den Wettbewerb. :)

2. Zeit

Auch hier finde ich den Hintergrund der Story ganz interessant. Es passiert zwar nicht viel im Rahmen der Story, aber gerade die Gedanken zu dem recht komplexen Thema durchaus lesenswert. Ich frage mich, welche Diskussion herauskommen würde, wenn man Grutsch zur Diskussion mit dem Schreiber dieser Gedanken laden würde. Von mir aus auch in einer Simulation. Die beiden hätten dann ja Zeit… :)

3. Das Monster unter dem Bett

Klassische kleine Gruselgeschichte, die sich mit einem Thema beschäftigt, dass alle Eltern - und nicht nur die - kennen dürften. Gibt es das Monster unter dem Bett wirklich und was passiert, wenn es tatsächlich mal hervorkommt. Aus der Sicht eines Kindes geschrieben. Bekritteln möchte ich, dass die Sprache des Kindes vielleicht nicht seinem Alter entspricht. So redet doch kein 9jähriger. Aber vielleicht hat er ja einen Ghostwriter… :D

4. Der Weihnachtskalender

Ah, endlich die versprochene Sex, Drugs and Rock & Roll-Story. Wenn auch ohne die letzten beiden Elemente. Eigentlich liest sich die Story wie ein gespielter Witz (“Palim Palim”), etwas aufgeblasen (Die Hauptbahnhofrunde) mit einer entsprechenden Pointe am Ende, die man entweder gut findet oder nicht. Mich hart sie zum Schmunzeln gebracht. Wenn ich etwas zu bemängeln habe, dann die Benamung der Protagonisten mit P und W. Warum nicht ausgeschrieben? Hätte kaum mehr Zeit gekostet, wäre aber kein so deutlicher Bruch beim Lesen.

5. Die Blaufichte

Auch hier gehts um Sex. Mit gefallen die kleinen Anspieleungen auf den Obersten Rat und dessen Beschlüsse und Regeln. Zusammen mit anderen kleinen Schleifpunkten in der Geschichte (“Alleinzuhaus”) sorgen diese für die entsprechende Atmosphäre. Die Geschichte hat einen guten Flow und man kommt schnell zum Ende, wobei ich die Pointe nicht sooo recht verstanden habe. Trotzdem ein sehr gute Geschichte, wie ich finde.

6. Lucid in the dark without diamonds

Ein wilder Ritt. Ich bin - trotz Musikjunkies - mit den Beatles nie so recht warm geworden und hatte meine liebe Mühe, die ganzen Anspielungen - sofern die überhaupt da waren - zu verstehen, Die erste Teil der Story erinnert mich an so manche Begebenheit aus der eigenen Jugend, wenn man mit Walkman und Lieblingsmusik zu seinem Schwarm fährt und darauf hofft, endlich den entscheidenen Schritt zu gehen und dann doch von den Eltern die Tür geöffnet zu Kriegen. Aber danach. Ja, da wird’s dann schwierig. Die Cars-Referenz hab ich noch geblickt - hat auch meine oben beschriebenen Erinnerungen verstärkt - zur der Zeit als diese Nummer rauskam war ich Teenager mit allen obigen Hoffnungen und Problemen - aber dann? Ich habs gelesen und nochmal, aber nicht verstanden was da so genau passiert. Von daher lässt mich die Story eher ratlos zurück…
 
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Da das “Monster unter dem Bett” sich als Siegergeschichte abzeichnet, kann ich frei von der Leber schreiben und brauche die Dienste der Bärry-Pussi_3 nicht, sondern kann die bärrysche Axt herausholen und zuschlagen. :D

Denkbar sind zwei Szenarien, die zu diesem Werk geführt haben. Entweder der Verfasser will die Leser absichtlich täuschen, oder der Verfasser unterliegt selber einer Täuschung. Beides spricht nicht für ihn, weswegen er von mir kein Kreuz kriegen wird.

Aber gut, dass Euer Diener Bärry den Betrug entlarven und Euch erzählen kann, wie es WIRKLICH war, denn, Freunde und lieber Verfasser, es gibt KEINE Monster unter den Kinderbetten, glaubt mir!

1. Max ist nicht 9 Jahre alt, sondern eher 12, also in der Pubertät. Der Verfasser will uns stattdessen eine Kindergeschichte auftischen. Erster Betrugsversuch.
2. Das, was Max nachts nicht schlafen lässt, ist … äh … sind, die Qualen der … äh … erwachenden … äh … Ihr wisst schon.
3. Interessant, dass der Vater, und nicht die Mutter, das Zimmer und Bett nach dem Monster absucht, das sich natürlich in Anwesenheit des Pater Familias verpieselt. Wäre die Mutter aufs Zimmer gekommen, hätten wir es zusätzlich noch mit Ödipus zu tun, also, danke, lieber Verfasser, dass Du uns das erspart hast.
4. Als die junge, appetitliche Annette die Bühne betritt und die Eltern außer Haus sind, da schlägt die Stunde des Monsters, des Monsters, das nicht unter dem Bett lebt, sondern auf dem Bett liegt. Das Monster zieht sich die Maske mit den glühenden Augen über den Kopf, packt das Brotmesser, das der Verfasser als “Maul … mit vielen kleinen Zähnen” umdeutet und das Max tatsächlich unterm Bett versteckt hielt und der “Stramme Max” (immerhin ein kleiner Hinweis des Verfasser auf die Wirklichkeit) sucht mit gezücktem Messer und vor unerfahrener, ungestillter Geilheit schreiend die heiße Annette auf. Diese liest übrigens nicht, wie der Verfasser schreibt, sondern chattet auf ihrem iPhone mit einem ihrer Stecher.

So war das, Ihr Männer!

Gez.
Sigmund Bärry, Euer Anal-ytiker, der normalerweise zwar 200,-€ pro 15 Minuten Analyse nimmt, diesmal aber mindestens 3 “gefällt mir” erwartet, um weiter zu rezensieren.
 
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