Abomodelle - Versuch einer etwas differenzierteren Betrachtung am Beispiel von Ulysses

rudluc

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Im Grunde ist ja schon Vieles zu Ulysses gesagt worden, auch im Hinblick auf den kürzlich erfolgten überraschenden Wechsel zum Abomodell und seiner Methode. Wenn man den Kommentaren im AppStore Glauben schenkt, findet gerade eine Massenabwanderung statt und nur sehr überzeugte Nutzer bleiben den eigentlich vorzüglichen Programmen treu.
Ich will aber nochmal meine Gedanken dazu äußern, insbesondere, warum ich gerade die hier angewendete Methode des Lizenzwechsels besonders ärgerlich finde im Vergleich zu anderen Anbietern.
Vielleicht trägt das zu einer etwas differenzierteren Sichtweise gegenüber Abomodellen bei bzw. zur Methode wie ein Wechsel des Lizensierungsmodells vonstatten geht. Generell muss man ja nicht GEGEN ein Jahresabo sein. Aber es kommt meines Erachtens sehr darauf an, wie dieses initiiert wird, wieviel es kostet und was es bietet.

Es gibt ja schon eine ganze Reihe von guten und gerne genutzten Programmen, die über eine Jahreslizenz laufen: DayOne, Bear, Office365, Evernote, 1Password usw. (Streaming-Angebote lasse ich mal außen vor)
Ich finde, sie haben aber allesamt den Lizenzwechsel fairer gestaltet im Vergleich zu Ulysses, ihr Modell basiert auf Freiwilligkeit oder bietet zumindest eine Wahlmöglichkeit. Kaufkunden werden hier nicht so vor den Kopf geschlagen.
  • DayOne bietet immerhin seinen bisherigen Kaufkunden ein Zwischenmodell (Plus-Version) mit gleich bleibendem Funktionsumfang an, welches weiterhin mit Updates versorgt wird. Nur die erweiterte Premium-Version ist abopflichtig (über InApp-Kauf). Wer also mit der Begrenzung auf 10 Notizbücher leben kann, hat keinen Schaden und kann sich überlegen, ob er mehr braucht.
  • Office365 gibt es weiterhin als zeitlich unbegrenzte Kaufversion (mit Updates, aber ohne Upgrade) zu einem ähnlich hohen Preis wie die vorherigen Kaufversionen. Die jährlich zu erneuernde Abo-Version kostet etwas weniger als die Hälfte und hat noch ein paar zusätzliche Funktionen. Man kann wählen zwischen beiden Möglichkeiten. Wer die Kaufversion jahrelang anwendet, hat eine optisch langsam alternde Version.
  • Evernote ist grundsätzlich gratis für eine Synchronisation für bis zu zwei Geräte, es gibt aber noch zwei Abostufen (Plus und Premium) für erweiterte Funktionalität. Man hat die Wahl.
  • Bear ist relativ neu auf dem Markt. Es gab nie eine Kaufversion, sondern ist ebenfalls von Anfang an gratis. Nur eine erweiterte Exportmöglichkeiten und die Synchronisation über die iCloud benötigt ein (recht günstiges) Jahresabo.
  • 1Password wird bei den Kaufversionen weiterhin wie bisher upgedatet, lediglich die bequeme Synchronisation hinüber zur Windows-Welt geht nicht ohne Abo.
Bei Ulysses sieht die Sache völlig anders aus:
Bis vor Kurzem wurden App und Programm für einen vergleichsweise sehr hohen Preis verkauft. Nun wurden beide Versionen komplett aus den AppStores gelöscht und durch gleichnamige neue Versionen mit einem ungeheuren Versionsprung auf 11 ersetzt. Es gibt aber keine neuen Funktionen außer einem hineinprogrammierten Ablaufdatum. Null! Wer Programm und App gekauft hat, bekommt keine Updates mehr, weil es beide nicht mehr gibt. Sie tauchen noch nicht einmal mehr in der Kaufhistory der AppStores auf! Wer sie deinstalliert oder probeweise die neue Version installiert, ist sie also endgültig los. Bei iOS sehe ich das als Enteignung. Bei macOS weiß ich nicht, ob man die bisherige Version irgendwie retten oder auf einen neuen Rechner übertragen kann.

Wie gesagt: man muss nicht gegen Jahresabonnements sein (auch wenn ich sie keinesfalls propagieren möchte). Aber sie müssen fair angelegt sein, abgestufte Wahlmöglichkeiten bieten und bei einem Ausstieg dürfen keine Probleme mit dem Datenbestand entstehen.
 
Der Markt wird die Sache schon regeln. War bisher immer so.
Gruß
win2mac
 
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Aber sie müssen fair angelegt sein, abgestufte Wahlmöglichkeiten bieten und bei einem Ausstieg dürfen keine Probleme mit dem Datenbestand entstehen.

Müssen sie nicht, man muss sie ja schließlich nicht nutzen und unter fair versteht auch jeder etwas anderes. Von kostenlosem Support bis in alle Ewigkeit bis zur Kostenerstattung bei Nichtnutzung. :D
Einzig den letzten Punkt sehe ich ähnlich, das eine vor dem Abo-Modell erworbene App weiterhin nutzbar sein sollte. In den Genuss von Updates käme man dann aber sicher nicht mehr, aber auch mit älteren Programmen kann man sehr oft noch lange weiterarbeiten.
Also ja, der Markt (also die Nachfrage der Nutzer und alternative Angebot der Mitbewerber) wird es schon richten.
 
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Der Markt wird die Sache schon regeln. War bisher immer so.
Gruß
win2mac
Sehe ich genau so. Wenn es dir nicht passt, dann nutze es halt nix, und folge der „Massenabwanderung“. Es bringt auch nicht hier noch 10 Theemn zu Ulysses zu erstellen. Benutz es wie es ist, oder verwende eine Alternative.
 
Bei einer "differenzierten Betrachtung" erwarte ich aber auch selbige, eben nicht nur die Betrachtung aus Usersicht!

Hintergrund: Microsoft und andere haben durch Raubkopien und illegale Nutzungen durchaus Schaden erlitten (unbhängig wie man generell zu deren Preismodellen steht!) und sie wehren sich! Ein zeitlang indem sie Schlüssel zur Nutzung entzogen, das geht aber nur bei Onlinezwang, abmahnten etc. Bei MS im Falle von windows lag die illegale Nutzung einige Zeit bei 1 zu 7, Software wurde unrechtmäßig auch auf Unmengen von Firmenrechnern, Behörden, Bildungseinrichtungen und mehr installiert und genutzt, ein Abomodell macht das schwieriger bis unmöglich.

Und nur weil MS den Markt lange und ordentlich gemolken hat, war niemand verpflichtet ihnen Geld in den Rachen zu werfen (haben die meisten aber trotzdem getan, genau wie sie Apple reich "beschenken"). Natürlich werden Unternehmen ihre Marge verbessern wollen (Gier gilt…) und deswegen auch auf Abomodelle setzen, ABER es gibt in 99% der Fälle auch Alternativen - ob immer völlig gleichwertig und im Einzelfall ist eine andere Frage!

Ich verweigere schlicht Abo-Modelle, nutze aber auch keine Raubkopien (möchte für meine Arbeit schließlich auch entsprechend entlohnt werden)

Das einige Unternehmen das Abo-Modell nutzen um ihre Beinahe-Monopolstellung auszunutzen und abzusahnen bestreitet hier aber denke ich auch niemand. Differenziertes Betrachten heißt für mich aber immer auch nicht nur meinen Standpunkt zu sehen…
 
Komplett subjektiv:
Was ich an diesen Abonnements wie bei DayOne und Ulysses extrem unglücklich finde und sie für mich komplett uninteressant machen:
Sie sind auf die Gruppe fixiert, die sowohl Mac als auch iOS nutzt. Keines der beiden Programme bietet eine Windows- oder Android-Version an.
Da kommt der Vergleich ins Spiel:
Nutzt man nur iOS sind 30€+ im Jahr AppStore Verhältnisse sehr viel für eine App.
Gerade wenn sie wie bei DayOne vorher für 10€ angeboten wurde.

1Password, Evernote und MS Office sind hingegen plattformunabhängig und ich zahle ähnlich wie bei einem privaten Webserver noch für den Service der dahintersteckt.

  • Office365 gibt es weiterhin als zeitlich unbegrenzte Kaufversion (mit Updates, aber ohne Upgrade) zu einem ähnlich hohen Preis wie die vorherigen Kaufversionen. Die jährlich zu erneuernde Abo-Version kostet etwas weniger als die Hälfte und hat noch ein paar zusätzliche Funktionen. Man kann wählen zwischen beiden Möglichkeiten. Wer die Kaufversion jahrelang anwendet, hat eine optisch langsam alternde Version.
  • ...
  • 1Password wird bei den Kaufversionen weiterhin wie bisher upgedatet, lediglich die bequeme Synchronisation hinüber zur Windows-Welt geht nicht ohne Abo.
Bei Office muss man aber auch fairerweise sagen, dass man für die Tabletnutzung auf den neuen iPad Pros nicht um ein Abo herumkommt, falls man den vollständigen Funktionsumfang will.
Bei 1Password würde mich interessieren was diese "bequeme Synchronisation hinüber zur Windows-Welt" ist. Bei mir läuft die aktuellste iOS Version mit 1Password 4 (der letzten Kaufversion für Windows) und ich empfinde den Sync über Dropbox als bequem genug.
 
Mein Gedanke bei der Eröffnung dieses Threads war nicht in erster Linie, ob ein Abonnement sich lohnt, sondern wie ein Anbieter einen Wechsel vom Bezahlmodell zu einem Abomodell durchführt, wie es ja in den letzten Monaten häufiger vorgekommen ist. Meine Beispiele sollen aufzeigen, dass so etwas auch anders geht als bei Ulysses und dass man ein Abo auch mit einem merklichen Mehrwert verbinden kann und dass man auch das bisher gekaufte Produkt als Basisversion weiter pflegen kann. Ob man das dann "Plus"-Version nennt oder anders, ist letztlich egal. Entscheidend ist schließlich, ob man seine Kunden nachhaltig vergrätzt oder nicht. Ulysses liefert hier ein Paradebeispiel, wie man es auf jeden Fall nicht machen sollte.

Bei 1Password würde mich interessieren was diese "bequeme Synchronisation hinüber zur Windows-Welt" ist. Bei mir läuft die aktuellste iOS Version mit 1Password 4 (der letzten Kaufversion für Windows) und ich empfinde den Sync über Dropbox als bequem genug.

Ich synchronisiere iPhone, iPad und iMac über WiFi. Das Macbook hingegen bekommt immer die neueste Passwortdatei über die hausinterne CloudStation, aber mein Windows-Rechner (ebenfalls mit 1Password 4) kann diese gleiche Datei nicht lesen. Irgendwie erwartet die Windows-Version ein anderes Dateiformat. Deshalb war ich davon ausgegangen, dass die neue und nur per Abo erhältliche Windows-Version nun das gleiche Dateiformat besitzt wie die Apple-Version.
 
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Zunächst einmal finde ich es eine Zumutung, mich als deutschsprachiger Kunde durch solche englischsprachigen Blogs zu quälen. Ich behaupte mal, eine Erklärung von dieser Tragweite, wie die Entwickler es hier selbst so bezeichnen, könnten diese in einer halben Stunde auch auf deutsch veröffentlichen. Statt dessen müssen sich Zigtausende hinsetzen und alles mühsam übersetzen. Nicht jeder liest in einer Fremdsprache so wie in der Muttersprache. Ok, schlechter Stil, aber nicht entscheidend.

Der Denkfehler in der Argumentation ist aber, dass einem eine Software, die man gekauft hat so wie sie ist, nicht weggenommen wird, so wie es hier geschehen ist. Man kann sie normalerweise deinstallieren und später wieder installieren. Durch das Löschen von Ulysses aus dem AppStore ist diese Möglichkeit aber verwehrt. Das kommt einer Enteignung gleich. Die anderen Anbieter, die auf ein Abomodell gewechselt sind, haben das ganz anders gemacht.
 

Ich habe mich jetzt durch einige Seiten durchgearbeitet, aber der Ansatz dieses Threads ist ein anderer als dieser hier. Dort geht es generell um ein Für und Wider zum Thema Softwareabo, hier geht es um die Umstellungsmethode, wie einige Anbieter sie umgesetzt haben. Vielleicht hätte ich mich auch an den anderen Thread dranhängen können, aber ok, macht auch nichts.
 
Dass Ulysses die alte Version aus dem App Store entfernt hat, ist sicherlich nicht schön. Die alte Version (die man eventuell vorher aus einem Backup kopiert hat) sollte aber auch weiterhin ihre Dienste tun. Von daher würde ich vorschlagen beim Entwickler den Wunsch zu äußern die letzte Nicht-Abo-Version wieder verfügbar zu machen, vielleicht lässt er sich ja bei genug Leuten umstimmen (andernfalls könnten diese ja ihren Unmut äußern, was dann auf neue Kunden eher abschreckend wirkt).
 
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