Melv1n
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Welche Krise? Das Jahr der Taten
Das Ende der Perfektion: 75 Gründe, warum es uns besser gehen wird
Oh je oh je - die Welt geht wieder mal unter! 2008 war ja nur das Jahr zwischen den Jahren, erst 2009 ist das Krisenanfangsjahr. Denn bald nach Ausbruch der Weltfinanzkrise verständigte man sich bereits darauf, dass deren wahres Ausmaß erst 2009 deutlich werde. Bundeskanzlerin Merkel hat 2009 offiziell zum "Jahr der schlechten Nachrichten" ernannt. Ein ehrgeiziger Anspruch, der allerdings erst einzulösen ist. Aber das "Krisotainment" (Matthias Horx) ist schon mal die erste Boomindustrie der Gegenwart. Da das menschliche Hirn glücklicherweise von der Evolution darauf ausgerichtet ist, in die Zukunft zu schauen und nachzudenken, haben wir genau 75 gute Gründe aufgeführt, warum man auch dem gerade begonnenen Jahr mit Optimismus entgegenblicken kann. Überhaupt: Krise? Welche Krise?
1. Schlechte Zeiten sind immer gute Zeiten für die Kunst und den Journalismus.
2. Die Finanzmärkte sind am Boden, der Kapitalismus kollabiert. Eben.
3. Nichts ist mehr, wie es war. Gut so.
4. Wer nichts hat, dem kann man nichts nehmen.
5. Auf den Abschwung folgt der Aufschwung.
6. Aus einer Krise wird eine Chance, wenn man sich von alten Denkweisen und Ritualen befreit und die Welt besser versteht. Katharsis bezeichnet seit Aristoteles das Durchleben von Jammer und Schauder durch das man als Zuschauer einer Tragödie eine Läuterung seiner Seele von falschen Leidenschaften erfährt.
7. "Das Jahr 2009 wird ein Jahr der Taten sein!" (Mehdi Benhadj-djilali)
8. 2009 wird in Norwegen die gleichgeschlechtliche Ehe erlaubt.
9. So fiktiv wie die Gewinne waren, sind es jetzt auch die Verluste. Wenn jene Rechnungen stimmen würden, nach denen im Zuge der Finanzkrise 23 000 Mrd. $ "vernichtet" wurden, läge dies weit über den Gesamtkosten des Zweiten Weltkriegs. Trotzdem sind keine Fabriken zerstört worden, nirgendwo Städte zu auch nur geringen Teilen ausradiert. Es kann hier also etwas nicht stimmen. Was da nicht stimmt, ist klar: Während realer Wohlstand konkreter materieller Wohlstand ist, handelt es sich bei den Geldschöpfungen des Finanzmarkts um Abstraktionen, also virtuellen Wohlstand. So wie das Bankensystem zusammenbrechen würde, wenn alle am gleichen Tag ihr sämtliches Geld abheben würden, weil das Bankensystem darauf basiert, dass Banken mehr Geld ausleihen, als auf ihnen deponiert wird, so wird auch am Finanzmarkt mit real inexistenten Werten gehandelt. Die Bewertung der Welt durch die Brille des Finanzmarkts war immer eine Überbewertung.
10. Zum ersten Mal seit Gründung der Volksrepublik China 1949 werden alle Bürger zum Nationalfeiertag eine ganze Woche lang frei haben, vom 1. bis zum 8. Oktober, wie der Staatsrat im Dezember beschloss.
11. 2009 ist ein deutsches Dauerwahlkampfjahr mit der Europawahl, der Bundestagswahl, den fünf Landtagswahlen in Hessen, Sachsen, Thüringen, dem Saarland und in Brandenburg, den sechs Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen, Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz, dem Saarland, in Baden-Württemberg und Sachsen und der Wahl des Bundespräsidenten.
12. "Gewiss, Horst Köhler ist ein freundlicher Mensch, aber ist Nettigkeit eine ausreichende Qualifikation für das höchste deutsche Staatsamt?" (Sebastian Edathy (SPD)
13. Kurt Beck ist weg.
14. "Es geht nicht um mich, es geht um Inhalte." (Andrea Ypsilanti)
15. Bundeskanzlerin Angela Merkel zehrt zwar nach wie vor noch von im Vergleich zu ihrer Partei relativ hohen persönlichen Beliebtheitswerten. Dennoch hat sie es bislang nicht geschafft, die CDU in der Sonntagsfrage über 40 Prozent zu heben. Heute steht "Angela mutlos" Merkel in der öffentlichen Kritik, wie zuvor nie in ihrer Kanzlerschaft. Sie erscheint als Zauderin, die sich von den Ereignissen treiben lässt und von Selbstzweifeln aufgefressen wird.
16. Friedrich Merz wird für den nächsten Bundestag nicht mehr kandidieren.
17. Roland "Ich lasse mir von Türkenvertretern nicht den Mund verbieten." Koch kandidiert in Hessen und wird gewinnen. So sorgt Koch dafür, dass das wahre Gesicht der CDU weiterhin bundesweit sichtbar bleibt.
18. Finanzblasen sind so alt wie der Geldkreislauf; es gab sie im antiken Rom wie in der Renaissance, als im Florenz der Medicis reihenweise Banken pleitegingen. Und auch im Platzen können Blasen noch Fortschritt bewirken: Die holländische Tulpen-Manie des 17. Jahrhundert hat zwar Hunderte von Kaufleuten ruiniert, langfristig aber dazu beigetragen, dass die Niederlande zu einer führenden Agrarnation geworden sind. Die Eisenbahn-Spekulation des 19. Jahrhunderts kostete viele Sparer ihr Geld, schuf aber innerhalb weniger Jahre ein kontinentales Schienennetz in Europa und den Vereinigten Staaten.
19. 2009 ist das Europäische Jahr der Kreativität und Innovation - was will man mehr?
20. Hin und wieder muss in der Evolution auch etwas aussterben, um Platz für Nachrücker zu machen. Laut der Extinction Timeline der Trendforscher Richard Watson, Ross Dawson und anderer Kollegen steht fürs Jahr 2009 das "Briefeschreiben" und das "Schuhe reparieren", überhaupt das Flicken an. Von Heuschrecken und Finanzmarkt steht dort allerdings nichts.
21. "Im Moment, in der Finanzkrise, funktioniert der handelnde, der arbeitende Politiker gut. Das hilft dem Finanzminister Steinbrück. Das ist ein Typ, den keiner richtig mochte, weil er so was Oberlehrerhaftes hat: Intelligenz mit etwas Arroganz und gar keine Wärme. Jetzt ist auf einmal genau solch ein Oberlehrer gefragt, der rechnen kann und mit kühlem Kopf bis zum Kleinkrämerischen die finanziellen Vorgänge koordiniert. Was man bei Steinbrück aber darüber hinaus merkt: Der hat da totalen Bock drauf, endlich arbeiten zu können und nicht Folklore betreiben zu müssen. Er kann sich einfach um die Finanzen kümmern. Schnell, harsch, ruppig und mit diesem supergut sortierten Kopf. So mag er das. Und weil die Leute das merken und jetzt auch wollen, ist er die ideale Besetzung. Bei Steinbrück gibt es derzeit diese Kongruenz zwischen Bild und Alltag." (Heike-Melba Fendel)
23. Mehr als jeder zweite deutsche Mann zwischen 35 und 39 Jahren ist zu dick oder fettleibig. Laut Ernährungsbericht 2008 der "Deutschen Gesellschaft für Ernährung" (DGE) sind etwa 68 Prozent der Männer und 50 Prozent der Frauen zwischen 18 und 80 Jahren übergewichtig. Schon Kleinkinder futterten zu süß, zu salzig und zu viel Eiweiß in Fleisch, Wurst oder Käse. Es ist also noch Potential zum Abspecken da.
24. Die Zahl Null wird "zum Idealwert und zum immer beliebteren Verkaufsargument" - so das Schweizer Gottlieb-Duttweiler-Institut (GDI):http://www.gdi.ch/. Das - allerdings zum Migros-Konzern gehörende Trendforschungsinstitut meint, gegenwärtig sei alles interessant und attraktiv, das sich mit dieser Zahl verbinden lässt: Null Kalorien, null Kosten, null Risiko, null Energie, null Emissionen, null Wartezeit. Also auch Null-Wachstum.
25. „Die Auswirkungen einer Rezession sind nicht alle schlecht: Zum ersten Mal habe ich einen langen Weihnachtsbrief der Dresdner Bank bekommen, in dem mir in einer geradezu pathetischen Sprache dafür gedankt wird, dass ich mein Vermögen nicht woandershin transferiert habe.“ Roger Boyes, The Times
26. Schmidt und Pocher hören auf
27. Schmidt macht weiter
28. Der überfällige Aufstand der Angepassten und Wohlbehüteten rückt näher. Nicht mehr Banlieu-Bewohner "mit Migrationshintergrund", sondern die wohlhabenden, unpolitischen, langweiligen Kinder der Mittelschicht, der "Generation Praktikum" oder "Generation 700 Euro", deren Zukunft längst verspielt ist, merken, dass ihre jahrelange Anpassung am Ende nicht belohnt wird, und beginnen, ernsthaft zu protestieren. Natürlich nicht in Deutschland. Da herrscht einstweilen angstgespeister Pragmatismus und die Diktatur eines fatalistischen neuen Biedermeier. Aber das wird noch werden.
29. "Normale Menschen legen ihr Geld nicht in Aktien an." (Helmut Schmidt)
30. Überhaupt Helmut Schmidt. Natürlich kann man darüber leicht lästern, wenn ein 90-jähriger zum Heilsbringer und Bestsellerautor wird. Aber was man von Schmidt lernen kann, sind genau die Dinge, die den Deutschen am meisten fehlen: Cool zu sein, aber nicht kalt, Zivilcourage in der Öffentlichkeit (Stichwort: Rauchen) und endlich Schluß zu machen mit dem ganzen Getue.
31. Durch die Finanzkrise geht den Öko-Hardlinern die Luft aus. Die Menschen denken wieder über wichtigere Dinge nach als über Energiesparlampen am Fahrrad, umweltgerechtes Reisen und Weltrettung durch Nachhaltigkeits-Wellness. Überhaupt geht es bei dem Rausch des Guten, der Deutschland alle Jahre wieder durchzieht ja gar nicht so sehr um die Umwelt - oder jetzt besonders: Das Klima, sondern um eine Möglichkeit, mit diesem Instrument andere gesellschaftliche Ziele zu verfolgen und Mitmenschen zu regulieren, kontrollieren, moralisch abzuurteilen und zu beherrschen. Das gute Öku-Gewissen ist nur das neueste Gewand des guten alten Spießbürgers.
32. Ähnliches gilt für die Gesundheits- und Ernährungs-Stalinisten: Bio-Lebensmittel sind entzaubert. Dass Bio automatisch gleich besser ist, glauben heute nur noch die wenigsten. Noch immer gibt es zwar - besonders am Prenzlauer Berg in Berlin - Menschen, die für einen Liter Magermilch von "Naturkind" freiwillig 1, 29 Euro zahlen statt 49 Cent für den Liter vom Discounter. Aber "Genuss mit gutem Gewissen" hat seinen Chic spätestens verloren, seit es in jedem Supermarkt eine Bioecke gibt. Das Beispiel der "Bionade" zeigt zwar, was "Greenwashing" als Marketingstrategie heißt und mag lifestylemäßig die schwarzgrüne Koalition vorwegnehmen - wer ernsthaft glaubt, damit die Welt zu retten, beweist nur, dass er ziemlich unpolitisch ist. Klar: In der Sprache des Prenzlauer Bergs heißt das dann "postideologisch".
Das Ende der Perfektion: 75 Gründe, warum es uns besser gehen wird
Oh je oh je - die Welt geht wieder mal unter! 2008 war ja nur das Jahr zwischen den Jahren, erst 2009 ist das Krisenanfangsjahr. Denn bald nach Ausbruch der Weltfinanzkrise verständigte man sich bereits darauf, dass deren wahres Ausmaß erst 2009 deutlich werde. Bundeskanzlerin Merkel hat 2009 offiziell zum "Jahr der schlechten Nachrichten" ernannt. Ein ehrgeiziger Anspruch, der allerdings erst einzulösen ist. Aber das "Krisotainment" (Matthias Horx) ist schon mal die erste Boomindustrie der Gegenwart. Da das menschliche Hirn glücklicherweise von der Evolution darauf ausgerichtet ist, in die Zukunft zu schauen und nachzudenken, haben wir genau 75 gute Gründe aufgeführt, warum man auch dem gerade begonnenen Jahr mit Optimismus entgegenblicken kann. Überhaupt: Krise? Welche Krise?
1. Schlechte Zeiten sind immer gute Zeiten für die Kunst und den Journalismus.
2. Die Finanzmärkte sind am Boden, der Kapitalismus kollabiert. Eben.
3. Nichts ist mehr, wie es war. Gut so.
4. Wer nichts hat, dem kann man nichts nehmen.
5. Auf den Abschwung folgt der Aufschwung.
6. Aus einer Krise wird eine Chance, wenn man sich von alten Denkweisen und Ritualen befreit und die Welt besser versteht. Katharsis bezeichnet seit Aristoteles das Durchleben von Jammer und Schauder durch das man als Zuschauer einer Tragödie eine Läuterung seiner Seele von falschen Leidenschaften erfährt.
7. "Das Jahr 2009 wird ein Jahr der Taten sein!" (Mehdi Benhadj-djilali)
8. 2009 wird in Norwegen die gleichgeschlechtliche Ehe erlaubt.
9. So fiktiv wie die Gewinne waren, sind es jetzt auch die Verluste. Wenn jene Rechnungen stimmen würden, nach denen im Zuge der Finanzkrise 23 000 Mrd. $ "vernichtet" wurden, läge dies weit über den Gesamtkosten des Zweiten Weltkriegs. Trotzdem sind keine Fabriken zerstört worden, nirgendwo Städte zu auch nur geringen Teilen ausradiert. Es kann hier also etwas nicht stimmen. Was da nicht stimmt, ist klar: Während realer Wohlstand konkreter materieller Wohlstand ist, handelt es sich bei den Geldschöpfungen des Finanzmarkts um Abstraktionen, also virtuellen Wohlstand. So wie das Bankensystem zusammenbrechen würde, wenn alle am gleichen Tag ihr sämtliches Geld abheben würden, weil das Bankensystem darauf basiert, dass Banken mehr Geld ausleihen, als auf ihnen deponiert wird, so wird auch am Finanzmarkt mit real inexistenten Werten gehandelt. Die Bewertung der Welt durch die Brille des Finanzmarkts war immer eine Überbewertung.
10. Zum ersten Mal seit Gründung der Volksrepublik China 1949 werden alle Bürger zum Nationalfeiertag eine ganze Woche lang frei haben, vom 1. bis zum 8. Oktober, wie der Staatsrat im Dezember beschloss.
11. 2009 ist ein deutsches Dauerwahlkampfjahr mit der Europawahl, der Bundestagswahl, den fünf Landtagswahlen in Hessen, Sachsen, Thüringen, dem Saarland und in Brandenburg, den sechs Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen, Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz, dem Saarland, in Baden-Württemberg und Sachsen und der Wahl des Bundespräsidenten.
12. "Gewiss, Horst Köhler ist ein freundlicher Mensch, aber ist Nettigkeit eine ausreichende Qualifikation für das höchste deutsche Staatsamt?" (Sebastian Edathy (SPD)
13. Kurt Beck ist weg.
14. "Es geht nicht um mich, es geht um Inhalte." (Andrea Ypsilanti)
15. Bundeskanzlerin Angela Merkel zehrt zwar nach wie vor noch von im Vergleich zu ihrer Partei relativ hohen persönlichen Beliebtheitswerten. Dennoch hat sie es bislang nicht geschafft, die CDU in der Sonntagsfrage über 40 Prozent zu heben. Heute steht "Angela mutlos" Merkel in der öffentlichen Kritik, wie zuvor nie in ihrer Kanzlerschaft. Sie erscheint als Zauderin, die sich von den Ereignissen treiben lässt und von Selbstzweifeln aufgefressen wird.
16. Friedrich Merz wird für den nächsten Bundestag nicht mehr kandidieren.
17. Roland "Ich lasse mir von Türkenvertretern nicht den Mund verbieten." Koch kandidiert in Hessen und wird gewinnen. So sorgt Koch dafür, dass das wahre Gesicht der CDU weiterhin bundesweit sichtbar bleibt.
18. Finanzblasen sind so alt wie der Geldkreislauf; es gab sie im antiken Rom wie in der Renaissance, als im Florenz der Medicis reihenweise Banken pleitegingen. Und auch im Platzen können Blasen noch Fortschritt bewirken: Die holländische Tulpen-Manie des 17. Jahrhundert hat zwar Hunderte von Kaufleuten ruiniert, langfristig aber dazu beigetragen, dass die Niederlande zu einer führenden Agrarnation geworden sind. Die Eisenbahn-Spekulation des 19. Jahrhunderts kostete viele Sparer ihr Geld, schuf aber innerhalb weniger Jahre ein kontinentales Schienennetz in Europa und den Vereinigten Staaten.
19. 2009 ist das Europäische Jahr der Kreativität und Innovation - was will man mehr?
20. Hin und wieder muss in der Evolution auch etwas aussterben, um Platz für Nachrücker zu machen. Laut der Extinction Timeline der Trendforscher Richard Watson, Ross Dawson und anderer Kollegen steht fürs Jahr 2009 das "Briefeschreiben" und das "Schuhe reparieren", überhaupt das Flicken an. Von Heuschrecken und Finanzmarkt steht dort allerdings nichts.
21. "Im Moment, in der Finanzkrise, funktioniert der handelnde, der arbeitende Politiker gut. Das hilft dem Finanzminister Steinbrück. Das ist ein Typ, den keiner richtig mochte, weil er so was Oberlehrerhaftes hat: Intelligenz mit etwas Arroganz und gar keine Wärme. Jetzt ist auf einmal genau solch ein Oberlehrer gefragt, der rechnen kann und mit kühlem Kopf bis zum Kleinkrämerischen die finanziellen Vorgänge koordiniert. Was man bei Steinbrück aber darüber hinaus merkt: Der hat da totalen Bock drauf, endlich arbeiten zu können und nicht Folklore betreiben zu müssen. Er kann sich einfach um die Finanzen kümmern. Schnell, harsch, ruppig und mit diesem supergut sortierten Kopf. So mag er das. Und weil die Leute das merken und jetzt auch wollen, ist er die ideale Besetzung. Bei Steinbrück gibt es derzeit diese Kongruenz zwischen Bild und Alltag." (Heike-Melba Fendel)
23. Mehr als jeder zweite deutsche Mann zwischen 35 und 39 Jahren ist zu dick oder fettleibig. Laut Ernährungsbericht 2008 der "Deutschen Gesellschaft für Ernährung" (DGE) sind etwa 68 Prozent der Männer und 50 Prozent der Frauen zwischen 18 und 80 Jahren übergewichtig. Schon Kleinkinder futterten zu süß, zu salzig und zu viel Eiweiß in Fleisch, Wurst oder Käse. Es ist also noch Potential zum Abspecken da.
24. Die Zahl Null wird "zum Idealwert und zum immer beliebteren Verkaufsargument" - so das Schweizer Gottlieb-Duttweiler-Institut (GDI):http://www.gdi.ch/. Das - allerdings zum Migros-Konzern gehörende Trendforschungsinstitut meint, gegenwärtig sei alles interessant und attraktiv, das sich mit dieser Zahl verbinden lässt: Null Kalorien, null Kosten, null Risiko, null Energie, null Emissionen, null Wartezeit. Also auch Null-Wachstum.
25. „Die Auswirkungen einer Rezession sind nicht alle schlecht: Zum ersten Mal habe ich einen langen Weihnachtsbrief der Dresdner Bank bekommen, in dem mir in einer geradezu pathetischen Sprache dafür gedankt wird, dass ich mein Vermögen nicht woandershin transferiert habe.“ Roger Boyes, The Times
26. Schmidt und Pocher hören auf
27. Schmidt macht weiter
28. Der überfällige Aufstand der Angepassten und Wohlbehüteten rückt näher. Nicht mehr Banlieu-Bewohner "mit Migrationshintergrund", sondern die wohlhabenden, unpolitischen, langweiligen Kinder der Mittelschicht, der "Generation Praktikum" oder "Generation 700 Euro", deren Zukunft längst verspielt ist, merken, dass ihre jahrelange Anpassung am Ende nicht belohnt wird, und beginnen, ernsthaft zu protestieren. Natürlich nicht in Deutschland. Da herrscht einstweilen angstgespeister Pragmatismus und die Diktatur eines fatalistischen neuen Biedermeier. Aber das wird noch werden.
29. "Normale Menschen legen ihr Geld nicht in Aktien an." (Helmut Schmidt)
30. Überhaupt Helmut Schmidt. Natürlich kann man darüber leicht lästern, wenn ein 90-jähriger zum Heilsbringer und Bestsellerautor wird. Aber was man von Schmidt lernen kann, sind genau die Dinge, die den Deutschen am meisten fehlen: Cool zu sein, aber nicht kalt, Zivilcourage in der Öffentlichkeit (Stichwort: Rauchen) und endlich Schluß zu machen mit dem ganzen Getue.
31. Durch die Finanzkrise geht den Öko-Hardlinern die Luft aus. Die Menschen denken wieder über wichtigere Dinge nach als über Energiesparlampen am Fahrrad, umweltgerechtes Reisen und Weltrettung durch Nachhaltigkeits-Wellness. Überhaupt geht es bei dem Rausch des Guten, der Deutschland alle Jahre wieder durchzieht ja gar nicht so sehr um die Umwelt - oder jetzt besonders: Das Klima, sondern um eine Möglichkeit, mit diesem Instrument andere gesellschaftliche Ziele zu verfolgen und Mitmenschen zu regulieren, kontrollieren, moralisch abzuurteilen und zu beherrschen. Das gute Öku-Gewissen ist nur das neueste Gewand des guten alten Spießbürgers.
32. Ähnliches gilt für die Gesundheits- und Ernährungs-Stalinisten: Bio-Lebensmittel sind entzaubert. Dass Bio automatisch gleich besser ist, glauben heute nur noch die wenigsten. Noch immer gibt es zwar - besonders am Prenzlauer Berg in Berlin - Menschen, die für einen Liter Magermilch von "Naturkind" freiwillig 1, 29 Euro zahlen statt 49 Cent für den Liter vom Discounter. Aber "Genuss mit gutem Gewissen" hat seinen Chic spätestens verloren, seit es in jedem Supermarkt eine Bioecke gibt. Das Beispiel der "Bionade" zeigt zwar, was "Greenwashing" als Marketingstrategie heißt und mag lifestylemäßig die schwarzgrüne Koalition vorwegnehmen - wer ernsthaft glaubt, damit die Welt zu retten, beweist nur, dass er ziemlich unpolitisch ist. Klar: In der Sprache des Prenzlauer Bergs heißt das dann "postideologisch".