AVCHD-DVDs zur preisgünstigen Weitergabe von HDTV-Content an Bluray-Spieler

kuebler

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Hier ein Erfahrungsbericht, weil der eine oder andere vielleicht das gleiche Problem hat und von meinen 3 Tagen Herumexperimentieren (https://www.macuser.de/threads/software-zum-erzeugen-von-avchd-dvds-zum-abspielen-von-fullhd-auf-bluray-spielern.668744/) profitieren kann. Ich habe eine Videothek mit etwa 1'000 Aufnahmen in unterschiedlichen Auflösungen, meistens in HD-Qualität, und alle als iTunes- und Apple-TV3-kompatible mp4-Dateien, erzeugt mit Handbrake. Daraus will ich manchmal Einzeltitel oder Kombinationen an Bekannte weitergeben, der Kosten halber auf DVD. Durch viele leidvolle Erfahrungen bin ich zwar mittlerweile kein reiner Laie mehr, habe aber immer noch keine besondere Lust auf "Workflows".

Es war schon ziemlich schwierig gewesen, ein brauchbares Paket zur "klassischen" DVD-Erzeugung zu finden, weil die meisten keine bequeme und flexible Einstellbarkeit der Komprimierung erlauben, um eine gewünschte Anzahl unterschiedlicher Titel genau auf eine SL- oder DL-DVD zu bringen. Die meisten "Idioten-Softwares" (auch teure!) teilen nach einigen Stunden Rendern ebenso lapidar wie unverschämt mit, dass sie nicht genug Platz auf der DVD haben. Oder man lässt von vornherein eine riesige und ärgerliche Reserve.. Am Rande: hier bin ich schlussendlich bei einer kostenlosen (!) Software gelandet (http://www.pavtube.com/dvd-creator-mac/), die zwar keine tollen Menüs macht, aber das eigentliche Problem recht ordentlich löst. Aber DVD-Qualität lässt bei den heutigen Ansprüchen eben doch schon oft zu wünschen übrig...

Die meisten Leute haben mittlerweile ja einen Bluray-Spieler im Haushalt, und fast alle Bluray-Spieler können die sogenannten AVCHD-Disks wiedergeben, also SL- oder DL-DVDs (d.h. 5 oder 8GB) mit einer AVCHD-Struktur. Erstaunlicherweise ist es aber gar nicht so einfach, solche AVCHD-Disks zu erzeugen (wenn man keine trickreichen Experten-Workflows anwenden kann oder will).

Ich bin keiner, der immer alles unbedingt kostenlos haben will, und so habe ich aus verschiedenen Gründen im Laufe der Zeit auch durchaus renommierte Pakete (Toast11, PowerDirector11, Magix ProX5) gekauft, mit denen ich es für die AVCHD-Disk als erstes versucht habe. Am schlimmsten war - fast schon erwartungsgemäss - die Erfahrung mit Toast11. Diese "Software" weigerte sich sogar lakonisch, überhaupt erstmal eine mp4-Datei entgegenzunehmen. Erst nachdem ich mit der Simpel-Software remux daraus eine mkv-Datei gemacht hatte, liess sich Toast dazu herab, sie überhaupt huldvoll zur Kenntnis zu nehmen. Kaum überraschend, dass Toast dann für meinen zu Testzwecken verwendeten 5.3-GB-Film Avatar-extended (3 Stunden 1080p) 10.4 GB verlangte. Vermutlich hätte diese "Software" dann 10 Stunden gerendert, nur um mir anschliessend zu sagen, dass es leider trotzdem aus irgendeinem Grund nicht geht... Eine Frechheit, so etwas, und meines Erachtens sind die Roxio-Leute am Rande des Tatbestandes einer kriminellen Vereinigung... Ich nenne so etwas Idioten-Software, weil sich immer noch und immer wieder Idioten finden, so wie ich selbst, die sie aus dümmlicher Naivität kaufen... Aber damit sei es jetzt auch genug Anti-Toast-Rant... Nicht gerade mit Ruhm bekleckert haben sich allerdings auch PowerDirector11 und Pro X5, denen ich aber wenigstens Meriten in anderen Feldern attestieren kann.

Ganz am Anfang meiner Suche war ich schon auf die Software multiAVCHD gestossen. Vorsicht vor den Download-Abzockern). Vorab allerdings direkt der grosse Haken: sie läuft nicht nativ auf dem Mac, was sie für viele hier leider wertlos macht. Ich selbst habe sie unter Parallels/Windows-8 laufen.

Am Anfang sah das Ganze damit vielversprechend aus, aber schon nach kurzer Zeit lief ich auf einige Bugs, und die erzeugten Disks liefen auch nicht zuverlässig auf meinen beiden Bluray-Spielern (Samsung BD-P1500 und Sony PS3). Dann hatte ich festgestellt, dass die Software seit zwei Jahren nicht mehr weiterentwickelt wird, und deshalb das Thema multiAVCHD wieder verlassen und weiter in den Untiefen des Mac-Universums gesucht. Da gibt es ja Tausende von Videokonvertierungs-Softwareprodukten... Aber irgendwie machen die alle den Eindruck, dass sie voneinander kopiert sind, und wenn man den Standard-Pfad verlässt, dann ist man mit fast allen auch verlassen. Zumindest im Thema AVCHD-Disk...

So bin ich nach einiger Zeit noch einmal zu multiAVCHD zurückgekehrt, und nachdem ich einige Fehler bei mir selbst festgestellt hatte, waren die Ergebnisse dann sehr zufriedenstellend:
a) man sollte alle Support-Software von der angegebenen Downloadseite auch noch einmal explizit installieren, da multiAVCHD im Grunde "nur" eine extensive Steuerungssoftware ist und sich für die eigentliche Arbeit auf freie Community-Pakete stützt. Die müssen entsprechend aber auch aktuell sein.
b) unter Parallels sollte man die Quellvideos nicht aus Directories mit problematischen Namen holen, so wie man sie auf dem Mac manchmal gerne hat.
c) für die Erzeugung von Blurays müssen die Videos als exaktes 1920x1080, 1280x720, oder 1024x576 vorliegen. Wenn das nicht der Fall ist, dann kann man zwar unter Extended Properties die von multiAVCHD festgestellten Auflösungen einfach überschreiben, und die Software macht in der Regel dann auch kein neues Rendering. Aber die Abspielbarkeit auf Bluray-Spielern lässt dann zu wünschen übrig. Richtig ist deshalb, nachdem man mit "Add video files" alle Dateien für die DVD hinzugefügt hat, ruhig auch in gemischten Auflösungen, dann einfach mit "fit all" multiAVCHD das weitere entscheiden und machen lassen.
d) Per Default erzeugt multiAVCHD einen Ordner mit dem Bluray-Inhalt, den man dann im MacOS-Finder auf eine SL- oder DL-DVD brennen kann. So habe ich das zunächst auch gemacht, allerdings auch wieder mit unzuverlässigen Ergebnissen. Erst als ich auch die angebotene ImgBurn-Software installiert und unter "Settings" aktiviert hatte, werden immer einwandfrei auf meinen beiden Bluray-Spielern laufende DVDs erzeugt.
e) Überhaupt ist der Ablauf sehr simpel: "Add videos", dann "fit all", dann "Start". That's it. Eine Anleitung braucht man im Grunde nicht, falls doch, dann ist hier eine ganz gute: http://www.afterdawn.com/guides/archive/create_avchd_and_blu-ray_discs_with_multiavchd.cfm. Für die Myriaden von Parametern, die man mit multiAVCHD einstellen kann, ist der wichtigste vermutlich unter "Settings": "Reset all to default". Aber "PAL" nicht vergessen, denn das ist nicht Default.

Seitdem ich das obige beachte, habe ich keinerlei Probleme mehr. Tolle Menüs macht die Software per Default nicht, obwohl man sich auch da austoben könnte, wozu ich allerdings keinerlei Lust hatte.

Wie gut das Paket ist, mag man daran sehen, dass aus meinem 3-Stunden-1080p-Avatar-Extended Film eine 1080-er 4.7GB DVD in brauchbarer Qualität und alternativ eine DL-DVD in recht guter Qualität entstanden ist. Renderzeit jeweils etwa 4 Stunden auf meinem 2.3 GHz Intel i7 MBP. Wenn mein Film in exakten 1920x1080 vorgelegen hätte, dann wäre es sogar nach einer halben Stunde ohne re-rendering erledigt gewesen. Aber weil ich Handbrake für meine Videothek immer die "echte" Auflösung des Content erzeugen lasse, hier konkret 1916x1078, wird seitens multiAVCHC für die Erfüllung des Bluray-Standards halt ein Uncrop notwendig, das de facto ein re-rendering ist. Für dessen Qualität gibt es zwar verschiedene Optionen im "fit all"-Dialog, die habe ich aber alle nicht ausprobiert.

Also: meiner Meinung nach ist multiAVCHD eine unentdeckte Perle im Internet-Universum, die für den einen oder anderen etwas leisten kann, womit er sich sonst ansonsten ziemlich schwer tun kann...
 
Vielen Dank für Deinen ausführlichen Bericht. Aber die DVD ist doch ein aussterbendes Medium. Wäre es nicht einfacher die Daten per USB Stick/HD an Deine Freunde weiterzugeben? Die kann doch auch fast jeder BR Player lesen...
 
Vielen Dank für Deinen ausführlichen Bericht. Aber die DVD ist doch ein aussterbendes Medium. Wäre es nicht einfacher die Daten per USB Stick/HD an Deine Freunde weiterzugeben? Die kann doch auch fast jeder BR Player lesen...

Im Prinzip hast du Recht, aber IMHO nicht ganz. Einen SL-DVD-Rohling kriege ich für 20 Cent, einen DL für 40 Cent. Da brauche ich nicht zögern, ob ich jemandem eine Kopie mache. Ein 8GB-USB-Stick kostet das 10-fache, und den muss ich dann irgendwann zurückkriegen.

Und wenn ich einen USB-Stick verwende, dann ist es auch nicht egal, wie ich die Videos darauf schreibe. Wenn sich der Bekannte das Ganze am Computer anguckt, dann kann ich einfach die mp4-Datei kopieren. Aber das könnte ich für diesen Fall auf der DVD auch so machen.

Wenn ich das Ganze aber für jemanden mache, der sich den Film ohne Technikkenntnisse am Fernseher angucken will, dann wird es schon anspruchsvoller, und dann ist "fast jeder BR Player" eventuell nicht ausreichend. Insofern liegt man mit der AVCHD-Disk relativ mehr auf der sicheren Seite.

Übrigens kann multiAVCHD auch USB-Sticks entsprechend beschreiben.

Zur Frage nach meinen Handbrake-Parametern: ich nehme immer das "High Profile" für MP4 mit x264, bei 1280x720 mit Constant Quality RF = 24, und bei 1980x1080 mit RF=26 (bei SD mit RF=22). Ich empfehle, bei Audio so wie es in "High Profile" Default ist, immer als ersten Audio-Stream "AAC (CoreAudio)" zu nehmen, und als zweiten Audio-Stream "AC3-Passthru". Wenn in der Original-AUfzeichnung kein AC3 ist, dann für den zweiten Audio-Stream "AC3 (ffmpeg)". Mit diesen beiden Audiostreams liege ich immer auf der sicheren Seite, sowohl für iTunes, als auch für ATV3 und sonstige Verwendungen.
 
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