> WAS IST WIRKLICH SO SCHLECHT AN M$ WORD?
Ich kann mich jetzt nur auf Word auf Windows beziehen (Word 6.0 bis Office 2000) , das jetzt aber seit doch bald 10 Jahren im Job einsetzen muss (umfangreiche Konzepte im IT-Umfeld)
> 1. Fehlt M$ Word eine wichtige Funktionalität?
Ja. Trennung von Content und Format.
> 2. Ist irgendeine Funktionalität an M$ Word umständlich gelöst?
Ja. Trennung von Content und Format findet nicht statt. Word ist eine aufgebohrte Schreibmaschine, nicht mehr. Beispiel: Wechsel von DIN A4 hoch auf quer innerhalb eines Dokuments. Die Information ist in einem "Abschnittswechsel" versteckt, was ein nichtsichtbares aber editierbares Zeichen ist. Versehentlich gelöscht, schaut dein Dokument plötzlich ganz anders aus.
Man macht so etwas nicht. Content und Format zu vermischen ist mieseste IT-Architektur und es bringt vor allem deswegen auf die Palme, weil es mit TeX, FrameMaker, RagTime etc. etc. schon damals Produkte gab, die das richtig machten. Aber jetzt müssen wir wegen der leidigen "good-enough" Pfuscherei von Microsoft auf unabsehbare Zeit unter diesem Krempel leiden.
> 3. Ist irgendeine Funktionalität in M$ Word fehlerhaft gelöst?
Ja. Haupt- und Filialdokumente sind im praktischen Betrieb nicht vernünftig einsetzbar. Liegt hauptsächlich wieder dran, dass Content und Formatinformation nicht getrennt sind. Beispiel: Du möchtest ein umfangreicheres Konzept aus Dokumenten zusammenbauen, deren Kopf- und Fußzeilen, Seitenformat und Formatvorlagen nicht 100%ig zusammenpassen. Viel Spass! So viel Zeit zum Richtigstellen der Formatierung kannst du einfach nicht investieren. Folge: Wir verwenden das "Feature" nicht obwohl wir es bezahlen und eigentlich nutzen möchten.. Anmerkung: Eine Doku aus unterschiedlichen Teilen zusammensetzen - das taten wir Ende der Achziger/Anfang der Neunziger auf dem Mainframe routinemäßig (ja, Doku wurde auf dem Mainframe geschrieben - mit DCF (Document Composition Facility), einem SGML-Derivat). Seit Word lungern tausend Gesamtkopien eines Dokuments herum, was die Versionsführung erschwert und massig Speicher kostet (ich red' hier von einer 100.000 Leute Firma).
Und ausserdem habe ich bis heute nicht wirklich begriffen, wie ich die Listenformatierung so einstelle, dass die Aufzählung so wie von mir gewünscht aussieht, auch wenn mein Kollege das Dokument auf seinem Rechner öffnet...
> 4. Greift M$ Word in die Arbeit des Benutzers durch irgendeinen Automatismus
> (z.B. AutoFormat), der sich nicht abstellen oder umkonfigurieren ließe, in
> nerviger Weise ein?
Nein. (Die Frage war aber auch wirklich seeehr präzise gestellt...)
> 5. Ist M$ Word instabil? Stürzt es häufig oder gar reproduzierbar ab?
Weder häufig noch wirklich reproduzierbar. Aber hin und wieder hat es mir schon wichtige Dokumente zerstört, ohne dass ich die Fehlerquelle hätte herausfinden können. Wenn Dir das kurz vor einem wichtigen Termin passiert, ist es egal, ob es häufig oder reproduzierbar ist. Es ist eine Katastrophe, vor allem weil du nicht mal schnell an den Text mehr rankommst (ist halt nicht einfach ASCII).
Das führt mich zu einer Frage, die Du leider vergessen hast:
6. Ist für den Normalanwender nachvollziehbar, was Word im Dokument wirklich speichert?
Nicht wirklich. Letzthin hat es wieder SCO erwischt: In dem Klagedokument gegen DaimlerChrysler fanden sich alte Daten, aus denen hervorging, dass die Klage ursprünglich gegen eine Bank gerichtet war. Natürlich kannst du das per Option einstellen, dass die Historie nicht mitgespreichert wird. Aber bist du dir wirklich sicher, dass das tut was du meinst?
Langer Rede kurzer Sinn: Mein Hauptkritikpunkt ist das propriätere Dokumentenformat, das auch nicht zwischen Content und Formatierung trennt, und die Folgen daraus.
Word ist eine aufgeblasene Schreibmaschine, die, weil sie jetzt Standard ist, jegliche Weiterentwicklung (eigentlich Rückentwicklung - siehe TeX oder FrameMaker) in Richtung Trennung von Content und Format im Keim erstickt. Und damit macht uns Word die tägliche Arbeit auf unabsehbare Zeit hinaus unnötig kompliziert und teuer.