Hallo Markus,
vereinfacht gesagt: alle Betriebssysteme haben entweder einen Grafikmanager fest eingebaut (wie Mac OS X oder Windows XP bzw. Vista) oder stellen einen solchen zur Verfügung, damit dritte eine grafische Benutzeroberfläche entwickeln können (wie Linux und alle Unix-Derivate). Deshalb gibt es z.B. unter Linux fvm2, KDE, Gnome, ... - alles unterschiedliche grafische Oberflächen, die jedoch eine gemeinsame Wurzel haben (die die Funktionalität zur Verfügung stellt).
Mac OS X ist nun "unter der Haube" auch ein Unix (genauer: ein BSD-Unix) und deshalb gibt es dort auch einen ähnlichen Unterbau. Mit X11 stellt Apple innerhalb von Mac OS X (und dort innerhalb der grafischen Oberfläche Aqua) eine Möglichkeit zur Verfügung, Programme für eine grafische Oberfläche unter einem anderen Unix auch unter Mac OS X lauffähig zu machen.
Nun streiten sich die Geister über die "Aquarisierung" von OpenOffice. Das lässt sich native nur mit erheblichem Aufwand realisieren. Deshalb hat ein kleines Team die Möglichkeit geschaffen, durch einen "gemixten" Code und mit Hilfe von Java OpenOffice auf dem Mac ohne X11 einzusetzen. Das Problem dabei: Der Unterschied zwischen Apples Aqua und z.B. Windows erschöpft sich ja nicht in der Farbe und Anordnung von Buttons und Schaltern und auch nicht in technischen Details "unter der Haube".
Seit der Version 2.x haben die Macher von OpenOffice die Hauptprobleme in der Kombination von OpenOffice/X11 und Mac gelöst: Die Schriften des Macs werden automatisch erkannt und stehen zur Verfügung und Drucker können auch direkt angesprochen werden (Vorsicht: bei GDI-Druckern - die auf dem Mac nicht immer als solche erkennbar sind - kann es zu Problemen kommen). Den Hauptnachteil von OpenOffice teilt es sich mit NeoOffice: beide Programme können mit Standardformaten auf dem Mac - insbesondere PDF und anderen Vektorgrafikformaten - nicht umgehen. Der Datenaustausch (Bild in einem Programm erstelle und in Office übernehmen) gestaltet sich schwierig.
Mein Fazit: X11 ist für mich kein Grund, OpenOffice nicht zu nutzen und dafür das Monster NeoOffice. Die Farbe der Buttons und das Aussehen der Icons ist mir wurscht - die Funktionen und Dialoge sind ansonsten nämlich gleich (gut under schlecht). Was ich nicht mehr ausprobiert habe, ist der Datenaustausch über die Zwischenablage: das funkt zwar z.B. zwischen Word aus office:2004 und OpenOffice prinzipiell - aber nicht wirklich gut. Ist das bei NeoOffice besser? Dann wäre das ein schlagendes Argument.
Peter