Warum protestieren junge Deutsche nicht?

Chimaira

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Moin,

angerissen in einigen Diskussionen hier finde ich den Meinungs-Artikel der Süddeutschen sehr interessant:

http://www.sueddeutsche.de/politik/warum-junge-deutsche-so-wenig-protestieren-macht-doch-auch-mal-was-1.1718327


Was sagt ihr dazu?

Ich finde die These zumindest interessant. Und da hier ja sicher auch einige Ältere aktiv sind (so zumindest meine Wahrnehmung) würde ich doch gerne mal von euch wissen was ihr denkt?

Ist die Jugend zu bequem? Zu ungebildet sogar?
Oder gibt es da doch andere Gründe?
Und wo sind die Alten? Warum geht hier keiner auf die Straße?

Mir ist natürlich klar, dass wir hier auf keiner vernünftigen empirischen Basis diskutieren sondern vielmehr persönliche Meinungen in die Diskussion eingehen. Allerdings interessieren mich auch genau diese ;)
 
Das ist die Generation Y - die muss man zum Jagen tragen und dabei drauf achten, dass die Life-Work balance nicht in Ungleichgewicht gerät.
 
Für mich pers. (bin aktuell 25) bringt der letzte Teil des Artikels es auf den Punkt.

IMHO:
Auch wenn ich auf div. Protesten zugegen bin/war (On- sowie Offline) stellt sich immer die Frage gegen was man protestieren soll/will. Man möchte ja immerhin nicht nur gegen etwas sein sondern auch mit alternativen aufwarten, und genau diese sind zur Zeit nicht wirklich vorhanden (zumindest Politisch). Auch wird uns nach wie vor eine gewisse "Angst" vor Nationalstolz (ich nenn es mal so) eingeprügelt. Bis auf EM/WM traut sich kaum ein Deutscher mal die Flagge in die Hand zu nehmen, sonst wird man ja gleich als der böse Nazi abgestempelt, selbst wenn man Schwul oder sonst was ist (da triffts der Artikel auch recht gut).

Auch muss ich zugeben, das es uns in Deutschland echt gut geht. Eine Existenzielle Bedrohung herrscht zur Zeit nicht vor, wofür also großartig auf die Straße gehen? Der Staat / private Einrichtungen kümmern sich ja mehr oder minder gut um die Jugendlichen, und es gibt gute Möglichkeiten seine eigene Zukunft zu verbessern (ich selbst habe nach zwei Berufsausbildungen dieses Jahr mein Abitur abgeschlossen und bereits für Oktober meine Immatrikulation in der Hand). Und die, denen es doch schlecht geht stehen immer noch gegenüber einer sehr großen Mehrheit die problemlos "vor sich hinleben" können.
Ich denke in genau dieser Minderheit sozialer Ungleichheit gibt es vielerlei Arten von Protesten, seien es Leute die aus Wut die NPD wählen, Wahlverweigerung für Richtig halten oder anderweitig politisch oder rechtlich negativ auffallen.

"Unsere" Generation ist in gewisser Weiße sehr egoistisch. Die objektive Lage ist zwar aktuell schwierig, aber ich kann mich durch eigenen Elan und Bemühungen ihrem Sog entziehen.
 
Weil alle die aufmüpfig sind in Hartz4 kommen, und die haben dann nicht mal genug Geld für eine Busfahrkarte zur Demo. Das hieß früher mal Diktatur, aber wurde im Rahmen von Neusprech Sozialstaat genannt. :)
 
"Unsere" Generation ist in gewisser Weiße sehr egoistisch. Die objektive Lage ist zwar aktuell schwierig, aber ich kann mich durch eigenen Elan und Bemühungen ihrem Sog entziehen.

das ist genau so ein bullshit wie "jeder ist seines glückes schmied"
 
Ich finde die These zumindest interessant. Und da hier ja sicher auch einige Ältere aktiv sind (so zumindest meine Wahrnehmung) würde ich doch gerne mal von euch wissen was ihr denkt?

Ich hoffe, Du schliesst das nicht aus dem Songschnipsel-Thread! :hehehe:


Aber ich denke auch, dass es den meissten schlicht zu gut geht. Die Perspektiven sind dann eben doch ein wenig anders als beispielsweise in Südeuropa oder in den Schwellenländern. Das man in D auch gut demonstrieren kann sieht man dann an speziellen Einzelfällen (Castor-Transporte beispielsweise.).
 
das ist genau so ein bullshit wie "jeder ist seines glückes schmied"

wie sagte herr kerkeling noch? jeder ist seines glückes schmied, aber nicht jeder schmied hat glück!
 
In Badelatschen is schlecht demonstrieren.

Dazu noch keine Zeit. Der anders gerichtete Blick nach oben hat schon mit der Aktie funktioniert...

Die Älteren machens auch nicht viel anders, leider.
 
das ist genau so ein bullshit wie "jeder ist seines glückes schmied"
Und das ist Bullshit weil?

Wenn man in "strukturellen" Unsicherheiten (Eltern Arbeitslos, wenig Geld zum Leben, auf Sozialhilfe o.ä. angewiesen) aufwächst führt sowas nunmal zu einer Art opportunistischem Verhalten und damit zu einem Optimierungsbestreben welches zu egoistischem Denken führt. Jeder will nunmal seine eigene Ausgangslage verbessern, wenn die andern "mitgezogen" werden können soll das ja recht sein.
 
und das optimierungstreben soll sich genau wie finanzieren, durch luft und liebe?
 
Rückblickend finde ichs mehr als bedauerlich, dass den G8-Gipfeln nicht mehr persönlicher gesellschaftlicher Protest entgegengebracht wurde. Juli 2001 in Genua ist für mich der Höhepunkt der Eskalation und kurz davor mit der Dotcom-Blase und danach mit den Anschlägen des 9/11. Darauf folgend die Bankenkrise 2008.

Man hätte darauf entschiedener reagieren müssen. Man war aber wohl von der Neo-Liberalen/-Konservativen Denkweise zu sehr beeinflusst. Dabei hat man schon da artig SZ, Spiegel (beide Blätter sehr liberal geworden), FR und No Logo gelesen. Aber noch nicht die perfide Reaktion des Geldes verstanden.

Jetzt gilt es die Scherben aufzulesen und das Beste draus zu machen. Gegenargument für Veränderung ist aber, Dax ist auf dem Höhepunkt und DJ-Index auch. Also weiter gehts.

Diese Proteste haben nicht zwingend mit Armut und zu gut gehen zu tun, sondern sollten für mich eher aus einer Grundüberzeugung heraus entstehen.

Heiligendamm 2007 war für uns Deutsche eine bescheidene (letzte) Möglichkeit, im eigenen Land unsere bürgerliche Wehrhaftigkeit zu unterstreichen. Einige sind diesem Ruf gefolgt und haben sich der Staatsgewalt entgegengestellt.
 
Weil alle die aufmüpfig sind in Hartz4 kommen, und die haben dann nicht mal genug Geld für eine Busfahrkarte zur Demo. Das hieß früher mal Diktatur, aber wurde im Rahmen von Neusprech Sozialstaat genannt. :)
Aufmüpfigkeit im Job hat mal gar nichts mit Demokratie zu tun. Entweder man ist selbständig und ist sein eigener Boss oder man ordnet sich unter/ein. Man kann natürlich den Job boykottieren und sich in die soziale Hängematte fallen lassen. In einer Diktatur würden aufmüpfige Arbeitsverweigerer woanders landen... in einer Anarchie übrigens auch.

...Busticket zur Demo? Warum nicht gleich einen staatlich finanzierten Chauffeur?
 
Moin,

Auch muss ich zugeben, das es uns in Deutschland echt gut geht. Eine Existenzielle Bedrohung herrscht zur Zeit nicht vor, wofür also großartig auf die Straße gehen?

Das kann es nicht sein. Die größten Massendemos gab es zu Zeiten der Vollbeschäftigung, zwischen 1965 (Ostermärsche) und 1986 (Chernobyl). Da ging es uns insgesamt gesehen wesentlich beser als jetzt. Heute ist die existentielle Bedrohung duche Arbeistslosigkeit und HartzIV wesentlich größer.
Würde sagen, dass man es geschafft hat, Euch den Schneid abzukaufen.
 
Indem man Arbeiten geht und weiterbildet?

deswegen versacken auch soviel studenten in der gastronomie oder müssen in der altenpfelge ihr dasein fristen.

mann muss nur fest dran glauben, dann stimt es auch.
 
Heute ist die existentielle Bedrohung duche Arbeistslosigkeit und HartzIV wesentlich größer.

Eine materielle Bedrohung ist wohl wesentlich geringer einuzstufen als der drohende Atomtod oder saurer Regen.
 
deswegen versacken auch soviel studenten in der gastronomie oder müssen in der altenpfelge ihr dasein fristen.
Ohne Ausbildung und ohne abgeschlossenem Studium irgendwie logisch. Wobei Altenpfleger auch eine Ausbildung benötigen?
 
ich für mein Teil bin eher entsetzt das nichts mehr passiert. Tatsächlich scheint eher Gleichgültig zu herrschen...

Alleine bei täglichen Meldungen wie der neuesten "Enthüllung" von Snowden müsste doch die Generation die mit dem verfluchten Internet aufwächst jeden Tag protestieren!!

Was geht hier ab? PRISM und nichts passiert? Letzten Sa waren deutschlandweit Demos gegen Prism, bei uns in der Zeitung waren da eventuell 100 Leutchen zu sehen!
Das gleiche bei mir an der Uni - kritische Kommentare? Fehlanzeige. Ein Prof, 100 Jahre alt, laber reinen theoret. Schwachsinn über Internetökonomie wärend jeden Tag neue Knaller passieren. Nichtmal ne Randnotiz war ihm oder einem Studenten das wert!
Was zum Teufel ist mit den Menschen los? Liegt es da nur an der "unsichtbaren" Bedrohung? In dem Bezug kann ich allerdings auch die alte Generation nicht verstehen. Die waren es doch, die selbst (oder deren Eltern) nach dem WWII für die Demokratie und Freiheit auf der Straße waren! Wars das schon?

"Ich kann damit leben, mir gehts gut". Am Mac sitzen und studieren. Da sieht die Zukunft vergleichsweise gut aus..In Zukunft hängt halt unter jeder Mail & SMS "Hallo ihr Kackf****" und an jedem Bild ein "dann guck doch Schw****". Ist das die Sichtweise? Na super....

Protestieren heißt doch nicht im Job Scheiße zu bauen! Im Gegenteil. Wenn ich arbeite will ich auch Erfolg haben, na logo. Aber meine Privatssphäre bleibt meine Privatssphäre.

Auch das Politikargument kann ich kaum verstehen. Natürlich sind Alternativen da, nämlich alle die sich mit Politik beschäftigen! Selbst aktiv werden, etwas ändern, verkrustete Strukturen aufbrechen. Juckt doch auch kein 20jährigen mehr...

Ich finde den SZ Artikel interessant. Aber mMn sucht er nach viel zu aufgesetzten Ausreden. So wie ich es wahrnehme herrscht aktuell die "pfeif ich drauf" Mentalität, bei jung und alt. Da liegt der Hund begraben.:mad:
 
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