Warum kauft Ihr Euch teure Objektive?

Mios

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Am Wochenende hatte ich ein 50/1.8er (preisgünstig, ca 130€) und ein 60/2.8 (teuer, ca. 500€) geliehen und ein wenig ausprobiert. Beide Nikkor Objektive gelten als scharf bzw. sehr scharf. Auch das Günstige habe ich (etwas abgeblendet) als sehr scharf empfunden. Das Teure war von der Schärfe her ohne jede Einschränkung überragend. Ergo, lohnt sich der Mehrpreis aus Amateursicht daher eher nicht.

Zwischen den Farbcharakteren der beiden Objektive liegen aber Welten. Das 60er hat für meine Begriffe viel angenehmere Farben (auffällig auch im Unschärfebereich). Auch der Unschärfeverlauf bei Portraits ist traumhaft. Für mich ist das eine ganz neue Erfahrung, da ich mit hochpreisigen Objektiven hauptsächlich einen Schärfegewinn verbunden habe.

Also, aus welchen Gründen gebt Ihr - wenn Ihr es denn tut - für Eure Lieblinge überproportional viel Geld aus?

Mios

PS: Meine Chartakterisierung der beiden Objektive sind meine persönlichen Eindrücke aus Laiensicht. Ich habe also kein Millimeterpapier und Farbtafeln fotografiert und vergleichend analysiert.
 
Naja, der Unterschied zwischen dem 50mm/f1.8 und dem 60mm/f2.8 ist die Naheinstellgrenze. Das 60er/2.8 ist ein Makroobjektiv. Und die sind eigentlich IMMER teuer!

Den Unterschied zwischen beiden Unterschieden solltest Du im Detailbereich sehr wohl sehen (auch bei gleichem Abstand).

Und Du kannst halt mit dem 60er Makro nahe Motive sehr viel größer abbilden als mit dem 50er (das 60er Makro hat einen Abbildungsmaßstab von 1:1)
 
Für mich gibt's hauptsächlich zwei Gründe, für ein Objektiv viel Geld auszugeben (bezogen auf Festbrennweiten): zum einen tatsächlich die Abbildungsleistung (womit nicht nur die Schärfe gemeint ist, sondern auch solche Dinge wie Verzeichnung, Vignettierung, Kontrast, Farbdarstellung, CA, etc.) sowie zum anderen eine hohe Lichtstärke (und die damit mögliche geringe Schärfentiefe). Netter Bonus meist: hervorragende stabile Konstruktion, dank USM meist sehr schneller und leiser AF.

Bei Zooms kommen da evtl. noch andere Faktoren hinzu (IS, Versiegelung).

-- Markus
 
Für mich gibts in erster Linie drei Gründe.
Abbildungsleistung, USM für den schnellen AF und vorallem ein (und davon kann ich eigentlich für meine Zwecke nicht genug haben) Lichtstärke..

-> Konzertfotograf ;)
 
Mios schrieb:
Zwischen den Farbcharakteren der beiden Objektive liegen aber Welten. Das 60er hat für meine Begriffe viel angenehmere Farben (auffällig auch im Unschärfebereich). Auch der Unschärfeverlauf bei Portraits ist traumhaft.

Damit hast Du es doch schon auf den Punkt gebracht. Darum habe ich für einige Objektive viel Geld ausgegeben. Ob sich die Qualität der Objektive auch in der Qualität Aufnahmen wiederfindet ist aber eine andere Sache.

Uria aalge
 
Der Teufel steckt im Detail. Ein Objektiv mit Teufel drinne hätte ich ungern. Ich hätte gerne eine Kamera auf der drauf ist, was drin steckt.
 
Also einen Grund neben den von euch genannten Gründen gibt es da ja schon auch wenn man es sich vielleicht nur ungerne eingesteht ... Man fühlt sich einfach besser mit einem teureren Stück Hardware ...
 
Da haben wir ja wieder ein feuriges und potentielles Endlos-Thema.........

"Gute Objektive" müssen nicht zwangsläufig teuer sein.
Die subjektiv empfundene "Schärfe" hat häufig mehr mit guter Kontrastwiedergabe als mit hohem Auflösungsvermögen zu tun. Auf dieser Erkenntnis beruht übrigens die Unscharfmaskierung. Optimal ist es, wenn beide Eigenschaften möglichst gut sind.
Das aber läßt sich schon mit verhältnismäßig geringem Aufwand bewerkstelligen.

Was ins Geld geht, ist eine besonders aufwendige, professionellen Ansprüchen gewachsene Mechanik, hohe Lichtstärke, hohe Leistung schon bei Offenblende, großer Brennweitenbereich, viele + große Linsen, Sondergläser, spezielle Linsenformen und Dinge wie Bildstabilisator oder Abdichtung.

Wenn man bei einigen dieser Punkten gewisse Abstriche machen kann, kommt man recht preiswert zu sehr guten Objektiven und landet fast zwangsläufig bei den klassischen Festbrennweiten. Dann vielleicht noch etwas abblenden und Du hast eine erstklassige Abbbildungsqualität und zusätzlich einen angenehm hellen Sucher für relativ wenig Geld.

Schönes Beispiel dafür ist z.B. das Zeiss Tessar, das gerade mal aus 4 relativ kleine Linsen besteht. Kleine Linsen kann man deutlich billiger mit höchster Präzision herstellen, leichter perfekt justieren und weniger Linsen verbessern von vornherein die Kontrastübertragung, weil weniger reflektionsanfällige Glasflächen vorhanden sind und dadurch auch die Streulichtempfindlichkeit verringert wird.

Makroobjektive sind generell aufwendiger. Einerseits muß die Fassung einen erheblich größeren Verstellweg bei minimalem Spiel ermöglichen, andererseits muß das Linsensystem zusätzlich - auch - für den Nahbereich optimiert werden. Viele Makros haben dazu noch "Floating Elements" d.h. einzelne Linsengruppen werden je nach Auszug unterschiedlich stark verschoben. Heutige Makros haben deshalb oft ca. 10 Linsen, ohne lichtstärker als ein Tessar zu sein, sind dafür aber ohne weiteres Zubehör von Unendlich bis zum Maßstab 1:1 und damit sehr universell verwendbar, mechanisch sehr solide und optisch fast durch die Bank ausgezeichnet.

Genau diese Kombination von Eigenschaften schätze ich sehr, der Rest ist etwas Beinarbeit oder mal ein Objektivwechsel! Bewegung soll ja durchaus gesund sein und fördert zudem die Durchblutung im Oberstübchen und anderen Körperteilen. Da kann man sich glatt die Muckibude und vielleicht sogar Viagra sparen. :)

Gute 50er Makros z.B. gibts neu durchaus schon ab ca. 260 Euro. Ist das schon "überproportional" teuer? Ich finde nicht.

Mit 2 Festbrennweiten (Weitwinkel und leichtes Tele oder Tele-Makro ) ist man schon sehr gut gerüstet und bekommt zusätzlich ein gutes Gefühl für deren Bildwirkung.

Gar nicht so falsch: Mangel an technischer Ausrüstung fördert die Kreativität!

Letztlich muß man selbst entscheiden, welche Eigenschaften einem besonders wichtig sind. Da einigen Faktoren andere praktisch immer ausschließen, kommt man um bestimmte Konzessionen nie herum. Auch die berüchtigten "Suppenzooms" haben für bestimmte Anwender ihre Berechtigung. Deren Prioritäten sind halt anders.

Ein interessantes, aber technische weniger perfektes Foto ist mir allemal lieber als ein technisch perfektes aber langweiliges Foto. Erfreulich natürlich, wenn beide positiven Eigenschaften zusammen kommen. Passiert das so oft?

Der Unschärfeverlauf im Hintergrund (neudeutsch "Bokeh") wird hauptsächlich durch die Zahl und Form der Blendenlamellen und die geringe Schärfentiefe = starker Schärfeabfall bei Offenblende beeinflußt. Manchmal zusätzlich auch durch bewußt anerzogene Randunschärfen bei Offenblende oder durch auf die Frontlinse geschmierte Vaseline! (übrigens - ganz ohne Schutzfilter! :))

Die Farbcharakteristik hat im Digital-Zeitalter erheblich an Wichtigkeit eingebüßt, weil sie per EBV sehr leicht korrigierbar ist. Analog spielt sie eigentlich nur bei Diafilmen eine Rolle, denn im Negativprozess kann man sie ja sehr leicht per Filterung korrigieren.
 
Mios schrieb:
... Das 60er hat für meine Begriffe viel angenehmere Farben (auffällig auch im Unschärfebereich). Auch der Unschärfeverlauf bei Portraits ist traumhaft. Für mich ist das eine ganz neue Erfahrung, da ich mit hochpreisigen Objektiven hauptsächlich einen Schärfegewinn verbunden habe...
na wenn dir sowas gefällt, probiere mal das nikkor 85mm. danach wirst du ein teures objektiv kaufen :D ;)
 
Mein Schlüsselerlebnis war eben, dass der entscheidende Unterschied zwischen teuren und preiswerten Objektiven nicht die Schärfe sein muss. Abgesehen davon, dass das 60er ein Makro ist, da ich normalerweise keine Makroaufnahmen mache.
Damit möchte ich auf keinen Fall das 50/1.8er abwerten. Die Schärfeleistung ist um Klassen besser im Vergleich zu meinem bisherigen Zooms.
Makrofotografie ist eine interessante Variante, die ich mir mit dem entsprechenden Objektiv auch gut vorstellen könnte. Die Ergebnisse meiner ersten Versuche haben interessante fotografische Perspektiven eröffnet.
@Bramix: Die interessanten Beiträge rechtfertigen doch ein etwas uferloses Thema, oder? Schau Dir doch Deinen eigenen Post an! Danke dafür!

Mios

PS:So, jetzt gehe ich aber wieder an die Arbeit!
 
Einen Teil meiner Portrait- und Available-Light-Aufnahmen könnte ich mit einem 2.8er Objektiv überhaupt nicht machen. Insofern wäre das 2.8/60 keine Konkurrenz zum 1.8/50 (und auch nicht zum 1.8/85, das ich heiß und innig liebe).

Umgekehrt wird das 50er sich bei Makroaufnahmen nicht mit dem 2.8/60 messen können. Und dafür braucht es auch das letzte bisschen Schärfe, auf das man vielleicht bei einer Portraitaufnahme auch mal verzichten kann. Ob einem das 500,- wert ist, muss jeder selbst entscheiden. Aber einen deutlichen Unterschied gibt es schon.

Ich selbst habe mir übrigens vor Zeiten ein manuelles 4.0/105 gebraucht gekauft, das mir als Makro-Objektiv treue Dienste leistet und um Längen günstiger war als ein aktuelles Modell. (Wenngleich es nur selten benötigt wird.)
 
In meinem Bereich, hauptsächlich (Motor-)Sport, gibt es eigentlich keine brauchbaren Billigobjektive und man merkt jeden Cent, den man in die Ausrüstung steckt, sofort an der Qualität der Bilder.

Das fängt bei schnellen Kameras mit gutem AF an (5-6 Bilder pro Sekunde, besser mehr) und hört bei langen Brennweiten ab 300mm und mit mind. 4er Blende auf. Das gibt es alles nicht für lau.
Deshalb beneide ich Portrait- oder Landschaftsfotografen, die bekommen klasse Bilder auch mit wesentlich günstigerem Equipment hin. ;)
 
Hemi Orange schrieb:
...Das gibt es alles nicht für lau.
Deshalb beneide ich Portrait- oder Landschaftsfotografen, die bekommen klasse Bilder auch mit wesentlich günstigerem Equipment hin.

ein ef 1,2/85mm oder ein ts 3,5/24mm kosten auch ;)
 
Hemi Orange schrieb:
In meinem Bereich, hauptsächlich (Motor-)Sport, gibt es eigentlich keine brauchbaren Billigobjektive und man merkt jeden Cent, den man in die Ausrüstung steckt, sofort an der Qualität der Bilder.

...naja, auch hier gibt es einen highprice und lowprice bereich.

...ich hab im letzten jahr viel mit einem nem Sigma 120-300mm/2.8 gearbeitet und muss sagen, das sich das nicht hinter dem 300mm/2.8 von Nikon (das letzte aus der D-serie) verstecken muss ....und das zu 60% des Nikon-preises.
 
in2itiv schrieb:
...naja, auch hier gibt es einen highprice und lowprice bereich.

...ich hab im letzten jahr viel mit einem nem Sigma 120-300mm/2.8 gearbeitet und muss sagen, das sich das nicht hinter dem 300mm/2.8 von Nikon (das letzte aus der D-serie) verstecken muss ....und das zu 60% des Nikon-preises.
300 mm ist bei Motorsport das unterste Ende des Brennweitenbereichs. Für American Football (oder von mir aus auch Fußball) ist es gerade ok, aber auch hier sind 400 mm im Zweifel besser.

Und jetzt zeig mir mal die passenden Festbrennweiten im Billigsegment zwischen 400 und 600 mm und mind. 4er Blende. :Pah:
 
shortcut schrieb:
ein ef 1,2/85mm oder ein ts 3,5/24mm kosten auch ;)
T&S ist natürlich ein teures Spezialgebiet, klar.
Aber eine 85 mm Brennweite braucht man ja im Studio bei guter Beleuchtung auch nicht unbedingt mit Blende 1,2, oder?
 
Hemi Orange schrieb:
T&S ist natürlich ein teures Spezialgebiet, klar.
Aber eine 85 mm Brennweite braucht man ja im Studio bei guter Beleuchtung auch nicht unbedingt mit Blende 1,2, oder?

das ts hat mir schon oft den einsatz einer fachkamera erspart, gerade bei architektur und panoramen ist es mein absoluter favourit und daher auch kein spezialgebiet.

typische einsatzgebiete des 85ers: portraits bei natürlichem licht, einsatz selektiver schärfe, available light, konzerte, die beste objektivleistung hast du bereits bei blende 2,8...und nebenbei ist das sucherbild auch heller.

kurz: quality does matter.
 
Ja das 85er 1.2 ist und bleibt ne Traumlinse bei mir. Werd mir wohl erstmal "nur" das 85mm f1.8 kaufen können. Das soll aber auch sehr gut und mit meinem 50mm f1.4 bin ich schon ordentlich Lichtstark..

Wobei nen 28mm oder 30mm f1.8 noch schön wäre..
 
Mios schrieb:
Also, aus welchen Gründen gebt Ihr - wenn Ihr es denn tut - für Eure Lieblinge überproportional viel Geld aus?

- super schneller af
- lichtstaerke mit all den damit verbunden vorteilen
- sehr gute schaerfe schon bei offenblende
- super bokeh
- robust / langlebig / kaum wertverlust

gruss MacHei
 
Weil ich ein sehr niedriges Selbstwertgefühl habe und versuche dieses, über das Kaufen teurer Markenprodukte, zu kaschieren.


dasich
 
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