VW nun billiger zu bekommen??

Die Ironie der Geschichte um die nicht eingehaltenen Grenzwerte ist doch, dass gerade dieses jahrzehntelange Hochschrauben der Grenzwerte, diese Karawane an Normen in erster Linie gar nicht dem Umweltschutz galt (sagt Barry), sondern sie erfüllten und förderten die Interessen der Autoindustrie.
So wurde ein neu gekauftes Auto nach einigen Jahre so künstlich durch die höhere Steuer verteuert, der Wiederverkaufswert so gesenkt, dass man mehr oder weniger sanft "gezwungen" wurde, ein neues zu kaufen, das die neue Norm erfüllte.

Als Autohasser bin ich ja alles andere als ein Experte, aber als ich mir 1996 einen Jahreswagen kaufte, ein VW Bus Allstar (Saugdiesel), und zeitgleichg der neue Tdi-Motor erschien, den sich mein Kumpan kaufte, da zahlte ich mehr als 1.000,- DM Steuer, mein Kumpan nur ein Bruchteil davon, bei mehr PS und vermeintlich niedrigerem Verbrauch. Wen nützten also diese Norm-Orgien?

Jetzt (die Geister, die ich rief!) geht der Autoindustrie die Puste aus, um die Grenzwerte zu erfüllen.

Sollen sie doch allesamt pleite gehen, diese Hunde!
 
Würden deine Annahmen stimmen, wäre die Schlussfolgerung, dass unser Wirtschafts- und Gesellschaftssystem prinzipiell keine ökologischen Reformen verträgt. Wer die fordert, würde deshalb unverantwortlich handeln.

Genaugenommen ist es ein Dilemma: Ökologische Reformen, die über das Prinzip "rechte Tasche, linke Tasche" hinausgehen, vertragen sich in der Tat nicht mit unserem Wirtschaftssystem. Sie trotzdem durchzusetzen hätte fatale politische Folgen. Andererseits ist es genauso verantwortungslos, der Zerstörung der Umwelt tatenlos zuzusehen.

Die von die genannte Alternative - eine Reform in von Ökonomen präzise "modellierten Phasen", über die ein gesellschaftlicher Konsens erzielt wurde - ist völlig unrealistisch.

Richtig. Mein Vorschlag hat aber den Vorteil, dass er theoretisch möglich ist, während dein Rezept ("Grüner" Kapitalismus bzw. Überwindung des Kapitalismus durch immer mehr ökologische Reformen) bereits in der Theorie nicht funktionieren kann. Warum das so ist, habe ich jetzt oft genug erläutert; glauben musst du mir das alles nicht. Vielleicht habe ich auch was übersehen, aber dann müsstest du konkret sagen, was es ist. Dir ist es durchaus schon mal gelungen, mich zu überzeugen. In diesem Fall hätte ich auch wirklich nichts dagegen, denn schön sind die Aussichten ja nun wirklich nicht, die ich anzubieten habe. Aber ich kann nicht einfach hergehen und sagen: 2+2 = 5, einfach weil mir das Ergebnis besser gefällt.
 
Und niemand außer mir, der damit argumentiert, dass autofreie Städte einen immensen Gewinn an Lebensqualität darstellen. Ich bemühe noch nicht einmal den Umweltschutz, ich verachte sowieso die grünen Politiker von oben bis unten (das nur nebenbei), aber stellt Euch bitte autofreie Städte vor!

Das gibt es bereits. Zieh einfach auf´s Land wo es weniger Autos als Kühe gibt. :)

Ich wiederhole: Ein erzkapitalistisches Unternehmen wie BMW schafft es, die Grenzwerte einzuhalten. Es ist technisch ohne weiteres möglich, seit Jahren. Der Volkswagen-Konzern versucht mit Betrugsmanövern, das nur vorzutäuschen. Also können wir darauf bestehen, dass alle sie einhalten. Ich verstehe deine Schwierigkeiten damit nicht.

Bist du dir sicher dass BMW die Grenzwerte tatsächlich einhält, oder bescheissen die einfach nur geschickter? Wenn das alles wirklich so einfach wäre, warum gibt VW sich dann die Blöße immer wieder und wieder erwischt zu werden? Oder arbeiten da nur Vollidioten die bei BMW nicht mal die Kantine fegen dürften?
 
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Ich kann mir gut vorstellen, dass die BMWler fähiger, intelligenter und mit mehr gesundem Menschenverstand gesegnet sind, als die VWler, denn VW, als Staatsbetrieb und unter der Fuchtel der Mitbestimmung, unter der Fuchtel der Gewerkschaften und des Betriebsrats, ist fett wie ein träger Hausdackel geworden, gelähmt und verdummt.

Außerdem: Wer, bitte schön, geht nach Wolfsburg, wenn er stattdessen nach München kann? Nach Wolfsburg wandert das Mittelmaß aus, die Mediokren, die zwar fürstlich behzahlt werden, aber deren geistige Fähigkeiten so beschränkt sind, dass es nicht zum Erfüllen der Grenzwerte oder noch nicht mal zum intelligenten Betrügen reicht. Abgesehen davon sind die Bayern im Durchschnitt intelligenter als die Niedersachsen (habe seinerzeit eine Studie darüber gelesen).

Nur der Piech, der gerissene Hund, der hat doch noch vor dem Skandal seine Anteile verkauft, oder? Der wusste, was kommt. Der ist doch Öschi, nicht wahr? :D
 
heute kommt kein Supermarkt und kein Discounter mehr ohne Öko-Produkte aus.
Ja, mit dem Ergebnis, dass genau dieser Bedarf lokal nicht mehr versorgt werden kann – und mit einem gewaltigen ökologischen Klumpfuß im Gepäck aus China bedient wird.

Marktwirtschaftlich ist das alles folgerichtig: ist der Bedarf vorhanden, wird er erfüllt.
Ökologisch hingegen wäre stattdessen zu sagen: Ökoäpfel sind heute aus. Nächste Woche vielleicht wieder. Essen Sie bis dahin ersatzweise Birnen.

Aber die Sache ist dummerweise noch komplexer. Wenn’s stimmt, was ich mal berichtet gehört habe, könne es ökologischer sein, Äpfel aus Neuseeland frisch heranzukarren, als hierzulande lokal gewachsene Äpfel unter Energieaufwand im und über den Winter zu lagern.

So gesehen müsste sich eher die Frage im Wesen des Denkens der Verbraucher festsetzen, welche ökologische Bilanz jedes einzelne Produkt, jede einzelne Dienstleistung hat.
Spekulation: Vielleicht und möglicherweise kommt man dann dahinter, dass Elektro-Pkw im Kurzstreckenverkehr Verbrennungsfahrzeuge auf Langstrecken einander ergänzen könnten. Und etwa im Güterverkehr, dass ein elektrifizierter Transport im Stadtbereich einem elektifizierten Transport auf der Schiene für die Fernstrecke gegenübersteht (und in der Mittelstrecke mal der Diesel-Lkw, mal die Eisenbahn sinnvoller sein kann). Was dann zusätzlich bedeutet, dass Lkw-Fahrer abends immer im eigenen Bett schlafen können, weil der Fernverkehr durch andere Mittel abgebildet wird.

EDIT: Typo
 
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Ja, mit dem Ergebnis, dass genau dieser Bedarf lokal nicht mehr versorgt werden kann – und mit einem gewaltigen ökologischen Klumpfuß im Gepäck aus China bedient wird.

Marktwirtschaftlich ist das alles folgerichtig: ist der Bedarf vorhanden, wird er erfüllt.

Fände es auch besser, wenn alles lokal erzeugt würde...

Ökologisch hingegen wäre stattdessen zu sagen: Ökoäpfel sind heute aus. Nächste Woche vielleicht wieder. Essen Sie bis dahin ersatzweise Birnen.

Passiert bei uns im Edeka häufiger, dass ein bestimmtes Öko-Produkt gerade mal nicht lieferbar ist.

Aber die Sache ist dummerweise noch komplexer. Wenn’s stimmt, was ich mal berichtet gehört habe, könne es ökologischer sein, Äpfel aus Neuseeland frisch heranzukarren, als hierzulande lokal gewachsene Äpfel unter Energieaufwand im und über den Winter zu lagern.

Treibstoff ist viel zu billig.

So gesehen müsste sich eher die Frage im Wesen des Denkens der Verbraucher festsetzen, welche ökologische Bilanz jedes einzelne Produkt, jede einzelne Dienstleistung hat.
Spekulation: Vielleicht und möglicherweise kommt man dann dahinter, dass Elektro-Pkw im Kurzstreckenverkehr Verbrennungsfahrzeuge auf Langstrecken einander ergänzen könnten. Und etwa im Güterverkehr, dass ein elektrifizierter Transport im Stadtbereich einem elektifizierten Transport auf der Schiene für die Fernstrecke gegenübersteht (und in der Mittelstrecke mal der Diesel-Lkw, mal die Eisenbahn sinnvoller sein kann). Was dann zusätzlich bedeutet, dass Lkw-Fahrer abends immer im eigenen Bett schlafen können, weil der Fernverkehr durch andere Mittel abgebildet wird.

Eben. Güter gehören auf die Bahn und im Januar braucht man weder Erdbeeren noch Spargel.
 
Bist du dir sicher dass BMW die Grenzwerte tatsächlich einhält, oder bescheissen die einfach nur geschickter? Wenn das alles wirklich so einfach wäre, warum gibt VW sich dann die Blöße immer wieder und wieder erwischt zu werden? Oder arbeiten da nur Vollidioten die bei BMW nicht mal die Kantine fegen dürften?
Auch BMW reißt auf der Straße die Grenzwerte, allerdings:
  1. nutzt BMW keine illegalen Tricks
  2. sind die Überschreitungen (z.T. deutlich) kleiner als bei der Konkurrenz.
Ist also eine Mischung aus beidem, zum Teil cleveres Bescheissen (eben im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten) und zum Teil tatsächlich bessere Technik (z.B. simultaner Einsatz von NOx-Speicherkat und AdBlue-System, und vermutlich auch niedrigere Rohemissionen, letzteres ist aber Spekulation).
 
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Bist du dir sicher dass BMW die Grenzwerte tatsächlich einhält, oder bescheissen die einfach nur geschickter? Wenn das alles wirklich so einfach wäre, warum gibt VW sich dann die Blöße immer wieder und wieder erwischt zu werden?
Inzwischen sind die Entscheidungsvorgänge bei Audi und Volkswagen bekannt: Ingenieure haben gewarnt, Manager haben sich fürs Bescheissen entschieden. Das war kalkuliert, auch mit dem Schutz staatlicher Stellen – allerdings ohne die Rechnung mit der amerikanischen Umweltbehörde zu machen. Die ist anders drauf als die devoten deutschen Bückbeamten im Kraftfahrbundesamt und Verkehrsministerium. Auch in Bezug auf die USA gab es übrigens unternehmensinterne Warnungen, aber auch die haben die Manager ignoriert. Hatten wir aber alles schon hier auf'm Tisch.
 
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Mein Vorschlag hat aber den Vorteil, dass er theoretisch möglich ist, während dein Rezept ("Grüner" Kapitalismus bzw. Überwindung des Kapitalismus durch immer mehr ökologische Reformen) bereits in der Theorie nicht funktionieren kann. Warum das so ist, habe ich jetzt oft genug erläutert; glauben musst du mir das alles nicht.
Dein Vorschlag ("Ökonomen modellieren jede einzelne Phase des Übergangs und legen ein widerspruchsfreies Gesamtkonzept vor") ist mE auch theoretisch unmöglich, weil es den dafür notwendigen umfassenden Konsens zwischen allen gesellschaftlichen Interessensgruppen nicht geben kann.

Meinen Vorschlag halte ich aus zwei Gründen für möglich:

1. Kapitalismus und nachhaltige Energiewirtschaft widersprechen sich nicht. Regenerative Energiequellen (die ja immer auf die Sonnenenergie zurückgehen) können weitaus mehr Energie liefern, als auch eine überbevölkerte Erde verbrauchen könnte.

2. Fortschritte in diese Richtung sind dann möglich, wenn die Mehrheit der Gesellschaft darin einen Mehrwert sieht. Der kann kleinräumig sein (Vermeidung von Gesundheitsschäden) oder global (Auswirkungen der Klimakatastrophe). Dann werden die Mehrheiten in der Gesellschaft die Minderheitsgruppen mit Partikularinteressen (z.B. Energie-, Auto- oder Agrarindustrie) überstimmen und zum Einlenken zwingen. Auch dann, wenn es für diese Branchen den Verlust von Arbeitsplätzen bedeutet.

Entscheidend ist bei solchen politischen Transformationsschritten mE, ob die Mehrheit der Gesellschaft sich davon eine Verbesserung ihrer Lebensverhältnisse versprechen kann – oder eben die Verhinderung von sie direkt betreffenden Schäden (auch wirtschaftlichen), die durch die Umweltverschmutzung und Klimafolgen entstehen. China ist dafür ein aktuelles Beispiel, auch wenn es autoritär regiert wird. Der Druck der durch die Umweltschäden leidenden Bevölkerung hat entscheidend dazu beigetragen, einen Kurswechsel in Richtung regenerativer Energiequellen und E-Mobilität zu steuern.

Zu unserem Thema Zukunft der Verbrenner-Kfz:
Jede Veränderung ist schwierig und von massiven Widerständen der betroffenen Gruppen begleitet. Beim Thema Auto sind die in Deutschland traditionell besonders groß, weil dieses Thema auch emotional enorm aufgeladen ist (Auto = Freiheit, Statussymbol, Spaß etc.). Solche kulturellen Wertvorstellungen können sich aber innerhalb einer oder zwei Generationen ändern.

Technisch wird eine ökologisch orientierte Mobilität schon mittelfristig möglich sein – wenn sie durch die politischen Rahmenbedingungen forciert wird. Und das sind eben die schrittweise Verschärfung der Umwelt- und Klimaschutzgesetze und der parallele Ausbau einer alternativen Infrastruktur. Die werden kommen, Schritt für Schritt, ohne dass der Kapitalismus dadurch aus den Angeln gehoben wird.

Um den zu beseitigen, müssen noch ganz andere Sachen passieren, aber das geht wirklich in Richtung Utopie.
 
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Oh, geht doch noch in die nächste Runde... na gut. ;-)

1. Kapitalismus und nachhaltige Energiewirtschaft widersprechen sich nicht. Regenerative Energiequellen (die ja immer auf die Sonnenenergie zurückgehen) können weitaus mehr Energie liefern, als auch eine überbevölkerte Erde verbrauchen könnte.

Klar, nur: Die Energie kommt nicht einfach so in den Tank bzw. in die gute Stube. Sie muss gewonnen, umgewandelt, gespeichert und dort abrufbar sein, wo sie gerade gebraucht wird. Also werden auf Teufel komm raus Seltene Erden und andere endliche Rohstoffe aus der Erde geholt und bei der Produktion von grüner Energiegewinnungs- und Speichertechnik ordentliche Mengen an CO2 in die Umwelt geblasen. Wir haben auch nur ein Land, das wir mit Windrädern zupflastern können, irgendwann ist schlicht kein Platz mehr da.

Worauf ich hinauswill: Auch regenerative Energie verbraucht Rohstoffe und Umwelt. Vielleicht unterm Strich deutlich weniger - abhängig davon, ob sich die erhofften Fortschritte tatsächlich einstellen oder nicht. Auf jeden Fall jedoch mit der exakt gleichen, erbarmungslosen "Immer mehr"-Logik, die dem Kapitalismus zugrunde liegt! Am Ende stehen wir wieder da, wo wir heute stehen, mit der Aussicht: So kann's nicht weitergehen...

Es hilft also alles nichts, das Wachstum muss raus, wenn's wirklich nachhaltig (und kein Taschenspielertrick) sein soll. Du kannst aber im Kapitalismus das Wachstum nicht einfach im laufenden Betrieb abschalten (Wachstum ist der Wesenskern des Kapitalismus!), ohne damit auch die komplette Wirtschaft in den Abgrund zu reißen, mit Folgen, die selbst einem hartgesottenen Ökö nicht mehr gefallen werden.

2. Fortschritte in diese Richtung sind dann möglich, wenn die Mehrheit der Gesellschaft darin einen Mehrwert sieht. Der kann kleinräumig sein (Vermeidung von Gesundheitsschäden) oder global (Auswirkungen der Klimakatastrophe). Dann werden die Mehrheiten in der Gesellschaft die Minderheitsgruppen mit Partikularinteressen (z.B. Energie-, Auto- oder Agrarindustrie) überstimmen und zum Einlenken zwingen. Auch dann, wenn es für diese Branchen den Verlust von Arbeitsplätzen bedeutet.

Ja, aber da forderst du jetzt nicht so viel weniger von der Gesellschaft ein als ich. Allerdings werden in deinem Modell die Leidtragenden einer bestimmten Maßnahme (Arbeitsplätze - du sprichst von "Branchen", aber dahinter stecken Erwerbstätige, die dann keine Arbeit mehr haben) einfach überstimmt, so wie bei Hartz4: "Wir wollen nicht mehr der kranke Mann Europas sein, und ihr zahlt jetzt dafür". Abgesehen davon, dass du auf diese Art nie bei einer nachhaltigen Öko-Wirtschaft ankommen wirst (s.o.), halte ich das auch ethisch nicht für OK und wird auf Dauer auch politisch nicht folgenlos bleiben.

Es geht aus meiner Sicht nur mit einem kontrollierten Übergang vom Kapitalismus zu einer wachstumsfreien Öko-Wirtschaft. Da muss dann auch für jede Phase festgelegt sein, was z.B. mit den Arbeitern bei VW im ersten, zweiten, dritten Jahr passiert oder wovon die Leute, die derzeit am Flughafen arbeiten, leben sollen. Erst dann kann es auch sowas wie einen gesamtgesellschaftlichen Konsens geben (für den natürlich auch die Voraussetzung gegeben sein muss, dass eine übergroße Mehrheit die Notwendigkeit zum Wechsel einsieht). Und dann hat man hinterher natürlich die Wirtschaftsform, die deinen Traum vom ökologisch nachhaltigen Wirtschaften erfüllt.

Technisch wird eine ökologisch orientierte Mobilität schon mittelfristig möglich sein – wenn sie durch die politischen Rahmenbedingungen forciert wird. Und das sind eben die schrittweise Verschärfung der Umwelt- und Klimaschutzgesetze und der parallele Ausbau einer alternativen Infrastruktur. Die werden kommen, Schritt für Schritt, ohne dass der Kapitalismus dadurch aus den Angeln gehoben wird.

Könnte sein. Und dann hast du etwas, das ökologisch aussieht, aber nicht ökologisch ist. Oder du treibst es tatsächlich so weit, dass kein Wachstum mehr möglich ist. Nach dem Motto: Mehr Windräder gehen nicht, mehr Seltene Erden auch nicht, Schluss, das muss jetzt reichen. Dann allerdings hebst du den Kapitalismus aus den Angeln. Und hast am Ende ganz viel Öko... mehr, als dir lieb ist.
 
Worauf ich hinauswill: Auch regenerative Energie verbraucht Rohstoffe und Umwelt. Vielleicht unterm Strich deutlich weniger - abhängig davon, ob sich die erhofften Fortschritte tatsächlich einstellen oder nicht. Auf jeden Fall jedoch mit der exakt gleichen, erbarmungslosen "Immer mehr"-Logik, die dem Kapitalismus zugrunde liegt! Am Ende stehen wir wieder da, wo wir heute stehen, mit der Aussicht: So kann's nicht weitergehen...

Man könnte ja auch jeglichen Energieverbrauch so effizient wie möglich gestalten. Die Einsparmöglichkeiten sind enorm, aber offenbar ist damit (derzeit) noch nicht genug zu verdienen.
 
Man könnte ja auch jeglichen Energieverbrauch so effizient wie möglich gestalten. Die Einsparmöglichkeiten sind enorm, aber offenbar ist damit (derzeit) noch nicht genug zu verdienen.

Nein, WollMac, versteh doch endlich mal: Daraus wird im Kapitalismus sofort wieder Wachstum! Weniger Energie verbrauchen bedeutet mehr Effizienz, die sofort genutzt wird, um entsprechend mehr zu produzieren und zu konsumieren. Das ist der berühmte Rebound-Effekt, und bei ihm handelt es sich erschreckenderweise um die bislang einzige ökonomische Prognose (Jevons, Mitte des 19. Jahrhunderts), auf die tatsächlich Verlass ist.
 
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Nein, WollMac, versteh doch endlich mal: Daraus wird im Kapitalismus sofort wieder Wachstum! Weniger Energie verbrauchen bedeutet mehr Effizienz, die sofort genutzt wird, um entsprechend mehr zu produzieren und zu konsumieren. Das ist der berühmte Rebound-Effekt, und bei ihm handelt es sich erschreckenderweise um die bislang einzige ökonomische Prognose (Jevons, Mitte des 19. Jahrhunderts), auf die tatsächlich Verlass ist.

Genau deshalb braucht das Ganze einen vernünftigen gesetzlichen Rahmen, der Auswüchse zuverlässig (!) verhindert.
 
Genau deshalb braucht das Ganze einen vernünftigen gesetzlichen Rahmen, der Auswüchse zuverlässig (!) verhindert.
Das sehe ich auch so. Der "Rebound-Effekt" beschreibt das Verhalten von Konsumenten, keine dem kapitalistischen System innewohnende Eigenschaft.

Dass die Mehrzahl der Menschen dazu neigt, das zu nehmen, was sie kriegen können, ist ja hinreichend bekannt. Klar, dass sie Einsparungen auf der Kostenseite dazu nutzen, mehr zu konsumieren. Das kann durchaus in persönliche Widersprüche münden: Jemand, der eigentlich für den Schutz der Umwelt ist, fliegt trotzdem in den Urlaub - weil er sich das wegen der gefallenen Preise nun leisten kann. Auch die SUV-Welle ist Ausdruck eines Rebound-Effektes: Die gestiegene Effizienz moderner Motorentechnik hat nicht zu sparsameren, sondern lediglich zu größeren und stärkeren Autos geführt.

Genau deshalb sind ordnungsrechtliche Vorgaben, Emissionsobergrenzen, Umweltabgaben und andere politische Rahmenbedingungen notwendig. Die entsprechenden politischen Entscheidungen müssen allerdings herbeigeführt und auch durchgesetzt werden. (So wie beispielsweise bei den Luftreinhaltevorschriften.) Und sie müssen Rebound-Effekte gleich mit einkalkulieren.

Wenn aber die Parteien die Abneigung der Konsumenten gegen die Einschränkung ihrer Konsumbedürfnisse für parteipolitische Zwecke instrumentalisieren und Stimmung gegen Umweltschutzgesetze ("Verbotsideologen!") machen, wird es natürlich schwierig, die nötigen Mehrheiten dafür zu finden. Siehe das Thema Auto.

Da liegt das Problem aber nicht im kapitalistischen System, sondern in der repräsentativen Parteiendemokratie.

@Prinz Herbert: Grade auch der Rebound-Effekt spricht dagegen, dass dein Weg eines ausschließlich auf Einsicht und freiwilligen Selbstbeschränkungen und Konsumverzichts basierenden Transformationsprozesses hin zu einer nachhaltigen Wirtschaft theoretisch funktionieren kann.
 
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Das sehe ich auch so. Der "Rebound-Effekt" beschreibt das Verhalten von Konsumenten, keine dem kapitalistischen System innewohnende Eigenschaft.

Dass die Mehrzahl der Menschen dazu neigt, das zu nehmen, was sie kriegen können, ist ja hinreichend bekannt.

OK, an dieser Stelle geb' ich jetzt einfach mal auf. Es gibt Grundsätzlichkeiten, die müssen klar sein und akzeptiert werden, sonst sind Diskussionen einfach Quatsch. Eine davon ist, dass es sich beim Kapitalismus (unser Ausgangspunkt, ob wir wollen oder nicht) um ein dynamisches System handelt und dass das kein Detail ist, das man erstmal ignorieren kann. Auch wenn dir das nicht gefällt, es ist genauso eine Tatsache wie der Klimawandel.

Also bitte, dann erörtere zusammen mit WollMac, wie die Öko-Zukunft aussehen soll. Viel Spaß dabei.
 
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OK, an dieser Stelle geb' ich jetzt einfach mal auf. Es gibt Grundsätzlichkeiten, die müssen klar sein und akzeptiert werden, sonst sind Diskussionen einfach Quatsch. Eine davon ist, dass es sich beim Kapitalismus (unser Ausgangspunkt, ob wir wollen oder nicht) um ein dynamisches System handelt und dass das kein Detail ist, das man erstmal ignorieren kann
Ich würde jetzt behaupten, dass ich genau davon ausgehe. Aber wahrscheinlich habe ich immer noch nicht verstanden, inwiefern das meiner Auffassung widerspricht, dass wir auch in einem kapitalistischen System ökologische Mobilität schaffen können. :)
 
Die Menschen die es nicht wollen? Oder willst du in Richtung einer Sozialistischen Diktatur?

Der Kapitalismus setzt sich ja nicht durch weil es einen Oberlehrer gibt der sagt "Das ist gut und das müsst ihr machen" sondern weil ein Großteil der Bevölkerung scheinbar eigene Vorteile darin sieht und daraus zieht.

Das kann man über Gesetze sicherlich eindämmen, die Frage ist welchen Gefallen man sich damit tut und wer mitzieht, in einer Demokratie kann auch das Gegenteil bei sowas passieren - indem die Mehrheit einfach sagt: "ist ja schön und gut was ihr so vorhabt - aber ich Unterstütze das nicht" :noplan:
 
Wenn die USA als kapitalistische Hochburg es schaffen, drakonische Strafen für Regelübertretungen zu verhängen und zu kassieren, so sollte D erst recht dazu in der Lage sein, zumal Eurer Meinung nach der Kapitalismus in D kleiner geschrieben wird, als in USA.
Die EU kann ja auch Milliardenstrafen verhängen und tut das auch, trotz "Kapitalismus".

Es geht um die Durchsetzung von Regeln, und der Kapitalismus kennt auch Regeln. So einfach ist das. :noplan:
 
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in einer Demokratie kann auch das Gegenteil bei sowas passieren - indem die Mehrheit einfach sagt: "ist ja schön und gut was ihr so vorhabt - aber ich Unterstütze das nicht"
Die Grundlage des besagten Rebound-Effekt: "Im Prinzip bin ich für Umweltschutz, aber in meinem eigenen Lebensumfeld möchte ich mich unter keinen Umständen einschränken." Wenn die Mehrheit so denkt und vor allem auch die Parteien wählt, die sie darin unterstützen, dann bleibt alles so wie es ist. Jeder Fortschritt bei der Einsparung von Ressourcen wird dazu genutzt, den Konsum zu steigern. Oder die Zustände verschlechtern sich, weil die Umwelt- und Gesundheitsschäden und die Folgen des Klimawandels immer gravierender werden.

Das Problem ist, und da hast du recht: Es wird nie einen gesellschaftlichen Konsens darüber geben. In einer Demokratie müssen dafür Mehrheiten geschaffen werden, anders geht es nicht.

Dabei kann es durchaus sein, dass viele Menschen sagen, sie wären für schärfere Umweltgesetze – obwohl sie sich selbst nicht keinen ökologischen Lebensstil pflegen. Sie versprechen sich davon, dass sich dann alle so verhalten müssen, wie es eigentlich richtig wäre, einschließlich sie selbst.

Andere sind erst dann zu Änderungen ihres Lebensstils bereit, wenn sie gewahr werden, dass ihre eigene Lebensqualität durch Umwelt- und Klimafolgeschäden leidet. Die brauchen dann entsprechend lange.

Und wieder andere werden es nie einsehen, beispielsweise, weil ihr Geschäftsmodell in einer nachhaltigen Wirtschaft nicht mehr funktionieren würde, und sie genug Geld haben, sich unter allen Umständen ihr persönliches Wohlbefinden kaufen zu können.

Es ist natürlich die Frage, ob angesichts des fortschreitenden Klimawandels überhaupt die Zeit reichen wird, die notwendigen Mehrheiten für eine ökologische Wirtschaft zu bekommen. Wer Kinder hat, wird es auf jeden Fall versuchen wollen.
 
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