Oh, geht doch noch in die nächste Runde... na gut. ;-)
1. Kapitalismus und nachhaltige Energiewirtschaft widersprechen sich nicht. Regenerative Energiequellen (die ja immer auf die Sonnenenergie zurückgehen) können weitaus mehr Energie liefern, als auch eine überbevölkerte Erde verbrauchen könnte.
Klar, nur: Die Energie kommt nicht einfach so in den Tank bzw. in die gute Stube. Sie muss gewonnen, umgewandelt, gespeichert und dort abrufbar sein, wo sie gerade gebraucht wird. Also werden auf Teufel komm raus Seltene Erden und andere endliche Rohstoffe aus der Erde geholt und bei der Produktion von grüner Energiegewinnungs- und Speichertechnik ordentliche Mengen an CO2 in die Umwelt geblasen. Wir haben auch nur ein Land, das wir mit Windrädern zupflastern können, irgendwann ist schlicht kein Platz mehr da.
Worauf ich hinauswill: Auch regenerative Energie verbraucht Rohstoffe und Umwelt. Vielleicht unterm Strich deutlich weniger - abhängig davon, ob sich die erhofften Fortschritte tatsächlich einstellen oder nicht.
Auf jeden Fall jedoch mit der exakt gleichen, erbarmungslosen "Immer mehr"-Logik, die dem Kapitalismus zugrunde liegt! Am Ende stehen wir wieder da, wo wir heute stehen, mit der Aussicht: So kann's nicht weitergehen...
Es hilft also alles nichts, das Wachstum muss raus, wenn's wirklich nachhaltig (und kein Taschenspielertrick) sein soll. Du kannst aber im Kapitalismus das Wachstum nicht einfach im laufenden Betrieb abschalten (Wachstum ist der Wesenskern des Kapitalismus!), ohne damit auch die komplette Wirtschaft in den Abgrund zu reißen, mit Folgen, die selbst einem hartgesottenen Ökö nicht mehr gefallen werden.
2. Fortschritte in diese Richtung sind dann möglich, wenn die Mehrheit der Gesellschaft darin einen Mehrwert sieht. Der kann kleinräumig sein (Vermeidung von Gesundheitsschäden) oder global (Auswirkungen der Klimakatastrophe). Dann werden die Mehrheiten in der Gesellschaft die Minderheitsgruppen mit Partikularinteressen (z.B. Energie-, Auto- oder Agrarindustrie) überstimmen und zum Einlenken zwingen. Auch dann, wenn es für diese Branchen den Verlust von Arbeitsplätzen bedeutet.
Ja, aber da forderst du jetzt nicht so viel weniger von der Gesellschaft ein als ich. Allerdings werden in deinem Modell die Leidtragenden einer bestimmten Maßnahme (Arbeitsplätze - du sprichst von "Branchen", aber dahinter stecken Erwerbstätige, die dann keine Arbeit mehr haben) einfach überstimmt, so wie bei Hartz4: "Wir wollen nicht mehr der kranke Mann Europas sein, und ihr zahlt jetzt dafür". Abgesehen davon, dass du auf diese Art nie bei einer nachhaltigen Öko-Wirtschaft ankommen wirst (s.o.), halte ich das auch ethisch nicht für OK und wird auf Dauer auch politisch nicht folgenlos bleiben.
Es geht aus meiner Sicht nur mit einem
kontrollierten Übergang vom Kapitalismus zu einer
wachstumsfreien Öko-Wirtschaft. Da muss dann auch für jede Phase festgelegt sein, was z.B. mit den Arbeitern bei VW im ersten, zweiten, dritten Jahr passiert oder wovon die Leute, die derzeit am Flughafen arbeiten, leben sollen. Erst dann kann es auch sowas wie einen gesamtgesellschaftlichen Konsens geben (für den natürlich auch die Voraussetzung gegeben sein muss, dass eine übergroße Mehrheit die Notwendigkeit zum Wechsel einsieht). Und dann hat man hinterher natürlich die Wirtschaftsform, die deinen Traum vom ökologisch nachhaltigen Wirtschaften erfüllt.
Technisch wird eine ökologisch orientierte Mobilität schon mittelfristig möglich sein – wenn sie durch die politischen Rahmenbedingungen forciert wird. Und das sind eben die schrittweise Verschärfung der Umwelt- und Klimaschutzgesetze und der parallele Ausbau einer alternativen Infrastruktur. Die werden kommen, Schritt für Schritt, ohne dass der Kapitalismus dadurch aus den Angeln gehoben wird.
Könnte sein. Und dann hast du etwas, das ökologisch
aussieht, aber nicht ökologisch
ist. Oder du treibst es tatsächlich so weit, dass kein Wachstum mehr möglich ist. Nach dem Motto: Mehr Windräder gehen nicht, mehr Seltene Erden auch nicht, Schluss, das muss jetzt reichen. Dann allerdings hebst du den Kapitalismus aus den Angeln. Und hast am Ende ganz viel Öko... mehr, als dir lieb ist.