Transparenzreduktion PDF1.4 vs. PDF1.6, InDesign

Korgo

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Hallo Leute,

habe ein Indesign-Dokument mit Transparenzen. Genauer gesagt einen schwarzen Balken, der mit 'Differenz' über einem Hintergrundfoto liegt.

Bildschirmseitig wird alles richtig dargestellt, auch wenn man die Überdruckenvorschau einschaltet: Der schwarze Balken kehrt das blaue Hintegrundbild auf orange um.

Wenn ich nun daraus ein PDF exportiere, dann sieht man beim Export von PDF1.4 gar keinen Balken mehr, bei PDF1.3 schon. Nur bei PDF1.3 kann ich die Vorgaben der Transparenzreduktion im Exportmenü einstellen, bei allen neueren Versionen geht das nicht (Schalter gegraut)

Kann das jemand erklären?

P.S.: Hier ist das ganz schön erklärt http://www.gutenbergblog.de/wp-content/uploads/workshop-pdf-transparenz.pdf allerdings nur der Unterschied zwischen 1.3 und 1.4 Warum es aber über 1.4 gerade nicht funktioniert, verstehe ich weiterhin nicht.
 
Ich versuche es mal zu erklären. Um eine Seite, die in einem Layout-Programm erstellt wurde, auf einem Gerät auszugeben, ist es notwendig, die einzelnen Elemente zu interpretieren. Einfach gesagt, an welcher Stelle muss welches Pixel wie aussehen, um es auf dem Gerät darstellbar zu machen. Das Gerät kann der Bildschirm sein oder ein Desktop-Drucker oder ein Druckplatten-Recorder.

Ich beziehe mich jetzt hier auf den Druckbereich. Lange Zeit war PostScript von Adobe und der entsprechende RIP (Raster Image Processor) der Standard. Die letzte von Adobe entwickelte Version war PostScript3. 1997 eingeführt. Die Entwicklung wurde einige Jahre später eingestellt. Parallel zu PostScript wurde von Adobe das PDF-Format entwickelt. Dieses basiert auf PostScript, hat aber auch wesentliche Unterschiede. Als entsprechender Nachfolger des PostScript-Interpreters erschien die Adobe PDF Print Engine. Die APPE ist der heutige Standard für die Verarbeitung der Interpretation der Daten.

Was die Transparenzen angeht: PostScript kann auf der Grundlage des Grafikmodells keine Tranzparenzen (durchscheinende Effekte), sondern nur opake, nicht durchscheinende, Elemente enthalten. PDF bis 1.3 (respektive PDF/X-1a) unterstützt auch keine Transparenzen.

Wenn also PDF 1.3 keine nativen Transparenzen im PDF unterstützt, muss eine entsprechende Reduzierung im PDF-Erstellungsprozess des Anwendungsprogramm erfolgen. Das heißt, das die entsprechenden Elemente umgerechnet werden müssen. Was da passiert hängt von der Komplexität des Layouts, verwendeter Sonderfarben, Überlappung von Vektor- und Pixelbasierten Elementen ab usw usf. In InDesign kann man sich mittels der Reduzierungsvorschau anschauen. Daher ist die Transparenzreduzierung nur bei Erstellung von PDF 1.3 in InDesign verfügbar.

Ab PDF 1.4 sind auch native Transparenzen möglich. Das heißt das Programm, das die PDF ausgibt, muss sich nicht darum kümmern, sondern z.B. der Workflow resp. die dort genutzte APPE in der Druckerei. Daher sind in InDesign bei dieser PDF-Version Einstellungen zur Transparenzreduzierung nicht möglich, weil nicht notwendig.

Eine andere Frage wäre noch, wie du PDF kontrollierst, die du in 1.4 ausgibst. Wichtig ist hier in Acrobat Reader oder Pro die Einstellung zur Überdrucken-Vorschau. Die findest du unter Voreinstellungen > Seitenvorschau > Vorschau für Überdrucken.
Die MacOS Vorschau ist für die Kontrolle von PDF nur sehr bedingt geeignet, da hier MacOS Quartz, eine Apple-eigene PDF-Engine benutzt wird.

Ich hoffe, das konnte dir etwas weiterhelfen. :)
 
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Fachlich nicht schlecht aber für einen Laien in Sachen Transparenzen und Transparenzreduzierung und die jeweilie PDF-Version etwas sehr kompliziert, zumal die PostScript/EPS Geschichte nicht wirklich wichtig ist, ich hoffe Du verzeihst mir meine Kritik :)
 
Das ist nunmal an manchen Stellen etwas "kompliziert". Auch die Geschichte ist wichtig, um den Hintergrund zu verstehen. :)
 
Das ist nunmal an manchen Stellen etwas "kompliziert". Auch die Geschichte ist wichtig, um den Hintergrund zu verstehen. :)


Die PostScript-Geschichte interessiert ehrlich gesagt niemanden, vielleicht das E(PS) seit zig Jahren von Adobe eingestellt wurde und nicht mehr weiter entwickelt wird, die Gründe hast Du genannt.

Wichtig ist zu wissen was passiert mit Transparenten Objekten und wie werden diese tranparenten Bereiche/Objekte aufgespürt.

Das Reduzieren von Transparenz besteht darin, dass betreffende Bereiche des Dokuments von der Anwendung in kleine Teilbereiche gesplittet werden die den ursprünglichen Eindruck wiedergeben

Daher ist die Auflösung, genauso wie der Farbraum bei der PDF-Ausgabe wichtig, weil bei der Transparenzreduzierung alles in Pixelbilder umgewandelt wird.

Es gibt native (Live-) Transparenz, oder verflachte/reduzierte Transparenz.

native (Live-) Transparenz: Darunter versteht man nicht verflachte Transparenzen. deren Parametrierung im Nachhinein im Ursprungsprogramm noch möglich ist!

Live-Transparenzen können dabei in den nativen Formaten von Photoshop (.psd), Illustrator (.ai), Indesign (.indd), in Dateien der PDF-Versionen 1.4 und höher sowie auch in TIFF enthalten sein.

Verflachte/reduzierte Transaprenz:

also jedes transparente Objekt sowie Objekte wie Text, Grafik, oder Bild die mit einer Transparenz in Berührung kommen, werden verflacht, wenn sie ausgegeben werden oder in einem Dateiformat abgespeichert werden das keine Live-Transparenz speichern kann!

Zu diesen Dateiformaten gehören u.a. EPS, jpeg, GIF, BMP und die PDF-Versionen 1.3 und niedriger.

EPS/PostScript unterstützt keine Transparenz (und wird auch nie welche unterstützen, da Adobe seit mehr als 10 Jahren EPS/PostScript nicht weiter entwickelt) ausser ein Illustrator-EPS, weil in dieser Datei 2 Versionen gespeichert werden, öffnet man das Illu.-EPS nicht in Illu. hat man verflachte Transparenz, öffnet man es in Illustrator wird die Live-Transparenz dargestellt!

In Bild_1 habe ich mit Absicht die transparenten Bilder "verschoben" und Bild_2 zeigt ein einfaches Transparenzmodell


Habe jetzt festgestellt, daß bei den PDF-Exportoptionen nur bei PDF1.3 die Möglichkeit der Transparenzreduzierung nach einer vorgegebenen Auflösung möglich ist (niedrig, mittel, hoch)



Der Flattener (das Tool zur Verrechnung von Transparenzen) bezieht sich dazu auf die Transparenzreduzierungsvorgaben und in dem Fall (niedrig, mittel, hoch) heisst es das die gesplitteten Teilbereiche (Bild_1) in einer entsprechenden Bildauflösung berechnet werden müssen.

Niedrig: 144ppi
Mittel: 150ppi
Hoch: 300ppi
 

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Danke Toto. Super erklärt!
Darf ich Deinen Text verwenden, wenn man mich wieder fragt, was eine Transparenzreduzierung ist?
Das kommt immer dann vor, wenn meine Kunden seltsame weiße Linien in einem PDF sehen (z. B. um ein Bild oder einen Text herum) oder wenn ich erklären muss, warum ich keine Bildkorrektur machen kann, weil ich das Bild nicht "greifen" kann sondern es in hunderte von Mosaiksteinchen zerteilt ist im PDF.
 
Danke Toto. Super erklärt!
Darf ich Deinen Text verwenden, wenn man mich wieder fragt, was eine Transparenzreduzierung ist?
Ja gerne. :D

Daher ist die Auflösung, genauso wie der Farbraum bei der PDF-Ausgabe wichtig, weil bei der Transparenzreduzierung alles in Pixelbilder umgewandelt wird.
Das ist nicht richtig. Inwiefern Vektor-Elemente in Pixelbilder umgewandelt werden, hängt von der Komplexität des Dokumentes und den Voreinstellungen zur Transparenzreduzierung ab.

Hier gibt es noch mehr zum Thema zu lesen:
Für Illustrator: http://helpx.adobe.com/de/illustrator/using/printing-saving-transparent-artwork.html
Für InDesign: http://helpx.adobe.com/de/indesign/using/flattening-transparent-artwork.html
 
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Das ist nicht richtig. Inwiefern Vektor-Elemente in Pixelbilder umgewandelt werden, hängt von der Komplexität des Dokumentes und den Voreinstellungen zur Transparenzreduzierung ab.

Ich bezog meine Aussage nicht auf alle Objekte, sondern in den Bereichen in denen Objekte von transparenten Objekten überlagert werden

Nachtrag:

oder/und auch Schriften die in die Nähe von transparenten Objekten liegen und durch die voreingestellte Transparenzreduzierungsvorgaben zu einer Transparenzreduzierung gezwungen werden.
 
Super, Toto! Das bestätigt das, was ich im Netz so quergelesen habe - schön zusammengefasst. Genau weil eben ab 1.4 Transparenzen möglich sind, verstand ich nicht, warum diese in der Kontrolle nicht sichtbar waren ;-)

Es war tatsächlich die Vorschau, die da gebockt hat. Beim Acrobat Reader und Pro wird alles korrekt dargestellt. :)
 
Ich bezog meine Aussage nicht auf alle Objekte, sondern in den Bereichen in denen Objekte von transparenten Objekten überlagert werden.

Ich natürlich auch. Deine Aussage stimmt nicht. Wenn ich dein Beispiel mit den Kreissegmenten aus deinem Post weiter oben nehme, wird da bei mir nichts in Pixelbilder konvertiert. Die verflachten Kreissegmente bleiben Vektorelemente mit einer entsprechenden Füllungsfarbe, die sich aus der Berechnung der Transparenzfunktion ergibt. :)
 
Ich natürlich auch. Deine Aussage stimmt nicht. Wenn ich dein Beispiel mit den Kreissegmenten aus deinem Post weiter oben nehme, wird da bei mir nichts in Pixelbilder konvertiert. Die verflachten Kreissegmente bleiben Vektorelemente mit einer entsprechenden Füllungsfarbe, die sich aus der Berechnung der Transparenzfunktion ergibt. :)

Aber sehr wohl werden aus diesen Segmeten Pixelbilder, der Flattener bezieht sich dann auf die im PDF-Export ausgewählte Vorgabe in der Transparenzreduzierung.
Daher schrieb ich die ppi-Auflösung welches für die niedrige, mittlere und Hohe Auflösung gilt.

Das kannst Du leicht selber herausfinden, in dem Du diese Segemente in der Ausgabevorschau wählst und dort die jeweilige Bildauflösung anzeigen lässt.

Nachtrag:

Ich hab hier wohl in meinem genannten beispiel gerade den Vogel abgeschossen!

Danke toto und Asche auf mein haupt und das nicht zu wenig!

Jetzt muss ich schleunigste zusehen wie ich das wieder gradbiegen kann
 
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