Steuerkram für Dummie-Freelancer?

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Ich hatte zwar schon einen ähnlichen Thread angeworfen, aber nun will ich das etwas präzisieren:
Ich bin Freelancer und schreibe meine wenigen Rechnungen mit AppleWorks. Es gibt nur ein Girokonto für alle Überweisungen.

Wenn der Steuerberater anfängt, zu mosern, sammle ich alle Belege, hefte alles brav ab, schreibe die Posten in eine Tabellenkalkulation und drucke das Ergebnis aus. Der Steuerberater nutzt zwar diese Liste, gibt aber alle Posten noch einmal ein, macht also die Buchhaltung selbst, die er auch berechnet. Nun denke ich, dass irgendjemand hier zuviel arbeitet (und berechnet), habe also beim Steuerberater nachgefragt, wie ich Daten für ihn aufbereiten muss, und der hat natürlich keine Ahnung, was auf dem Mac so geht. Es muss aber eine DATEV-Schnittstelle haben.

Nun habe ich mich mal umgesehen, und es gibt einfach zu bedienende Programme für den Hausgebrauch ohne DATEV (HaBu, iCash, ProSaldo) und diesen komplexen Profikram, der doppelte Buchführung vorsieht und Buchhaltungswissen vorraussetzt.

Daher meine Frage: Gibt es ein GANZ EINFACHES Buchhaltungsprogramm, das Daten erzeugt, mit denen ein Steuerberater etwas anfangen kann?

Bzw. ist das überhaupt, prinzipiell, möglich? Kann ja sein, dass dieses Ansinnen so klingt wie: "Suche ein Programm, dass automatisch schicke Broschüren gestaltet, ohne dass ich davon Ahnung haben muss"

Es wäre schön, wenn sich jemand melden würde, der genau dieses Problem auch hatte.
 
Hallo Box,

dafür müßte ich erst mal wissen, ob du die Systematik der Finanzbuchhaltung kennst. Also die Verbuchung laufender Geschäftsvorfälle.

In der Regel ist es für einen Laien (sorry für den Ausdruck) selbst bei einfachster Buchhaltung absolut nicht möglich, die Finanzbuchhaltung selbst zu erstellen, daß der Steuerberater diese Daten ohne Änderungen übernehmen kann. Das fängt schon bei der Beurteilung umsatzsteuerlicher Sachverhalte an und endet mit mit der Unkenntnis der Grundsätze odnungsgemäßer Buchführung.

Ich will dir mal das pro cedere beschreiben, was mit den Daten passiert, die beim Steuerberater ankommen:

1. Steuerberater (mit wenigen Ausnahmen) sind absolute Computer-Laien.

2. Kennen sie, wenn überhaupt, nur die Datev-Anwendungen

3. Wenn der Mandant (in dem Fall du) ein Programm zur Buchhaltung benutzt, welches Datev-Kompatibel ist, heißt das noch lange nicht, daß diese Schnittstelle auch funktioniert.

4. Kein Steuerberater setzt sein Siegel unter den Jahresabschluß, ohne im sogenannten Bestätigungsvermerk darauf hinzuweisen, daß die Finanzbuchhaltung nicht von ihm erstellt wurde, sondern lediglich die Gewinnermittlung. Das hat zur Folge, daß bei solchen Bestätigungsvermerken eine steuerliche Betriebsprüfung wesentlich wahrscheinlicher wird, und das will ja wohl keiner...

5. Steuerberater werden nach der Steuerberater-Gebührenverordnung bezahlt. Innerhalb dieser Verordnung haben sie einen gewissen Spielraum. Das Ermessen der Höhe des Honorares richtet sich überwiegend nach dem Arbeitsaufwand. Ergo: je weniger arbeit das Mandat verursacht, desto weniger wird berechnet.


Ich empfehle dir folgendes:

Tu dir das mit der Selbst-Buchhaltung nicht an, wenn du nicht absolut fit auf dem Gebiet bist. Vergleichbar würdest du ja auch sagen, daß ein Steuerberater die Finger von der Entwicklung eines Corporate Designs lassen soll, weil das eh nur Murks gibt. Schaffe dir ein "sauberes" Beloegwesen zu. Das sieht so aus:

Einen Ordner pro Monat (oder Quartal), aufgeteilt nach Bank, Kasse sowie Privatzahlungen. Die Bank soll lückenlos sein, kein Kontoauszug darf fehlen, hinter jedem Kontoauszug der entsprechende Beleg (Rechnung, usw.) zur Buchung auf dem Auszug, auf dem Kontoauszug erklärungsbedürftige Buchungen erläutern (ggf. auf einer Anlage dahinter), die Belege sauber abheften und nicht total zerknittert, bei kleinen Belegen (Tankrechnungen oder so) diese auf ein weißes A4 Blatt kleben und dieses dann abheften, keine gleichartigen Belege (Tankquittungen) selbst zusammenfassen und im Kassenbuch in einer Summe aufführen. Und das Wichtigste: Dem Steuerberater so früh wie möglich diesen Ordner zur Verfügung stellen, damit er die Aufgaben besser planen kann und eine Frist nicht versäumt wird.

Sorry für das lande Posting, aber ist halt ein komplexes Thema. Wenn du das ein paar Monate gemacht hast, kannst du dem Berater ein neues (niedrigeres) Honorar vorschlagen.

Gruß, Robdus
 
Vielen Dank für das ausführliche Posting. So etwas hatte ich befürchtet.
Ich bin einfach zu faul, mich mit Geld zu beschäftigen und zu geizig, äh, arm, um neben den Steuern auch noch einen Berater zu bezahlen. Da kann wohl kein Programm helfen.
Die von dir beschriebenen Massnahmen mache ich schon lange, und zusätzlich noch eine Auflistung, auf die ich vielleicht auch verzichten kann, das würde mir schon mal einige Arbeit sparen.
Bei mir reicht ein Ordner pro Jahr. (Der Steuerberater würde sich am meisten über ein separates Geschäftskonto freuen, aber das ist mir zu umständlich.)
Nur mit der fristgerechten Abgabe klappt es eigentlich nie...
 
Kann ich verstehen, ist ja auch ein trockenes Thema. Aber, wenn man die Sache so vor sich herschiebt, wird es echt zur Qual.

Das mit dem Geschäftskonto würde ich an deiner Stelle machen. Ist viel transparenter. Das eigentlich lästige ist, daß man dann zwei EC-Karten hat. Du brauchst auf deinen Rechnungen lediglich die Bankverbindung ändern, und wenn du etwas für dein Unternehmen kaufst, zahlst du das mit der EC-Karte vom Geschäftskonto. Dann noch Beleg hinter dem Auszug und abheften. Schon kannst du dich schöneren Sachen widmen.:)

Gruß, Robdus
 
Ach, so als Trickfilmer und Grafiker ist alles geschäftlich. Irgendwie.

Aber im Ernst:
Mein Konto ist oft im Minus, und ich müsste bei einem Geschäftskonto ständig Geld hin-und herschieben, um den Mangel halbwegs zu verteilen. Die Vorstellung gefällt mir nicht. Und meine Frau bucht ihre Geschäftsvorgänge auch oft von meinem Konto ab. Das riecht nach Chaos.
 
Klar, gerade als Graphiker ist es natürlich auch geschäftlich, wenn man sich in einer Cocktailbar den Stiel aus der Birne gezogen hat :D

Letzter Tipp: Karte deiner Frau sperren (hi, hi)

Gruß, Robdus
 
Ich habe einmal einen kleinen "Nachhilfekurs" beim Steuerberater gemacht. Er hat mir genau erklärt, was ich machen soll.
Das war mein Muster für die folgenden Abrechnungen, die ich per WISO-Programm auf nem PC mache. Das macht sogar Spaß so. Haste nen schnellen Mac läuft das auch per Emulation. Da ist dann immer ein Onkel, der per Videofilmchen alles erklärt.
So spart man bis zu größeren Änderungen der Steuersituation wunderbar den Berater.
Und bei dem Programm gibt es auch eine Plausibilitätsprüfung. Man kann nicht viel Müll produzieren damit. Schau Dir das mal bei nem Bekannten an wie das geht.
 
Leselicht, bist Du ein komplett "vogelfreier" Mensch, meine: Freiberufler ? :)

Ich persönlich würde Freelancern davon abraten, die Erklärung selbst zu erstellen - selbst dann, wenn eine Software mit ausführlichen Erläuterungen zum Einsatz kommt.

Warum ?

Die Einnahmen sind relativ schnell erfasst, das kriegt man noch alleine hin ;)

Bei den Ausgaben und deren korrekter ( und somit steuersparenden ) Verbuchung wird es schon komplizierter: unterschiedliche Abschreibungsfristen ( linear ? progressiv ? ), evtl. Privatanteile, begrenzter /unbegrenzer Vorsteuerabzug, Ansparabschreibung, Kosten Geldverkehr etc. etc....das wird relativ schnell relativ unübersichtlich, auch wenn die Software mir noch soviel erklärt.
Zudem: der Stempel eines Steuerberaters ( dessen Honorar ja auch eine Betriebsausgabe ist ) auf der Gewinn-/Verlustrechnung lässt aus gutem Grund die Wahrscheinlichkeit einer ausserplanmässigen Betriebsprüfung sinken.
Wenn man alles selbst erledigt und die Belege nicht alle korrekt erfasst/archiviert/geordnet sind ( was Zeitaufwand und bei Freiberuflern somit auch Geld bedeutet ) - dann hat man bestimmt einen Heidenspass, wenn der nette Prüfer vom Finanzamt das Homeoffice besucht und gerne den Beleg für die 3,50 € teuren Briefmarken sehen will, die man am 17.5. des Vorjahres am Automaten gezogen hat...
 
Ach, so richtige Buchführung hatte ich ja gar nicht im Sinn. Wie gesagt, sammle ich alle Einnahmen und Ausgaben in einer Tabellenkalkulation, der Übersicht halber, und ich dachte, es wäre doch schon mal was, wenn der Steuerberater nicht alle Zahlen von meiner ausgedruckten Tabelle noch mal abtippen muss. Wie die Posten dann verbucht und abgeschrieben werden, das weiss der Steuerberater ja eh besser.
Aber soweit sind die Computer dann noch nicht...?
 
Das ist alles zweifellos richtig. Wollte mit meinem Beitrag nur ein wenig die Angst nehmen, daß man auch Komplizierteres durchaus NACH ANLEITUNG DES BERATERS und durch einfaches Abschreiben und modifizieren der vorigen Erklärung selber machen kann. Ich habe jetzt die Erklärungen für 2 Jahre zusammen gemacht, incl eigener Tätigkeit, Festanstellung, anderer Einnahmen und Ablöse eines Leasing, Entlassung und Anwaltskosten. Das alles kann das Wisoprogramm, auch wenn man andere Familienmitglieder unterstützt und noch viele anderen Fälle mehr.
Es hilft halt, wenn man in einigen Jahren mal nicht alle Jahre zum Berater läuft sondern selber schreibt.
Aber wenn man bedenkt, daß dieser ganze Papiermüll dann noch gelesen und bearbeitet werden müssen, so ist es allerhöchste Zeit, daß das mal reformiert wird. Am besten ein Neubau des Steuersystems.
 
hi box buchhaltung

hi
schaue dir bitte meinen testbericht zu mackonto an
west11
 
steuer dummi freelancer

steuer dummi freelancer
ich machs mit mackonto, deutlich klar wahr, buchungen können exportiert werden
nach einem jahr kann man das selbst und braucht den berater nicht mehr
selbst ist die frau also ran
die haben ein bilderbuch als rfm (handbuch) und sprechen mich als creativen an
ausgedruckt, formulare ausgefüllt, fertig
meine kohle bekommt der berater dafür nicht!
achso.... siehe user testberichte
west11carro
 
…als bei mir anfing die nachfrage zu steigen und ich ca. 2 monate freiberufler war, habe ich auch nach programmen geschaut... nützte alles nix... lass es lieber und mache die sachen, die du kannst. ich habe div. tools und softwares (bizzcross & co) probiert, alles tolle programme... aber damit kommt man selbst am ende nicht weiter.

ich habe es mittlerweile so gelöst, das ich eine steuerberaterin aus dem weiten bekanntenkreis gefunden habe, die gegen ein monatliches abendessen bei felinis in dortmund meine steuersachen macht.
das ich doppelt davon profitiere muß ich ja wohl nicht sagen :)
sie macht meine steuern und zusätzlich darf ich noch mit einer schönen frau essen gehen... nur bezahlen muß ich :p

ich habe 6 ordner in denen immer freitags alles penibel und akkurat abgeheftet wird, was sich im laufe der woche in der ablage sammelt. das abheften etc. macht sogar spaß (juhu, kleber schnüffeln, papierschnipsel machen und locherkonfetti verteilen*g*)und ist ein toller einstieg ins wochenende.

ich habe zwar auch nicht soooo viele ein- und ausnahmen, ein 2. konto solltest du dir schon anschaffen. und das deine frau da rumwirkt ist absoluter murks!
in der praxis bekomme ich immer von meiner steuerilse gesagt, was ich mir am monatsanfang als gehalt auf mein privatkonto überweisen darf und was nicht. die letzen monate war das zwar eher wenig aber ok... es soll ja besser werden wenn man der spd glaubt...

tjo...

soviel vom kaffeemacher....

(tell me why… i don't like mondays…)

gr33t1ngz
 
@coffeemaker

arbeitet deine steuerlise auch überregional??

aus dem ganzen thread würde ich deine lösung bevorzugen! :D ;)
 
Hahaha, ein Abendessen! Meine Steuerberaterin ist auch ganz nett, aber leiderleider ist die Beziehung rein geschäftlich! Da müsste ich schon einen '82 Chateau Petrus springen lassen, um mit einem Essen meine Schulden abzulöhnen.
Die richtigen Bekannten muss man eben haben! Anwälte sind auch immer recht praktisch...
 
Nun, ich habe mir eure Vorschläge alle gründlich durchgelesen. Hier mein Statement:

Ich bin von Beruf Steuerberater-Assistent. Meine Freundin ist freiberufliche Artdirektorin. Ich habe ihr gesagt, als es darum ging, ob eine Festanstellung angestrebt wird oder lieber die Selbständigkeit, daß einzig und allein der Ernst im Vordergrund steht. Wenn selbständig machen, dann richtig und nicht mal so, um eine gewisse Zeit zu überbrücken. Das bedeutet, für Investitionen offen sein, arbeiten in Form von Angestellten abgeben, professionelle Aquise und Kalkulation sowie die Bereitschaft, unternehmerisches Risiko zu tragen. Und das alles professionell. Wenn man dafür nicht bereit ist: Hände weg von der eigenen Firma.

Ich berechne für die Finanzbuchhaltung meiner Freundin persönlich natürlich nichts, habe aber monatlich eine Rückstellung für den anstehenden Jahresabschluß gebildet, da ich der Meinung bin, daß der Steuerberater mehr macht, als ein paar Belege zu verbuchen. Diese Rückstellung dient später zur Bezahlung der Rechnung über den Jahresabschluß mit der Steuererklärung (ca. 1.800 Euro ohne USt).

Ich habe bei ihr ein Reporting eingesetzt, so daß ich ihr jederzeit sagen kann, wie hoch die Einkommensteuer-Nachzahlung sein wird. Diese Beträge, die im Quartal zu zahlen sind, werden in Form von Treasure-Management kurzfristig ertragbringend angelegt. Ebenso die Umsatzsteuer-Vorauszahlungen. Oft erlebe ich in der Praxis, daß gerade Freiberufler über dieses Geld frei verfügen und bei Fälligkeit ohne Kohle da stehen. Dann ist das Geschrei groß und es hilft auch dann kein Programm. Oder kennt ihr ein Programm, welches beim zuständigen Finanzamt z.B. einen Herabsetzungsantrag zur Einkommensteuer stellen kann?

Denkt mal drüber nach.

Viele Grüße, Robdus
 
Das ist alles gut und richtig, solange man das Freiberuflertum als Unternehmertum definiert. Ein Art Director ist ja auch ein potentieller Agenturchef.
Ich dagegen bin als Illustrator und Trickfilmer eher so etwas wie ein Tagelöhner. Ich nehme, was kommt, schreibe (zuwenig) Rechnungen und "investiere" im wesentlichen in Computerkram.
Ich hätte nichts gegen die Sicherheit einer festen Anstellung einzuwenden, aber leider gibt es für mein Tätigkeitsprofil so wenig feste Jobs ;)
Mir scheint, in diesem Thread prallen ganz unterschiedliche Lebenskonzepte aufeinander, deswegen gibt es auch keinen universell gültigen Rat. ("Hey, heisser Tip: ich verbrenne immer alle Belege und warte mit der Schrotflinte auf die Jungs von der Steuer - und in meiner zweiten Laufbahn designe ich dann Jailware in Tegel"...)

Auf jeden Fall herzlichen Dank an robdus und alle anderen für die ausgiebigen Infos.
 
Unerhört!

Was bitte macht denn diese Smile-O-matic aus meiner Schrot-flinte???
 
nur zum Verständnis...

sieht doch toll aus mit der Schrotflinte :D

@box:

Unternehmer ist, wer eine selbständige Tätigkeit nachhaltig ausübt mit der Absicht, einen Gewinn zu erzielen. Du mußt dich im Ertragssteuerrecht von dem umgangssprachlichen Ausdruck "Unternehmer" trennen.

Der Ausdruck Freiberufler sagt lediglich aus, daß es sich um einen sog. freien Beruf handelt. Das sind Steuerberater, Rechtsanwälte, Ärzte und halt künsterisch Tätige (sog. Katalogberufe).

Übrigens: Die Bundesregierung plant für Kleingewerbetreibende (das wird auf dich zutreffen) eine Vereinfachung der Buchführung. Es müssen demnach nur noch die Einnahmen aufgezeichnet werden (Rechnungen) und davon soll dann pauschal 50 % als Betriebsausgaben abgezogen werden können. Ist aber wie gesagt nur in der Planung.

Einen universell gültigen Rat gibt es in der Tat nicht. Nur den einen gutgemeinten: Kümmere dich um dein Vorwärtskommen und blicke nicht nach hinten. Es werden bessere Zeiten kommen.

Halte durch,

Robdus
 
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