Selbstgebautes kleines Retina "Cinema" Display

JeanLuc7

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Salut,

ich finde die aktuelle Entwicklung rund um 4k-Monitore sehr spannend. Mit den Retina-MacBooks geht Apple dieses Thema ja von einer anderen Seite als Windows an, wo man erst einmal vor einer Riesenauflösung mit winzigen Schriften sitzt, um dann alles verstellen zu müssen, so dass am Ende Fenster und Dialoge nicht wirklich gut aussehen. Oder man hat ein 37"-Monster auf dem Tisch, das wegen der vielen Kopfbewegungen sicher den Verspannungen entgegenwirken mag, aber auch nicht wirklich zum Arbeiten einlädt. Trotzdem: Retina auf einem MacBook ist für mich noch nicht der Weisheit letzter Schluss, weil man durch die höhere Auflösung ja noch nicht unbedingt mehr Fensterplatz gewinnt (wenn man nicht auf eine der ungeraden interpolierten Auflösungen ausweicht). Richtig cool wird das ganze, wenn es 27"-LED-Schirme mit 5120x2880er Auflösungen gibt, das gäbe dann wieder die nominale Größe von 2560x1140 Fensterplatz. Das sind leider aber noch viel mehr Pixel als 4k, und so werde ich wohl noch warten müssen, bis ich meine großen Monitore upgrade.

Aber hier soll es ja nicht um die Post-4k-Generation gehen, sondern darum, wie ich mir gestern einen kleinen Retina-Monitor gebaut habe. Was man nämlich heute bereits bekommt, sind TFT-Panels in 10"-Größe mit 1920x1200 Pixeln Auflösung. Das ist genau das, was das alte Alu-Cinema-Display mit 23" konnte. Diese Displays stammen gewöhnlich aus der Tablet-Fertigung und sind sehr flach - und sie werden gewöhnlich über ebay aus Hongkong geliefert. Meins trug den Absendernamen "All That Unit B on the 10th Floor on Jumbo Industrial Building", und wer einmal in Hongkong in einem dieser Elektronik-Einkaufshäuser war, kann sich jetzt bereits vorstellen, wie es beim Versender so aussieht. Für alle anderen: Das sind vielstöckige Gebäude, in denen pro Stockwerk mehrere Händler ihre Waren in kleinen Parzellen mit 10-15 Quadratmeter Platz anbieten. Einkaufshölle pur und ein Paradies für Bastler. Es gibt viele solcher Anbieter auf ebay, mein bevorzugter heißt "chinatobby", weil sie einen guten Service machen und auch bei auftretenden Fragen helfen.

Bei denselben Anbietern erhält man auch die Ansteuerelektronik, die wohl eher für industrielle und automobile Zwecke gedacht ist, da sie für Tablets definitiv zu groß ist. Sie beinhaltet drei Platinen für die eigentliche Panel-Steuerung, die LED-Helligkeitssteuerung und die Schalter zur Menübedienung. Die Hauptplatine enthält die unterschiedlichsten Eingänge: HDMI, VGA und 2xComposite Video und natürlich einen 12V-Stromstecker. Über HDMI kann man nun das ganze am Mac anschließen. Dort stellt man die gewünschte Auflösung (per SwitchResX) auf "960x600 (HiDPI)", und schwupp, hat man auf dem Tisch eine Reihe von Komponenten liegen, deren Kabel gegenseitig aneinander zerren - und ein brillantes, gestochen scharfes 10"-Bild, wie man es vom iPad her kennt.

Der Bau des Gehäuses ist nun ein rein nationales Projekt, weil der Baumarkt meines Vertrauens alle Komponenten vorrätig hatte: Polystyrol-Bastelplatten und -Profile, metallene- und matte Transparent- Klebefolie, dazu Klebstoff und ein paar Teile aus meiner Bastelkiste. Denn der neue Monitor sollte optisch wenigstens einigermaßen zu den beiden Alu-Cinema-Displays passen, die meinen Tisch jetzt schon bevölkern. Und so entstand aus Kunststoff und Klebefolie das, was unten auf den Bildern zu sehen ist. Der Fuß entstammt einem iPad-Ständer, den man für knappe 15 Euro kaufen kann, er ist tatsächlich aus Aluminium.

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Ich habe zwei Vergleichsbilder gemacht: eins vom HiDPI-Mini-Monitor und dann eins in derselben Größe (also in Zentimetern gemessen) auf dem 30"-ACD. Man erkennt sofort, welches Bild woher stammt - während auf dem ACD schon einzelne Bildpunkte erkennbar sind, zeigt der kleine Monitor ein gestochen scharfes Foto. Ich nutze ihn übrigens als Mail-Monitor, während die beiden großen Schirme (30" und 23") frei sind fürs Programmieren und Dokumente. Alle drei hängen am Mac mini - der kleine nutzt dazu einen Display-Link per USB3. Durch USB3 merkt man heute praktisch keinen Unterschied in der Geschwindigkeit mehr zwischen echter Grafikkarte und USB-Grafikkarte.

IMG_6428.jpg

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Moin JeanLuc, jetzt bin aber baff. Aber ein Frage sei gestattet was machst du in deiner Freizeit;)
 
"und wer einmal in Hongkong in einem dieser Elektronik-Einkaufshäuser war, kann sich jetzt bereits vorstellen, wie es beim Versender so aussieht. Für alle anderen: Das sind vielstöckige Gebäude, in denen pro Stockwerk mehrere Händler ihre Waren in kleinen Parzellen mit 10-15 Quadratmeter Platz anbieten. Einkaufshölle pur und ein Paradies für Bastler."

Foto aus BKK:

http://up.picr.de/19439387ig.jpg

...ein Ort der Sünde für Technikfreunde!
 
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Moin JeanLuc7,

vielen Dank für diesen interessanten Bericht – viele (vor allem Windows User) bauen / stellen sich eigene PC’s zusammen, eigene Monitore dürften hingegen erheblich seltener der Fall sein :O)!

Was haben Dich die einzelnen Komponenten gekostet sprich was mußtest Du für Dein Unikat unter dem Strich ausgeben..?

Gibt es aktuell (z.B. aus Fernost) solch kleine, hochauflösenden Bildschirme bereits fertig zu kaufen – z.B. für die Videoproduktion etc. – und wenn ja, könntest Du mir da eventuell ein Adresse geben?

GreeZ
 
Was haben Dich die einzelnen Komponenten gekostet sprich was mußtest Du für Dein Unikat unter dem Strich ausgeben..?

Display und Platinen bekommt man bei meinem Versender auch als Einheit, so dass technisch bereits alles beisammen ist, für etwa 120€, woran das Display den Löwenanteil hat. Der Fuß kostet 15 Euro, die Baumarktteile sind für unter 20 Euro zu haben. Das Netzteil kam aus der Bastelkiste (einfaches 12V-Steckernetzteil).

Gibt es aktuell (z.B. aus Fernost) solch kleine, hochauflösenden Bildschirme bereits fertig zu kaufen – z.B. für die Videoproduktion etc. – und wenn ja, könntest Du mir da eventuell ein Adresse geben?GreeZ

Wie gerade erwähnt: bspw. der genannte "chinatobby" bietet die komplette Elektronik als Einheit an, die nur zusammengestöpselt werden muss. Wirklich "fertige" Teile, wo das ganze bereits in ein Gehäuse eingebaut ist, kenne ich nicht. 10" ist auch für Industriemonitore keine übliche Größe; für 7" findet man nämlich durchaus passende Monitorgehäuse.
 
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