Projekte und Künstlersozialabgabe: Wie sagt Ihr es Euren Kunden?

Bitte korrigiere mich wenn ich glaube, dass Du da etwas missverstehst.

Als KSK-Mitglied zahlst Du keine Abgaben, sondern Beiträge. Und zwar 50% Deiner ganz normalen Kranken-, Renten- und Pflegeversicherungsbeiträge.
Die andere Hälfte zahlt die KSK für Dich aus einem Pott, der aus dem Bund und den Abgaben derer gespeist wird, die an die KSK Abgaben zahlen müssen, weil sie die Leistungen von Künstlern in Anspruch nehmen.

Für Dich bedeutet das, dass Du als nicht gemeldetes Mitglied an die KSK keine Beiträge zahlen musst. Abgaben im Sinne eines Verwerters müsste höchstens Dein Auftraggeber zahlen, wenn Du Dich als Künstler bezeichnest.

Gruß, Al

Gruß, Al

So dachte ich mir das ja eigentlich auch, da ja sonst quasi zweimal Bezahlt würde. Nur hat mir die KSK jetzt ein entsprechendes Formular zugesendet.
Im letzten Jahr haben sie mich noch für eine Agentur gehalten und ich musste melden wieviel Künstler (bzw. welchen Umsatz) ich zu welchem Satz beschäftigt hatte. Da ich ja selber als Ein-Mann Unternehmen tätig bin, war die Zahl halt Null.
 
5 Prozent hier, 19 Prozent an anderer Stelle und wenn man ehrlich ist, spielt nichts von dem eine Rolle, denn wer richtig kalkuliert, der hat ohnehin schon 25% auf einer Summe drauf geschlagen, die als üblich gilt, denn Profit erwirtschaftet man nicht durch die Weitergabe von Selbstkostenpreise sondern durch Zuschläge auf die eigene Leistung. Nur auf diese Weise fährt der eine Firmenchef den neuen Roadster, während der andere im Opel zu Kunden fährt. Nur so gibt es beim Geschäftsabschluss etwas zu feiern und nichts zu beerdigen. Insbesondere in heutigen Zeiten, wundere ich mich über manche Preisgestaltung junger Unternehmer, die voller Hoffnung sind, Kunden durch Selbstkostenpreise zufrieden zu stellen. Wo bitte ist es ein gutes Geschäft, wenn nur eine Seite zufrieden ist? Also werden solche Kosten, über die man sich hier unterhält, grundsätzlich vom Kunden getragen – und noch viel, viel mehr dazu!

Seit wann zahlen denn Unternehmen die Preiserhöhungen ihrer Produkte auf eigene Kosten? Selbst Stromriesen haben dafür längst ihre Quelle gefunden. Es sind die Kunden. Warum auch nicht? Schließlich verstehen sich Designer nicht als Betreiber einer Wechselstube sondern als profitorientierte Dienstleistungsanbieter. Und falls morgen die Zusatzbelastungen auf insgesamt 50 Prozent anziehen, dann werden auch diese Zusatzkosten an Kunden weiter gegeben. So läuft es doch, denn das merken wir doch alle selbst, wenn wir Kaffee kaufen. Heute kostet eine Packung Jacobs Balance 4,29 Euro, letzte Woche 3,49 Euro. Und schon morgen kann der Kaffee wieder anders kosten. Ändert sich etwas an der Qualität oder Menge? Nein! Also warum gibt es eine Unsicherheit in unserer Branche, wenn es darum geht, zusätzliche Kosten auf die Rechnung zu bringen? Ein bisschen mehr Mut, meine Damen und Herren, denn wer soll die hübschen Ferienhäuser im Ausland kaufen, wenn man stets zu Selbstkostenpreise Arbeit verrichtet? Wo bleibt das Streben nach Profit, wenn man schon vor dem Kunden erläutern muss, dass 5 Prozent nicht für die eigene Tasche erwirtschaftet werden sondern für die KSK?

Solange Benzin teurer wird und die Ursachen für jeden Kunden klar sind, gibt es keinen Grund, die eigenen Kosten ständig rechtfertigen zu müssen, denn Computer verbrauchen Energie und wie sehr die Strompreise in den letzten Monaten angezogen haben, muss ich niemand erklären.
Alles ist teurer, also auch unsere Rechnungen.

Zum krassen Vergleich:
Eine ältere Dame und Geschäftsfrau, die ihren Hals nicht voll genug bekommen kann, bietet in ihrer inhaberingeführten Boutique, an einem exklusiven Standort auf einer weltbekannten Promenade, Damenmode für reiche Witwen an und bietet im Haus auch gleichzeitig die Vorteile der Konfektion an. Die Dame ist heute 76 Jahre und besitzt 2 Miethäuser und wohnt selbst in einer luxuriösen Eigentumswohnung in ihrem Geschäftshaus. Die Boutique führt sie seit über 40 Jahren und als ich erfahren konnte, wie die Dame seit Jahrzehnten kalkuliert, fiel ich aus allen Wolken. Ich hatte das Vergnügen, eine Freundin mit auf die Igedo-Messe zu begleiten. Dort kauft auch die ältere Dame ihre Ware ein. Das macht sie grundsätzlich selbst, denn sie traut weder Mitarbeitern noch ihrer Schwester, die im Laden für die Konfektion verantwortlich ist. Auf dem Stand von Gerry Weber kaufte sie Artikel im Gesamtwert von 12.000 Euro ein und ich fragte mich, wie lange sie wohl brauchen würde, um die Ware zu verkaufen und Profit zu machen? Doch das fällt der Lady gar nicht schwer, denn sie schlägt – und jetzt kommt es – mehr als 400 Prozent(!!!) auf den Einkaufspreis drauf und findet trotzdem genug reiche Abnehmerinnen, die das akzeptieren, weil ihre Kundinnen ihre Garderobe schon immer auf der Promenade kauften und niemand anderes ihre Röcke und Kostüme ändern – was selbstverständlich extra kostet! So verkaufte die Unternehmerin in wenigen Minuten eine Bluse für 289,00 Euro in ihrem hübsch dekorierten Laden, die bei Karstadt keine 59,00 Euro kostet. Da frage ich mich wirklich: Sind Kunden zu dumm oder sind wir zu günstig? Wer nicht weiß, wohin er 5 Prozent Aufschlag verstecken kann, der sollte bei der älteren Dame in die Lehre gehen. Die ist längst Millionärin und hängt mehr an ihrem Geld, als an ihrer Gesundheit. Und für sie ist es völlig normal, die Kunden derart über den Tisch zu ziehen, denn auch ihre Kundinnen wissen nicht wohin mit ihrem ganzen Geld, das ihre toten Männer auf gleiche Weise erwirtschaftet haben:

Profit durch Aufschlag!

Von den Früchten echter Arbeit ist nämlich noch niemand reich geworden.

Keinen Steinwurf von der Boutique das gleiche Schauspiel: Eine eckige Vase aus Keramik zum Ladenpreis von 760,00 Euro (erfährt man nur auf Nachfrage, steht ja in solchen Geschäften nicht dran). Materialkosten, im Verhältnis zum Kaufpreis, sicher kaum der Rede wert. Das einzige, was man als Auszeichnung versteht: Ein Zettelchen mit einem Bild eines Objekt-Designers und dazu ein bekannter Name.

Ergo:
Einfach mal mutiger werden, denn wenn es alle machen, dann kann ein Designer ein Vielfaches dessen verdienen, was heute möglich ist. Doch solange man sich stets nach unten orientiert, wird das kaum möglich sein. Wer zu wenig Profit macht, arbeitet für die falschen Kunden, denn Kunden, die auch solche Vasen kaufen, als wäre es ein Sonderangebot, haben ein ganz anderes Verhältnis zu Geld, als mancher Anbieter. Irgendwoher muss das ganze Geld ja kommen, um es auf der "boot 2008" wieder ausgeben zu können. Ich frage mich ohnehin, ob es nicht klüger wäre, in Zukunft nur noch für reiche Kunden günstig zu arbeiten, denn das wäre für arme Kunden immer noch unglaublich teuer! Mit unserem Studio kann ich das Vorhaben vergessen, denn junge Adelige kaufen sich lieber für 250.000 Euro eine neue Uhr, als für 50.000 Euro einen Film über das Unternehmen ihrer Eltern in Auftrag zu geben.

- Sterling
 
Zuletzt bearbeitet:
Heute nur 743 Wörter?

Warst ein bisschen in Eile, oder Sterling?

:hehehe:
 
Wenn die Pizza im Ofen ist, bleiben nur 6 Minuten. Musste mich heute ein wenig kürzer fassen - wesentlich kürzer!

- Sterling
 
Naja, wenn sich die Adeligen dann doch mal wieder entscheiden sollten mehr Geld für Design auszugeben, ist sicherlich wieder ein Lieferservice drin der uns dann wieder ein paar Minuten Wartezeit mehr beschert.
 
Also verstehe ich das richtig, ihr berechnet die Beiträge für die KSK extra? Mein Antrag läuft gerade, aber ich hatte eigentlich nicht vor, den Kunden demnächst zusätzlich was in Rechnung zu stellen. Ich habe einen bestimmen Stundensatz und der ist so angelegt, dass er Ausgaben wie die KSK eigentlich mit berücksichtigt. Sonst gäbe es doch gar keinen Grund so hohe Stundenlöhne anzusetzen.
 
Irgendwo weiter vorne stand, dass du (ich glaube es war von dir) deine Kunden darauf hinweist, dass du KSK Mitglied bist und deswegen 5% Sozialabgaben berechnet werden. Vielleicht habe ich da was falsch verstanden. Aber wenn da keine extra Kosten anfallen, warum dann dem Kunden was davon sagen? Interessiert den dann doch eh nicht. :confused:

Edit: "...wie sagt Ihr es dem Kunden am Anfang, dass auf jedes/jede Honorar/Rechnung 5.x % aufgeschlagen und an die KSK abgeführt werden müssen?"
Daher stammt meine Frage. Das klingt für mich schon so, als würde da etwas drauf berechnet.
 
Irgendwo weiter vorne stand, dass du (ich glaube es war von dir) deine Kunden darauf hinweist, dass du KSK Mitglied bist und deswegen 5% Sozialabgaben berechnet werden. Vielleicht habe ich da was falsch verstanden. Aber wenn da keine extra Kosten anfallen, warum dann dem Kunden was davon sagen? Interessiert den dann doch eh nicht. :confused:

Edit: "...wie sagt Ihr es dem Kunden am Anfang, dass auf jedes/jede Honorar/Rechnung 5.x % aufgeschlagen und an die KSK abgeführt werden müssen?"
Daher stammt meine Frage. Das klingt für mich schon so, als würde da etwas drauf berechnet.

Nein, nein... deine Sozialabgaben an die KSK sind was ganz anderes.
Das geht sowieso niemand was an.

Die "Künstler-Abgabe" um die es hier geht, ist eine Abgabe, welche die
Unternehmen, die Künstler beauftragen oder Kunst einkaufen, an die
KSK zahlen müss(t)en. Ob sie das machen und wie und warum, und ob
wir Designer sie drauf hinweisen müssen, war hier gefragt.

Ich weise in der Regel nicht drauf hin, frage höchstens mal nach, ob
die Abgabe bekannt ist.
 
Irgendwo weiter vorne stand, dass du (ich glaube es war von dir) deine Kunden darauf hinweist, dass du KSK Mitglied bist und deswegen 5% Sozialabgaben berechnet werden. Vielleicht habe ich da was falsch verstanden. Aber wenn da keine extra Kosten anfallen, warum dann dem Kunden was davon sagen? Interessiert den dann doch eh nicht.
hi moya.
ja, falsch verstanden. :)
oder ich habe mich möglicherweise unklar ausgedrückt.

es werden keine sozialabgaben an den kunden berechnet oder sonstwas. ich schlage auch nichts auf. ich persönlich weise nur aus gründen der fairness meine kunden auf einen umstand hin, übder den sie sich im grunde genommen selber zu informieren hätten.
da ich aber serviceorientiert dastehen möchte, falls die ksk mal einen unwissenden kunden mit einer forderung beglückt, mache ich es eben so.

macenroes worten aus seinem letzten beitrag ist von meiner seite aus nichts hinzuzufügen.

btw:
das thema ksk ist an sich nicht schwierig. man muss sich nur in ruhe die bereitgestellten informationen durchlesen und diese einmal gedanklich durchspielen, dann ist das procedere ziemlich transparent und wirklich nicht schwer zu verstehen. ob es für beauftragende agenturen fair oder unfair sein mag oder sie sich so behandelt fühlen wenn sie künstlerische leistungen in anspruch nehmen, steht auf einem ganz anderen blatt.

besten gruß, al
 
Aaaaaah. Jetzt fällt der Groschen (oder mittlerweile der Cent). Wieder etwas dazu gelernt. Danke! ;)
 
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