5 Prozent hier, 19 Prozent an anderer Stelle und wenn man ehrlich ist, spielt nichts von dem eine Rolle, denn wer richtig kalkuliert, der hat ohnehin schon 25% auf einer Summe drauf geschlagen, die als üblich gilt, denn Profit erwirtschaftet man nicht durch die Weitergabe von Selbstkostenpreise sondern durch Zuschläge auf die eigene Leistung. Nur auf diese Weise fährt der eine Firmenchef den neuen Roadster, während der andere im Opel zu Kunden fährt. Nur so gibt es beim Geschäftsabschluss etwas zu feiern und nichts zu beerdigen. Insbesondere in heutigen Zeiten, wundere ich mich über manche Preisgestaltung junger Unternehmer, die voller Hoffnung sind, Kunden durch Selbstkostenpreise zufrieden zu stellen. Wo bitte ist es ein gutes Geschäft, wenn nur eine Seite zufrieden ist? Also werden solche Kosten, über die man sich hier unterhält, grundsätzlich vom Kunden getragen – und noch viel, viel mehr dazu!
Seit wann zahlen denn Unternehmen die Preiserhöhungen ihrer Produkte auf eigene Kosten? Selbst Stromriesen haben dafür längst ihre Quelle gefunden. Es sind die Kunden. Warum auch nicht? Schließlich verstehen sich Designer nicht als Betreiber einer Wechselstube sondern als profitorientierte Dienstleistungsanbieter. Und falls morgen die Zusatzbelastungen auf insgesamt 50 Prozent anziehen, dann werden auch diese Zusatzkosten an Kunden weiter gegeben. So läuft es doch, denn das merken wir doch alle selbst, wenn wir Kaffee kaufen. Heute kostet eine Packung Jacobs Balance 4,29 Euro, letzte Woche 3,49 Euro. Und schon morgen kann der Kaffee wieder anders kosten. Ändert sich etwas an der Qualität oder Menge? Nein! Also warum gibt es eine Unsicherheit in unserer Branche, wenn es darum geht, zusätzliche Kosten auf die Rechnung zu bringen? Ein bisschen mehr Mut, meine Damen und Herren, denn wer soll die hübschen Ferienhäuser im Ausland kaufen, wenn man stets zu Selbstkostenpreise Arbeit verrichtet? Wo bleibt das Streben nach Profit, wenn man schon vor dem Kunden erläutern muss, dass 5 Prozent nicht für die eigene Tasche erwirtschaftet werden sondern für die KSK?
Solange Benzin teurer wird und die Ursachen für jeden Kunden klar sind, gibt es keinen Grund, die eigenen Kosten ständig rechtfertigen zu müssen, denn Computer verbrauchen Energie und wie sehr die Strompreise in den letzten Monaten angezogen haben, muss ich niemand erklären.
Alles ist teurer, also auch unsere Rechnungen.
Zum krassen Vergleich:
Eine ältere Dame und Geschäftsfrau, die ihren Hals nicht voll genug bekommen kann, bietet in ihrer inhaberingeführten Boutique, an einem exklusiven Standort auf einer weltbekannten Promenade, Damenmode für reiche Witwen an und bietet im Haus auch gleichzeitig die Vorteile der Konfektion an. Die Dame ist heute 76 Jahre und besitzt 2 Miethäuser und wohnt selbst in einer luxuriösen Eigentumswohnung in ihrem Geschäftshaus. Die Boutique führt sie seit über 40 Jahren und als ich erfahren konnte, wie die Dame seit Jahrzehnten kalkuliert, fiel ich aus allen Wolken. Ich hatte das Vergnügen, eine Freundin mit auf die Igedo-Messe zu begleiten. Dort kauft auch die ältere Dame ihre Ware ein. Das macht sie grundsätzlich selbst, denn sie traut weder Mitarbeitern noch ihrer Schwester, die im Laden für die Konfektion verantwortlich ist. Auf dem Stand von Gerry Weber kaufte sie Artikel im Gesamtwert von 12.000 Euro ein und ich fragte mich, wie lange sie wohl brauchen würde, um die Ware zu verkaufen und Profit zu machen? Doch das fällt der Lady gar nicht schwer, denn sie schlägt – und jetzt kommt es – mehr als 400 Prozent(!!!) auf den Einkaufspreis drauf und findet trotzdem genug reiche Abnehmerinnen, die das akzeptieren, weil ihre Kundinnen ihre Garderobe schon immer auf der Promenade kauften und niemand anderes ihre Röcke und Kostüme ändern – was selbstverständlich extra kostet! So verkaufte die Unternehmerin in wenigen Minuten eine Bluse für 289,00 Euro in ihrem hübsch dekorierten Laden, die bei Karstadt keine 59,00 Euro kostet. Da frage ich mich wirklich: Sind Kunden zu dumm oder sind wir zu günstig? Wer nicht weiß, wohin er 5 Prozent Aufschlag verstecken kann, der sollte bei der älteren Dame in die Lehre gehen. Die ist längst Millionärin und hängt mehr an ihrem Geld, als an ihrer Gesundheit. Und für sie ist es völlig normal, die Kunden derart über den Tisch zu ziehen, denn auch ihre Kundinnen wissen nicht wohin mit ihrem ganzen Geld, das ihre toten Männer auf gleiche Weise erwirtschaftet haben:
Profit durch Aufschlag!
Von den Früchten echter Arbeit ist nämlich noch niemand reich geworden.
Keinen Steinwurf von der Boutique das gleiche Schauspiel: Eine eckige Vase aus Keramik zum Ladenpreis von 760,00 Euro (erfährt man nur auf Nachfrage, steht ja in solchen Geschäften nicht dran). Materialkosten, im Verhältnis zum Kaufpreis, sicher kaum der Rede wert. Das einzige, was man als Auszeichnung versteht: Ein Zettelchen mit einem Bild eines Objekt-Designers und dazu ein bekannter Name.
Ergo:
Einfach mal mutiger werden, denn wenn es alle machen, dann kann ein Designer ein Vielfaches dessen verdienen, was heute möglich ist. Doch solange man sich stets nach unten orientiert, wird das kaum möglich sein. Wer zu wenig Profit macht, arbeitet für die falschen Kunden, denn Kunden, die auch solche Vasen kaufen, als wäre es ein Sonderangebot, haben ein ganz anderes Verhältnis zu Geld, als mancher Anbieter. Irgendwoher muss das ganze Geld ja kommen, um es auf der "boot 2008" wieder ausgeben zu können. Ich frage mich ohnehin, ob es nicht klüger wäre, in Zukunft nur noch für reiche Kunden günstig zu arbeiten, denn das wäre für arme Kunden immer noch unglaublich teuer! Mit unserem Studio kann ich das Vorhaben vergessen, denn junge Adelige kaufen sich lieber für 250.000 Euro eine neue Uhr, als für 50.000 Euro einen Film über das Unternehmen ihrer Eltern in Auftrag zu geben.
- Sterling