Palms Zukunft

fabiopigi

fabiopigi

Aktives Mitglied
Thread Starter
Dabei seit
03.06.2005
Beiträge
2.714
Reaktionspunkte
253
Palm: Untergang des Phoenix?

Palm.


Einst Marktführer in mobilen Geräten.
Gestern der mutigste Spieler in der Techindustrie.
Heute ein gefallener Kriegsheld.
Und morgen?

Palm hatte Ende 90-er Jahren seine goldene Ära, baute das Erfolgsrezept bis in die Mitte des ersten Jahrzehnt weiter und begann langsam aber sicher an Bedeutigkeit zu verlieren.
2007 wurde das iPhone vorgestellt und die komplette Smartphone/PDA Industrie lief es berechtigterweise Kalt den Rücken runter.

Einige freute der frische Wind in der Smartphone Sektoren (Reasearch in Motion -> Blackberries), einige sahen eine Gelegenheit zu profitieren mit etwas neuem (Google -> Android), andere blieben Arrogant und verloren (Nokia mit den Smartphones) und wiederum andere realisierten, dass ihr bisheriges Geschäftsmodell gerade zerstört wurde (Palm -> PalmOS).

Palm hatte an diesen Tagen nach dem 9. Januar 2007 ziemlich sicher ein paar Krisensitzungen.

Man hatte zwei Möglichkeiten:

Entweder weiterhin auf das (ohne Frage) in die Jahre gekommene Palm OS zu setzen und auf "uralten" Code weiterzuentwickeln. Palm OS war ein stabiles OS welches sich bewährt hat, aber es war nicht mehr Zeitgemäss, weder vom Aussehen und der Bedienung, noch vom technisch Möglichen.

Oder aber man riskiert alles, setzt alle Ressourcen auf eine Karte und hofft zu gewinnen.

Palm hat das einzig richtige gemacht.
Die Weiterentwicklung von Palm OS wurde (quasi) eingestellt, es kamen spärlich neue Produkte raus.
Intern war bei Palm aber das Wespennest los.

Es wurden neue Leute eingestellt. Der Chefentwickler vom iPod, Jon Rubinstein wurde eingestellt und führte einige Bereiche der Firma an.
Unter seiner Führung wurden duzende weitere Apple Exmitarbeiter von Palm angeheuert.
Palm hatte es geschafft mit dem Palm Pre und vorallem dank dem komplett neuen Betriebssystem WebOS die komplette Branche zu verblüffen.

Eine 180° Wendung vom altertümlichen, angerostetem Image zu einer hippen Firma mit schönen Geräten, einem sowohl technisch als auch optisch hervorragendem Betriebssystem.

Palm hatte die Gratwanderung mit der "Inspiration" durch die ehemaligen Apple Mitarbeiter zwar manchmal etwas überschritten, gerade mit der ganzen USB-iTunes-Sync Angelegenheit, hatte aber trotzdem ein eigenständiges Betriebssystemkonzept aufgestellt, welches in Usability und Optik dem iPhone in nichts nachstand und trotzdem keine billige Kopie war.

Alles schien gut, man konnte meinen, die Firma hätte den "Turnaround" geschafft. Die Reviews für den Palm Pre waren gut, die Medienaufmerksamkeit war da, und vorallem erholte sich die finanzielle Lage vom Palm.
Palm stand vor dem WebOS bei Aktienpreisen um die 2 US Dollar (als vergleich, der Maximalwert der Palm Aktie lag einst bei 450 US Dollar).
Bei der "Blütezeit" vom WebOS war die Aktie bei starken 17 US Dollar .

Leider ist es aber momentan so, dass die Verkaufszahlen enttäuschen, die Aktie im Sinkflug ist, und Erwartungen der Aktie gar auf 0 US Dollar gesenkt wurde.
Es sieht gar nicht gut aus für Palm. Alleine heute ist die Aktie bereits fast 30% gefallen.

Das Projekt "Apple's Geschäftsmodell selber anwenden" scheint für Palm nicht geklappt haben.
(Apples Geschäftsmodell ist hier wohl so zu definieren:
Eigene, schöne und gute Hardware zu entwickeln, ein eigenes schönes und gutes Betriebssystem zu entwickeln, und alles aus einer Hand anbieten).

Wie die Zukunft von Palm ausschaut ist ungewiss. Es bleiben mehrere Möglichkeiten offen. Einige schönere, einige traurige.

A
Palm geht pleite, niemand kauft sie auf, und das ganze wird ins Geschichtsbuch geschrieben.

B
Palm schafft es ein zweites Mal aus eigener Kraft, sich aus der Misere zu ziehen. Zwar halte ich das für nicht mehr möglich, einmal hatten sie es geschafft, ein zweites wird schwierig bis unmöglich.

C
Palm wird von Google aufgekauft. WebOS und Palm Geräte werden eingestellt und Google hat ein grosses Portfolio an Patenten welche sie gebrauchen können.


C.1
Apple kauft Palm auf und stellt das ganze Projekt ein, um ein Exempel zu statuieren, dass man nicht so einfach davon wegkommt, ehemalige Arbeiter zu holen und das Erfolgsmodell nachzubauen.
Zudem ist momentan ein wenig "Streit" zwischen Google und Apple, und es wäre auch gut möglich, dass Apple Palm aufkauft, nur dass Google nicht an die Patente rankommt.


D
Eine andere Firma kauft Palm auf und führt die Produkte weiter.
Hier wäre Research in Motion (Blackberries) ein Topkandidat. Sie haben ein erfolgreiches Konzept bei den Geschäftskunden welches viel Gewinn und Aufmerksamkeit einbringt. RIM hat aber kein wirkliches "Consumer"-Gerät oder OS. Für RIM wäre Palm ein idealer Partner. RIM hat die Erfahrung, gute und stabile Hardware zu bauen, hat den Ruf der sicheren "Businessgeräte" welcher einen Haloeffekt für die neuen Consumergeräte (also die WebOS Geräte) erzeugen könnte.




Was denkt ihr, wie wird es rauskommen? Wird es vielleicht ein Szenario E geben, und wie wird es eurer Meinung nach aussehen?


Quellen:
http://money.cnn.com/2010/03/19/technology/palm_target_price_zero/
http://www.google.com/finance?q=PALM
 
Die Schreiben seit ca. 3 Jahren rote Zahlen. Das hält keine Firma aus. Nur zu versuchen, das Apple Geschäftsmodell zu kopieren, werden die m.E. nicht schaffen weil dafür sicherlich nicht mehr genug Geld da ist (Neue Produkte und Marketing). Wenn sie keine Marktlücke finden, in der sie sich positionieren können, sind die bald vom Bildschirm verschwunden. (Bin mal gespannt, ob das dann viele merken). Aufkaufen durch eine andere Firma wird nur passieren, wenn sie interessante Produkte bzw. eine werthaltige Marke haben (eher nein), einen sehr guten Kundenstamm (eher nein) oder über überlegene Technologien verfügen (keine Ahnung). Ich sehe schwarz für die, obwohl mein erster Palm damals ne echte Revolution war. Aber von meinem ersten Atari oder C64 habe ich auch nie mehr was gehört,... https://www.macuser.de/forum/images/smilies/redface.gif
 
oder über überlegene Technologien verfügen (keine Ahnung)

Naja ich meine mich zu erinnern, dass Palm ein ziemlich grosses Portfolio hat (Offtopic, warum will mir OS X "Portfolio" in "Pornofilm" korrigieren?).

Der Palm hat ja auch einige Funktionen von Apple eingebaut (multitouch und so), und Apple könnte ohne Problem klagen, aber das haben sie noch nicht.
Vielleicht (spekulation meinerseits) nicht, weil sie wissen, dass Palm ebenfalls viele Patente hat, welche in Konflikt mit dem iPhone kommen könnten.
 
Ich denke eher, dass Palm Lizenzgebühren für die Nutzung von Multitouch zahlt…
 
Apple wird in meinen Augen nichts machen, weil sich der "Konkurrent Palm" von selbst erledigt. Außerdem zeigen sie mit der HTC-Klage ziemlich deutlich, dass Apple sich bereits jetzt im Recht fühlt bzw. zumindest meint, einen Rechtsstreit gewinnen zu können.

Ich finde es schade, dass Palm mit dem Pre nicht wieder in eine bessere Situation kommen konnte, weil es vom Prinzip her ein klasse Gerät ist. Mehrere meiner Bekannten haben ein Pre und sind sehr zufrieden. Für die Straßenpreise, die gefordert werden, bekommt man kaum etwas gleichwertiges.
In meinen Augen hat Palm aber einige unentschuldbare Fehler gemacht, die man deutlich besser hätte lösen können.
Zuerst einmal die Web-App-Ausrichtung. Das wurde schon beim ersten iPhone kritisiert. Jeder wusste, dass die User vollnative Apps wollen und die Hardware war ja mit dem iPhone 3G durchaus konkurrenzfähig. Dass man bei Palm die Webseiten-Apps nicht live aufrufen muss, sondern lokal installieren kann, macht das Ganze wenig besser. Zu beschränkt sind die Möglichkeiten, um eine Appvielfalt und Qualität, wie bei Apple zu erreichen.
Mitlerweile gibt es mit dem PDK (oder so?!) eine Möglichkeit nativen C-Code für WebOS zu schreiben. Das kommt viel zu spät. Die allermeisten Entwickler, die gehofft haben durch Palms günstige und gute Hardware eine große Installbase zu finden, haben es schon aufgegeben. Auch die Möglichkeit die GUI komfortabel per Drag'n'Drop zu gestalten, wie das jetzt scheinbar auch webbasiert geht, kommt zu spät. Android startete auch sehr klein, hatte aber immerhin etwas mehr Erfolg, weil den Entwicklern alles offengelegt wurde. Open Source halt. Die Palm-Strategie den Entwicklern gegenüber war beides nicht. Weder offen ala Google, noch komfortabel wie bei Apple.
Ohne großes App-Repertoire wird es natürlich auch schwierig gegen ein iPhone zu bestehen, was in allen mitgelierferten Apps attraktiver ist. Das Pre kann alles wichtige, aber bei weitem nicht so elegant, wie ein iPhone.
Der zweite große Patzer ist mMn. die Strategie der Datenaquisition. So schön Synergy sein mag: Viele User (ich auch) wollen lokal oder meinetwegen im WLAN synchronisieren können. Onlinepflicht und Umweg über Google Kalender oder Exchange habe ich als großes Hemmnis empfunden. Vielleicht bin ich paranoid, vielleicht liegt es auch nur daran, dass Exchange sehr pingelig ist, ob man mehrere Rufnummern als "mobil" etc. angegeben hat, sodass nur eine synchronisiert wird... Wer weiß.. mich hat dieses Konzept nciht überzeugt. Ein ordentliches Smartphone lässt sich synchronisieren.
In die gleiche Kerbe schlägt die iTunes-Synchronisation. Dass Apple sich nicht als Wasserträger für Konkurrenzprodukte missbrauchen lassen würde, war doch klar.

Schade eigentlich: Hätte Palm ein simples iSync-PlugIn angeboten, was mich komfortabel Kalender, Termine, Kontakte und Medien übertragen lässt, hätte ich ein Pre gekauft. Noch besser wäre eine Software gewesen, die im lokalen WLAN nach meinem Pre sucht und darüber synchronisiert. Drittanbieterlösungen für absolute Standardfunktionalität war ich nicht bereit teuer zuzukaufen.
 
Das Projekt "Apple's Geschäftsmodell selber anwenden" scheint für Palm nicht geklappt haben.
(Apples Geschäftsmodell ist hier wohl so zu definieren:
Eigene, schöne und gute Hardware zu entwickeln, ein eigenes schönes und gutes Betriebssystem zu entwickeln, und alles aus einer Hand anbieten).
Du vergisst hierbei das wichtigste. Den Content. Ohne iTunes und App-Store wären die iPods und das iPhone nie so erfolgreich.

A
Palm geht pleite, niemand kauft sie auf, und das ganze wird ins Geschichtsbuch geschrieben.
Das ist das wohl wahrscheinlichste.

B
Palm schafft es ein zweites Mal aus eigener Kraft, sich aus der Misere zu ziehen. Zwar halte ich das für nicht mehr möglich, einmal hatten sie es geschafft, ein zweites wird schwierig bis unmöglich.
Dazu gibt es meiner Meinung nach keine Grundlage. Da es Investoren benötigte, die Gelder geben. Da sehe ich keine.

Eine Firma wird nur von einem Konkurrenten aufgekauft, wenn er nicht besiegt werden kann. Oder es Potenzial gibt. Erstens ist er kein Konkurrent und zweitens sehe ich kein Potenzial.
 
Zurück
Oben Unten