KAMiKAZOW schrieb:
Bitte entschuldigt meine Ignoranz, aber was sollen Mac-Fonts sein?
Mir scheinen auf beiden Systemen TrueType und OpenType die Standard-Formate zu sein.
Oder hab ich da was übersehen?
1. Sorte "Classic": Mac OS 9 Fonts.
Sind zu nix unter Linux oder Windows kompatibel, egal ob PostScript oder TrueType. Will man diese Fonts unter anderen OSsen nutzen, muß man sie mit einem Konverter oder Fonteditor aufmachen und umsichern. Ganz schlecht, weil dabei viele interne Informationen verlorengehen.
Da die TrueType-Implementation von OS 9 ziemlich lausig ist, ist der professionelle Einsatz von TrueTypes "verboten".
2. Sorte "OS X"
OS X nutzt nach wie vor die klassischen Fonts, hier gilt alles oben gesagte.
Zusätzlich kann OS X auch Truetype-Fonts nutzen, wie sie seit längerem unter Linux oder Windows genutzt werden, ohne daß man konvertieren müsste.
Für 1. und 2. gilt: Sowas wie ein "Koffer" gibt es nur unter Mac-Plattformen. Wer Plattformübergreifend arbeiten will, muß seine Fonts "lose" lagern.
Zum Thema "OpenType":
"PostScript" ist eine Technologie, die von Adobe erfunden wurde. Bei dem Versuch, auf dem Markt Monopolist zu werden, sind sie auf die Fresse gefallen, weil Microsoft und andere "TrueType" als Konkurrenzprodukt etabliert haben.
Da früher mal die meisten TrueTypes erzeugt wurden, indem man PS-Fonts durch minderwertige Konverter gejagt hat, war es immer eine Faustregel, daß PS qualitativ besser wäre als TTF. Das ist so aber nicht korrekt.
Generell ist es so, daß eine Typ-Konversion unbedingt unterbleiben sollte, also TT<->PS. Auch wenn alle hochwertigen Fonteditoren das "können", wird die Qualität schlechter. PS und TTF bauen auf unterschiedlichen (inkompatiblen) Kurventypen auf (Spline vs. Bezier) und verwenden unterschiedliche Optimierungstechniken (Hints, embedded Bitmaps), die bei der Konversion verloren gehen.
Grob ausgedrückt: PS-Fonts sind hochoptimiert durch Handarbeit des Designers. TrueType ist eher gröber angelegt und benötigt ausgefeilte Technologie zur Qualitätsoptimierung im RIP/Renderer.
Sowohl TrueType als auch PS genügen inzwischen nicht mehr den Anforderungen modernen Satzes. Das betrifft im wesentlichen die mangelnde plattformübergreifende Implementation, als auch das fehlen typographischer Specials wie Ligaturen oder Alternates und der geringe Zeichensatz-Umfang von z.B. 223 Zeichen pro Font auf dem Mac.
Daher haben sich die Konkurrenten zusammengesetzt und ein neues Format definiert. Dieses Format heisst OpenType. OTF-Fonts sind ein Kapselformat - eine OTF-Datei kann einen TrueType-Font enthalten, einen PostScript-Font oder beides. Üblich ist aber, daß eine OTF-Datei einen einzigen TTF-Font enthält.
Eine OTF-Datei ist abwärtskompatibel zu TrueType. Jedes Programm, das TTF verarbeiten kann, kann auch OTF verarbeiten - natürlich abzüglich der neuen Features. Und eine OTF-Datei kann man zwischen OS X, Linux und Windows hin- und herschieben, sie läuft auf allen Systemen. OS 9 bleibt außen vor, das gilt auch für die Classic-Umgebung.
Eine OpenType-Datei muß übrigens nicht auf "OTF" enden. Diese Erweiterung wird in der Doku vorgeschlagen, ist aber optional und unterbleibt gelegentlich aus Kompatibilitätsgründen.
OpenType Fonts können, die Unterstützung durch das Programm vorausgesetzt, zusätzliche Features anbieten. Zunächst mal enthalten sie deutlich mehr Glyphen ("Zeichen"), sodaß man endlich mehrsprachig mit dem gleichen Font arbeiten kann (Beipielsweise enthält eine Schrift wie die Arial nicht nur die Amerikanischen und Mitteleuropäischen Zeichen, sondern auch hebräisch, arabisch, diverse asiatische Zeichen, alle "Umlaute" von portugiesisch über türkisch bis osteuropäisch).
OpenType-Fonts können automatisch Ligaturen verwenden, also die typografisch korrekte Bindung von zwei oder drei Zeichen zu einem einzigen (ff, fi, fft, ...).
OpenType unterstützt alternative Zeichen in Fonts, z.B. Mediaeval-Ziffern, Initialen, Swash, Caps,...
Die Features von OpenType werden z.B. von Indesign ab der Version 3 ("Creative Suite") unterstützt.
Gruß, Ratti
P.S.: Nachtrag: PostScript-Fonts, die man zwischen Linux und Windows problemlos umherschieben kann, scheinen weder unter OS 9 noch unter OS X zulaufen. Damit meine ich die "klassischen" Dateiformate wie:
helvetica.pfm
helvetica.pfb
helvetica.pfa
helvetica.inf
...leider nur per Konversion.
P.P.S.: Was leider inzwischen über Bord gegangen ist und was OS 9 noch konnte, waren MultipleMasterFonts - deutlich hochwertiger, überhaupt nicht an Schnitte wie "Bold" oder "italic" gebunden, aber komplexer in der Handhabung.