Lizenz für verwendete Schriftart?

Wie sieht das eigentlich in der Praxis aus?
Eine Agentur die es seit 20 Jahren gibt, wird sicherlich nicht mehr alle Lizenz-Zettel besitzen – wer soll das den bitte schön kontrollieren (wollen)?

...nun, für 20 Jahre alte Projekte, die lange abgeschlossen sind wird ja auch keiner die Lizenzen kontrollieren wollen. Aber für 20 Jahre alte Kunden, die aktuell immer noch von der Agentur betreut werden und die die Schrift(en) aktuell noch nutzen. Für die wirst du in den Ordnern der Agentur auch die entsprechenden Lizenzen finden.
 
Gute Frage!

Zu Beginn meiner Selbstandigkeit war ich so superkorrekt und habe
alle Lizenzrechnungen gesondert aufbewahrt, über die zehn Jahre hinaus,
welche das Recht vorsieht. Zusätzlich verankerte ich die jeweilige
Lizenz-/Rechnungsnummer in der Schrift (mittels Fontographer).

Ab Mitte der Neunziger, der Schrfitenwahn begann, Schriften wurden
günstiger in Packeten angeboten, war mir der Aufwand via Fontographer
zu viel. Also hielt icvh mich an das Gesetz der Aufbewahrungsfristen
für Urkunden (10 Jahre ((Rechnungen 8 Jahre)).

Soll mir aber keiner kommen und sagen, er hätte keine „geklauten”
Schriften in sein Eigentum „überführt”. Es war ja auch zu verlockend,
Da ich auch für Kollegen Belichtungen durchführte, die dafür benötigten
Schriften mitgeliefert wurden, blieben diese „natürlich” auf dem Rechner.:D

Erzähle mir keiner, speziell aus der Belichter-Sektion, er wäre nicht
ebenso verfahren.:cool:

Gruss Jürgen
 
Eine Nutzungslizenz wird ja im rechtlichen Sinne vom Lizenzgeber »ausgestellt«. Der Lizenzgeber sollte als dauerhafte über alle ausgestellten Lizenzen Buch führen.
Im Verdachts-/Streitfalle kann es natürlich nicht schaden, dass man auch als Lizenznehmer entsprechende Unterlagen bereithält oder zumindest noch weiß, aus welcher Quelle die Fonts ursprünglich mal kamen. Bei Schriften aus Webshops lässt sich ja dann in der Regel leicht im Backend des Anbieters die Lizenz erneut abrufen.
 
Soll mir aber keiner kommen und sagen, er hätte keine „geklauten”
Schriften in sein Eigentum „überführt”. Es war ja auch zu verlockend,
Da ich auch für Kollegen Belichtungen durchführte, die dafür benötigten
Schriften mitgeliefert wurden, blieben diese „natürlich” auf dem Rechner.:D

Erzähle mir keiner, speziell aus der Belichter-Sektion, er wäre nicht
ebenso verfahren.:cool:

Gruss Jürgen

Super - genau mein Thema: Mein rechner ist voll von Schriften, die ich durch die langjährige Mitarbeit in Designbüros "übernommen" habe und bisher nur für nichtkommerzielle Projekte eingestzt habe. Nun wird meine Arbeit aber immer öffentlicher, und ich habe den Überblick verloren welche Schriften frei verwendbar sind, und welche nicht. Also habe ich begonnen mir im FontExplorer eine Sammlung "FreeFonts" anzulegen, in die ich bei Gelegenheit Schriften schiebe, dich ich unter den hier genannten Empfehlungen finde.

Grade aktuell habe ich das Problem, dass ich einen Flyer für eine BI gemacht habe, und nun die Zeitung diesen abdrucken will. Zum Verteilen in der Fußgängerzone war mir die Verwendung der Schriften Copperplate, Cochin und HoeflerText egal. Aber zum Abdruck in der Zeitung....????

Ich wollte nun also mal hier vorbeischauen, ob es Antworten auf eine Frage gibt: Gibt es ein Tool, das meine 1700 Schriften durchforsten kann, und mir sagt welche ich frei verwenden darf und welche besser nicht verwendet werden sollten? Dann kann ich da auch mal aufräumen und mich von Altlasten befreien.... Und zukünftig selbst neue schöne freie Schriften laden oder als shareware kaufen...


Und bytheway: Kennt jemand vielleicht eine Site wo man die namen verwendeter Fonts (s. oben) eintragen kann, und dafür kostenfreie Alternativen genannt bekommt ?
 
Zuletzt bearbeitet:
die ich durch die langjährige Mitarbeit in Designbüros "übernommen" habe

Die Definition von »übernommen« ist mir hier nicht ganz klar. Entweder warst Du fest angestellt, bzw. der Rechner Eigentum des Arbeitgebers – dann ist der Arbeitgeber für die Lizenzen verantwortlich und die Schriften dürfen natürlich nicht außerhalb des Unternehmens irgendwie weiterverwendet werden. Oder Du arbeitest selbstständig – dann gibt es nichts zu »übernehmen«. Der Selbstständige muss seine Lizenzen selbst besorgen, notfalls auch zusätzlich zum Auftraggeber, der sie schon hat.
Ich empfehle zum Einstieg nochmal: http://www.typografie.info/2/content.php/152-Mythos-Schriftlizenzen

Dass das Thema raubkopierte Schriften hier so als Kavaliersdelikt abgetan wird (»Macht doch jeder so«), verwundert ein wenig – vor allem wenn die betreffenden Leute selbst in der Kreativbranche tätig sind und also ebenso darauf bauen, nicht »beklaut« zu werden. Die Benutzung von raubkopierten Schriften ist schlicht ILLEGAL und zu illegalen Handlungen sollte hier in so einem Forum nicht auch noch aufgerufen werden (wie in diesem Thread geschehen).

Gibt es ein Tool, das meine 1700 Schriften durchforsten kann, und mir sagt welche ich frei verwenden darf und welche besser nicht verwendet werden sollten?

Nein, dazu ist das Thema zu komplex. Man kann Schriften nicht einfach in kostenlos und nicht kostenlos einordnen. Es gibt zu viele Abstufungen, wie Software-Beigaben, illegale Klone (die als Freeware daherkommen) usw. Das muss also einzeln geprüft werden. In Grunde aber auch nicht sooo schwer, da sich die Originalquelle der Fonts durch Googeln in der Regel leicht finden lässt. Im Zweifel dann Leute fragen, die sich damit auskennen.
 
Hallo Seite 7,

keineswegs rede ich „Raubkopiererei” schön, im Gegenteil.:)
Nur, wer jemals in der Hektik eines Belichtungsstudios der 70er bis 90er
gearbeitet hat, versteht, dass nicht alle geladenen Dokumente nach
Abschluss des Jobs gelöscht wurden – evetuelle Korrekturen, Kunde
verlangt, dass die Vorlagen gespeichert werden. Dadurch, und nur dadurch
hat sich bei mir eine Unzahl von „illegalen” Schrfiten eingenistet.
Zum „Wegwerfen” zu schade – welcher Typograf trennt sich gerne
von Schriften? Bei mir ist es wie bei anderen Leuten mit Briefmarken
sammeln (gewesen). Meines Wissens habe ich keine Schriften
illegal benutzt. Wäre auch zu dumm gewesen bei den z.T. international
agierenden Kunden.

Mit Schriftkauf (digital) fing es 1984 an, werde ich nie vergessen,
die Avantgarde kostet damals pro Schnitt etwa 3.500 DM
(für die RankXerox Workstation). Mit Schriftkauf – analog – begann das
richtige Geldausgeben 1979 für Berthold Satzgeräte. Insgesamt dürfte
ich für Schriftlizenzen im Laufe der Jahre weit über eine viertel Million DM
ausgegeben haben.

Arbeiten, bei welchen ich auf meine „illegalen” Schriften zugriff, waren
LogoTypes und Packungsdesign. Darüber könnte man nun vortrefflich
diskutieren, ob der Einsatz der Schrfiten illegal war/ist, wenn ich die
Schriftzüge nachzeichne und dabei verändere. Wie oft hatten wir uns
amerikanische Schrfitmusterbücher gekauft, die benötigten Zeichen
reproduziert und für die Produktion neu gezeichnet.:D

Übrigens, so lernten wir es auch auf der Fachhochschule zu arbeiten:)

Gruss Jürgen
 
Mit Schriftkauf – analog – begann das richtige Geldausgeben 1979 für Berthold Satzgeräte. Insgesamt dürfte ich für Schriftlizenzen im Laufe der Jahre weit über eine viertel Million DM ausgegeben haben.

Ja, ja – wie gut ich das kenne! Bei mir ging es 1974 mit Fotosatz los. Schriftschienen für den Staromat, Schrift-Scheiben für Diatronic und Letraset-Satzgeräte, Schriften für große Berthold-Satzgeräte (jeder gottverdammte Verlag in HH und München arbeitete mit anderen Schriften und Titelsatz-Systemen) und dann kam der MacIntosh IIfx. 1995 habe ich alles an eine kleine Akzidenz-Druckerei in der Nordheide verschenkt – allerdings zahlte ich da noch immer die Restraten für das große Berthold-Satzsystem ab ...
 
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