Mag sein, dass das Potenzial von IQ Routes nicht voll ausgeschöpft wird. Aber historische Durchschnittsdaten zu Verkehrsaufkommen nach Tageszeit und Strecke sind immer noch besser als ein doch schon ziemlich deutliches daneben liegen von Navigon.
Persönlicher Geschmack spielt sicherlich immer eine Rolle, aber ich will mal versuchen, meine Vorschusslorbeeren an TomTom zu begründen..
Grundsätzliches:
1. Hervorragend lesbares Menü mit großen Icons.
2. Die wesentlichen Funktionen sind im Hauptmenü untergebracht und nicht hinter einem kleinen Button in der Titelleiste versteckt.
3. Sämtliche Optionen sind gut strukturiert in den entsprechenden Menüs untergebracht.
4. Auch wenn Navigon am besten in die iPhone Oberfläche integriert ist, fühlt sich TomTom noch eine Spur mehr iPhone-like an. Größer, heller, bessere Grafik.
Features:
1. Routenalternative suchen
Hier kann ich entweder eine (oder bei wiederholtem Aufruf mehrere) Alternativen berechnen lassen, Straßensperren vermeiden, mit "Reisen über.." ein Zwischenziel festlegen oder eine Teilroute vermeiden.
"Teilroute vermeiden" ist hier besonders gut gelöst. Wenn ich den Punkt aufrufe, erscheint eine Liste mit allen Straßen inkl. der Entfernung, die ich auf diesen Straßen zurücklege. Da kann ich einfach eine Straße auswählen und sie wird bei der Berechnung ausgeschlossen.
2. Routenübersicht
Die Routenübersicht ist ebenfalls besser gelöst. Die Routenübersicht auf der Karte ist deutlich besser lesbar als bei Navigon. Die angezeigte Karte mit der Route erscheint im Vollbild, ich kann zoomen, scrollen und mir sogar per "Fadenkreuz" einzelne Straßennamen anzeigen lassen.
Auf Wunsch kann ich mir die Routenanweisungen (Straßenliste mit Abbiegepfeilen und Fahrzeit auf dieser Straße) anzeigen lassen.
3. Routenplanung
Es gibt eine erweiterte Routenplanung mit der ich problemlos Start, Ziel und Abfahrtszeit festlegen kann. Für mich (das ist subjektiv) ein wichtiges Feature. Geht mit Navigon inzwischen auch, die Optionen (Anzeigen der Route, etc.) sind bei TomTom aber wesentlich umfangreicher.
4. Ton aus/Lautstärkeregelung
Sehr gut erreichbar. Ton aus ist ein Hauptpunkt im Menü, an die Lautstärkeregelung komme ich wenn ich auf die Routenanweisungen unter der Karte klicke.
5. Routenanweisungen
Auch wenn ich die Art der Darstellung nicht mag.. Sie ist schlicht, sehr gut lesbar, zeigt mehr Informationen an als die von Navigon.
6. Kartenfarben
Ich kann aus verschiedenn Kartenfarben auswählen. Sowohl im Tag als auch im Nachtbetrieb.
Negativ:
Kein Spurassistent, offensichtlich nur ein Zwischenziel möglich. Und natürlich die fehlenden Osteuropakarten.
Das sind natürlich zwei "Features", die essentiell sind. Ist mir auch nicht begreiflich, warum TomTom die weggelassen hat und sollte in einem unabhängigen Vergleich fette Minuspunkte geben.
Was die Karte angeht.. Naja, die würde ich in den Vergleich nicht einfließen lassen. Es wäre auch unsinnig die Navigon D-A-CH Variante mit TomTom Europe zu vergleichen. Die Aussage allerdings auch nur unter der Voraussetzung, dass TomTom mal eine Variante mit Osteuropa nachliefert.
Positiv bei Navigon:
Tja.. Nennt mich befangen aber bis auf den Spurassistenten, Reality View, die Zwischenziele und den Preis kann ich nichts finden, das Navigon positiv von TomTom abhebt.
Insgesamt ist Navigon doch sehr spartanisch. Starten, klicken, losfahren. Wem das reicht, der ist gut bedient. Dass TomTom mehr Funktionen bietet, rechtfertigt IMHO auch den Preis.
Noch ein paar Worte zu den Sprachanweisungen:
Mein eindeutiger Favorit ist hier ja iGo. Klar, verständlich und vor allem logisch. Logisch deshalb weil weniger Missverständnisse möglich sind.
Wenn man Navigon ohne Blick auf die Karte nutzt und nur den Sprachanweisungen folgt (als Motorradfahrer z.B.), wird es früher oder später zu der Situation kommen, dass man falsch geleitet wird, weil die Sprachanweisungen missverständlich sein können.
TomTom ist hier nach meinen ersten Erfahrungen nicht besser als Navigon aber anders.
Was für Navigon ein links Abbiegen ist, ist für TomTom ein geradeaus Fahren, was für TomTom ein rechts Abbiegen ist, ist für Navigon gar keine Anweisung.
Konkret meine ich zwei naja sagen wir Grenzfälle. Einmal von einer Nebenstraße geradeaus auf eine Art abknickende Vorfahrtsstraße, einmal einer abknickenden Hauptstraße folgend.
Beide Varianten sind wenn man an die Kreuzungen kommt verständlich, aber eben völlig anders. Da wäre ein Dauertest interessant, welche App mehr oder weniger dazu führt, dass man kurzzeitig nachdenken muss, was nun gemeint ist.
Mein persönliches Fazit:
Was die Oberfläche und die Bedienung angeht liegt TomTom weit vor Navigon. Und zwar ganz deutlich. Was Navigon mit einem Update nachgeschoben hat ist in TomTom schon drin.
Im Hinblick auf die Kernfeatures schwächelt TomTom. Hier sollten die Holländer dringend (ganz dringend) ein Update nachschieben. Ich kann auch ohne Fahrspurassistent, aber den nicht einzubauen kann man eigentlich schon als dämlich bezeichnen.
Wer keinen Wert auf Schnickschnack legt oder Osteuropakarten braucht, sollte derzeit zu Navigon greifen. Bei der Kernaufgabe (Navigieren) kann Navigon mehr punkten als TomTom.
Wenn TomTom aber nachbessern sollte, bekommt man mit TomTom doppelt soviel Navi-App wie mit Navigon.
Ich hoffe, das war hilfreich und nicht zu einseitig.
Achja.. iGo hab ich ganz bewusst außen vor gelassen. Meines Erachtens immer noch die beste Navi, aber solange eine Lautstärkeregelung fehlt und der "Neustart"-Bug nicht behoben sind, ist ein Vergleich eigentlich indiskutabel. iGo ist diesbezüglich noch im Betastadium.
Aber da werden wir ja in Kürze auch ein Update nachgelegt bekommen.