Grundsatz-Upgrade-Fragen zu Digital

Der hochwertige Scan eines Negativs wird immer besser sein als der Scan vom Abzug. Wer das Gegenteil behauptet, hat das schlichtweg noch nicht gemacht.

Das, was oftmals übersehen wird bei dieser Diskussion: Bilder, die schon mit einer Consumer-DSLR und einem mittelmäßigen Glas gemacht werden, erlauben eine Darstellung auf Monitoren, die jedem den Atem rauben können. Ein (wie auch immer) gescanntes Bild reicht da zunächst nicht heran.

Aber (tridion - Du kennst Baryt-Abzüge von Peter) ein Baryt-Abzug und inzwischen auch alle anderen PE-Abzüge weisen Schärfen, Tiefen, weisen Graustufen, atmosphärisches Licht auf... da kommt nichts anderes heran....
 
joka, mit "atemberaubend" kannst Du nur die Schärfe meinen, oder? In dieser Beziehung kann man für die Darstellung auf Monitoren natürlich richtig auf die Kacke hauen, weil man die wirkliche Auflösung des Fotos gar nicht erkennen kann. Ich empfinde allerdings viele der Fotos, die im Internet zu sehen sind, als überschärft.

@tridion: Filmscanner kosten deutlich mehr als Durchlichtscanner, das ist zwar richtig. Je nach Geräten sind es bis zu 1000 Euro. Aber der Qualitätsgewinn ist m.E. nach so gross, dass er bei Abzügen/Ausdrucken sofort sichtbar ist. Damit lohnt sich dann auch die Arbeit an der Optimierung eines Scans.
Meiner Meinung nach ist es unsinnig, wenn man das Foto erst mit einem Qualitäts-Objektiv macht, für den Ausdruck aber mit einem Flachbettscanner digitalisiert.
Das ist genauso, als hätte man früher viel Geld in Kamera+Objektiv investiert, es dann aber am Vergrösserungsgerät wieder eingespart. Letztlich bestimmt das schwächste Glied in der Kette, wie gut das Resultat wird.

Ich sehe die Anschaffungskosten für einen Scanner auch in Relation zu einer Dunkelkammer und der Zeit, die man in den guten alten Zeiten da verbracht hat, um Emulsionen anzusetzen, hier was abzuwedeln und da noch was nachzubelichten. Dann das mühsame Ausflecken... das war eine kosten- und zeitaufwändige Beschäftigung.
Mit einem guten Filmscanner und Photoshop erreicht man annähernd die gleiche Qualität und hat gestalterisch wesentlich mehr Möglichkeiten.
Ich glaube, mit einer mittelprächtigen älteren Analogkamera + gutem Filmscanner bekommt man deutlich besssere Fotos als mit einer hochwertigen Kamera + Flachbettscanner.
 
Das sehe ich etwas anders - Filmscanner mit MF-Option (und die ist für viele Photographen wichtig) kosten noch deutlich mehr. Und deinen letzten Satz kann ich so absolut nicht unterschreiben - aus eigener Erfahrung. Weil die Unterschiede zwischen Consumer-Filmscanner und aktuellem Flachbettscanner mit Durchlichteinheit nicht so groß sind, daß sie die Qualität von Hochleistungs-Objektiven nicht deutlich machen.
Grüße, tridion
 
Mit Scannern gibt es verschiedene Problem-Zonen.
Flachbettscanner - auch sehr hochwertige - haben zwar manchmal hohe nominelle Auflösungen, in der Realität liegen sie aber oft gerade mal beim halben Wert.
Diacanner haben dagegen fast immer exakt die angegebene Auflösung.
Bei den größeren Formaten ist das nur ein kleines Problem, aber bei KB Negativen oder Dias reicht das dann nur noch mit Ach und Krach.
Dazu kommt die ausgesprochen nervige Staubproblematik, gerade bei Kleinbild.
Ich habe mir inzwischen angewöhnt, viele Sachen mit einer DSLR und Makroobjektiv zu "scannen".
Toller 3 D Scanner und geht ruckzuck.

Zum Thema Scan von Positiven/Abzügen:
Letztlich geht bei jedem Zwischenschritt immer etwas verloren, deshalb würde ich auch denken, das ein hochwertiger Scan direkt vom Dia oder Negativ eine bessere Qualität bietet.
 
Nochmal zum Thema Flachbettscanner+Durchlichteinheit oder Filmscanner.

1. Auflösung
Der Epson 4990 (ca. 500 Euro) hat eine effektive Auflösung von 1600 dpi (lt. Epson), damit bekommt man von einem Kleinbildnegativ eine 300dpi-Datei von höchstens 13x18cm. Aus einem Mittelformatnegativ werden aus 6cm Kantenlänge höchstens 42cm beim Scan.
Zum Vergleich: Ein 4000dpi-KB-Scanner produziert von einem KB-Negativ eine 300dpi-Datei von mehr als A3 Grösse.
Ein Nikon Mittelformatscanner mit 8000dpi Auflösung kann aus einem MF-Negativ aus 6cm Kantenlänge mehr als 140cm machen. Diese Möglichkeit wird man eher selten nutzen, aber die Option, aus einem guten KB-Negativ eine 300dpi-Belichtung im Format von 60x90cm zu machen, schon eher.
Und wer auch mal Ausschnitssvergrösserungen machen will, käme mit einem Flachbettscanner kaum noch auf eine befriedigende Grösse. Ich weiss nicht, ob ich mich verrechnet habe, aber reduziert der ein KB-Negativ nicht im Grunde auf eine Datei, die auch eine preiswerte 5MP-Consumerkamera liefern würde?

2. Qualität
Ich habe in die Galerie zwei Testscans eines 6x7cm-Dias gestellt, mit einer Skalierung von 800%, nicht geschärft, nicht korrigiert, nicht gereinigt, ohne automatische Staubentfernung. Ich hab bei beiden nur Licht und Tiefe gesetzt.
Der eine ist mit einem Flachbettscanner Mikrotek 9600 (der Nachfolger 9800 mit ähnlichen Werten kostet ca. 1500 Euro), der andere einem Nikon 8000 Filmscanner gemacht, beide mit Silverfast 6.
Obwohl ich sie natürlich galerietauglich verkleinern musste, kann man den Unterschied ganz gut erkennen. Speziell die Ausschnittsvergrösserungen, auf Grauwerte reduziert, zeigen den Unterschied in der Schärfeleistung.

Nun weiss ich nicht, welche Scanqualität der Epson abliefert, der ja in den Tests gut abgeschnitten hat. (Der Service hat allerdings einen schlechten Ruf.)
Ich wäre neugierig auf einen ähnlichen Vergleich.

Aber auch, nachdem ich gesehen habe, was der Nikon-Scanner aus meinen 30 Jahre alten 6x6 Negativen macht, fotografiert seinerzeit mit einer Pentacon, würde ich am Scanner zuletzt sparen.
 
Krill schrieb:
Nochmal zum Thema Flachbettscanner+Durchlichteinheit oder Filmscanner.

1. Auflösung
Der Epson 4990 (ca. 500 Euro) hat eine effektive Auflösung von 1600 dpi (lt. Epson), damit bekommt man von einem Kleinbildnegativ eine 300dpi-Datei von höchstens 13x18cm. Aus einem Mittelformatnegativ werden aus 6cm Kantenlänge höchstens 42cm beim Scan.
Zum Vergleich: Ein 4000dpi-KB-Scanner produziert von einem KB-Negativ eine 300dpi-Datei von mehr als A3 Grösse.
Ein Nikon Mittelformatscanner mit 8000dpi Auflösung kann aus einem MF-Negativ aus 6cm Kantenlänge mehr als 140cm machen. Diese Möglichkeit wird man eher selten nutzen, aber die Option, aus einem guten KB-Negativ eine 300dpi-Belichtung im Format von 60x90cm zu machen, schon eher.
Und wer auch mal Ausschnitssvergrösserungen machen will, käme mit einem Flachbettscanner kaum noch auf eine befriedigende Grösse. Ich weiss nicht, ob ich mich verrechnet habe, aber reduziert der ein KB-Negativ nicht im Grunde auf eine Datei, die auch eine preiswerte 5MP-Consumerkamera liefern würde?

2. Qualität
Ich habe in die Galerie zwei Testscans eines 6x7cm-Dias gestellt, mit einer Skalierung von 800%, nicht geschärft, nicht korrigiert, nicht gereinigt, ohne automatische Staubentfernung. Ich hab bei beiden nur Licht und Tiefe gesetzt.
Der eine ist mit einem Flachbettscanner Mikrotek 9600 (der Nachfolger 9800 mit ähnlichen Werten kostet ca. 1500 Euro), der andere einem Nikon 8000 Filmscanner gemacht, beide mit Silverfast 6.
Obwohl ich sie natürlich galerietauglich verkleinern musste, kann man den Unterschied ganz gut erkennen. Speziell die Ausschnittsvergrösserungen, auf Grauwerte reduziert, zeigen den Unterschied in der Schärfeleistung.

Nun weiss ich nicht, welche Scanqualität der Epson abliefert, der ja in den Tests gut abgeschnitten hat. (Der Service hat allerdings einen schlechten Ruf.)
Ich wäre neugierig auf einen ähnlichen Vergleich.

Aber auch, nachdem ich gesehen habe, was der Nikon-Scanner aus meinen 30 Jahre alten 6x6 Negativen macht, fotografiert seinerzeit mit einer Pentacon, würde ich am Scanner zuletzt sparen.



Deine Rechnungen sind durchaus richtig, wobei ein guter Flachbettscanner gerade mal die Auflösung einer guten 3,5 MP Kamera erreicht.
Flachbettscanner für Dias oder Negative zu verwenden ist eher ein Notbehelf.
Sie reichen dann, wenn man nicht zu hohe Ansprüche stellt oder nicht zu große Ausgabeformate anpeilt.

Der Nikon Coolscan LS 8000 kostet ca. 3800 Euro.
Da stellt sich dann schon die Frage, ob man nicht ev. eine Vollformat Digital Reflex ins Auge fassen sollte. (EOS 5 D ca. 3000 Euro)

Erwägenswert wäre, die DSLR mit einem guten Macro und Diakopiervorsatz einzusetzen.
Die könnte man dann auch für Mittelformat Negative verwenden.
Die Kamera hätte zudem den großen Vorteil der universellen Nutzung.

Digitales Mittelformat ist zwar nochmal besser und hat noch mehr Reserven, aber die Kosten sind ganz erheblich höher.
 
Krill,

das ist der Punkt. Oder andersherum: Du hast es auf den Punkt gebracht... Durchlichteinheit - für Web oder Privat-Gebrauch ok... für Druck nicht nutzbar.
Sehr gute Gläser (bei mir Leica) und ein hochwertiger KB-Filmscanner (angefangen beim Coolscan 5000 ED) und wir kommen der Sache schon näher. Will heißen: hier können wir Dateien erzeugen, die in Zeitschrift und/oder auch Buch druckfähig sind.
 
Um auf Lightspeeds Eingangfrage, ob es sinnvoll sei, von einer hochwertigen KB- + Mittelformatausrüstung auf digital umzurüsten, zurückzukommen:
Ich habe mich – in einer ganz ähnlichen Situation – für einen guten Filmscanner entschieden, allerdings gebraucht. Und den Nikon 8000 gibt es ab und an noch für nur etwas über 2000 Euro neu, das Nachfolgemodell 9000 (ohne Silverfast) kostet 2500, mit 2700-2800 Euro.
Als Grafiker nutze ich die Geräte allerdings auch beruflich. Ob einem das Hobby so viel Geld wert ist, ist eine andere Frage. Aber der Aufstieg zu Gläsern von Leica, Rollei oder (für) Hasselblad kostet ja auch eine Menge Geld, und wenn man sich derart teure Objektive leistet, sollte ein guter Scanner mit drin sein.

Ich sehe diese Investition auch so: Hochpreisige Analogkameras verlieren ihren Wert nur langsam und sind von der Bildqualität her noch lange konkurrenzfähig bis überlegen. Ein Scanner macht digitalen Verarbeitung auf hohem Niveau möglich, und das ebenfalls für lange Jahre.
Und wer, wie Joka, ich und andere, Analogfotografie liebt, kann damit noch lange zweigleisig fahren und behält alle Optionen. Ein kompletter Ersatz der analogen Ausrüstung durch eine digitale dürfte erheblich teurer werden, und ist, wie ich glaube, auch eine kurzlebigere Investition.

Zu Bramix Tempo- und Staubargument: Es stimmt, ein guter Scan incl. 16fachem Durchgang gegen das Rauschen braucht arschlange. Aber das mache ich nur mit bestimmten Bildern, der Scanner läuft dafür nebenbei mit. Die anderen werden erstmal in geringer Auflösung archiviert.
Mit Staub habe ich keine Probleme.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ja, wenn es Liebe ist.......

....dann stehe ich mit nüchtern praktischen Gedanken natürlich auf verlorenem Posten.

Dann dürfte ein guter Mittelformat Scanner vermutlich eine der besten Lösungen sein, um die Qualität weitestgehend zu erhalten.
 
wobei man beachten muß: für einen 60er Raster bei Zeitungen sowie für normale Ausdrucke und natürlich für web-Präsentationen ist auch ein guter Flachbettscanner vollkommen ausreichend - ebenso wie für web-Präsentationen. Lediglich für Hochglanz-Druck (Kalender, Bildband) sollte ein guter Scan verwendet werden.
Und die Qualität der Bearbeitung spielt auch eine große Rolle.

Gruß tridion
 
Warum eigentlich ein Negativ oder Dia einscannen zum Ausbelichten? Warum wird das nicht direkt ausbelichtet? :confused:

ww
 
@tridion: Du hast Recht, aber ich habe mich bei meinen Überlegungen auf Lightspeeds Wunsch (im Anfangsposting) bezogen, auch weiterhin grossformatige Ausdrucke bzw. Belichtungen machen zu können – mit der Möglichkeit, sie auch digital bearbeiten zu können.
@Bramix: Das ist bei mir die gleiche Liebe zu Nuancen in Farben & Tönen, Strukturen und feinen Details, die mich immer noch mit Aquarell- und Ölfarben malen lässt und nicht mit dem Tablet unter Illustrator.

Bei allen praktischen Vorteilen, die die digitale Bearbeitung von Farben und Tönen bietet: Sie führt auch zu Armut und Gleichförmigkeit. Im schnellen Mediengeschäft ist das weniger wichtig, aber wenn man künstlerisch arbeiten will, bieten herkömmliche analoge Arbeitstechniken immer noch die grössere Vielfalt an Möglichkeiten.

Vermutlich wird die digitalen Verarbeitung bald auch in der künstlerischen Fotografie die Feldhoheit errungen haben. Aber ein paar Jahre dauert's noch, glaube ich.
 
@wildwater: Man kann sich ein Dia/Negativ natürlich direkt ausbelichten oder eine Handvergrösserung machen lassen. Für Ausstellungszwecke kann es besser sein, wenn ein(e) gewiefte FotolaborantIn einen guten Anzug macht.
Aber eine Datei kann man vorher nach den eigenen Wünschen optimieren, und das geht wesntlich besser und schneller als in der Dunkelkammer.

Und wenn das Foto irgendwo gedruckt werden soll, muss es sowieso gescannt werden. (Aber wie hier schon gesagt, ist ein fachlich versierter Trommelscan da noch mal einen Riesenschritt besser als einer vom Filmscanner.)

Ich finde im Übrigen auch, dass eine hochaufgelöste und optimierte Datei eine deutlich bessere Qualität hat, wenn man sie danach für den Zeitungsdruck oder das Internet verkleinert, als wenn man gleich einen Scan mit niedriger Auflösung macht. Aber das ist Ansichtssache.
 
Das mit dem Druck ist mir klar. Aber ein Negativ einscannen zum Ausbelichten ist für mich nicht wirklich nachvollziehbar.

Vielleicht bin ich da auch zu altmodisch. ;)

ww
 
@wildwater:
Für altmodische Puristen (zu denen ich mich auch zähle) ist ein Handabzug erste Wahl - aber sauteuer, wenn man es nicht selbst machen kann. (Und wer hat noch ein Farblabor?) Ein ausbelichteter Scan kostet in sehr guter Qualität nur ein Bruchteil eines Handabzuges. Besser als eine maschinelle Vergrösserung ist er allemal.

All die Tricks, die man in der Dunkelkammer angewendet hat, kann man am Rechner ja auch machen, und viel mehr und viel schneller. Vom Ausflecken bis Partien nachbelichten, abwedeln und all das, wozu man enorm viel Zeit und viele Versuche gebraucht hat. (Hab ich vorher schon mal geschrieben.)

Und, ich gebe es offen zu, ich öffne der Manipulation Tor und Tür: Für ein Porträt meiner 15köpfigen Familie habe ich etliche Fotos verschossen, immer hat irgendwer die Augen zugemacht, blöd gegrinst, verwackelt und anderen Scheiß gemacht. Schließlich hab ich einfach in das beste vier misslungene Köpfe durch gelungene aus anderen Fotos ersetzt. Die Montage ist nicht zu erkennen, wäre aber als Direktabzug natürlich nicht möglich.
 
Krill schrieb:
@Bramix: Das ist bei mir die gleiche Liebe zu Nuancen in Farben & Tönen, Strukturen und feinen Details, die mich immer noch mit Aquarell- und Ölfarben malen lässt und nicht mit dem Tablet unter Illustrator.

Bei allen praktischen Vorteilen, die die digitale Bearbeitung von Farben und Tönen bietet: Sie führt auch zu Armut und Gleichförmigkeit. Im schnellen Mediengeschäft ist das weniger wichtig, aber wenn man künstlerisch arbeiten will, bieten herkömmliche analoge Arbeitstechniken immer noch die grössere Vielfalt an Möglichkeiten.

Vermutlich wird die digitalen Verarbeitung bald auch in der künstlerischen Fotografie die Feldhoheit errungen haben. Aber ein paar Jahre dauert's noch, glaube ich.


Kann ich absolut verstehen, hab selbst mit verschiedenen Mittelformat-Kameras gearbeitet.
Alllein der große Sucher ist ein Genuß für sich und die wunderbar feinen Farbabstufungen sind etwas für Geniesser.

Aber - wenn man z.B. gerne im Gebirge rumkraxelt, denkt man halt auch mal über leichteres Gepäck nach, vor allem, wenn man so langsam alt und gebrechlich wird! :D

Wenn die Digitaltechnik zu Armut und Gleichförmigkeit führt, dürfte es eher an den Nutzern als an der Technik selbst liegen, ist jedenfalls meine Vermutung.

Man kann mit ihr sehr unterschiedlich umgehen.
Ich versuche meine Eingriffe dezent im Zaum zu halten, obwohl die Technik natürlich leicht dazu verführt, unendlich rumzutricksen.
 
Wildwater schrieb:
Das mit dem Druck ist mir klar. Aber ein Negativ einscannen zum Ausbelichten ist für mich nicht wirklich nachvollziehbar.

Vielleicht bin ich da auch zu altmodisch. ;)

ww


Lieber Rauschebach,

hast Du noch nie in einem richtigen Fotolabor gearbeitet?
Auch früher schon war das Negativ nur ein Ausgangspunkt.
Für manche Fotografen fing die kreative Arbeit überhaupt erst richtig in der Dunkelkammer an.

Heute macht man dies bequemer am Computer, nur muß das Negativ erstmal da rein bugsiert werden.
 
Bramix, wir schweifen zwar jetzt ab, aber hier kann man ja über das Thema Vor- und Nachteile digitaler Fotografie reden.

Die Vorteile für Profis, Reporter, Reisende und Schnappschiesser, Familien usw. sind unbestritten, sie ist eine preiswerte und vor allem schnelle Art der Fotografie.
Auch für künstlerische Absichten hat sie ihre Qualität, nicht nur als fotografischer Notizblock, sondern auch durch eine eigene – grade ungekünstelte*–*Ästhetik.

Aber viele Möglichkeiten der analogen Fotografie bietet sie eben nicht oder nur in Preisbereichen, die zumindest zur Zeit noch professioneller Nutzung vorbehalten sind. Grade Leute wie Lightspeed (oder ich) überlegen da natürlich, wo sie schon in digitale Technik investieren und wo sie noch bei analoger bleiben – erst recht, wenn die hochwertig und solide ist und weniger an Wert verliert als ihre digitalen Pendants. (Ein Filmscanner z.B. verschafft einem die Vorteile beider Welten.)

Was ich mit "Verarmung und Gleichförmigkeit" meine, die die explosionsartige Verbreitung digitaler Fotografie meiner Ansicht nach auch bewirkt, will ich an zwei Beispielen illustrieren: Das Verschwinden der Schwarz-Weiss-Fotografie und der Unschärfe.
Digitale Kameras können nur Farbe, die einfach Umwandlung in Grauwerte sieht meistens Kacke und mau aus. Nun kann man natürlich mit Photoshop an den Kanälen fummeln, den Himmel sättigen, das Gras bleichen usw. – aber an ein mit Filtern aufgenommenes S/W-Analogfoto und seiner Vielfalt an Grautönen z.B. in der Botanik kommt man nicht ran, und wenn, dann wirklich nur mit viel Nacharbeit.

Die Unschärfe ist aus der digitalen Welt nahezu verschwunden, die meisten Digicams haben auch mit offensten Blenden noch einen enormen Bereich an Tiefenschärfe, und bei vielen schärft eine Automatik nach, bevor die Datei überhaupt auf der Speicherkarte gelandet ist. Die bewusste grafische Gestaltung mit scharfen und unscharfen Bereichen ist auch hier natürlich über Photoshop möglich, aber man erkennt es auf den ersten Blick, und der Einsatz sieht fast immer bemüht und künstlich aus.

Deshalb glaube ich, dass die analoge Fotografie für Leute, die Fotos grafisch gestalten wollen, auch weiterhin wertvoll bleibt.
Abgesehen davon werde ich auch diese analogen Schnappschüsse vermissen, mit ihren Bewegungsunschärfen und anderen Unzulänglichkeiten, die oft ihren speziellen Reiz ausmachen. Jetzt sehen alle 5MP-Amateurfotos farbknallig und superscharf aus, aber an Detailinformationen sind 50 Jahre alte 6x6-Negative ihnen trotzdem überlegen. Ein solches Foto mit vielen kleinen Einzelheiten kann man lange betrachten, z.B. den lange verstorbenen Opa mit seinem Radio und der Kommode im Hintergrund, das ist ein Schatz, der immer wertvoller wird.
Mal sehen, wie die Fotografie aussieht, wenn die Consumer-Kameras die 15 oder 20 MP-Grenze geknackt haben.
 
Hallo Krill,
man muß bei dieser Debatte aber fairerweise auch berücksichtigen, welchen Entwicklungsvorsprung die klassische Fotografie hat. Die digitale Fotografie ist ja noch sehr jung, wenn man so will noch im Pampers-Alter, dafür macht sie sich aber schon recht gut. Hab doch einen Vergleich mit meinen alten, selbstvergrößerten analogen Fotos.

Der Charme von alten schwarzweiß Fotos ist unbestritten, wobei ich mich immer frage, ob es an der Technik oder am Inhalt liegt. Ist wie bei alter Architektur, auch da wird dem Auge erheblich mehr an visuellen Reizen geboten. Vielleicht ist es aber zusätzlich auch die handwerkliche Machart, die alten Großformate, das Posieren, der fotografische Stil. Früher wurden Fotos ja richtig gebaut, inszeniert.
Wenn dann hinten noch draufsteht "kaiserlich königlicher Hofphotograph", so erhält ein Foto noch zusätzlichen Adel. Es war ein Unikat, kein huschhusch Massenprodukt.

Ich denke, die Technik ist erstmal nur Mittel zum Zweck, schlicht ein Handwerkszeug.
Wie man sie aber nutzt, das kann sehr unterschiedlich sein und hängt entscheidend vom eigenen fotografischen Stil ab. Ich kann rumballern oder ich kann in Ruhe und bewußt gestalten.

Als ich vor 30 Jahren zum ersten mal Kontakt mit Leuten aus einem Fotoclub bekam, habe ich auch sehr gestaunt, wieviel Filme die Jungs an einem Tag verballert haben. Bei mir war es nur ein Bruchteil davon. Das hat sich bis heute nicht geändert, trotz Motorantrieb, trotz AF, trotz Automatiken aller Art. Man KANN sie nutzen, MUSS aber doch nicht.
Egal ob Analog oder Digital, egal ob KB oder MF.

Der Hauptvorteil der Digitaltechnik ist für mich NUR, das ich heute mein Farblabor auf dem Schreibtisch stehen habe und der gesamte Verarbeitungsvorgang erheblich einfacher, bequemer, schneller und erschwinglicher geworden ist.
Das und nur das, sehe ich als enormen Fortschritt.
Endlich habe ich ein eigenes Farblabor!

Kann mich noch gut daran erinnern, wie wir früher Farbbilder entwickelt haben.
Mit Folienfiltern, unzähligen Probestreifen, langen Entwicklungszeiten .....
Mühsam, langsam, kostspielig.
Schwarzweiß war dagegen ein Klacks.

Meine Welt ist farbig, was nicht heißt, das sie knallig bunt sein muß.
Auch in Farbe kann man doch graphisch oder nahezu monochrom arbeiten.
Aber davon abgesehen, hält die Schwarzweiss-Technik inzwischen ja auch in die neueren DSLR Einzug, inklusive Filtermöglichkeiten. Vermutlich wird da noch mehr kommen, letztlich abgängig von der Nachfrage.

Ich habe partout nichts gegen analoge Fotografie.
Der Reiz einer 9x12 Inch Fachkamera ist unbestritten.
Die 6x7 Pentax ist eine wundervolle Kamera (hatte ich längere Zeit).
ABER - all dies ist auch mit sehr viel Gewicht, Finanzkraft und anderen Umständen verbunden.
Die Medaille hat ja mehrere Seiten.

Letzlich kann man nur selbst entscheiden, ob Nutzen und Aufwand für einen selbst in einem akzeptablen Verhältnis stehen. Speziell, wenn es ein Hobby ist und man finanziell nicht aus dem Vollen schöpfen kann.

D'accord?
 
Krill schrieb:
… die meisten Digicams haben auch mit offensten Blenden noch einen enormen Bereich an Tiefenschärfe, und bei vielen schärft eine Automatik nach, bevor die Datei überhaupt auf der Speicherkarte gelandet ist. …
Genau das hat mir an meiner ersten Knipse auch gefehlt (Nikon Coolpix 3200). DSLR bieten dies jedoch auch. Genau so verhält es sich mit Bewegungsunschärfe.

Fotografierende Zigarettenschachteln sind da in der Regel überfordert.

ww
 
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