Geht's mit deutscher Typographie bergab?

Die Courier stammt ja ursprünglich aus der Schreibmaschine. Da finden z.B. das 'm' und das 'i' – obwohl beide unterschiedlich breit sind – auf gleich breiten Metallstücken Platz und mit jedem Anschlag schiebt sich das Papier um die Breite des Metallstückchens nach links. So kommt es, dass Du vor und hinter einem 'i' wesentlich mehr Platz hast, als das beim 'm' der Fall ist. Das ergibt mal große und mal kleine Lücken zwischen den Buchstaben.

Im Bleisatz hingegen waren die Lettern unterschiedlich breit und so optimiert, dass die Buchstabenabstände gleich aussehen, wie z.B. oben bei der Arial.

Dann gibt es noch Ligaturen. Das sind Lettern, die zwei oder mehr Buchstaben tragen. 'fi' und 'fl' beispielsweise gibt's auch heute noch als "Extra-Buchstabe": Drück mal ALT-UMSCHALT-5 (?) bzw. ALT-UMSCHALT-L (?).

Moderne Satzprogramme können die Ligaturen an entsprechenen Stellen automatisch setzen. Statt "Sauerstoffflasche" setzt man im qualitativ hochwertigen Satz also "Sauerstoff?asche", aber niemals "sauerstof?eicht", sondern "sauerstoffleicht" (Ligaturen niemals über Wortgrenzen hinweg verwenden). Unser 'ß' ist übrigens eine Ligatur aus 's' und 'z'.

___edit: Für die berühmten drei Auslassungspunkte gibt's übrigens auch ein eigenes Zeichen (ALT-.) …
___edit2: Oh, ich sehe gerade, bei Ligaturen kapituliert das Forum und setzt nur ein Fragezeichen. :D
 
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nidhoegg schrieb:
Was ist eigentlich der Unterschied zwischen „Gänsefüßchen” und „Gänsefüßchen“ ?

Zweiteres ist im Deutschen gebräuchlich (sieht aus wie 99 … 66, was man aber hier im Forum schlecht erkennt).

Ersteres wird vielleicht in anderen Sprachräumen verwendet, musst mal forschen …

Edit: wenn man Wikipedia glauben darf, ist ersteres der niederländische Stil, derwohl auch auch im Nordeutschland benutzt wird.
 
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zuerst dachte ich, dass ihr alle den totalen vollschatten habt, aber da ich jetzt zuende gelesen habe, brauche ich UNBEDINGT ein paar Quellen/Bücher, um mich typographisch weiterzubilden... das thema ist hat irgendwie seinen reiz :D
 
@smknight
Gute und günstige Einstiegsdroge: :D
"Erste Hilfe in Typografie" von Hans Peter Willberg und Friedrich Forssman, Verlag Hermann Schmidt, Mainz 1999, ISBN 3874394743, 12,80 Euro.

Erste Hilfe in Typografie verspricht der Titel dieses Buchs. Doch es ist kein Buch für hektische Notfälle, sondern zum Genießen in einer ruhigen Stunde. Die Lektüre ist - nicht zuletzt wegen der schönen Typografie - angenehm und das darin vermittelte Wissen vertieft. Der Titel ist dennoch richtig, denn das Buch ist für jene gedacht, die noch nie Typografieunterstützung erhalten haben. Und das sind ja die meisten, obwohl im Computerzeitalter praktisch jeder Mensch sich typografisch betätigt. Dieses Buch schärft durch den Vergleich von gelungenen und mangelhaften Beispielen das Auge für Textgestaltung. Anhand eines Beispieltexts kann man selbst testen, welche Schönheitsfehler man findet. Der Leser lernt alle möglichen Aspekte der Typografie kennen wie zum Beispiel verschiedene Schriften und Schriftfamilien, ihre Anmutung und Lesbarkeit (...) Die Autoren verstehen Typografie in einem weiten Sinn, welcher den Text im Kontext mit anderen Gestaltungselementen sieht. Ein Muss für alle, die sich von der großen Zahl schlecht gestalteter Texte etwas abheben möchten. (Publisher 1/05)
 

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aro74 schrieb:
"Erste Hilfe in Typografie" von Hans Peter Willberg und Friedrich Forssman, Verlag Hermann Schmidt, Mainz 1999, ISBN 3874394743, 12,80 Euro.
Eine Azubi Pflichtlektüre. :D Bekommt jeder gerne.
 
aro74 schrieb:
@smknight
Gute und günstige Einstiegsdroge: :D
"Erste Hilfe in Typografie" von Hans Peter Willberg und Friedrich Forssman, Verlag Hermann Schmidt, Mainz 1999, ISBN 3874394743, 12,80 Euro.
Danke, auf so eine Empfehlung hab ich gewartet. Scheint echt ein spannendes Thema zu sein. :)
 
Es gibt noch ein zweites Buch von Willberg: "Wegweiser Schrift", Verlag und Preis wie oben.

Hans Peter Willberg - auch Autor des Buches "Erste Hilfe in Typografie" - bietet hier zunächst eine Einführung in die Typografie, jedoch mit einem anderen Ziel: Schriften sollen richtig eingeordnet und eingeschätzt werden können, damit sie für den richtigen Zweck ausgewählt und richtig miteinander kombiniert werden. Wobei es richtig und falsch im absoluten Sinn nicht gibt, sondern im Zusammenhang zur erwünschten Wirkung. Die Schriftwahl ist ja heutzutage nicht mehr Profis vorbehalten - jeder, der in Word schreibt, sieht sich vor die Aufgabe gestellt, zwischen zig verschiedenen Schriften auszuwählen. Die verschiedenen Beispiele zeigen dem Einsteiger auf, was Typografie alles bewirken kann, ohne daß man sich dessen bewußt ist. Ein Buch, das man gerne liest. (Publisher 1/05)
 

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Ich könnte mich auch an der Uni immer wieder aufregen, wenn ein "-" mit einem "–" verwechselt wird. Werde von meinen Kommilitonen auch immer wieder schräg angeguckt, wenn ich denen das beim Korrekturlesen ankringel.

Doch mal so eine Frage am Rande: ist der Geviert "—" im Deutschen nicht eher ungebräuchlicher bzw. sehr selten anzutreffen?
In Anglistik heißen die beiden Freunde En-Dash "–" und Em-Dash "—" und letzteren trifft man doch als amerikanischen Gedankenstrich, oder?

Übrigens: bei der Hoefler Text kursiv kapituliert Word auch mit Ligaturen *böses Word*
 
Ja und ja. Unsere Freunde jenseits des Teichs verwenden als Gedankenstrich das Geviert statt des Halbgevierts, kompress gesetzt.
 
Der Geviertstrich wurde früher u.a. bei Preisen verwendet: DM 12,—

Robin Williams (Der Mac ist keine Schreibmaschine) empfahl ihn in dem Zusammenhang nur für Tabellen, gleich breit wie 2 Ziffern.
 
aro74 schrieb:
Unser 'ß' ist übrigens eine Ligatur aus 's' und 'z'.
Viele vertreten allerdings auch die Theorie, daß es sich um eine Ligatur aus ? und s (Stab-s und normalem s) handelt.

Für die berühmten drei Auslassungspunkte gibt's übrigens auch ein eigenes Zeichen (ALT-.) …
Sogar die korrekten deutschen Anführungszeichen lassen sich am Mac bequem tippen. Wahl + ^ und Wahl + 2 erübrigen also die falschen und häßlichen Zollstriche. :)
 
erik schrieb:
Robin Williams (Der Mac ist keine Schreibmaschine) ...
Ja – dieses Buch habe ich in der Variante "Der PC ist keine Schreibmaschine" vor einigen Jahren gekauft - ein ausgezeichnetes kleines Buch.
Auf deutsch scheint es vergriffen zu sein; die amerikanische Version wird allerdings noch bei amazon angeboten:
klick
 
simon.weber schrieb:
Sonder Angebot: Matratze'n

Nur um den Fred neu zu beleben:

Am Kölner Rheinufer auf der Touripromenade bekommt man bei dem Italiener:
Salat, Steak's, usw.

Gruß B.
 
Oh, das unvermeidliche Apostroph/Zollzeichen, beliebt in der Gastonomie, besonders hier bei uns daheim in Bayern!
Hiasl´s Wirtshaus´
ist ganz nett, gibt da aber noch einen ganzen Sack voll anderer Verbayerischungen, aber, ich weiß nicht, ob´s da´s s´chon gab´:

http://de.wikipedia.org/wiki/Deppen-Apostroph

Herrlicher Artikel mit noch herrlicheren Links (Plenk, Klempen, usw.)!
 
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