Gedankenstrich oder Bindestrich?

demark schrieb:
- was soll dann ss nur nach kurzem Vokal, was ganze Schulklassen nicht begreifen, schon gar nicht die Eltern der Schüler?

Erklär das bitte genauer. ss nach kurzem Vokal ist doch nichts neues von der Reform. Am besten du gibst mal einige Beispiele bezüglich ss/ß, die sich deiner Meinung nach mit der Reform geändert haben, und die dich stören. Dann verstehe ich deine Kritikpunkte besser.
 
kaengururatte schrieb:
Erklär das bitte genauer. ss nach kurzem Vokal ist doch nichts neues von der Reform. Am besten du gibst mal einige Beispiele bezüglich ss/ß, die sich deiner Meinung nach mit der Reform geändert haben, und die dich stören. Dann verstehe ich deine Kritikpunkte besser.

Schön, daß wir nicht weiter in akademische Regionen abgeleiten. Für mich zählt, was bei einer Aktion für die Menschen an Nutzen rauskommt.

Seit der Reform wird von vielen Menschen (krampfhaft) versucht, ß durch ss zu ersetzen. Da werden Beschriftungen geändert von Schloßstraße auf Schlossstrasse von Litfaß auf Litfass. Da steht unter den Briefen Grüsse. Das steht grundsätzlich dass nach einem Komma. Die Zeitungen sind voll von unterschiedlichen Schreibweisen, zwanghafter Getrenntschreibung und falschem dass. Die Deutschlehrerinnen hier am Gymnasium machen Kopfstände, um den lieben Schülern beizubringen, wann was gilt.

Übliche Erklärung für ss oder ß: In Fluß ist u kurz zu sprechen, also folgt ss. In Gruß ist u lang zu sprechen, also folgt ß. - oder umgekehrt, wenn ß steht, ist der Vokal lang zu sprechen.

Viele Leute glauben sogar ß sei abgeschafft worden (z.B. über die Hälfte einer 11.Klasse). Ältere Menschen möchten nicht altmodisch wirken und versuchen, modern zu schreiben, also erstzen sie ß durch ss und glauben, das sei die Reform gewesen.

Die Regeln und Schreibweisen vor dem Refomversuch der letzten Jahre waren über viele Jahre gewachsen.
Ich weiß, daß diese Schreibweisen zwar nicht unbedingt frei von Widersprüchen und für jeden leicht verständlich waren, doch ich bin mir sicher, daß die Menschen, die vor 1996 die Rechtschreibung (z.B. bei Duden) begleitet hatten, durchaus kluge Köpfe waren.
 
demark schrieb:
Seit der Reform wird von vielen Menschen (krampfhaft) versucht, ß durch ss zu ersetzen. Da werden Beschriftungen geändert von Schloßstraße auf Schlossstrasse von Litfaß auf Litfass. Da steht unter den Briefen Grüsse. Das steht grundsätzlich dass nach einem Komma.

[...]

Viele Leute glauben sogar ß sei abgeschafft worden (z.B. über die Hälfte einer 11.Klasse). Ältere Menschen möchten nicht altmodisch wirken und versuchen, modern zu schreiben, also erstzen sie ß durch ss und glauben, das sei die Reform gewesen.

Das finde ich auch schlimm. Anstatt sich einmal kurz zu informieren, wird irgendwie geschrieben. Entweder man bleibt bei der alten Schreibweise, oder man informiert sich. Die Sache mit dem ß ist nämlich völlig simpel und logisch. Es fällt einfach nur eine Regel weg.

demark schrieb:
Übliche Erklärung für ss oder ß: In Fluß ist u kurz zu sprechen, also folgt ss. In Gruß ist u lang zu sprechen, also folgt ß. - oder umgekehrt, wenn ß steht, ist der Vokal lang zu sprechen.

Die Sache mit den langen und kurzen Vokalen war auch vor der Reform so. Es gab nur Extraregeln, wann aus einem ss ein ß wurde.

Fluss wurde vorher nur deshalb mit ß geschrieben, weil am Ende eines Wortes kein ss stehen darf. Darum hieß es Flüsse, aber Fluß. Genauso wurde bei „lassen“ aus „lass das“ ein „laß das“. Außerdem wurde aus einem ss vor einem Konsonanten ein ß, sprich bei „lassen“ wurde aus „lasst“ ein „laßt“. Diese Extraregeln sind weggefallen.

Gruß, Fuß u.Ä. wird vorher wie nachher ß geschrieben.
 
heldausberlin schrieb:
Hab schon viel danach gesucht, aber noch keine eindeutige Antwort gefunden.

Gehört bei Zahlenangaben von/bis (z. B. Jahreszahlen, Hausnummern, Versangaben der Bibel, etc.) ein Gedankenstrich oder ein Bindestrich hin (also lang oder kurz)? Und mit oder ohne Leerzeichen vor und nach dem Strich?

Danke schon mal für eure Antwort! :)

Ich zitiere aus Typographisches Gestalten (1998) von Manfred Siemoneit:

„Gedankenstriche auf Geviertbreite wirken beim Lesen störend, die auf Halbgeviert fügen sich harmonisch in das Satzbild ein.“

„Das Divis als Gedankenstrich … ist falsch.“

„Als Regeln gelten: Vor und hinter dem Gedankenstrich ist ein Wortzwischenraum einzufügen, ein Gedankenstrich steht immer am Zeilenende, niemals am Zeilenanfang.“

„Bei von-bis-Angaben kann ersatzweise das »bis« durch einen Gedankenstrich auf Halbgeviertbreite verwendet werden. In dieser Eigenschaft wird er als Streckenstrich bezeichnet. Die Regel lautet, daß der Streckenstrich ohne Zwischenraum eingesetzt werden muß.“


Etwas anders sieht es Rudolf Paulus Gorbach in Textgestaltung am PC und Mac:

„Trennstrich (Divis): Dieser kurze Strich wird bei Trennungen automatisch erzeugt und ist mit dem Bindestrich identisch. Wird eingemeinsamer Wortteil eingespart, steht er am vorhergehenden Wort, zum nachfolgenden Wort kommt der normale Abstand, zwischen Kuppelwörtern steht kein Abstand.

Gedankenstrich: Er ist ein Halbgeviert lang. Der Abstand davor und danach wird reduziert. Als Ersatz für von/bis steht er ohne Abstand an den Ziffern.
Ein Halbgeviert lang ist auch der Auslassungsstrich bei Währungen und der Streckenstrich.“


Kurt Bauer und Karl Giesriegl in Druckwerke und Werbemitel herstellen:

„ … Der Gedankenstrich steht als Zeichen für „bis“ ohne Wortzwischenraum: Das Buch darf 15–18 Mark kosten. Aber Achtung! Wird „von“ verwendet, dann wird „bis“ als Wort geschrieben. …“

Mit

melamint schrieb:
Nein, alles was das Wort „bis“ ersetzt mit Gedankenstrich ohne Spaces.

Quelle: das Detail in der Typografie, Verlag Niggli AG.

ist das doch eine eindeutige Antwort. Mir hat ein freundlicher Mitmensch „ALT+0150“ in eines der Bücher geschrieben :)
 
@demark: Danke! :) Das ist doch mal ne schöne Erklärung.

Seh ich das jetzt richtig:
  • Der „Gedankenstrich“ (Streckenstrich) ist ein Halbgeviert und wird mit alt+- erzeugt. Er wird auch als bis-Strich ohne Zwischenraum verwendet.
  • Der „Bindestrich“ (Divis) ist ein Viertelgeviert und wird durch die Minus-Taste erzeugt.
  • Ein geviertbreiter Streckenstrich wird mit alt+shift+- erzeugt, wird v. a. im Englischen verwendet und erzeugt nach Siemoneit (1998) kein schönes Schriftbild.

Bitte korrigiert mich, wenn ich das jetzt falsch zusammengefasst habe.
 
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