Freelancer Frust - Erfahrungsaustausch

Wie sind denn eure Erfahrungen, habt ihr schonmal einen zu HOHEN Preis verlangt? Wie reagieren denn dann die Leute? Bezahlen sie zähneknischend und geben den nächsten Auftrag an einen Graphikstudenten im 2. Semester, der die gleiche Arbeit für 100 Euro macht? Hm..

dann macht der Marketingleiter das Layout selbst ... weil der Student zu wenig
KnowHow hat ... der Marketingleiter allerdings auch ... entsprechend siehts
dann aus! *ichmussjetztmalzynischwerden* ;)
 
Ich bin zwar kein Freelancer, weiss aber doch aus anderen Bereichen, dass die Hauptarbeit wohl die ist, rauszufinden was der Kunde eigentlich braucht. Die haben doch meist eher eine vage Vorstellung davon! Ich denke diese Zusatzleistung isses, was einen höheren Preis rechtfertigt, da der Kunde im Endeffekt sogar Geld spart, da er nicht 3-4 Anläufe braucht, bis er das richtige Produkt hat. Gerade für Selbstständige sollte die Beziegung zu dem Kunden doch eher langfristig ausgelegt sein, oder?
 
Preisgestaltung ist schwierig. Und es kommt auf das Projekt an, auf die Beruferfahrung usw. Ich denke mal ein angemessener Stundensatz ist je nach Erfahrung zwischen 60 und 90 Euro.

Ich habe deshalb keine feste Preistabelle (noch nicht) weil ich manchmal den Aufwand für eine Problemlösung nicht abschätzen kann.

Wenn ein Kunde ein Problem hat was in 5 Minuten zu lösen ist, schaut es anders aus als wenn ich 2 Wochen Tag und Nacht dran sitzen muß.
 
...da der Kunde im Endeffekt sogar Geld spart, da er nicht 3-4 Anläufe braucht, bis er das richtige Produkt hat.

das kapieren leider nur die wenigsten Entscheider in den Unternehmen!
Bei denen ist auch das "Geiz-ist-geil-Motto" ausgebrochen. Und das hängt
oft mit einem Halbwissen zusammen, wie: "Ich kenne Photoshop und das
geht doch ruckzuck mit den Computern heute"

Jaja, Nachdenken über die beste Lösung wird halt nicht mehr bezahlt und
Kunst kommt von Können, sonst wäre es Wunst. ;)
 
Zum Thema Preisvorstellung von Unternehmen

Ha fällt mir gerade ein:

Neulich habe ich auf ein Inserat geantwortet,
wo eine HighTech-Firma im Bereich Kunststofftechnik
Unterstützung im Bereich Broschüren bzw Geschäfts-
ausstattung reklamierte.
"Entweder auf freier Basis oder 480,- E Minijob".
Ich habe den Marketingleiter auf meine Page verwiesen,
weil der Inhaber auf Geschäftsreise war. Der hat sich nie
gemeldet ....! Das sagt doch Alles!

Ich habe auch nicht mehr angerufen! ;)
 
Sonnenkind schrieb:
Rechtsschutzversicherung für Streitigkeiten aus freiberuflicher/selbständiger Tätigkeit? Gibt es schon seit über 10 Jahren nicht mehr.

So kenne ich das auch. Habe bis jetzt von keiner Versicherung gehört die Selbständige Rechtsschutz versichern.

Ansonsten verstehe ich ehrlich gesagt so ein bisschen das Gejammer nicht (oder bilde ich mir das nur ein?). Jeder Freelancer sollte wissen dass er eben selbst und ständig sich um seine Kram kümmern muss.
Und dazu gehört eben auch damit zu rechnen dass einige Kunden sehr schlecht/spät zahlen.
Es ist (leider) durchaus so dass ich des öfteren auf Aussenstände von Kunden im 5 stelligen Bereich warte. Damit muss ich eben rechnen und bis zu einer bestimmten Schmerzgrenze das auch handeln können.

Ich gebe allerdings auch zu dass ich (glücklicherweise) i.d.R. soviel Arbeit habe, dass ich o.g. Summen, (teilweise 2-3 Monate im Rückstand) trotzdem verkraften kann. Das sind dann allerdings die unrühmlichen Negativrekorde.

Ganz allgemein: Ich habe festgestellt dass man v.a. mit deutlichen (aber ehrlich freundlichen) Worten, klaren Grenzen und absoluter Zuverlässigkeit sich langfristig bessere Kundenbindung (natürlich in Kombination mit ordentlicher Arbeit) schafft, als mit "Geht nicht, gibts nicht", "Bei uns ist alles möglich", und falsch verstandener Dienstbereitschaft/floskelhafter Höflichkeit. Und manchmal hilft es sogar Aufträge von Stammkunden abzulehnen wenn man diese (warum auch immer) nicht machen kann oder will. Diejenigen die dann nicht wiederkamen waren ohnehin die mit denen es im Vorfeld am ehesten immer wieder Ärger gab. Die Guten bleiben einem erhalten und erfreuen sich (genauso wie man selbst) an einer gesunden/partnerschaftlichen (und v.a. dauerhaften) Geschäftsbeziehung.

Grüße,
Flo
 
Wichtig ist ein schriftlicher Vertrag im Vorfeld (optimal mit Stempel, Fingerabdruck und Unterschrift mit dem Blut) und am besten auch eine Anzahlung. Die Schlimmsten sind die, die die Arbeit weiterverkaufen. D.h. wenn man selber den Endkunden persönlich nicht kennt. Geht meiner Erfahrung nach immer in die Hose. Also diese Dreiecksgeschichten " Ich kann dich nicht bezahlen, da ich noch selber nicht ausgezahlt wurde etc." Lehne ich jetzt grundsätzlich auch immer ab. Den schlimmsten Ärger habe ich jetzt gerade mit einer Werbeagentur in der sich direkt nach der Auslieferung meiner Arbeit der Geschäftsführer gewechselt hat. Der neue meint die Unterlagen wären beim !!!Steuerbrater!!! abhanden gekommen und der alte ist nicht gesprächsbereit. Jezt muss ich mir noch Zeit nehmen vor's Gericht mit den A....löcheln zu gehen und hoffen, dass diese GmbH zahlungsfähig ist.

BTW, der ehemalige Geschäftsführer fährt einen Z8
 
motz motz motz rotfl rotfl rotfl

Tja: Freu und Leid des Freelancens.

Man muß bloß schauen, dass rotfl rotfl rotfl überwiegt.

Mehr liegt wohl nicht drin ...
 
Kennt einer die 80/20 Regel?!

Also bei mir ist es so, daß ich mittlerweile seit mehr als 2 Jahren Freelancer bin und damit extrem gut zurecht komme.

Bei meinen Webprojekten verfahre ich immer wie folgt:
1. Meeting
2. Rebriefing
3. Umfassendes modulares Angebot mit must-have's und nice-to-have's im Sinne des Kundenziels mit Definition von Milestones.
4. Bei Auftragserteilung 30% (bei Neukunden) Anzahlung
5. Bei Erreichung der finalen Beta-Phase weitere 30%
6. Finaler Testlauf und Übernahme durch den Kunden (schriftlich!), dann die letzten 40% abrechnen


So hat man zumindest bei Neukunden und längerfristigen Projekten einen Cash-flow und man kann direkt zu Anfang des Projektes die Zahlungsmoral und Ernsthaftigkeit des Kunden erkennen. Natürlich ist das keine Garantie, aber diese Vorgehensweise hat sich bei mir als gangbar gezeigt.


Grundsätzlich vereinbare ich mit meinen Kunden Zwischenrechnungen zum jeweiligen Monatsende, so daß es bei mir nicht zu mehreren Monaten "Durststrecke" zwischen zwei Rechnungen kommt.


Weiterhin ist die Frage nach Dumpingpreisen der Konkurrenz für mich obsolet. Imho biete ich eine extrem schnelle und qulitativ hochwertige Dienstleistung, die eben einen bestimmten Stundenpreis (bei mir je nach Kunde i.d.R. 40 - 70 €) rechtfertigt. Den Gesamtpreis definiere ich natürlich über die verfahrenen Stunden, die bei mir im Vergleich zu Mitanbietern aber immer unter der durchschnittlich angebotenen Projektlaufzeit liegt.
Durch den Ansatz "must-have" und "nice-to-have" kann der Kunden dann selber entscheiden, welche Extra's er sich in sein Projekt einbauen lassen will... also Tip von mir: Angebote modular aufbauen...


Bei mir hat sich gezeigt, daß Kunden, die denken, für eine Webseite drehe ich 2mal die Maus und schon ist die Seite fertig, meist kein Verständnis für Preise > 50 € haben, wenn ich aber bei € 40 zwei Stunden länger benötige, meckert keiner ;) Viel Arbeit ist also ok, nur günstig muss sie sein...
You see where i'm going?!


Schlaue Leute haben berechnet, daß sich bei den meisten Unternehmungen eine Quote von 80 zu 20 berechnen läßt. D.h. man macht 80 % seines Umsatzes durch 20 % seiner Kunden, die restlichen 20 % Umsatz kommen durch die anderen 80 % der Kunden.
Also Fokus auf die Kunden, die bei weniger Arbeit mehr bringen.
Hat man dann noch eine pyramidale Absicherung der "besseren" Kunden, so ist der Idealzustand erreicht (den man natürlich nie erreicht, aber Ziel sollte es dennoch immer sein!).


Aber eine Bitte an alle: Wenn ihr wisst, was Eure Arbeit wert ist, verkauft Euch nicht unter Preis!


Happy freelancing,

/burnsen :D
 
Zuletzt bearbeitet:
Sehe das ähnlich wie burnsen.

Wenn Ihr einen Puffer im Rücken habt, der Euch das Kribbeln erspart, wenn mal wenig oder keine Aufträge reinkommen, dann schläft sich's wesentlich besser. So und ähnlich hat's auch z.B. Dale Carnegie in einem seiner altmodichen aber nützlichen Bücher geschrieben. Klar, für so 'nen Puffer muss man auch erstmal schuften, aber meiner Erfahrung nach lohnt es sich, so zu fahren.

Ich persönlich habe drei Puffer, wenn ich das mal hier freiherzig offenlegen darf. Einen Jobpuffer Prio 1, in den ich Überschüsse reinstopfe, die mir jährliche Steuerzahlungen etc. vom Hals schaffen. Jobpuffer Prio 2 ist das Ersparte, was ich mir zurückgelegt habe, wenn wie oben beschrieben mal wirklich Flaute herrscht und sich wenig oder gar nichts tut in Sachen Auftragslage (toctoctoc, dreimal auf Holz geklopft :) ). Den fülle ich auch sofort wieder auf ein bestimmtes Maß auf, wenn ich mal daran gegangen bin, bzw. musste. Und schließlich der private Puffer, auch mit einer bestimmten Summe bestückt. Da gehe ich nun gar nicht dran. Die Summe liegt felsenfest und da wird nur dran gegangen, wenn alles andere schon weg ist. Falls das mal der Fall sein sollte, ist auch schon die Zeit vorüber, an der ich mir hätte Gedanken machen sollen, ob mein Unternehmen noch funktioniert und was ich hätte anders machen sollen.
Und so schlafe ich doch relativ entspannt. Es lohnt sich, solche Puffer zu haben und sie auch unter Gerödel und Schmerzen anzulegen, glaubt mir. Es dauert, aber es beruhigt.

Zum Thema Anwalt und Co:
Habe noch nie einen gebraucht. (wieder toctoctoc). Unnd wenn mal einer Zahlungen verschleppt, ist es doch die erste Maßnahme, nicht zum Kadi zu rennen, sondern erstmal persönlich nachzufragen, woran es denn liegt. Dann kann man immer noch reagieren.
Ich selber habe mir direkt zu Beginn meiner Tätigkeit Allgemeine Geschäftsbedingungen erstellt, vom Anwalt checken lassen (Freiberufler-Spezi) und hänge diese an jedes Angebot mit dran, das ich rausschicke. Ich denke mal, das erleichtert späteren Anwälten doch manche Sachen ungemein, oder?

Und Versicherungen? Rechtsschutz habe ich keine. Aber eine, aufgepasst, laaaanges Wort, Betriebsschadenshaftpflichtversicherung. Die soll mir aus der Patsche helfen, wenn ich mal z.B. aus eigenem Verschulden eine Druckabnahme vergeigt habe und der Kunde verständlicherweise den Neudruck nicht zahlen will. Habe ich auch noch nie benutzen müssen. Wurde mir so mehrfach empfohlen, hab's einfach mit abgeschlossen. Wenn's soweit ist, kann ich mich immer noch entscheiden, ob ich die in Anspruch nehmen will oder den Schaden besser selber bezahle, hängt dann bestimmt von der Höhe ab. Mla sehen. Oder lieber doch nicht.

so far, Al ;)
 
*der boden ist vergiftet*

meine erfahrungen in der grakik - branche sind die, dass einfach der boden vergiftet ist.

es begann schon vor jahren, als dtp so richtig in aller munde war. damals war ich noch angestellter, gelernter schriftsetzer. damals schon, meinten viele kollegen, die eine dtp akademie nach 8 monaten hinter sich gebracht haben, sich jetzt selbständig machen zu können um als "freelancer" zu arbeiten.

viele firmen liesen sich auf das experiment ein, so wie auch damals meine, und vielen total auf die schnauze. klaro, was will man schon in acht monaten lernen?

die leute waren nicht qualifiziert genug, die preise waren hoch, einsatz und pünktlichkeit hielt sich meist in grenzen.

so kam es dazu, dass jetzt viele firmen, wenn sie schon freelancer hören, ein rotes tuch vor den augen haben. ist schon verständlich, unverständlich ist, dass sich fast niemand mehr die mühe macht, die spreu vom weizen zu trennen. das risiko ist zu hoch...

zum thema preis kann ich nur soviel sagen, dass man nur soviel verlangen kann, wie der kunde bereit ist zu zahlen! das war schon immer so.

bei mir ist es so, dass ich ein drittel voranzahlung bei auftragvergabe nehme. bei projekten.

ansonsten habe ich einen stundenlohn, bei dem am anfang des monats die rechnung kommt.

auch ich habe einen kunden, der meist im oberen vierstelligen bereich rückstände hat. jedoch kenne ich den so gut, dass ich weiss, dass wenn er flüssig ist, er auch bezahlt!

meine rücklagen sind aber immer so, dass ich mind. drei monate ohne auftrag leben kann.

meine erfahrung ist, dass man sich am besten so breit als möglich aufstellt, um immer was zu tun zu haben. heißt sich nicht nur auf die grafik-branche verlässt, denn dann ist man verlassen...

kollegiale grüße
otis
 
Meckerstocker?

motz

Wahrscheinlich werde ich mich hier schlecht einführen.

Ich bin seit 3 Jahren als Freelancer tätig. Im Bereich Litho und Satz. Gestaltung im künstlerischen Sinne lehne ich ab, damit kann ich kein Geld verdienen. Gebrauchsgrafik und typografische Arbeiten mache ich dagegen gerne.

Ich lese mit Interesse die Freelance-Foren und staune. Immer nur das gleiche Thema: die billige Konkurrenz mit Dumpingpreisen raubt uns mit 20% unserer Stundensätze 80% unserer Kunden. Und dabei haben diese Billigheimer null Ahnung. Quereinsteiger, Hobbygrafiker, Corelogen, Umschüler und wer weiß was noch alles.

Direkt danach kommt die Klage: die Kunden zahlen nicht. Oder zu spät.

Und dann bin ich auch schon auf Seite 4 oder 5 und immer noch dieses Geseier über die schlechte Welt.

Ab und zu blitzt ein Profi durch und versucht die Richtung zu zeigen. Selbst-Ständig. Genau! Sehr gut.

Aber wie wäre es mit:
FREELANCER

Kennt ihr die Schweizer Garde?
Der Papst hatte berechtigte Angst vor seinen "Freunden" und kaufte sich eine Armee. In der Schweiz. Nicht, weil die so fromm waren, nein, die Schweizer Lanzer waren die besten Freilanzer/Söldner, die für Geld zu bekommen waren. Die Hellebarde war ein gefürchtetes Werkzeug der Schweizer. Große Reichweite, Stichwaffe mit großer Schneide, zugleich mit Wucht wie eine schwere Axt, im Nahkampf dann der Degen. Diese Söldner waren loyal, solange sie ihren Sold bekamen. Dafür sorgt der Papst bis heute.

Bevor ihr mich für verrückt haltet höre ich auf.
Wer sich als Freelancer bezeichnet, der sollte auch so handeln. Ihr gebt eure Leistung stundenweise oder tagweise ab und bekommt dafür einen abgemachten Sold. Und das was ihr macht sollte einen Wert haben. Wenn ihr euren Job gut macht, dann seid ihr das Vielfache eures Stundensatzes wert. Glaubt bloß nicht, euer Kunde hätte Probleme, seine Kosten weiter zu berechnen. Ihr bekommt den Job, weil er einen Vorteil davon hat.

Generell habe ich die Erfahrung gemacht, dass es mir schwer fällt, ganz direkt über Geld zu sprechen, wenn ein Kontakt zu einem Geschäft wird. Und jedes mal, wenn ich mich gezwungen habe, war das Ergebnis ein freundliches und sachliches Gespräch über das Honorar. Und danach sollte die Sache klar sein. Ich habe meine Leistung konkret geschildert und mein Kunde hat seine Wünsche formuliert und die Kosten dafür bewilligt. Fertig.

Schlecht, wenn mein Aufwand wesentlich höher wird. Gut, wenn ich unter meinem Kostenrahmen bleibe. Solange auf der Rechnung der Betrag steht, der zu Anfang ausgemacht war, gibt es keinen Ärger.

Spricht man dagegen nicht über Geld, kommt oft am Ende das Erwachen. Der Kunde macht Theater wegen der Kosten, ich mache Theater wegen meiner Auslagen. Scheisse.

Ich versuche den Bogen wieder zu bekommen. Seid stolz auf eure Fertigkeit und den Willen, eurem temporären König einen guten Dienst zu erweisen.
Es muss von Anfang an klar sein, was der König von seinem Freelancer bekommt und umgekehrt. Keine Missverständnisse. Und haltet euer Wort. Dann muss auch euer King.temp sein Wort halten und überweisen.

Und wenn ihr an einen Halsabschneider geraten seid, werdet ihr euer Geld nicht mehr bekommen. Denn als freier Mitarbeiter hat man vor Gericht einen schwachen Stand. Ich habs noch nicht ausprobiert. Aber ich kenne Fälle, wo Mitarbeiter gezwungen wurden, vor Gericht die Wahrheit aus einer anderen Perspektive zu schildern.

Ich mach mir immer klar, dass ich meinen Job gemacht habe, wenn mein Kunde die Enddaten erhält bzw. gedruckt wurde. Sobald das passiert ist, sollte ich mein Geld erhalten. Jeder Tag Verzug ist ein Kredit, den ich ihm gewähre. So ist dann auch mein Habitus. Das ausgemachte Honorar ist keine Streitmasse! Es gehört mir bereits. Ich lasse mich auf keine Diskussionen ein. Nur unseriöse Menschen mäkeln nach vollendeter Arbeit am Preis herum.

Leider habe auch ich schon erfahren, dass ich zu täuschen bin. Ein Kunde hat mich richtig reingelegt. Die ersten Honorare wurden prompt bezahlt. Ich hatte ein gutes Gefühl. Aber nach ein paar Wochen hörten die Zahlungen auf. Ich wurde vertröstet und auf die bisherige gute Zahlungsmoral verwiesen. Das Ende vom Lied waren viele viele Mäuse, die nie auf meinem Konto landen werden. Und ich muss im Rückblick sagen, dass es mein Fehler war. Ich hatte schon recht früh ein mieses Gefühl. Aber wie ich so bin, habe ich mich selbst getäuscht und mir gesagt, ach die werden schon zahlen, sobald sie können.

Mit dem Mahnverfahren ist das so eine Sache. Der Ruf ist schnell versaut in einer Branche, wo jeder jeden kennt. Und ich wusste auch, dass da nichts zu holen war. Sollte ich einen Titel gegen eine Firma erstreiten, der nie ausgezahlt wird, weil die Firma bankrottiert?

Also lieber Schwamm drüber und die Energie in neue Kunden investieren.

Und die Sache mit den Stundensätzen.
Ich weiß nicht woher das kommt. Aber wenn ich von Leuten höre, die weniger als ich nehmen, dann werde ich so angespannt und zornig!
Sofort kommt das Repertoire dummer Sprüche aus meinem Mund:
a) ...davon kann doch niemand seriös leben
b) ...ich kenne meinen Preis und drunter kann keiner Qualität dieser Art leisten
c) ...ich sag immer Bitteschön, dann nehmt ihn doch. Und hinterher räum ich euch den Schrott wieder auf. Nur aus Schaden werdet ihr klug.
d) ...wer so die Preise ruiniert sollte an den Pranger! Früher wurden diese Verräter aus der Innung gestoßen.

In Wirklichkeit ist das doch Stutenbeissen auf hohem Niveau. Wenn ich höre, dass ein Kollege in der Schweiz noch 145 Franken bekommt, prima, ich gratuliere. So schön hätte ich es auch gerne. Und Kollegen (sollte ich wirklich dieses Wort wählen?) mit einem Stundensatz von 30 Euro tun mir Leid.

Wenn mir ein Kunde von Freelancern erzählt, die sich vorstellen und 15 Euro oder 30 Euro wollen, dann zucke ich mit den Achseln. Ich kann es nicht. Sorry. Kauf deine Drucksachen im Discount. Werde reich. Sei still.

Spreche ich mit Kollegen über die Rechnungsbeträge, dann stelle ich doch fest, dass es eine Art Pauschal-Preisliste gibt. Irgendwie summieren sich die Kosten auf ein ähnliches Niveau. Wer mit billigen Stundensätzen einsteigt, berechnet mehr Stunden. Ich weiß warum, aber egal. Wer teuer ist, muss realistisch abrechnen. Bei 80 Euro kann ich mir nicht vorstellen, dass ein Kunde für einen Flyer 40 Stunden in Kauf nimmt. No way.

Also ist doch nichts passiert. Dieses Gerede ist immer im Raum. Bestand haben nur die seriösen Anbieter. Billigheimer gehen in die selbstgewählte Kostenfalle. Nach 2 Jahren kommen neue nach.

So, genug gelabert. Jetzt zu meiner Frage:
wie läuft bei euch die Kalt-Aquise? Gibt es das überhaupt? Ich habe mich bisher auf Mund-Propaganda verlassen. Im Moment fühle ich mich aber verlassen.

Also die Lanze im Köcher, den Degen in der Scheide ;-)
naurmel grüßt die Freien wavey
 
Ich habe die Erfahrung gemacht, das man als Freelancer am besten in Kooperation mit großen Agenturen arbeitet. Um dabei auch ordentlich zu verdienen, sollte man auf einem Gebiet spezialisiert sein. Bei mir ist es zb. Actionscript & Lingo in FlashMX bzw. DirectorMX zzgl. zu den Webstandards wie PHP, HTML, SQL.
Große Werbe-/Designagenturen können einfach mit Ihrem Kontakterstab viel besser und nachdrücklicher aquirieren, haben mehr Credibility und vorallem auch die nötigen Kontakte & Mittel, ein Team aus Experten zusammen zu stellen.
Dann ist man quasi frei für Agenturen beschäftigt… und das macht Spaß da man sich nur mit seiner Arbeit und dem Verwaltungskram wie UstVa (was nicht viel ist) etc. befassen muss.

Yves
 
Reizthema große Agenturen

Hallo Yves,

ich habe aus Erfahrung eine gewisse Abneigung gegen Agenturen. In meinen Augen sind die Großen in der Regel Moloche, die junge kreative Geister in sich reinstopfen. Diese werden in wenigen Monaten ausgelutscht. Nur wenige sind hart genug, sich durchzusetzen. Und von diesen wenigen sind die wenigsten auch noch gut bei ihrer Härte. Das Ergebnis ist eine Stände-Pyramide aus Abhängigkeiten und Verachtung für die unteren Stände. Ich wundere mich immer wieder, dass aus diesen Konstrukten doch manchmal eine gelungene Kampagne hervor scheint.

Ich habe gute Erfahrung mit "Direkt-Kunden" aus der Industrie und dem Gewerbe. Oft arbeiten dort in den Marketing-Abteilungen Leute, die sich um die selben Sachen kümmern, wie die Produktion in großen Agenturen. Und da wird der direkte und schnelle Weg bevorzugt.

Davon hätte ich gerne mehr Kunden. Aber ich verstehe, was Du meinst. In deinem Fall scheinst Du ein Experte im Programmieren zu sein. Und Lingo ist etwas, da fürchten sich die alten Hasen.
Bei mir sieht es anders aus. Mittlerweile erlebe ich oft, dass ungelernte Leute aus den Bereichen Kontakt und Grafik der Meinung sind, sie könnten das auch, wenn es ihnen nur mal richtig jemand erklären würde. Dass jemand wie ich auf lange erfolgreiche Berufserfahrung aufbaut und aus dieser Erfahrung heraus Dinge tut, die nicht in Handbüchern stehen oder in der Macup gezeigt werden können, fällt langsam hinten über. Hier fehlt der Respekt. Gerade in den Agenturen. Ups, jetzt ist es mir auch passiert!

Ich würde gerne mal was richtig Schönes machen. Etwas von Wert und Dauer. Ein schönes Buch mit perfekten Lithografien. Oder schöne Plakate lithografieren. Weg von diesem Ramsch. Ich gebe die Hoffnung nicht auf.

Seit ich als Freelancer arbeite, bin ich entspannter und lebensfroher. Ich schlafe besser, esse gesünder. Ich bin trotz mancher Nachtarbeit mehr mit meiner Frau zusammen. Diese Existenzangst nach dem Motto: "wen entlässt die GL als nächstes, wann endlich kommen neue Kunden, was, wenn wir den Etat nicht bekommen", usw. gibt es nicht mehr. Leistungsdruck mache ich jetzt selber und es funktioniert. Ich kann also zufrieden sein.

Nur etwas mehr Auslastung wäre gut. Leute aus Agenturen sagen mir, ich solle mal etwas Eigenwerbung machen. Damit sie mich ins Geschäft bringen können. Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist. Ich erinnere mich noch gut, wie die Mappen der jungen Bewerber in der großen Runde genüsslich zerfetzt wurden. Da wurde die eigene Leistung gnadenlos überhöht und die armen kleinen Kreativlinge in den Staub getreten. Erbärmlich.

Weil eben jeder glaubt, seinen Senf dazu geben zu können.

Aber Du hast natürlich recht, diese großen Ressourcen in den Agenturen sind nicht zu unterschätzen. Arbeit gibt es genug, sollte man meinen.

So, ich schließe, weil ich noch Fleisch, Wein und Weib begehre. Ich muss los. Wir haben morgen hohen Besuch, da muss was auf den Tisch.

naurmel
 
Hi Naurmel,

ich stimme dir da schon im Prinzip zu.
Aber wie es schon in Büchners Woyczek beschrieben wurde… „was kümmert mich die Moral, wenn meine Kinder nix zu fressen haben“…
Sinngemäß ist es manchmal notwendig bei einer großen Agentur arbeiten zu können… ich halte mir selbst die Waage und schaffe einen Balanceakt zwischen Direktkunden (das ist dann auch die Arbeit, die sehr viel Spaß macht -> Print/Web für die Musikbranche), welche durch Mundpropaganda, Vitamin-B und aufgrund von eigenen Empfehlungen mittels guter Arbeit geworben werden, und dem „Brotjob“, der Agenturarbeit, für die du Zahnpastawerbeanimationen, Gewinnspiele und Teaser erstellst.

Yves
 
Freie Lanze / Kalt Acquise

@Yves und @naurmel

Das meiste, was ich/wir machen basiert auch auf Mundpropaganda. Kaltacquise funktioniert bei mir auch; das liegt aber mit Sicherheit daran, dass ich schon seit langem frei auf dem Markt tätig bin (1989) und sich deshalb die Kunden die Goldader gegenseitig weiterempfehlen. Und wenn ich dann Acquise betreibe, heißt es meist: "Ach, gut hab schon von Ihnen gehört ... etc pp usw ff Die machen sich ja auch schlau, bevor sie jemanden für ein Projekt anstellen. Die sind ja nicht doof. Deshalb geht mir das Geseiere von wegen, ach die bösen Kunden etwas auf den Sack. Von was wollt ihr den sonst leben? Wenn nicht von den "bösen" Kunden?

Und wenn mich einer gar nicht kennt, dann geh ich vorbei und stell mich und meine Arbeiten und meine Grund-Einstellung zum Thema Werbung, Mulitmedia, Grafik vor. Und dann entscheidet 33% die Sympathie, 33% die Arbeit und 33% das Budget. Und 1% ist das Glück zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein.

Ich halte das auch so, dass ich ZUERST über die Kohle und die Arbeit rede und dann einen Vorschuß verlange. Damit ist auch der Kunde commited.

Von dieser Zusammenarbeit mit den großen Agenturen halte ich wenig. Ich hatte selber eine. Und ich weiß, dass da das meiste in Wasserköpfe gepumpt wird, die nix bringen. Also lieber klein und schlank. Da kann ich alles sleber machen in meinem kleinen dynamischen Team. Da brauch ich auch für Neukunden und so keine große Infrastruktur sondern Grips und ARBEIT. Dann gehts auch ohne diesen vermeintlich so tollen "Brotjob" mit der Agentur. (Der stielt mir nämlich viel zu viel Zeit; in der ich prima Geld für mich und meine Handvoll Leute verdienen kann. (2 Teamplayer um genau zu sein.) Agenturen sind viel zu träge und verschlingen administrativ viel zu viel Geld ...

Yo. So läuft das bei mir / uns.

Aber das muß ja jeder für sich selber wissen. Und wem das zu kompliziert, aufwändig, mühsam, doofe Kunden etc pp ff usw ist; der soll AUFHÖREN mit Freelancen!

Und die anderen, die nicht aufhören wollen, die sollen sich damit auseinandersetzen, was es heißt Verantwortung für sich selbst zu übernehmen. Sonst funktioniert das nicht. Wie gesagt wer Verantwortung für sich und seine Handlungen übernimmt, der soll schauen, dass das Schöne über das Schlechte überwiegt. Sonst stimmt was nicht.

Schöne grüße
Goldader
 
Adrenalinpur schrieb:
Naja ich habe da auch so meine Erfahrungen gemacht. Tipp Rechtsschutzversicherung.
Und bin traurig daß es sogar bei Leuten/Kunden die man persönlich kennt, manchmal nicht mehr anders geht. :(
Meine Rechtschutz trägt keine Vollstreckungen. wo bist Du versichert und hast Du nachgefragt ob die das wirklich übernehmen?????
 
avalon schrieb:
Ich sehe zur Zeit wachsende Probleme in unserer "Geiz ist geil" Gesellschaft.

Es gibt aber auch noch Kunden die so langsam erkennen, das das wohl auch nicht besonders innovativ ist :D

Die Leute mit dem Motto können mir gestohlen bleiben. Wer Leistung bringt, der darf auch was dafür verlangen. Schliesslich verlangt ein Fliesenleger für 11 qm Wandfliesen legen auch 394,-*€ (ohne Fliesen) bei ca. 10,- € Materialkosten und 1,5 Stunden Aufwand. Da fragen komischerweise die wenigsten, wie solche Preise zustande kommen.

Da dürfen wir uns gerne noch ein paar Scheiben beim Handwerk abschneiden. Die helfen sich gegenseitig und haben konstante (wenn z.T. auch unverschämte) Preise. Und dann wäre da noch der Materialaufschlag ...
 
avalon schrieb:
26,667 Euro Stundensatz bei 15 Std.Aufwand.
Wenn das mal kein Dumping ist!


Hast recht... wie geschrieben, es ist mein erster Monat als Freelancer.
Nach den verschiedenen Posts im Freelancerforum habe ich den Preis doppelt so hoch angesetzt. Und es hat funktioniert. pepp
 
travel schrieb:
Die Leute mit dem Motto können mir gestohlen bleiben. Wer Leistung bringt, der darf auch was dafür verlangen. Schliesslich verlangt ein Fliesenleger für 11 qm Wandfliesen legen auch 394,-*€ (ohne Fliesen) bei ca. 10,- € Materialkosten und 1,5 Stunden Aufwand. Da fragen komischerweise die wenigsten, wie solche Preise zustande kommen.

Da dürfen wir uns gerne noch ein paar Scheiben beim Handwerk abschneiden. Die helfen sich gegenseitig und haben konstante (wenn z.T. auch unverschämte) Preise. Und dann wäre da noch der Materialaufschlag ...

ja, nur ist es so, dass die wenigsten fliesen legen können, aber die meisten denken, dass sie die perfekten gestalter sind nur weil sie wissen wie man einen computer einschaltet.

:eek:
 
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