Festplatte 2 x formatiert – findet Polizei meine Daten?

ratti schrieb:
Die eigentlich interessante Frage muß dir ein Jurist beantworten: Darf die Polizei Maßnahmen ergreifen, um das Passwort aus dir rauszuholen? Ich weiss es nicht, aber in dem Fall wäre das alles unsinnig.

ratti schrieb:
Auch die Polizei dürfe da so ihre Rechte und Methoden haben.

Klar: Daumenschrauben, Streckbank und die anderen Kleinigkeiten, die wir alle aus den diversen Filmen kennen... :D

Aber mal im Ernst und ohne hier umschweifige Vorträge zu halten: Wenn man verdächtig ist, selbst eine Straftat begangen zu haben, hat man als sogenannter Beschuldigter nicht die Pflicht, sich selbst zu belasten. Das heißt, man muss - wie in diesem Beispiel - das Verschlüsselungspasswort nicht herausgeben. Und die Ermittlungsbehörden dürfen auch keinen Zwang auf den Beschuldigten ausüben, das zu tun.
(Off-Topic: Eine andere Frage ist es natürlich, ob es u.U. Sinn macht mit den Behörden zu kooperieren, das nennt man dann "Deal".)

Anders verhält es sich, wenn man nicht selbst Beschuldigter sondern nur Zeuge ist. Dann ist man verpflichtet, die Wahrheit zu sagen und ggf. auch ein Passwort herauszugeben (es sei denn man würde sich dadurch selbst belasten). Wenn ein Zeuge sich weigert Auskünfte zu erteilen, gibt es gesetzlich geregelte Mittel und Wege ihn "zum Reden zu bringen", z.B. die "Erzwingungshaft". D.h. man geht auf richterlichen Beschluss ins Gefängnis - zieht nicht 4000 Mark ein, geht nicht über Los - und kann sich dort in aller überlegen, ob es nicht besser ist, seine Zeugnispflicht gewissenhaft nachzukommen.

Soviel dazu im ganz Groben ... ;)
 
RC-FFM schrieb:
Aber mal im Ernst und ohne hier umschweifige Vorträge zu halten: Wenn man verdächtig ist, selbst eine Straftat begangen zu haben, hat man als sogenannter Beschuldigter nicht die Pflicht, sich selbst zu belasten. Das heißt, man muss - wie in diesem Beispiel - das Verschlüsselungspasswort nicht herausgeben. Und die Ermittlungsbehörden dürfen auch keinen Zwang auf den Beschuldigten ausüben, das zu tun.

Ist das sicher?

Daß man sich nicht selbst belasten muß, ist mir soweit klar.
Aber wenn die Polizei einen richterlichen Beschluß zur Durchsuchung hat, muß ich ihnen ja auch "Zugang gewähren", darf also nicht die Tür verbarrikadieren.

Ist das nicht auf Dateisysteme übertragbar?

Gruß, Ratti
 
an alle die meinen, dass mehr als nur ein paar mp3s nötig sind, um seinen rechner abzugeben:
ich erinnere mich an eine ähnliche geschichte, von jemanden, aus einem anderen forum. der hat auf einem alten rechner einen kleinen webserver betrieben und darauf einer seite mit allerlei text-fundstücke aus dem internet gehostet. ein text darunter, war (zumindest für mich deutlich erkennbar) sehr mit schwarzem humor gespickt - trotzdem hat eine selbsternannte jugendschutzorganisation gegen ihn, aufgrund dieses textes, anzeige erstattet... und schon das hat damals gereicht, dass die netten herren in grün sich den rechner für ein paar monate ausgeliehen haben.

also kann es durchaus etwas eher harmloses sein, worum es hierbei geht... wieso der ersteller jedoch nicht mehr postet weiß ich nicht. vielleicht hat er ja tatsächlich was mit der wettmafia zu tun ;)
 
Tja... dafür haben die BÖsen Jungz immer ein Großes Elektromagnet bei sich... damit sind die daten 100% unwiederufbar ^^
 
hm, komisch is das schon, dass der liebe ersteller nicht mehr postet......


aber kann mir mal erklären, wie auf daten zugegriffen werden kann, wenn man z.b lange auf einer HD herumhüpft, sie vom Eiffelturm knallt o.ä. check das einfach nicht
 
Hallo, beim Initialisieren kann man doch alles mit Nullen überschreiben...oder mit Norton-Start-CD starten und die Festplatte überschreiben...das kann keiner mehr wiederherstellen....

Gruß macuser30
 
ratti schrieb:
Ist das sicher?

Daß man sich nicht selbst belasten muß, ist mir soweit klar.
Aber wenn die Polizei einen richterlichen Beschluß zur Durchsuchung hat, muß ich ihnen ja auch "Zugang gewähren", darf also nicht die Tür verbarrikadieren.

Ist das nicht auf Dateisysteme übertragbar?

Gruß, Ratti

Vielleicht hilft Dir die Vorstellung, dass man als Beschuldigter die behördlichen Maßnahmen zwar passiv dulden muss, sich nicht aktiv an der Aufklärung beteiligen muss. Ebenso gilt das auch für Dateisysteme. Du musst zwar dulden, dass die Behörden versuchen, daraus Erkenntnisse zu gewinnen, aber musst nicht aktiv dabei unterstützend tätig werden.

Grundsätzlich ist es Sache der Strafverfolgungsbehörden, die Straftat zu beweisen. Der Beschuldigte muss ihnen dabei selbst nicht helfen (... wäre ja auch noch schöner ...).
 
Hallo, beim Initialisieren kann man doch alles mit Nullen überschreiben...oder mit Norton-Start-CD starten und die Festplatte überschreiben...das kann keiner mehr wiederherstellen....

Das hatten wir doch schon. Es ist ein trugschluss, dass Deine Daten weg sind, wenn Du die Platte mit Nullen überschreibst, da noch ein Restmagnetismus vorhanden ist, der ausgewertet werden kann. Im Prinzip muss man den Schwellwert für eine logische 1 einfach niedriger setzen und die Platte scrubben lassen. Sprich alle einser die gefunden werden neu schreiben. Schon hat man alles wieder. Das Inhaltsverzeichnis ist auch schnell wieder erstellt. Zufällige Daten sind schon sinnvoller. Wenn man das einige male macht und danach alles nullt hat man die Fährte schön verwischt.
 
Die Polizei nutzt die Techniken zum Datenrestaurieren aber offensichtlich nicht mehr nur bei "schweren" Fällen (wie Kinderpornographie)...

Kleine Story:
Ich hatte vor einiger Zeit in meinen Firmenrechner eine neue Festplatte bekommen (80 statt 20GB) und da die alte Platte weggeschmissen werden sollte, konnte ich sie für 10€ dem IT Guy abschwatzen. Ich habe die Platte dann formatiert und als externe Platte zur Musik und Bilder Speicherung genutzt. Innerhalb einiger Monate ist das Teil wohl mehrfach beschrieben, geleert und wieder beschrieben worden. Meist war sie fast voll.

Nachdem mir der Platz nicht mehr ausreichte, habe ich mir eine grössere Platte gegönnt, die alte 20er zweimal formatiert und über Ebay verscheuert...

Nun bekam ich vor einigen Wochen einen Anruf von unserer IT, die Kripo hätte angerufen, sie hätten eine Festplatte von mir .... ??????

Ich habe natürlich sofort den Kripomenschen angerufen und nachgefragt. Sie hatten wohl jemanden wegen Betrugsverdacht bei EBay festgenommen und dabei seine Hardware beschlagnahmt. Beim "restaurieren" der Daten seien nun Files gefunden worden, die eindeutig auf meine Firma und mich hinwiesen. Na gut, er wollte schliesslich nur wissen, ob mir die Platte (mit Rechner) gestohlen wurde und hat mir dann einen Vortrag über Datensicherheit gehalten - echt shocking. Die Kripo hat die Platte (so wurde mir versichert) 12 (!) mal mit 0en überschrieben und sie an den Typen zurückgegeben...

mein Fazit:
- ich verkaufe keine Festplatte mehr (die paar Kröten :rolleyes: )
- selbst mehrfaches Formatieren nutzt nichts (wissen wir ja nun schon)
- mehrfaches Beschreiben mit Daten nutzt auch nichts
- es wird auch in "minderschweren" Verdachtsfällen restauriert

Just my 2c,

Toerk
 
grooveboxxer schrieb:
aber kann mir mal erklären, wie auf daten zugegriffen werden kann, wenn man z.b lange auf einer HD herumhüpft, sie vom Eiffelturm knallt o.ä. check das einfach nicht

Zunächst mal: "Zugreifen" heisst nicht, daß 1-2-3 alles wieder da ist, heile, funktional und korrekt benannt. Es geht hier um Autopsie - der Patient ist und bleibt tot. Wir suchen Beweise und Spuren.

Wenn du deine Platte jetzt aus dem Fenster wirfst, wird der Lesekopf einmal heftig aufditschen und kaputt sein. Vermutlich wird die Platine einen Haarriss bekommen und defekt sein. Sicherlich wird der eigentliche Datenträger mechanisch dejustiert.

Für dich und mich ist das jetzt ein Totalschaden.


Trotzdem: Du kannst dir das Innenleben einer Festplatte vorstellen wie mehrere CDs auf einer Stange (Datendöner :) ): Selbst wenn du in eine CD einen Nagel reindrischst, sind ja nur die Daten auf DIESER SPUR zerstört. Davor befinden sich 30 Minuten unbeschädigte Musik - und dahinter auch. Selbst bei einem Quer-Riss wird ja immer nur ein Byte zerschnitten - rundherum kommen dann wieder "heile".

Daher wird der eigentliche Datenträger aus der Festplatte ausgebaut und in ein neues Gehäuse (Neue Leseköpfe, Platine, Motor,...) eingebaut. Das ist eine "normale" Festplattenelektronik mit vielen Extras: Ähnlich wie bei enem Plattenspieler kann der Arm justiert werden, bis man auf einem Oszi sieht, daß man die ideale Einstellung gefunden hat.

Jetzt kann man die LowLevel Daten auf der Platte lesen. Im Gegensatz zu einem normalen System geben sich deren Kisten aber auch mal mit einem halben Sektor zufrieden, wenn sie den ganzen nicht lesen können. Man nimmt, was man kriegen kann. Das ist natürlich ein Verhalten, welches man auf seinem normalen Rechner nicht haben WILL. Der soll Alarm schlagen, wenns klemmt.

Jetzt hat man für eine 20Gig-Platte ein solides 20 Gig-File in einem Block, welches man stückeln muß.
War der Rechner gar nicht beschädigt, sondern nur formatiert (Wie beim OP), liest man die Platte ganz normal aus und erhält ebenfalls ein dickes 20-Gig-File.

Und nun?

Jetzt muß man das Datenpaket digital in Scheiben schneiden :) , sprich: Dateien ausgraben.

Dazu muß man Wissen: Dateien fangen nicht irgendwo auf der Platte an. eine Platte ist aufgeteilt in Sektoren, und eine Datei beginnt immer exakt auf einem Sektor. Um einen Dateianfang zu prüfen, muss man sich also die Sektoranfänge angucken.

Stell dir einfach vor: Ein Buch ist beschädigt. Das Inhaltsverzeichnis ist weg. Also mußt du dir alle Seiten angucken und bloß die erste Zeile lesen. Du wirst dann Seiten finden, die fangen so an:

"sie die Tür des Wagens, stieg ein und...."

Hm. Unbrauchbar.

Andere Seiten fangen so an:

"13. Der Fisch

Es war ein Montagmorgen,..."

Ha. Sowas suchen wir!!!


Das KANN falsch sein. Wenn der Setzer des Buches gepennt hat, können wir zum Beispiel auf sowas stoßen:

"Es passierte am(Seitenwechsel)3. April während der Mittagspause.(Absatz)John ging zum Auto..."

Das nennt man dann "false positive". :)



Übertragen auf den soliden Datenblock, macht man sowas:

Code:
head -c 15 geheime_dataen.dat |hexdump -C
00000000  42 4d 36 0c 00 00 00 00  00 00 36 00 00 00 28     |BM6.......6...(|

Hier beginnt etwas mit "BM". Das ist nicht zwingend eindeutig, zum Beispiel könnte es eine Textdatei sein, in die jemand als erstes Wort "BM" reingeschrieben hat. Kann sein. ABER: Alle BMP-Bilddateien von Windows haben diese Zeichen als Kennung vorne drin. Es ist also lohnenswert, mal zu probieren, dieses Sektor mit den folgenden zusammenzufassen und zu gucken, ob man die entstandenen Datei als Bild aufkriegt.

Andere Beispiele:

Code:
ratti@ratti:/disk2/archiv/filme$ head -c 15 GEHEIM |hexdump -C
00000000  00 00 01 ba 21 00 01 00  05 80 34 07 00 00 01     |....!.....4....|

ratti@ratti:/disk2/archiv/filme$ head -c 15 AUCHGEHEIM |hexdump -C
00000000  00 00 01 ba 21 00 01 00  19 80 0a cf 00 00 01     |....!..........|

ratti@ratti:/disk2/archiv/filme$ head -c 15 VOLLGEHEIM  |hexdump -C
00000000  00 00 01 ba 21 00 01 00  09 80 19 79 00 00 01     |....!......y...|

Auf den ersten Blick: Keine Gemeinsamkeiten. Auf den Zweiten: Alle Dateien fangen an mit "00 00 01 ba 21 00 01 00". Und tatsächlich sind das alles mpeg-Filme.

Bei TIFF-Dateien kann man sogar unterscheiden: "MM" steht für "Motorola-Rechner", "II" für "Intel". Motorola stimmt inzwischen nicht mehr, trotzdem ist die Kennung erhalten geblieben. II-Tiffs kommen vom PC, MM-Tiffs vom Mac. Den Dialog kennt jeder Photoshopper: Abspeichern im Macintosh-oder Windows-Format?

Fast alle Dateitypen lassen sich so identifizieren. Das Tool heisst "file", ist ein OpenSource-Projekt, sammelt sogenannte "magic"-Files, in denen nur Dateianfänge gespeichert sind und versucht, alle Möglichen Dateien so zu identifizieren.

Sollte dir mal wieder ein durchgeknallter Windowsler einen komischen Anhang per Mail schicken, den du mit nix aufkriegst, speichere ihn als Datei ab und tippe im Terminal

file Dateiname

...und du kriegst sehr wahrscheinlich die korrekte Antwort: Mal wieder ein ausführbares Windows-Virus-Wurm-Trojaner-Programm mit der erlogenen Namenserweiterung ".jpg". Haha. Aber wir sind cool. Wir haben "file".


Zurück zur Plattenautopsie:

Als Resultat der ganzen Prozedur erhält man einen Ordner mit 4 Millionen Dateien drin, deren Namen futsch ist, und die "7645634.doc" oder "3456t3456.mp3" heissen. Die meisten davon sind kaputt, weil der Rechner viel raten und probieren mußte. Aber es bleibt genug heiles Material übrig, um die nächsten Jahre eine Zelle mit einem homosexuellen sizilianischen Bauarbeiter zu teilen, der wegen Körperverletzung einsitzt. Und ciao!

Gruß, Ratti
 
Toerk schrieb:
Die Polizei nutzt die Techniken zum Datenrestaurieren aber offensichtlich nicht mehr nur bei "schweren" Fällen (wie Kinderpornographie)...

Kleine Story:
Ich hatte vor einiger Zeit in meinen Firmenrechner eine neue Festplatte bekommen (80 statt 20GB) und da die alte Platte weggeschmissen werden

Das wundert mich insofern, als dass der LowLevel-Zugriff auf die Platte deren Öffnung verlangt, den Umbau in Spezialhardware - und damit ist die Platte natürlich völlig unbrauchbar für den Normalbetrieb geworden. Die Platte kann also nicht zurückgegeben werden. Naja, jedenfalls nicht wirklich. :)

Ich will keinesfalls deine Geschichte in Frage stellen - ich vermute aber mal, daß die Platte einfach mal ganz am Ende beschrieben wurde, wo die Daten nie physikalisch überschrieben wurden. Entweder war die Platte mal randvoll, oder die HFS+-Optimierung gegen Fragmentierung hat zugeschlagen. DA hat man dann ganz normal Infos gefunden.

Gruß, Ratti
 
ratti schrieb:
...

Ich will keinesfalls deine Geschichte in Frage stellen - ich vermute aber mal, daß die Platte einfach mal ganz am Ende beschrieben wurde, wo die Daten nie physikalisch überschrieben wurden. Entweder war die Platte mal randvoll, oder die HFS+-Optimierung gegen Fragmentierung hat zugeschlagen. DA hat man dann ganz normal Infos gefunden.

Gruß, Ratti

Da gibt es auch nichts in Frage zu stellen ;) - was soll ich mir eine Lügengeschichte aus den Fingern saugen??

Vielleicht macht es einen Unterschied, aber die Platte war NTFS formatiert. Ich hatte zu der Zeit noch keinen Mac, bin Newbie :D .

Cheers,

Toerk
 
déjà-vu....
nur so zur unterhaltung: zumindest in den guten alten 80-ern war es in der Schweiz so, dass eingetragene Straftaten, welche laut Gesetz nach einer Bestimmten Frist gelöscht werden mussten, einfach mit dem Vermerk "Eintrag gelöscht" versehen wurden... der ganze Eintrag war aber noch vollständig da...
Irgendwie ähnlich wie die Diskussion um "leere" formatierte HD's.
 
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