Es geht noch dreister!

Es ging um eine Festanstellung – oder? Sollten die wirklich suchen, ist diese Auswahl eher kontraproduktiv.

Als "Freiberufler" habe ich letztens bei einem großen internationalen Unternehmen einen Pitch abgelehnt, weil die nicht bereit waren ein Ausfallhonorar zu bezahlen (bei Auftragserteilung wär das angerechnet worden). Die haben zwei mal nachgefragt, ob ich das ernst meine, aus London kannten die das nicht – und es gab genug große deutsche Agenturen die "für Umme" mitgemacht haben – und, wenn ich ehrlich bin, ich konnte es mir zum Glück leisten abzusagen. Trotzdem hat sich wohl jeder Freiberufler schon mal verbogen, je nach Auftragslage und Potential des Neukunden ...

Grüße Ilja
 
Man kann es an den unterschiedlichen Standpunkten hier sehen, wie kompliziert das alles ist und welche Auswirkungen das früher oder später haben wird, als Zwangspessimist schreibe ich bewusst "wird" und nicht "kann".

Dass man zunächst "blind" etwas einreichen muss, um überhaupt zur Kenntnis genommen zu werden - ok.

Dass man dann im Anschluss halbe Ewigkeiten auf eine Rückmeldung warten muss - auch (gerade noch so) ok, wenn denn überhaupt mal eine Rückmeldung kommt.

Dass andere vom eigenen Werk erst einmal kostenlos profitieren - gar nicht ok.

Gerade im Bereich des Designs tummeln sich viele von diesen mir mittlerweile so verhassten "hippen" jungen Kontaktern (oder ähnlichem Gesoxe), die auf diese elende Tour "ja das sieht alles ganz lässig aus und so" erst einmal sämtliche Energie aus einem selbst herausziehen, nur um dann Wochen später erst auf massiven Druck hin einzugestehen, dass sie entweder einen "hipperen" Designer gefunden haben oder das Budget den eigenen Entwurf doch nicht zulässt. Witziger Weise haben die oft genug überhaupt keine Ahnung von Design. Nun gut, da kann man sich ärgern wie man will, ändern wird das nichts. Was aber ausgesprochen ärgerlich ist, dass solche Patienten immer den Arbeitsaufwand unterschlagen, den man selbst gehabt hat. Da wird absolut nichts von beglichen, geschweige denn entlohnt. Im schlimmsten Falle kann man sich sogar Pleite-bewerben (habe ich selbst auch schon mal erlebt).
Angenommen, man hat dennoch per Bewerbung die Möglichkeit bekommen, für einen solchen Verein tätig werden zu dürfen - meine persönliche Erfahrung geht da hin, dass je "hipper" das Unternehmen meint sein zu müssen, desto besch.... die Zahlungsmoral. Ich könnte hier aus den Bereichen DTP, WebDesign und Journalismus diverse Beispiele beifügen, aber ich denke, viele werden werden wissen, was damit gemeint ist.
Es ist verzwickt und einen wirklichen Ausweg scheint es daraus nicht zu geben. Darüber aber zu schweigen und solche Firmen walten und schalten zu lassen, wie sie glauben, dass es richtig sei, kann erst recht nicht die Lösung sein. Ich persönlich spiele schon seit einiger Zeit mit dem Gedanken, ein paar exemplarische Beispiele für die merkwürdigen Vorgehensweisen mancher Firmen und Agenturen irgendwie "bekannt" zu machen.

Eine kleine Anekdote, die ich immer gerne symbolisch für dieses Elend anführe:

Eine Bekannte meinerseits hatte trotz fehlender und grundlegend notwendiger Fachausbildung in den Bereichen Mac OS und DTP einen zunächst zeitlich unbegrenzten Job in dem Unternehmen bekommen, das sich am Potsdamer Platz in Berlin breit gemacht hatte, um die europäischen Massen mit Unterhaltungselektronik vollzustopfen. Sie selbst sollte Flyer und andere druckgraphische Erzeugnisse mit den bekannten Programmen erstellen. So weit so gut. Ich verlange nicht, dass man seinen Mac so gut kennt, aber gewisse Grundlagen sollten schon vorhanden sein. Das man nicht alle Tastaturkürzel kennt, nicht alle Funktionen des Mac OS im Hinterkopf hat - alles ok. Aber dass man als "Fachkraft für DTP" von diesem Unternehmen eingestellt wird, dann aber den langjährigen Freund, der als Freiberufler tätig ist, anruft und danach fragt, was denn eine ".ai"-Datei sei, das ist schon peinlich. Ich hatte mich auch auf diese Stelle beworben...

J
 
sgmelin schrieb:
Ihr stellt Euch an. Es ist doch ganz normal, dass man eine Arbeitsprobe abgibt, wenn man sich bewirbt.

Ist es das? Der Umfang der "Arbeitsprobe" erinnert mich mehr an eine Aufnahmeprüfung einer Ausbildungsstätte.
 
Wer solche Ausschriebeungen macht, der sucht nicht Qualität, der will Scheiße. Und laßt euch gesagt sein; die bekommen immer was sie wollen. Zum Glück!
 
Wer solche Ausschriebeungen macht, der sucht nicht Qualität, der will Scheiße. Und laßt euch gesagt sein; die bekommen immer was sie wollen. Zum Glück!

Den Eindruck hatte ich bei der letzten Ausschreibung auch. Schmieriger Typ, Scheiss Website, Business Consulting etc...

Frank
 
[noch krasser finde ich die neuen Arbeitsauktionshäuser wie z.B. www.jobdoo.de]

... kann man denn dieses Scheißsystem nicht aushebeln, indem wir alle lustig auf die Jobs bieten? Ich weiß nicht wie die Vertragslage in diesem Fall wäre.

Ansonsten finde ich auch, dass zu der o.g. Diskussion nichts mehr hinzuzufügen ist, außer der Frage, wo das alles noch hinführen soll!
Gruß
 
Hier noch mal der Agenturname...

Für alle die den Agenturnamen bzw. die URL noch nicht mitbekommen haben und noch nette Grüße oder event. Arbeitsproben abgeben möchten.:

www.renz-pictures.de

(info@renz-pictures.de)
 
Kinners, warum die ganze Aufregung? Ich kenne glaube ich keinen einzigen Kreativen oder Künstler, der zumindest am Anfang seiner Karriere nicht (auch) für lau gearbeitet hätte, um einfach den Fuß in die Tür der Branche zu bekommen und die ersten Credits sammeln zu können (in meinem Fall: Regie-Assi im Werbefilm-Bereich - für einen 18stündigen Arbeitstag gab es 2 Pizzen Salami, 5 Tassen Kaffee und 1 Liter Apfelschorle). Der Lohn ist in diesem Fall kein Geld, sondern die Erfahrung und die Kontakte, die sich im Idealfall durch die Arbeit ergeben. Natürlich kann oder sollte das kein Dauerzustand sein, aber in jungen Jahren und wenn es nicht ausufert ist das doch normal und gang und gäbe?
 
Im Creativ bereich ist das doch nciht unüblich Arbeitsproben abzugeben...daher finde ich den Aufwand hoch, aber das Vorgehen normal....
 
elmquist schrieb:
Kinners, warum die ganze Aufregung? Ich kenne glaube ich keinen einzigen Kreativen oder Künstler, der zumindest am Anfang seiner Karriere nicht (auch) für lau gearbeitet hätte, um einfach den Fuß in die Tür der Branche zu bekommen und die ersten Credits sammeln zu können (in meinem Fall: Regie-Assi im Werbefilm-Bereich - für einen 18stündigen Arbeitstag gab es 2 Pizzen Salami, 5 Tassen Kaffee und 1 Liter Apfelschorle). Der Lohn ist in diesem Fall kein Geld, sondern die Erfahrung und die Kontakte, die sich im Idealfall durch die Arbeit ergeben. Natürlich kann oder sollte das kein Dauerzustand sein, aber in jungen Jahren und wenn es nicht ausufert ist das doch normal und gang und gäbe?

das mag schon sein, schwierig ist es nur zu erkennen, wo die grenze liegt.

traurig finde ich nur immer, dass genügend einsteiger wie ich immer noch das große fette agenturleben als ideal betrachten… ich sag nur sonntagsarbeit, schreibtisch am gang, lausige bezahlung, mal eben als praktikant arbeiten, obwohl man eine festanstellung sucht (»als probearbeit – nach ablauf von sechs monaten stellen wir sie dann an« <-- ich kenn niemanden der dann angestellt wurde – nicht wegen schlechter leistungen – im gegenteil – sondern das ganze war von anfang an verarsche)… alles gang und gäbe.

wenn ich dann von meinen kleinen kunden erzähle und hin und wieder nur mal nur visitenkarten für jemanden mache werde ich immer angeschaut als berichte ich davon wie ich toiletten putze… nur mach ich was ich will und verdiene mein geld. auch nicht schlecht wie ich finde.
 
pam201 schrieb:
nur mach ich was ich will und verdiene mein geld. auch nicht schlecht wie ich finde.
Wenn man sich das erlauben kann, ist das natürlich nicht schlecht. Aber ich fürchte, die meisten können sich den Luxus nicht leisten nur das zu machen, was sie wollen.
Kürzlich wurde unsere Agentur (Produktdesign) von einem großen deutschen Unternehmen aufgefordert, ein Angebot für die Neugestaltung von 10 mechanischen Küchengeräten (Dosenöffner, Salatschleuder, Rührgerät etc.) abzugeben. Kurze Zeit später erhielten wir einen Anruf mit der Bitte, unser (wirklich knapp kalkuliertes) Angebot doch auf ein Drittel des Preises zu reduzieren, und gleichzeitig um die Lieferung fertiger Konstruktionsdaten für den Formenbau zu ergänzen. Wir haben dann mal bei einem befreundeten Konstruktionsbüro angefragt, was die denn für die reine Konstruktion der 10 Produkte berechnet hätten... tja - deren Preis lag schon weit über dem, was wir ursprünglich nur für die Gestaltung angeboten hatten. Wir haben dann wieder bei dem Unternehmen angerufen und gesagt, daß wir zu diesen Konditionen kein seriöses Angebot abgeben könnten. Die Antwort: "Andere Agenturen haben aber zugestimmt!" Da fragt man sich, wie die das schaffen...
 
schlecht formuliert von mir:

sollte nicht heißen »trallala ich arbeite wann und was ich will«, sondern:

ich brech mir auch nichts dabei ab mal keine furchtbar spektakulären dinge zu gestalten und lege keinen wert auf große namen.

kleine kunden sind auch wunderbar.

;)
 
Thomac schrieb:
...Wir haben dann wieder bei dem Unternehmen angerufen und gesagt, daß wir zu diesen Konditionen kein seriöses Angebot abgeben könnten. Die Antwort: "Andere Agenturen haben aber zugestimmt!" Da fragt man sich, wie die das schaffen...

Kaum, bis Garnicht! Ich selbst kenne auch freie Grafiker die größtenteils Jobs durchziehen an denen nahezu NULL Gewinn hängt. Es gibt IMMER jemanden, der billiger ist... aber wo bleibt da die Qualität?

Zitat: "Nee, lieber Grafiker! Ich bekomme mein Briefpapier auch direkt vom Drucker gesetzt... der kann das auch und kostet nur 1/3 deines Preises!" Auch gerne wird der "Bekannte mit Corel-Draw" zu Rate gezogen... herrlich!
 
ThePaul schrieb:
Auch gerne wird der "Bekannte mit Corel-Draw" zu Rate gezogen... herrlich!

"... und ein Kollege von mir sagt, dass Fotos doch überall im Internet sind. Da muss man doch nichts mehr kaufen ..."

Immer wieder gerne ...

Genug gejammert ;) – Grüße Ilja
 
"Ich fax Ihnen das Bild gerade durch, dann können Sie es ja gleich in Ihr Layout mit einbauen."

Al :D :D :D
 
ach du liebe schande! das is übel.
 
kurze story die ich zum thema erlebt hatte:
anruf eines grossen autohersteller bei mir:" ja wie haben von ihnen gehört und würden gerne mit ihnen in kontakt zusammenarbeit und blabla...
senden sie uns doch bitte ein paar auszüge ihres schaffenswerkes zu .."

also showreel ab in die post -

5 Tage später: "wieder die autobude: ja super showreel, wir würden ja gerne unseren neuen eröffnungsfilm für die blabla mit ihnen machen.
können wir uns da mal treffen ?"

Hola ?! denke ich, fahre hin und das sitzt dann son buchhaltertyp.
und nach ner guten viertelstunde smalltalk kommt er zur sache,
ja sie haben ein problem, es gibt da eine präsentation, die müsste umgearbeitet werden , besser gesagt aufgeppt und ob ich da nicht mal reingucken kann, und vieleicht drei bis fünf minuten ( komm. volksmac:die ging ehe nur 10 min.) und leider habe man aber keine mittel dafür, also kein geld, weil das soll ja so ein türöffner sein, wenns der geschäftsetage gefällt dann könnte es auch mit dem eröffnungsfilm was werden, aber man kann es ja nicht versprechen, es gibt da noch andere mitbewerber...
keine 30 sekunden später war ich da raus.. am liebsten hätte ich den typen über den tisch gezogen und ihm was auf die fresse gehauen.
frechheit . erpressung . unverschämtheit . ne fette firma... und dann solche f##ks##ts
 
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