Mhh, wir sind dereinst auch vor der Wahl gestanden: infinitype oder linotype gold edition – ein Wahnsinns-Preisunterschied für den man so einiges in Kauf nehmen muss:
– bei vielen Serifenschriften sind die Kursiven lediglich elektronisch schräg gestellt und nicht extra gezeichnet (Bsp. Bodoni standard bold, erkennbar am "a" - und die Garamond Standard erst!!!), eine echte Todsünde, unverzeihlicher Fehler, total verboten, ey.
– viele Klone lassen bzgl der Spationierung echt zu wünschen übrig, da auf das zeitraubende und teure Erstellen von Kerning-Paaren verzichtet wurde. Mir sind im Studium so einige Klone untergekommen, mit denen ich gearbeitet habe – die Function (entsspr. futura) z.B. ist grausig spationiert!
– Wo die Zahl 6000 herkommt, frage ich mich auch – vielleicht weil man bei jeder Schrift ja noch Modifikationsbuttons in der Werkzeugleiste drücken kann??
– "Viele Schriften liegen in zahlreichen Gewichten vor" – sorry, aber zehn Schnitte des Frutiger-Klons FrontPage sind mir zu wenig, ich habe 23 und die brauche ich auch! Und was soll ich mit nur 6 Times- ("Roman" genannt) Schnitten, von denen ich einige (compressed!) eh vergessen kann? Alles in allem habe ich in der GoldEdition 55 Times-Schnitte.
– Die Liste der Schriften, die man nieeee verwenden wird (außer in Retro-Designs der geschmacksfreien 80er oder bei Nachsätzen von (ebenso geschmacksfreien) Kunden selbst gebasteltes) ist in jeder Schriftensammlung sehr lang, allerdings brüstet sich die infinitype-Sammlung mit eben dieser Masse an out-Fonts.
Die Liste des Schriften-Kanons der Epochen-Schriften (Renaissance-, Barock-, Kalssizistische Antiqua und deren oder konstruierten serifenlosen Kinder), den man dann wirklich verwenden kann, ist bestürzend kurz; man läuft Gefahr, sich dann doch an den Schriften mit minderer Qualität zu vergreifen und von Grund auf schlechte Typographie zu produzieren.
– viele wichtige Fonts fehlen und müssen dann doch dazugekauft werden: Univers, Stone, Officina, Eurostile, … und gibt es denn gar keine PI & Symbol-Fonts? Nur so wenig Blackletter? Anständige Script-Fonts suche ich auch vergebens.
Mein Fazit: diese Sammlung ist verzichtbar, wenn man sich auf das Niveau begibt, kann man gleich PC, Corel und dessen Schriften verwenden. dDas Geld ist am falschen Ende gespart und die Argumente des Verkäufers sind teilweise schlichtweg falsch: es sind viele sehr schlechte Schriften dabei, zu wenige Schnitte pro Familie, zu viel alter Kram und viele Fonts fehlen einem. Das gerühmte Preis-Leistungs-Verhältnis mag für´s Hobby oder für Stümper reichen, für den professionellen Einsatz ist man abeer damit schlecht gerüstet!
Freilich ist die Linotype-Goldedition auch kein Kauftipp - ist wirklich sehr viel Geld, aber dann hat man (fast) ausgesorgt.