Der Macintosh - ein Nachruf

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simon03

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Hallo allerseits,

macht Ihr Euch auch manchmal Gedanken darüber, wie es mit Apple im Allgemeinen und dem Macintosh im Besonderen längerfristig weitergeht? Das heißt, weit über Spekulationen um einen 3 GHz G5 hinaus?

Wer sagt denn, daß Apples Zukunft im Computermarkt liegt? Zur Zeit gibt es deutliche Zeichen für eine massive Umorientierung von Apple hin zum Musikmarkt und "Premium"-Unterhaltungselektronik, sprich dem iPod. Und diesmal sind sie offenbar wirklich erfolgreich.

Mal Hand aufs Herz liebe Leute: Der Macintosh war - nach klassischen kapitalistischen Erfolgskriterien betrachtet - doch nie ein richtig erfolgreicher Computer, sondern stets ein Nischenprodukt. Selbst der iMac G3 vermochte nie mehr als ein paar Prozent des Marktes für sich zu gewinnen. Der Marktanteil bleibt gleich - trotz Switch-Kampagne/OS X/gutem Image hier und Spyware/Virenterror/schlechtem Image dort.
Apple hat mit dem Mac drei schwerwiegende Fehler gemacht:
- Sie haben die Architektur viel zu spät lizenziert. Als sie es taten, hatte der PC schon gewonnen und die Verkäufe der Clones drückten auf die Verkäufe der Originale.
- Sie haben viel zu lange für Copland/Rhapsody/OS X gebraucht. Wenn man 1998 noch kein preemptives Multitasking hat, ist das ist einfach schlecht. Seht euch System 7.5 an im Vergleich zu Mac OS 9.2, zwischen den beiden Versionen hat sich aus meiner Sicht nichts großes getan.
- Der G4 saß viel zu lange auf demselben Entwicklungsstand fest.

Die installierte Basis an Macintosh-Computer beträgt, wenn man Jobs Angaben auf der Keynote glauben will, etwa 23 Millionen Rechner (9 Mio. sind ca. 40 % von 23 Mio.). Mal kurz gegoogelt - Leute, das ist in etwa dieselbe Basis wie 1996!
*Kein Wachstum* in *acht* Jahren!
Zitat dazu aus dem erstbesten Link (http://members.aol.com/MacGui/hypfeb96.html): "The Macintosh computing platform has an installed base of some 20 million machines, with over 50 million users, according to Apple."

Ich wäre nicht überrascht, wenn Apple den Macintosh über kurz oder lang einstellen würde. Denkt daran, Jobs sagte anno 97, nachdem er wieder zu Apple kam: "I would milk the Macintosh as long as possible, until the next big thing shows up" (oder so ähnlich, aber sinngemäß).
Und wieder schnell ergoogelt: http://archive.scripting.com/1997/06/11 (recht weit unten ist Jobs Spruch)
Ich nehme an, daß Jobs im Musikgeschäft das "next big thing" sieht und er gefällt sich in seiner Rolle als "Big Player" im Markt, das war während der Keynote am 7. Januar wohl offensichtlich ("Endlich einmal mehr als die üblichen 5 % Marktanteil...").

Hier meine Theorie, wie Apples Unternehmensstrategie seit 1997 ausgesehen haben könnte:
Seit 1997 versucht Jobs aus dem Mac-Geschäft auszusteigen, wobei er allerdings noch rausholt, was drin ist. *Langfristige* Investitionen in die Zukunft bleiben aus, es gibt keine *langfristigen* Ankündigungen mehr.
Gleich am Anfang wurde alles eingestampft, was kurzfristig nicht lukrativ erschien (z.B. Digitalkameras, PDAs - beides heute Massenmarkt!).
1998: Es gibt kein "next big thing". Also was tun? Wir packen die Rechner in durchdesignte Gehäuse und machen auf Lifestyle. Der iMac bringt uns über die Runden.
Auch 2000 ist nichts in Sicht, aber man hatte ja etwas in petto: Aus dem jahrelangen Gewürge um das Mac OS der nächsten Generation wird schließlich OS X. OK, das hört Ihr nicht gern, aber wo war Apples Innovation dabei? Die Systemkomponenten von NeXT gekauft, der Kernel von der Open Source Gemeinde und das Ganze mit einer schönen Benutzeroberfläche garniert. Denkt jetzt bitte nicht, daß ich OS X für schlecht halte. Im Gegenteil, meiner Meinung nach ist es das Beste, was zur Zeit an Desktop-Betriebssystemen auf dem Markt ist. Trotzdem hätte Apple die Chance gehabt, wie damals anno 84 ein völlig neues Konzept zu wagen, etwas das auch OS X in den Schatten stellt. Haben Sie aber nicht getan, denn der kurzfristige Gewinn war ihnen wichtiger.
2001: Inzwischen spricht es sich rum, daß MP3-Dateien so bequem aus dem Internet herunterzuladen sind. Jobs sieht seine Chance, beginnt mit der Entwicklung eines MP3-Players. Ihm ist klar, daß es Jahre braucht, bis aus Musik aus dem Internet eine ernsthafte Einnahmequelle wird, wenn überhaupt. Deshalb streckt er seine Fühler aus: wie weit kann man mit Lifestyle-Computern gehen? Der Cube kommt auf den Markt - und wird ein Flop. Die Leute wollen Leistung, kein Design.
IBM kommt ins Spiel: Sie wollen eine Desktop-Variante des Power4 Serverprozessors bauen. Apple verhandelt mit IBM: Der Desktop Power4 soll eine Vektoreinheit enthalten und dafür in Macintosh-Rechnern zum Einsatz kommen. IBM "klebt" daraufhin eine Vektoreinheit "dran", die sie in ihren eigenen Produkten gar nicht nutzen. Seht euch die Architektur des G5 im Vergleich zum G4 an: Die Vektoreinheit ist deutlich schlechter ins Gesamtkonzept integriert. Durch Taktratensteigerung gleicht man den Verlust glücklicherweise sehr gut aus.
2003 verabschiedet Apple sich vom teueren Design. Billig aber gut ist gefragt, Alu kleidet die neuen Rechner. Vorbei die Zeiten mit Titan und halbtransparenten Kunstoff-Metall-Gehäusen.

Die Ära Macintosh nähert sich dem Ende. Die letzten Jahre waren nur noch vom Warten auf das neue Ziel geprägt, mit dem Mac als Sprungbrett in eine neue Zukunft.
Jobs will die Puppen tanzen lassen. Er will seine Visionen in jedem Haushalt sehen, das Leben der Leute grundlegend ändern und nicht täglich am Rande der öffentlichen Wahrnehmung mit einem Nischenprodukt gegen übermächtige Konkurrenten ankämpfen.

Und das in einer Zeit, in der jeder Alternativen zu Windows sucht. Jetzt werdet Ihr Euch fragen: "Warum den Macintosh dann aufgeben?" Ganz einfach: Umstiegswillige Windows-Nutzer denken über Linux nach, nicht über Mac OS. Schon mal gelesen: "Stadtverwaltung steigt auf Mac OS um"? Eher nicht, oder? Kein Wunder, es ist teuer und riskant genug, neue Software anzuschaffen und alte Hardware teilweise weiterzuverwenden. Die Zukunft ist nicht "Windows", aber auch nicht "Macintosh".

Ist Linux die Zukunft? Ein Betriebssystem, das auf über 40 Jahre alten Konzepten basiert mit einem GUI-System, das aus den 80er Jahren stammt und im Desktop-Einsatz als Client-Server basiertes Modell keinesfalls ideal ist?
Ist Java die Zukunft? "Wohin mit der Prozessorleistung? Verbraten wir Sie in einer Emulation, wir haben ja genug!" Ist es damit womöglich egal, welchen Computer man verwendet?
Sind Desktop-Computer überhaupt die Zukunft? Sie sind wohl eher die Gegenwart.

Was auf uns zukommt wissen wir nicht, aber es ist nicht unwahrscheinlich, daß das Wort "Macintosh" vielleicht schon bald dieselben wonnigen Nostalgiegefühle auslöst, wie heute "C64" oder "Amiga".
"Von Apple, das sind die, die heute auf Musik machen". Wenn sie Glück haben.

Das sind lediglich meine Gedanken zur Zukunft Apples, und da sie scheinbar noch niemand bislang so formuliert hat, tue ich es jetzt.
Aber wie es auch kommt, ich möchte Mac-User bleiben solange es geht - obwohl Corel aus dem Mac-Markt aussteigt, was ein verdammt schwerer Schlag für meine Arbeit ist.

Viele Grüße,

Simon
 
Umstiegswillige Windows-Nutzer denken über Linux nach, nicht über Mac OS.

Diese Aussage ist m.E. sehr pauschal.

Zumindest mich selbst kann ich da ausschließen, auch wenn es sicherlich nicht der qualifizierteste Beitrag zu diesem doch gewichtigen Posting ist.
 
Original geschrieben von fischlunge
Diese Aussage ist m.E. sehr pauschal.

Zumindest mich selbst kann ich da ausschließen, auch wenn es sicherlich nicht der qualifizierteste Beitrag zu diesem doch gewichtigen Posting ist.
 

nö, habs genauso gemacht. ende des jahres stand die anschaffung einer neuen workstation an. zur auswahl standen g5 (macosx) vs p4 (redhat linux) habe mich aufgrund der doch erheblichen anlaufschwierigkeiten mit dem g5 und dem immer schlechter werdenen preis leistungs verhältnis schweren herzens gegen einen g5 entschieden.

da der switch zu linux leichter war als gedacht bereue ich die entscheidung nicht und kann nur jeden ermutigen es auch zu probieren. linux ist definitiv bereit für den desktop! und gnome steht von der usability kaum noch einem macos x nach.

gruss
lemonstre
 
Mach mir doch keine Angst, mensch!

Habe gerade erst Appetit auf Äpfel bekommen, da soll ich dann doch bei den Birnen bleiben?

Also, ganz so schlimm seh ich es nicht. Klar, in Amerika ist der iPod der Renner und in jedem Music-Video zu sehen. Aber das Teil hat einfach zu viel Konkurrenz, um auf lange Sicht so erfolgreich zu sein. Es steckt doch schon in jedem 1,- Euro Handy nen MP3 Player drin. Solange da ein gewisser Hype bez. iPod besteht, wird dessen Absatz auch gut laufen, aber ich glaub, so ewig wird das nicht mehr dauern.
Ausserdem, Du musst erstmal etliche davon an den Mann bringen, um den Umsatz von einem G5 zu erreichen.
Was die gleichbleibende Anzahl der MAC User angeht, so seh ich das schon fast als Erfolg! Im Vergleich zu WIN PCs "teure" Geräte mit schlecht zu vermarktenden Eckdaten (Prozessortakt z.B., "keine" Software) in der heutigen Sparbrötchenzeit überhaupt zu verkaufen ist ne Leistung.

In guter Hoffung, oder so ...
 
@simon

gut geschrieben, nachvollziehbar, alles klar. Nur, warum werden immer Apple mit PC verglichen. Der Vergleich ist absurd und nicht machbar. Apple ist eine Marke, eine Firma. PC ist die Bezeichnung für Produkte von zig verschiedenen Herstellern, Marken und Firmen. Man kann vielleicht HP PCs mit Apple vergleichen. Oder Dell mit Apple, aber nicht PC mit Apple. Da wird Apple niemals eine Chance haben. Wäre ja auch schlimm, wenn eine Firma gleich viele Computer verkauft wie hunderte andere Firmen.
Ich glaube überhaupt, das das alles ein bisschen anders wird. Apple Computer und PCs werden immer näher zusammenrücken, bis alle die gleiche Technologie haben. Apple wird dann genauso wie HP oder Dell das gleiche Produkt erzeugen mit gleichem Betriebssystem, etc. Ob das Linux oder Gaga oder Pipi heisst, ist dabei egal. Computer wie in der jetzigen Form wird es überhaupt nicht mehr lange geben. Für zu Hause wird es ein kleines Kästchen beim Riesen Flat TV geben, man wird auf der Couch sitzen und per Sprachsteuerung alles erledigen. Der Computer wird zum Allrounder, der TV abspielt, Musik auf die Boxen bringt, Fotos und Filme verarbeitet, etc. Eigener Bildschirm ist dabei überflüssig.
Diese Allrounboxen wirds von verschiedenen Anbietern geben, einer davon wird Apple sein, und das war´s. Aber vom derzeitigen Kasten mit eigenem Bildschirm, der auf einem Schreibtisch steht, davon werden wir uns in den nächsten Jahren 100% ig verabschieden. Egal ob von Dell, IBM oder Apple.

Und die iPods kannst Du vergessen. In 2 Jahren kann das jedes Handy, und auch hier wird es tragbare Allroungeräte geben, die filmen, fotografieren, telefonieren, TV, faxen, mailen, musizieren, etc... Aber die wirds von Sony genauso wie von Apple oder Canon geben.
 
Netter Versuch..

leider hast du den Artikel 2 Jahre zu spät geschrieben.
Schon mal was von G5 + OSX gehört?
Sicher wird Apple auf absehbarer Zeit nicht den Markt beherrschen, aber wer will das auch. Apple macht seit Jahren Gewinn. Letztendlich welche Firma lebt schon ewig oder ist längerfristig Marktführer. Wahrscheinlich kommen auch für M$ irgendwann normale Zeiten.
Eines ist sicher wenn Apple pleite geht erinnert sich schon lange keiner mehr an Medion
 
Ob das Linux oder Gaga oder Pipi heisst, ist dabei egal. Computer
wie in der jetzigen Form wird es überhaupt nicht mehr lange geben.

Selten so ein knappes und brillantes Statement gelesen. Respekt!

Und die Zukunft an sich? Laptops mit Fähigkeiten, die uns jetzt
noch wie blanke Utopie erscheinen, eine TFT-Bildwand in jedem
vernünftigen Haushalt. Am liebsten wäre mir, wenn ich etwas in
der Art einer Armbanduhr tragen würde, und alles optische direkt
auf meine Netzhaut projeziert wird. Aber das dauert wohl noch
ein bischen.

Achja:

linux ist definitiv bereit für den desktop!

Mag sein, aber mir fehlt es immer noch an professioneller Software.
 
Dann auch mal eine *ernsthafte* Frage. Ohne das ich einen gleich - langen Beitrag schreiben muss:

Wie oft hat man solche Prophezeiungen in denselben letzten Jahren lesen dürfen?

Ich sehe das alles ganz und gar nicht so! Apple hat sich gemausert. Alleine in meinem Umkreis, im Fernsehen oder im Internet kommt der Mac immer mehr zur Geltung. Vielleicht liegt das am neuen System oder am Unmut über die starre Windows - Welt. Aber ich denke auch langfristig wird Apple uns noch mit innovativer Software begeleiten.

Apropos.

Warum ist das nicht innovativ? Ein schleppendes System aufgekauft, aufgeputscht, ein hübsches Aqua System daraus gemacht und einen gut laufenden stabilen Unix Kernel dazu. Oh ja .. das nenn ich sehr wohl modern und fortschrittlich. Warum kompliziert wenn es einfach geht? Unix ist nach wie vor das stabilste System. Wieso also mit gundlegend neuen experimentieren wenn das "alte" noch lange nicht an seinen Grenzen ist.

So ich will gar nich weiter drüber diskutieren - ich hab eh meine Meinung :D cu
 
Für zu Hause wird es ein kleines Kästchen beim Riesen Flat TV geben, man wird auf der Couch sitzen und per Sprachsteuerung alles erledigen. Der Computer wird zum Allrounder, der TV abspielt, Musik auf die Boxen bringt, Fotos und Filme verarbeitet, etc. Eigener Bildschirm ist dabei überflüssig.

Ein Problem, das bei allen Aussagen über zukünftige Entwicklungen auftaucht ist die Idee, dass jetzt im Moment gerade aktuelle Entwicklungen als Basis für eine theoretische Weiterentwicklung der Technologie genutzt werden. Dies trifft insbesondere für den Bereich der Unterhaltungselektronik zu.

Deshalb glaube ich, dass die oben angegebene Quote zu kurz denkt. Der eigentliche Punkt - das ist auch der Hauptpunkt, den Simon ( :D mein Namensvetter :D ) da oben anspricht. Computer, wie wir sie heute kennen, gibt es schon seit 1984 (wenn man Apple glaubt) oder 1979 (XEROX Parc). Die Benutzeroberfläche hat seitdem keine besondere Weiterentwicklung mehr erfahren.

Aus der Funktion der heute verwandten Benutzeroberfläche(n) lässt sich auch die Funktion von allen PCs (egal, ob Apple oder nicht) ableiten. PCs sind in erster Linie dazu da, (a) Daten zu speichern und (b) exakte Vermessungen vorzunehmen. Mit dem Internet kam noch ein bisschen Kommunikation dazu. Zu (a) und (b)

a. Computer speichern Daten. Das sind Dateien (egal, in welchem Programm erstellt und zu welchem Zweck verwandt).

b. Computer vermessen und verbessern. Insbesondere im Bereich des Desktop Publishing - vielleicht sollte man eher Digital Publishing sagen - stellt sich heraus, dass Computerprogramme nichts weiter tun, als in sie eingegebene (gespeicherte) Daten zu vermessen und zu verbessern. Darin beruht alle Art von Bildbearbeitung, eigentlich jede Art von Datenverarbeitung. (Die Definition, das gebe ich zu, wird ein wenig holprig, wenn man in den Bereich von Musik- und Videoschnitt vordringt, ist aber auch da noch nachvollziehbar.)

Personal Computer (PCs) erfüllen also ganz bestimmte, von klaren Kriterien umrissene Aufgaben. Für jene Aufgaben sind die vom Computer verwendeten Eingabeinstrumente bestimmt - Keyboards zur Eingabe von Text; Mäuse zur Navigation; Scanner und digitale Kameras zur Eingabe von Bildmaterial; Audio-Eingänge und MIDI (und MIDI-ähnliche)-Anschlüsse zur Eingabe von Musik; Digitale Datenschnittstellen zur Übertragung von Bild- und Tondaten im Bereich von digitalem Video.


Der momentan - oder sagen wir, in einem Zeitfenster von drei, vier Jahren - erreichte Leistungsstand von Computern reicht aus, um alle oben genannten Merkmale zu erfüllen. Da solche Tendenzen schon vor fünf Jahren erkennbar waren, erklärt sich daraus, warum "Style"-Projekte wie der neue iMac plötzlich erfolgreich waren: Computer waren nicht mehr nur Arbeitsgeräte, sondern begannen, alle Aufgaben, die Ihnen gestellt waren (s.o.) recht erfolgreich zu meistern. Die Technik kann alles; sie ist - egal wie schnell sie noch wird - ausgereizt.

Die Diskrepanz zwischen ursprünglicher Aufgabe der PCs und der Technik, die nun alle diese Aufgaben erfüllen kann, verstärkt sich. Deshalb muss ein Computer "mehr sein" als zuvor. Auf solche Tendenzen spielt Apples "Digital Lifestyle" an. Es geht plötzlich um ein fast schon religiös anmutendes zentrieren des alltäglichen Lebens um den "kleinen digitalen Helfer". Da Apple schon immer diese Aura des "Besonderen" um sich scharte, klappt diese Einbindung eines solchen Konzeptes erst recht bei dieser Firma. Käme Microsoft mit irgendeinem "Digital Lifestyle" an, würde unsere kleine Softwareschmiede aus Redmont nur müde belächelt.

Was muss also in den nächsten Jahren (Jahrzehnten?) mit den PCs geschehen, welche Evolution müssen sie durchlaufen, damit diese Diskrepanz zwischen Leistung und Aufgabe neu entsteht - will sagen, damit die Computerindustrie wieder neue Entwicklungen beginnen kann? Ich glaube, dass wir eine komplett neue Benutzeroberfläche entstehen sehen werden, die meiner Meinung nach im Bereich von 15-25 GHz erstmals vernünftig benutzbar sein wird und mit ca. 200-500 Ghz (und natürlich ähnlich "guten" Speichern, etc.) "richtig Spaß machen" kann: Sprach- und Gestenerkennnung und die Entwicklung von komplett neuen Bildschirmsystemen. Ich denke, es werden Firmen mit Ideen reich werden wie:

- ein Programm, dass eine Partitur (handgeschrieben) in wenigen Sekunden/Seite einliest, und dann einem Menschen gestattet, einen digitalen Taktstock zu erheben und zu dirigieren - und der Computer spielt das Stück*

- einem Digitalen Assistenten ähnlich dem, der von Apple mal als "Knowledge Navigator" vorgestellt wurde (googelt mal danach, ist ein Klasse Filmchen)

- usw, da kann man viel in der Richtung weiterdenken.

(*Dies war/ist der Wunschtraum meines ehemaligen Kompositionslehrers :) ).

Insofern ist das von Simon oben beschriebene "Problem Apples" ein Problem der gesamten Computerindustrie.

Ich bin ehrlich gesagt eher beruhigt, dass Apple immer noch eine genauso große Userbasis hat wie 1996 - ich hatte gedacht, wir Apple-Freaks schrumpfen langsam aber sicher ins digitale Nichts zusammen :( .

Gruß
Simon Weber
 
ganz kurz nur:

der markanteil von apple im computerbereich ist um einiges
höher als der markanteil von daimler-chrysler am weltweiten
automarkt!


:D
 
Solange die Macs Gewinne einfahren werden sie nicht eingestellt.
Das Argument des Marktanteils wurde bereits widerlegt, schliesslich verkauft z.b. Fujitsu/Siemens auch nicht mehr Rechner als Apple. Da würde keiner sagen: 5% Marktanteil sind ein Flop. Der Unterschied ist nur das System.
Da es im professionellen Bereich immer noch keine andere Alternative zu Windows gibt, wird der Mac weiterhin Zulauf haben.
Macs werden den Markt nie beherrschen, ist auch nicht schlimm. Immerhin begründet Apple einen großen Teil seines Marketing auf diesen Außenseiterstatus (Think different).
 
Musik nimmt zwar nen wichtigen Stellenwert in Apples Strategie ein, aber auch hier belegen die Zahlen eines: So schön der Erfolg des iPod und von iTMS auch ist, der Löwenanteil des Umsatzes wird mit den Computern (und verstärkt Software gemacht).

Beispiel letztes Quartalsergebnis:

Apple macht 2.000.000.000 Dollar Umsatz. Davon gehen auf iPod Umsätze bei 733.000 verkauften iPods (angenommener Durchschnittspreis 400 $) im letzten Quartal ca. 300.000.000 $ - also 15%. Der iTMS hat bislang 30 Mio. Songs verkauft, wieviel davon im letzten Quartal, kann ich nur schätzen. Sagen wir großzügig geschätzte 10 Mio. Songs, also 10 Mio $ Umsatz. Sind dann aus dem Musikgeschäft 310 Mio $. Also etwas mehr als 15% des Gesamtumsatzes. Selbst wenn sich mit dem iPod mini und der Eröffnung des iTMS in anderen Ländern diese Werte verdoppeln sollten (was schwer zu machen sein wird, schließlich war der iPod nur dank der Weihnachtsverkäufe so stark) wären es erst 30% des Umsatzes.

In einem regulären (non x-mas also) Quartal verkauft Apple ca. die Hälfte an iPods. Wenn jetzt durch den Mini wieder über 700.000 iPods im nächsten Quartal verkauft werden sollten, wäre das schon eine große Überraschung. Also kann man davon ausgehen, dass der Anteil des Musikgeschäfts am Apple Umsatz kurzfristig unter 20% bleibt und sich mittelfristig (in den nächsten 1 - 2 Jahren) maximal verdoppeln kann.

Selbst wenn Apple 100 Mio Songs im Quartal verkaufen würde, also 100 Mio Umsatz machen würde, wäre es dennoch ein verschwindend geringer Anteil am Gesamtumsatz der Firma. Ebenso bei den iPods: Apple müsste, um so viel Umsatz mit den iPods zu machen wie mit Hardware / Software (also ca. 1,6 Mrd. $) im Quartal mehr als fünf mal so viele iPods wie bis jetzt verkaufen, also pro Quartal mehr als 3,5 Mio. Stück!

Erst dann hätte der Musikbereich den gleichen Stellenwert wie das Hard- / Softwaregeschäft.

Ich bin ja froh, dass Apple ein zweites Standbein in der Musik hat, aber ablösen wird es das normale Geschäft nicht.
 
Original geschrieben von snatch909
Sagen wir großzügig geschätzte 10 Mio. Songs, also 10 Mio $ Umsatz. Sind dann aus dem Musikgeschäft 310 Mio $.
 

Nicht zu vergessen, dass beim Music Download sicher ein beträchtlicher Teil des Umsatzes der Musikindustrie zukommt.
 
Ehrlich gesagt: ich halte die Vorstellung irgendeines Computermonopols inzwischen für veraltet.

Als Parallele könnte man sich die Entwicklung des Automobilbaus heranziehen. Anfänglich gab es auch nur EINEN Hersteller für DAS Auto.

Ich fände es sogar gut, würde es mehr und mehr Systeme geben - sofern sie zusammenarbeiten. Immerhin ein wichtiger Schritt in Richtung Individualität.
 
Die selbe alte Leier

Original geschrieben von simon03
Das sind lediglich meine Gedanken zur Zukunft Apples, und da sie scheinbar noch niemand bislang so formuliert hat, tue ich es jetzt.
 

Gütiger Gott, du glaubst im Ernst, hier etwas Neues zu präsentieren? Vergiß es :D

Solche "Nachrufe" gibt es schon immer, und beste Publikationen von Spiegel bis zu Time haben das in den 18 Jahren, seit ich dabei bin, regelmäßig neu aufgelegt. Und was ist?

Apple ist klein, gut, innovativ und profitabel und wirtschaftlich gesund. Das werden dir alle Analysten gerne bestätigen.

Also stecke dir bitte deinen Nachruf hinter den Spiegel, zu den anderen 100, die dort schon vermodern und schau mal in weiteren 20 Jahren, was daraus geworden ist.

wavey

Lynhirr
 
vielen Dank Lynhirr - so was aehnliches wollte ich auch schreiben.

Und noch eine kleine Ergaenzung: Musik ist zunaechts mal etwas Plattformunabhaengiges. Wenn der Mac in Verbindung mit Musik etwas interessantes anzubieten hat, dann ist das kein Paradigmenwechsel von Apple hin zu einem Musik Unternehmen sondern ein geschickt gewaehlter Weg, Menschen mit einer Vorliebe fuer Musik auf die Mac Plattform aufmerksam zu machen. Nicht mehr und nicht weniger.

Cheers,
Lunde
 
Ein spannendes Thema ist das schon. Wie wird die Zukunft der Computer aussehen. Wie werden sie unseren Alltag verändern.

Ich habe erst ein wirklich tolles Buch zu dem Thema gelesen dass ich jedem, der sich dazu Gedanken machen möchte empfehlen kann.

Homo sapiens
von Ray Kurzweil

Nur so als Tip am Rand.

cu

thomax
 
Also stecke dir bitte deinen Nachruf hinter den Spiegel, zu den anderen 100, die dort schon vermodern und schau mal in weiteren 20 Jahren, was daraus geworden ist.

Hallo Lynhirr,

sicherlich war mein Thread-Titel recht provokant gewählt. Aber es ist doch ein erheblicher Unterschied, ob ich sage "Apple geht pleite" - was man als Laie unmöglich vorhersehen kann - oder ob ich sage "Apple stellt den Macintosh ein". Darum geht es.
Natürlich wird Jobs nicht gleich morgen vor die Presse treten und sagen "wir machen jetzt keine Macs mehr". Aber langfristig betrachtet - fürchte ich - hat sich Jobs vom Macintosh verabschiedet und zwar bereits 1997.

Viele Grüße,

Simon
 
Original geschrieben von simon03
Hallo allerseits,

-- snip--
Mal Hand aufs Herz liebe Leute: Der Macintosh war - nach klassischen kapitalistischen Erfolgskriterien betrachtet - doch nie ein richtig erfolgreicher Computer, sondern stets ein Nischenprodukt. Selbst der iMac G3 vermochte nie mehr als ein paar Prozent des Marktes für sich zu gewinnen. Der Marktanteil bleibt gleich - trotz Switch-Kampagne/OS X/gutem Image hier und Spyware/Virenterror/schlechtem Image dort.

--snap--
Viele Grüße,

Simon
 

Dagegen spricht die Tatsache daß Apple, an der Zahl der verkauften CPUs, gleichauf mit Dell oder HP liegt und somit einer der größten Computerhersteller der Welt ist*. Also nicht "nicht richtig erfolgreich" sonder erfolgreich. Genauso könntest Du also sagen Dell oder Sony oder HP sollten keine keine Computer mehr herstellen weil Ihr Anteil am Gesamt-Computer-Markt nicht so gross ist wie der Anteil von Microsoft am Gesamt-Betriebssystem-Markt. So einfach isses nämlich nicht.

gruss
i-lancer

(*Quellen kann ich beizeiten ergoogeln)
 
@simon03,

du kannst weder vorhersehen das Apple pleite geht noch das Apple den Mac einstellt. Man koennte ja auch spekulieren ob Microsoft Windows irgendwann einstellt oder Nokia keine Telefone mehr baut. Es gibt in deiner Argumentationskette allerdings nicht ein einziges schluessiges Argument das darauf hindeuten wuerde, dass das noch zu meinen Lebzeiten passieren wuerde.

Cheers,
Lunde

PS: Es soll natuerlich nicht verschwiegen werden, dass Nokia frueher mal mit Gummistiefeln gute Geschaefte gemacht hat . :cool:
 
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