ArchiCAD?!?

Deine Geschichte mit den Pauschalangeboten kenne ich nur zu gut. Man bekommt häufig nen Lageplan und ne Handvoll Grundrisse und eine 2-seitige Baubeschreibung und das ganze wird dem Bauherrn als funktionale Ausschreibung verkauft. Angeboten wird 1 Stück Bauvorhaben...

Aha, also ein Leidensgenosse ;-)
Allerdings gehöre ich eben mehr der Architekten-Zunft an.
Oft bieten wir solche Geschichten gar nicht mehr an oder kalkulieren nur ein überschlägiges Budget. Der Aufwand, sich in eine vorhandene Planung einzuarbeiten steht oft in keinem Verhältnis zu der Chance den Auftrag zu bekommen. An solch einem pauschalen Angebot mit gesichertem Festpreis sitze ich unter Umständen auch mal 2 Tage dran und die Trefferquote bei solch zugetragenen Anfragen liegt vielleicht bei 10-20 %.
Bei Projekten, die vom ersten Strich an durch uns entwickelt wurden, liegt die Erfolgsquote dagegen bei deutlich mehr als 50% oder sogar darüber.
Und wenn einem die Leute die Bude einrennen, ist es nicht schwer zu erraten was man liegen läßt.
Schönen Abend noch.

Gruß toom
 
...
Und zB Arcon ist für mich ein 3D-Visualisierer, und keine CAD.
......
Na da sind wir dann ja voll einer Meinung ;). Arcon ist in meinen Augen ein Spielzeug.

Auch ist mir klar, dass einem CAD nicht die Ingenieurarbeit abnimmt. Für mich ist CAD ein Arbeitswerkzeug, nicht mehr - aber auch nicht weniger.
Oben kam's ein bisschen so heraus: Wer mit (Archi)CAD arbeitet kann nicht mehr denken (überspitzt gesagt).

Die Erfahrungen, die Du beschreibst, sind natürlich haarsträubend, haben aber eigentlich nur am Rande mit CAD zu tun. Das kommt meiner Ansicht nach daher, dass im Architekturstudium an vielen Hochschulen 90% Entwurf gelehrt wird und 10% "das andere", während die Gewichtung in der Realität eigentlich eher genau umgekehrt ist.
 
@toom: 2 Tage ist doch nen (fast) guter Schnitt, oder meinst Du die gesamte Arbeitszeit zusammen gefasst? An so einem Angebot sitzt man gerne auch länger (klar ne Frage der Grösse), aber bis man die Preise der Subs zusammen hat und die Massen ermittelt, geht schon etwas Zeit drauf. Obwohl, wir ermitteln mittlerweile die Massen mit MMS, das geht eigentlich ganz gut. Aber wir geben eigentlich auch nur noch Kostenschätzungen bei solchen Sachen ab. Sind wir in der engeren Auswahl -> ok, sonst sind manche Aufträge recht gut, wenn die nen anderer macht.

@maceis: Nein, so war das natürlich nicht gemeint, das die, die mit ArchiCad arbeiten nicht mehr denken können. Und, Deine prozentuale Gewichtung des Studiums bestätigt ja quasi das, was ich meinte. Wenn ich in meiner CAD nur noch Bauteile "malen" muss, brauch ich über andere Sachen nicht mehr nachdenken.

Ich hab in meinen Semester-Ferien kontinuierlich im Statik-Büro von meinem Vater gearbeitet. Dort wurde mit Strakon DICAD gezeichnet, und mein Vater als "Ingenieur der alten Schule" hat das immer verflucht. Ganz einfach, weil man auf einem aufgespannten A0-Plan mit zwei Mann ganz klar Punkte besprechen kann und "alles" im Blick hat. Das ist beim Zeichnen mit Cad natürlich nur bedingt möglich, egal wie gross der Schirm ist.
BTW hat mir das Konstruieren und Zeichnen von Konstruktionsplänen "von Hand" mit Dicad ne Menge gebracht und weitergeholfen. Schult übrigens auch das "Ingenieur-mäßige" Denken, IKEA Kataloge ausschneiden und auf Pappe kleben wage ich zu behaupten: Nicht.

BTW arbeiten wir viel im landwirtschaftl. Bereich, da kommen gerne Architekten zu uns, die leider gar keine Ahnung vom Stallbau haben und "nur" den Bauantrag machen. Den Rest lassen sie durch uns herausarbeiten, Konzept, Funktionalität und Ausführung. Dann brauchen die nichts anderes machen, als aus 10 versch. Statiken die wichtigsten Positionen zusammen zu kopieren und uns machen zu lassen. Wobei uns das ganz Recht ist, spart einem viel Zeit auf Baubesprechungen.
 
@toom: 2 Tage ist doch nen (fast) guter Schnitt, oder meinst Du die gesamte Arbeitszeit zusammen gefasst? An so einem Angebot sitzt man gerne auch länger (klar ne Frage der Grösse), aber bis man die Preise der Subs zusammen hat und die Massen ermittelt, geht schon etwas Zeit drauf. Obwohl, wir ermitteln mittlerweile die Massen mit MMS, das geht eigentlich ganz gut.

Unser Schwerpunkt liegt klar auf gehobenere Anbauten an EFH, Individuel gestaltete EFH und DH. Kaum Gewerblich, etwas Sanierung und ganz viel Kleinkram.
Der Standard-Kunde für Anbauten, wenn es den gibt, wird folgendermaßen verarztet:
1.) Für Ihn kostenloser Vorentwurf mit Prüfung der Genehmigungsfähigkeit des Projekts (ca. 10h), Kurze statische Prüfung.
2.) Nach Absegnung des Entwurf erfolgt die Kalkulation zum Erhalt des Festpeises für den Kunden mittels Bauteilen...u.ä. (10h)

Natürlich gibt´s Kunden die auch mal 6 Änderungen im Entwurf haben müssen. Dies allerdings nicht umsonst ;-)
Läuft bei EFH und DH vom zeitlichen Ablauf ähnlich ab. Bei den Sanierungen und den größeren Sachen dauerts natürlich entsprechend länger.

Gruß toom

P.S. Was ist MMS ?
 
archicad 10 ist eine full-fledged architektursoftware, kein spielzeug mehr. wir machen damit u.a. residenz/bürohäuser mit bis zu 15-stockwerken und revitalisierungen alter industriegebäuden, wie einer 200-m-langen textilproduktionshalle hier: http://www.manufaktura.com/EN/imperium.asp
(teil davon in der animation sichtbar, das rote haus links von dem eingangstor).
aus kostengründen wurden die alten g3s und g4s durch die billigeren pcs ersetzt.
works like a charm.
rob
 
MMS = http://www.hasenbein.de/
Eine Software zur Massenermittlung.
Natürlich gibt´s Kunden die auch mal 6 Änderungen im Entwurf haben müssen. Dies allerdings nicht umsonst ;-)
Tja, das ist bei uns leider nicht immer so... aber ich muss ganz ehrlich sagen, der EFH- und DH-Bereich reizt uns auch nicht wirklich, wir sind eher, wie o.g. im SF-Bereich von landwirtschaftl. Gebäuden. Gewinnt man keine Preise mit, kann aber (noch) Geld verdienen.
 
Da muss ich den Grundtensor leider zustimmen!
Bin selber BauIng und muss aus eigener Erfahrung sagen:
Es gibt leider viel zu wenige Ingenieure (eigentlich egal ob BauIng oder Architekt), die noch wirklich konstruieren können.

Meiner Meinung nach ist es sehr wichtig, in seinem Studium auch mal wirklich was vollständig per Rapidographen durchzuziehen...
Auch der Gebrauch von CAD Programmen wie AutoCAD ohne Aufsätze schult das.

Nochmal zu Allplan:
Dieses Programm hat einen unübertrefflichen Vorteil:
Anschluß von Ausschreibungs- und Statikprogrammen direkt an die CAD!
Leifer gibt es das nicht für OSX :(
Das wäre wohl meine erste Wahl, allerdings fahre ich auch mit VectorWorks sehr gut, da man hier auch mal "händig" konstruieren kann.
Mit ArchiCAD bin ich aus verschiedenen Gründen nicht warm geworden...
 
ich bin auch architekt (und baumeister),
habe aber vor dem studium eine technische ausbildung genossen.
hier in österreich nennt man das HTL = höhere technische lehranstalt,
weiss nicht ob es etwas ähnliches in deutschland gibt.

habe dort brav mit rapi`s zeichnen gelernt am brett bzw maschine.
kurz vor der matura (bei euch abi) durften wir dann an die cad rechner (damals noch acad 10 oder 11 auf dos)
habe dann über 10 jahre lang im büro autocad gezeichnet und auch im studium.
bin nie mit archicad oder ähnlichem warmgeworden.
hab dann aber durch einen bürowechsel umlernen "müssen" und hab archicad lieben gelernt.

jetzt bin ich selbst teilhaber eines büros, und wir haben autocad und archicad.

ich finde AC seit der V9 sehr ok, die AC10 ist sehr gut.
leider habe ich nach der langen zeit manche eingabe- und arbeitsarten so in mir,
dass ich oft in archicad mir denke, warum geht das nicht einfacher.
eine richtige mischung wäre ein (wunsch)traum.


zum thema konstruieren, kann ich mich den meinungen nur anschließen:
ich selbst habe eine technische grundbildung, die ich nicht missen möchte.
es tut mir einfach leid wenn ich junge architekturstudenten sehe (meiner meinung nach schon fast 50% der arch-studs) die sich mich flash, rhino, 3dmax usw. "aufgeilen" aber im prinzip "unbaubaren datenmüll" erzeugen.
architektur und kunst sind sehr eng verbunden, nur realitätsbezug sollte gegeben sein.
ich finde solche studies sollten das fach wechseln und kunst oder mediendesign oder ähnliches studieren.
ich würde mich schähmen nach einem architekturstudium nicht zu wissen was ein läuferverband oder eine tronsole ist.
 
die diskussion über sinn und unsinn der frühen computerisierung des architektonischen designs hatten wir hier schon mal.
im endeffekt denke ich, dass, wenn man das gründliche räumliche vorstellungsvermögen hat und den raum innen und aussen aufregend gestalten kann, eigentlich jedes cad-programm brauchbar ist.

und umgekehrt wird kein cad-tool einem die architektur beibringen können.
rob
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich stimme Dir zu, dass ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen eine der wichtigsten Grundvorausetzung für qualitätvolle Planung ist.

Dass "eigentlich jedes cad-programm brauchbar ist", würde ich dagegen aus bestreiten. Ergänzend könnte man noch hinzufügen, dass manche CAD Programme nur für einen eng begrenzten Einsatzzweck geeignet sind aund auch da nur eingeschränkt.
Beispiel: Arcon ist z.B. im Anlagenbau komplett unbrauchbar.
Arcon ist schon bei EFH unbrauchbar, sobald man von den einfachen Grundgeometrien und Dachforman abweicht.
 
(..)Dass "eigentlich jedes cad-programm brauchbar ist", würde ich dagegen aus bestreiten.(..)
ja, hast recht, habe mich falsch ausgedrückt. ich habe die gängigen programme gemeint, die infrage kommen, also vw, archi- und autocad, catia, allplan usw.
die visualisierungstools wie sketchup sind nur eine nette ergänzung.
rob

tronsole ist eine trittschallschutzconsole im treppenbau.
 
danke, danke. noch mehr altpapier? :p
rob
 
Architekt?

ich kann nicht ganz verstehen wie sich jemand architekt nennen will, wenn dieser nicht konstruieren kann. selber bin ich noch nicht architekt, doch bin daran es zu werden. ich habe jetzt meine ausbildung zum hochbauzeichner abgeschlossen(letzen sommer) und kern der ausbildung war die konstruktion. wir haben 4 jahre lang konstruiert(thorie in der schule und dann die praxis im architekturbüro), auch die baustofflehre ist nicht zu verachten. ich will nicht behaupten, dass ich der meister im konstruieren bin, doch überlege ich mir doch schon zu beginn eines entwurfs wie die konstruktion dazu aussehen wird. aber wie gesagt ich habe eine ausbildung als hochbauzeichner hinter mir, und dass studium beginnt nächsten sommer, und später nenne ich mich dann architekt.
übrigens: das läuft so in der ganzen schweiz. es gibt aber ein paar auserwählte, die die matura(abitur) machen und dann direkt an die eth gehen, doch dass sind dann eben meist diejenigen ohne praxisbezug.
grüsse Markus
 
keep cool. das konstruieren alleine macht auch keinen architekten aus :)
rob
 
übrigens: das läuft so in der ganzen schweiz. es gibt aber ein paar auserwählte, die die matura(abitur) machen und dann direkt an die eth gehen, doch dass sind dann eben meist diejenigen ohne praxisbezug.
grüsse Markus

aber auch nicht alle,
mein uni-prof., bei dem ich diplom gemacht habe, ist schweizer architekt (dipl. Arch. ETH SIA BSA)
und muss sagen der hat auch einiges am hochbau/konstruieren kasten gehabt.
 
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