Anlegen eines Rasterweitenmessers

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Hexachrome

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Liebe MacUser,

ich lege gerade Druckdaten für einen Rasterweitenmesser an. Schaue mir dazu verschiedene Beispiele an, die ich im Internet gefunden habe. Seltsamerweise sind die Abstände der Linien bei jedem Beispiel anders. Kann mir gar nicht vorstellen, dass sich trotzdem exakte Messergebnisse erzielen lassen.

Beispiele – Abstände der Linien bei 200 lpi:
Lithometer 1 = 0,391 pt
Lithometer 2 = 0,414 pt
Lithometer 3 = 0,36 pt

Wie müssen die Abstände der Linien angelegt werden, damit das Interferenzmuster die korrekte Rasterweite anzeigt?

Für eure Antwort danke ich im Voraus!
 
Die meist auf Kunststoff gedruckten Teile funktionieren alle nach dem Prinzip XmalPimalFensterrahmen.
Genau lässt sich nur mit präzisen, auf Glas gravierten Skalen und den nötigen Lupen bzw. Mikroskopen messen.
Zum Beispiel bei http://www.grafipress.de/select.cgi?a=show_katalog erhältlich.
Um etwas über die Werte zu sagen, waren meine Mathematik-Noten zu schlecht.
 
Da ein 60er Raster nur in den allerseltensten Fällen genau 60 Punkte je cm aufweist, und noch dazu jede Farbe leicht unterschiedliche Weiten, sollte man bei der Genauigkeit die Kirche im Dorf lassen.
Wir haben unsere auf Offsetfilm belichteten Rasterzähler seinerzeit anhand der einzig verbindlichen Rasterweiten eines runden Rasterpunktes aus einem Hell IS Raster empirisch ermittelt und per Mikroskop nachgezählt. Das passte zwar absolut gesehen, aber eben nicht besonders gut zu den Linotype-Hell’schen HQS oder Agfa und Scitex Rastern.

In dem Zusammenhang, da laut Google schon fast vergessene Technik, sehr speicherungswürdig:

http://www.heidelberg.com/
 
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Unabhängig davon, dass - wie schon in den Beiträgen weiter oben gesagt - kein Hersteller ein Rastersystem hat, dass exakt einer Maßangabe entspricht, und kein Rasterzähler aus Plastik zuverlässig ist, ist rein rechnerisch für den Linienabstand bei 200 l/inch genau das zu nehmen, was die Zahl aussagt, nämlich (1 inch / 200) = (25,4 mm / 200) = 0,127 mm.

Bei der Messung der Linienabstände mit einem Typometer und der Maßeinheit pt kommt nämlich eine weitere Ungenauigkeit bzw. Unsicherheit dazu, die sich durch die gesamte Geschichte des Desktop-Publishing zieht, nämlich die Frage nach der Größe des typographischen Punktes. Historisch korrekt ist 1 pt = 0,376 mm. Die Hersteller von Satzsystemen nahmen später zur Vereinfachung ihrer Programmierung 1 pt = 0,375 mm, und im aus den USA stammenden Desktop-Publishing wurde 1 inch / 72 gewählt = 0,35278 mm (keine Ahnung, wie es dort vorher bei Satzsystemen aussah). Und sehr gebräuchlich ist auch die Einheit 1 pt = 0,351 mm, wobei ich dazu nicht mehr auf Anhieb weiß, woher diese Zahl nun stammt. Ich meine mich dumpf zu erinnern, dass dies aus einer Angleichung an die Auflösung der ersten Postscript-Belichter und -Laserdrucker stammt.
 
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und kein Rasterzähler aus Plastik zuverlässig ist,
Wenn dem so wäre. wäre nie ein Passer möglich gewesen zu Zeiten wo noch alles in der Offsetvorstufe über Film lief. Das Zeug ist schon extrem Dimensionstabil, sonst wäre ja das ganze Verfahren gefährdet. ;-)
 
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Wenn dem so wäre. wäre nie ein Passer möglich gewesen zu Zeiten wo noch alles in der Offsetvorstufe über Film lief. Das Zeug ist schon extrem Dimensionstabil, sonst wäre ja das ganze Verfahren gefährdet. ;-)

Naja, damals war man ja bei 8-Seitern schon froh, wenn der Film zwischen Sommer und Winter weniger als 0,5 mm in der Ausdehnung schwankte.

Es kommt immer auf die Anwendung an. Der Kunststoff selbst ist vielleicht dimensionsstabiler als Film, und deswegen geeignet um Filme zu messen, aber nach meiner Erfahrung konnte man sich nicht darauf verlassen, ob der Aufdruck auf einem Plastik-Typometer wirklich korrekt war. Mir ging es im Beitrag oben eher um den Vergleich mit einem professionellen Glaslineal.

Ich habe mich auch in den längst vergangenen Zeiten in der Montage nicht auf Typometer verlassen, sondern auf garantiert dimensionsstabile Montagetisch-Folien mit Millimeter-Aufdruck. ;-)

Aber um auf einen selbst gemachten Rasterzähler zurückzukommen: Ich würde das ganz pragmatisch angehen, und mir überhaupt keine Gedanken über die Linienabstände machen, sondern einfach die Linien auf Film belichten, dann bereits bekannte Raster einmessen, auf dem Film die gefundenen Rasterweiten mit Folienschreiber markieren --> fertig. Optional in einem zweiten Durchlauf die Markierungen abmessen und in das Rasterzähler-Layout einbauen. Das ist angesichts der ohnehin vorhandenen Ungenauigkeiten in der Regel genau genug.

Siehe Screenshot ;-)


Screen Shot 2011-11-16 at 20.11.20.jpg
 
An ThoRic!

Es muss mal geschrieben werden – ein grosses DANKE an Deine
wohlfundierten Beiträge, die ich im Laufe der Jahre zu schätzen
gewusst habe und noch immer schätze!


Danke und Gruss

Jürgen
 
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Ich gratuliere zur gelungen Kommunikation. Es ist schön zu sehen, dass sich die alten Leute aus der Zunft so wertschätzen.

Habe selbst alles von Grund auf gelernt (Dunkelkammer, Winkelhaken, Buchdruck), gehöre aber mittlerweile zu denjenigen, die trotz der eigenen Aktivität in den alten Zeiten darüber nur noch müde lächeln. So ist auch zu verstehen, dass ich einen Rasterzähler nicht mehr als ernstzunehmendes Prüfmittel sehe.

Man sollte immer offen sein für den Fortschritt. Typometer und Rasterzähler sind meiner Meinung nach obsolet geworden, weil man sich nun auf die Technik (und die Bediener) verlassen kann. Wer ein 80er-Raster heutzutage in einem Workflow-System einstellt, der kriegt das auch auf Platte. Ein Mikroskop ist heute wichtiger als die alten Hilfsmittel.

Mal ganz ehrlich: Die Repro-/Schriftsetzer-/Drucker-Traditionen waren ja ganz nett, aber viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Es war dringend nötig, die "schwarze Kunst" zu beerdigen. Das ist ja auch schon längst geschehen.

Künstlerische Ansätze sind davon sicherlich unbenommen.
 
Das sehe ich ganz anders-

Gerade da ein Großteil der Technik in Consumergeräteschichten abgerutscht ist, (oder deren Qualität in ehedem Highend Geräten vorbehaltene Regionen vorgestossen ist), ist es immanent wichtig, deren Pi-*-Daumen- bzw. reinen Marketingphantasien entstammenden Technischen Daten auf den Zahn zu fühlen. KEIN Scanner der behauptet irgendwas jenseits von 2000ppi zu erfassen ist m.E. ernstzunehmen, und das wussten bereits die Hersteller der großen Trommelscanner. Gleiches gilt für Druckerauflösungen und Rasterfeinheiten.

Die Befreiung der schwarzen Kunst geht nun mal einher mit einer 'Heimwerker Mentalität', wo jeder so gut arbeitet wie er kann, bzw. wie sein Auge geschult genug ist, noch Unterschiede zu erkennen. Aber wehe man gerät als solch ein Dienstleister an Kundschaft mit etablierten Qualitätsansprüchen… Da landen sie dann alle auf’m Bauch.
 
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