Analoge Fotografie

Der Jim Rakete macht ja auch viel mit der Platte, vielleicht nimmt er die zu portraitierenden mit zum Filmeinlegen in die Dunkelkammer?

Außerdem macht der viele Portraits mit Belichtungszeiten um die eine Sekunde, da gibt es auch von ihm so ein Statement, daß man mit zu kurzen Zeiten einfach weniger einfängt.
 
....zudem hat der tagessätze, die es ihm erlauben das zu machen was er will und wie er es will ..... da kann man solch einen exklusiven standpunkt gut vertreten.
 
Kenne dieses Interview seit Jahren und mag es und ihn sehr. Er ist zudem einer, der meine Traumkamera ganz besonders schätzt und auch einsetzt. Obwohl er sagt, dass er mit allem fotografiert, was er in die Finger bekommt.
Es ist so: er kann mit dem fotografieren, was er will. Es wird eben alles bezahlt. Kann meiner Klientel das leider sehr schlecht verkaufen, dass ich analog arbeiten will - und der Spass eben länger dauert und dann auch noch teurer ist.
Jim fotografiert auch viel mit Hassi. Sicher auch digital, obwohl er es kaum zugeben wird. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass er die M8 noch nicht getestet hat :)
 
in2itiv schrieb:
....zudem hat der tagessätze, die es ihm erlauben das zu machen was er will und wie er es will ... .
Analoge Photographie ist keine Frage des Tagessatzes sondern eine der Haltung.
Digitale Photographie will die Zeit beschleunigen, analoge bewahren.



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»Man darf nicht zuviel photographieren, das ist, wie wenn man zuviel trinkt oder zuviel
ißt. Man muß ökonomisch mit seinen Mitteln sein. Ich arbeite nur mit zwei Objektiven:
eins für die Landschaft, eins für den Alltag. Diese Einschränkung ist meine eigene Ent-
scheidung. Man muß wissen, was man will. Wir leben in einer Konsumgesellschaft,
die Leute sind mit x-Apparaten behängt. Daß man heute ein Photo nach dem anderen
mit großer Schnelligkeit aufnimmt, zeigt doch nur die Unsicherheit, die Angst der Leute.
Wenn man mit einem Maschinengewehr auf Rebhühner schießt, was kann da schon vom
Himmel fallen?« *



* Henri Cartier-Bresson
 

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Hm, ich lese da nur was von einer inneren Einstellung heraus. Das da eine konkrete Technik gedist wird sehe ich nicht.
 
»Ich arbeite nur mit zwei Objektiven: eins für die Landschaft, eins für den Alltag.«

Woher stammt dieses Zitat?? Das ist exakt meine Arbeitsweise. Arbeite mit einem 28er für Landscapes und einem 50er für den Rest, auch für Portraits. Wir landen wieder dort, wo wir in diesem Fred begonnen haben. Besser: ich lande dort. Mein Rat an den jungen Mann war, sich eine FM-2 und ein lichtstarkes 50er zu besorgen. Mehr braucht man nicht. Es ist noch immer meine Überzeugung.
 
Chicago Whistle schrieb:
Hm, ich lese da nur was von einer inneren Einstellung heraus. Das da eine konkrete Technik gedist wird sehe ich nicht.

Das Statement von Cartier-Bresson stammt aus den frühen Siebzigern. Damals
löste gerade der Farb- den klassischen Schwarz-Weiß-Film in der Magazin- und
Werbephotographie ab. Junge Tausendsassas, mit Motor-Nikons und langen
Telebrennweiten behängt, verdrängten die Photoästheten der »Life«-Generation... .

Wie sich die Bilder heute ähneln... .

Diese Pro-und-Contra-Digital-Diskussionen hinterlassen desöfteren den Eindruck,
als ob der Dreißigjährige Krieg immer noch nicht vorbei ist... . Der Schwarz-Weiß-
Film, schon mehrfach zu Grabe getragen, ist anscheinend nicht totzukriegen... .
Mit ihm ist es wie mit dem Theater, dem Kino, Klassische oder Folkmusik:
Das wird bleiben! Und wenn die Leute genug vom digitalen »Höher-Schneller-
Weiter« haben, besinnen sie sich wieder ganz einfacher Bildtechniken... .
 
Zum einen gefällt mir Dein Nick, den er weist auf einen Musiker hin, den ich sehr verehre. Zum anderen schreibst Du hier Dinge, für die ich eine innere Solidarität entwickele, die nicht häufig bei mir vorkommt.
Dennoch bleibe ich auch bei einem weiteren Statement, der hier im Fred entstanden ist: es ist der Fotograf, der auslöst. Ich habe zu Beginn meiner digitalen Fotografie auch unendlich viele Bilder gemacht. Die Bilder wurden dadurch nicht besser.
HCB entschied sich ganz bewusst für die M. Nicht nur wegen ihrer Größe. Auch wegen ihrer Unauffälligkeit, weil sie diskret und leise war. Am Ende seiner Tage verwendete er eine Minilux. Eine kleine Kamera, die auch ich sehr schätze, wenn ich ihr auch für kurze Zeit untreu gewesen bin...
 
Nachschub: die neuen Wege bei LEICA sind richtig, wenn sie auch weh tun. Eine digitale M ist ein Muss. Auch ich warte auf sie. Und sie wird sicher sehr gut werden. Und: sie beschränkt sich wieder auf die wesentlichen Parameter. Es gab auch Fotografen, die auf Filmen tausende Bilder machten. So wie jetzt digital. Das muss ich nicht...
 
CB war außerdem ein Belichtungszeitenschätzer (wie viele). Ich denke das wird auch häufig vergessen, da wird von digital vs analog geredet, aber wie die Bilder aufgenommen werden und wer da an den Hebeln dreht spielt doch eine sehr viel größere Rolle.
 
Pat Mactheny schrieb:

"Digital" muss halt nicht immer wie "computer" oder "ufo" aussehen.

...nachdem sich der "megapixel-hype" nun so langsam ausgehyped hat, wird sich zeigen, das die firmen, die ihr handwerk verstehen und mit die besten optiken rechnen können ihren stand am markt haben.
...ein exzellente optik ist durch nichts zu ersetzen!

Zeiss/Contax baut seit dem sommer objetive mit nikon-anschluss ... nicht das ich es gut finde, das sie keine contax mehr bauen :( ....aber diese wunderbaren objetive gibt es zum glück weiterhin ;)
 
in2itiv schrieb:
"Digital" muss halt nicht immer wie "computer" oder "ufo" aussehen.
Das ist halt oft der Punkt. Diese photographierenden
Joghurtbecher verbreiten mehr Frustration als Inspiration... .

in2itiv schrieb:
...nachdem sich der "megapixel-hype" nun so langsam ausgehyped hat, wird sich zeigen, das die firmen, die ihr handwerk verstehen und mit die besten optiken rechnen können ihren stand am markt haben.
...ein exzellente optik ist durch nichts zu ersetzen!
Weniger und trotzdem mehr: Ökonomischer, aber robuster
Technikeinsatz und ein Optimum hinsichtlich Optik und Sensor.

in2itiv schrieb:
Zeiss/Contax baut seit dem sommer objetive mit nikon-anschluss ... nicht das ich es gut finde, das sie keine contax mehr bauen :( ....aber diese wunderbaren objetive gibt es zum glück weiterhin ;)
Ein Traum, wenn es eine Zeiss Ikon Digital geben würde... .
 
in2itiv schrieb:
Zeiss/Contax baut seit dem sommer objetive mit nikon-anschluss ... nicht das ich es gut finde, das sie keine contax mehr bauen :( ....aber diese wunderbaren objetive gibt es zum glück weiterhin ;)

Aus einer Antwort-Mail von ZEISS bezüglich weiterer Entwicklung in Sachen
CONTAX:

[...]
3. Contax
Unter der Marke CONTAX hat Kyocera jahrelang hervorragende Kameras mit
Carl Zeiss Objektiven auf den Markt gebracht. Wir bedauern, daß Kyocera,
gemäß Verlautbarung vom 12. April 2005, diese Aktivitäten nicht fortsetzen
wird.

Nach wie vor besteht zwischen Carl Zeiss und Kyocera ein Vertrag über
die exklusive Nutzung der Marke CONTAX durch Kyocera. Dieser Vertrag hat
noch eine Laufzeit von mehreren Jahren. Wir können deshalb derzeit noch
keine konkreten Aussagen über die künftige Entwicklung machen.
[...]
 
....wobei da mir wieder das : Zeiss Apo Sonnar T* 4/1700 mit seinen beeindruckende 256 Kilogramm einfällt :D

PI_080_06_Photokina_Apo_Sonnar_T_STL.jpg


...ja, das kleine schwarze ist die kamera :D ...eine Hasselblad 203 FE ...in diesem fall ist das objektiv mal ein "wenig" digitaler als die kamera :D
 
Die 203 FE hat mich auch sehr gereizt. Gleichsam finde ich es zu popelig, mit so einer Kamera auf der Straße zu arbeiten. Vor einiger Zeit sah ich eine italienische Fotokünstlerin, die mit dieser Kamera Bilder machte. Die hat, wie wahrscheinlich keine andere, diese Art der Photographie so verinnerlicht, dass sie damit sogar Street hätte machen können. Sehr beeindruckend. Leider habe ich ihren Namen nicht parat.
 
Ich bin auch ein Freund der analogen Fotografie, aber ein Argument von Rakete, dass immer wieder genannt wird, kann ich nicht nachvollziehen:
Bei der digitalen Fotografie fehle das Referenzbild.

Wozu braucht er das?
Zur Dokumentation der realen Verhältnisse gibt es die RAW-Datei, die entspricht dem Film.
Die Arbeit in der Dunkelkammer bietet zwar nicht so viele Möglichkeiten der Manipulation wie die Nachbearbeitung am Computer, aber früher gab es äußerst begabte Retuscheure und Lithografen, die eine Menge an den analogen Bildern verändert haben. Es war alles wesentlich mühsamer, klar, aber das Resultat war ebenso wie das heutige digital bearbeitete Bild künstlich erzeugt.

Heute verschimmen die Grenzen immer mehr:
Ein erfolgreicher Künstler malt in seine Handabzüge eigener Fotografien mit Ölfarbe fremde Gegenstände, andere pinseln fotorealistisch Fotografien nach.
Wer nicht zeichnen kann oder will, belichtet die Radierplatte eben mit seiner Datei, statt mühsam mit Stichel und Säurebad zu hantieren.
Illustratoren benutzen das Programm Painter, um Fotos zu klonen und als Zeichnungen auszugeben, oder das Wacom-Tablet, um sie einfach abzupausen.
Fotografen bauen ganze künstliche Landschaften oder Räume und fotografieren sie dann.

In allen Disziplinen wird montiert, collagiert, verändert.
Wozu also benötigen wir – außer in der dokumentarischen Fotografie – noch "Referenzbilder"?

Das Resultat ist letztlich das, was zählt. Ein gutes Bild ist ein gutes Bild, egal ob mit Retuschepinsel oder Photoshop Hand angelegt wurde, oder gar nicht.
 
Kann das schon nachvollziehen, was er meint. Mich "machen diese »gekünstelten« Bilder auch nicht an", wenn ich ehrlich bin. Sicher ist RAW oder DNG ein Weg, wieder eine nachvollziehbare Ur-Datei zu archivieren, die zeigen kann, wie die ursprüngliche Arbeit ausgesehen hat. Da ist einfach der Wunsch, ein Handwerk nicht verwischen zu lassen. Der obig abgebildete Meister wollte fast immer, dass seine Bilder möglichst nicht beschnitten und nur wenig bis gar nicht nachbearbeitet werden. Warum? Weil ich von einem Motiv tausende Bilder machen kann, bis es sich so darstellt, wie ich es haben will. Das aber ist keine "Kunst" mehr. Zumindest bei dem, was HCB abbildete.

Für Auftragsarbeiten aber ist das etwas anderes. Das sehe ich ganz anders. Da zählt nur und nur das Ergebnis. In der Werbebranche ohnehin. Da würde ich mir kaum Gedanken machen.

Anders bei einem Portrait. Da denke ich ähnlich puristisch wie Jim. Das Wesen eines Menschen sollte im Vordergrund stehen. Und da ist die SW-Fotografie ein probates Mittel, um zum Wesentlichen zu kommen, um nicht abzulenken. Indem ich die Farbe weglasse.
 
Farbliche Reduzierung ist ein Mittel unter vielen, formale Reduzierung ein anderes, Übersetzung ein weiteres.
Schwarz-Weisse Bilder sind in der Malerei selten, weil kaum jemand, dem Farbe zur Verfügung steht, darauf verzichten möchte. Gute Maler können ungeheuer farbige und dennoch monochrome Bilder machen, die Formen des Objektes verändern oder weglassen.

Fotografen dagegen arbeiten mit einem Werkzeug, das erstmal eine Fülle von Informationen und Millionen von Farben sammelt. Und die Kunst besteht dann darin, diese Informationen handwerklich auf das Wesentliche zu reduzieren.
Einfach die Farbe ausschalten ist ein sehr einfaches Mittel, aber die anspruchsvolleren muss man erstmal beherrschen.

Das analoge Bild auf dem Film beweist im Grunde nur: Dies habe ich alles gemacht, bevor ich auf den Auslöser gedrückt habe, dies beweist meine Kunstfertigkeit als Fotograf.
Wer aber ein perfektes Bild aus mehreren Ebenen in Photoshop zusammenbaut und damit ein gleichwertiges Endprodukt erzeugt, ist deswegen kein schlechterer Handwerker – er benutzt nur andere Instrumente. Er arbeitet wie ein Maler.

Jim Rakete geht es wie vielen Fotografen, die mitansehen müssen, dass digitale Bildbearbeitung eine Fülle von Möglichkeiten bietet, die früher zum Herrschaftswissen von Profifotografen gehörten: Der Wert ihrer langen Ausbildung und Berufsroutine wird vermindert, es zählt nur noch das Bild, das letztlich vor dem Betrachter im Rahmen hängt.
Ob der dazugehörige Enstehungsprozess hauptsächlich vor dem Auslösen der Kamera oder hinterher am Computer durchlaufen wurde, ist gleichgültig.

Dass damit wieder die Bildaussage in den Focus rückt, weg vom technischen Schauturnen des Fotografen, finde ich gut.
 
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