Krill schrieb:
Meiner Ansicht nach hat die Digitalisierung das Medium Bild massentauglicher gemacht, verfügbarer, schneller und vermutlich bald auch billiger.
Aber auch gleichförmiger, standardisierter, beliebiger.
Für mich geht dadurch wirklich etwas verloren. Mit Nostalgie hat das nichts zu tun, sondern mit dem Gefühl des Überdrusses an der Flut von sauber gerechneten, optimierten – aber auch belanglosen Bildern. Und dem Verlust an Glaubwürdigkeit.
Ich bin gespannt, was in dreissig, vierzig Jahren von dem ersten Jahrzehnt digitaler Fotografie an ähnlich berührender Fotografie geblieben ist.
Hallo Krill,
die letzte Frage kann ich natürlich nicht beantworten, bin aber keineswegs so skeptisch.
Masse und Klasse gab es schon immer und wird es auch weiterhin geben.
Schon die erste Kodak-Box vor 100 Jahren hat die Fotografie massentauglicher gemacht, aber deshalb ist anspruchsvolle Fotografie doch nicht ausgestorben.
Solange es die Fotografie gibt, hat sie sich technisch fortwährend verändert.
Damit einhergehend häufig auch der gerade akuelle oder modische Stil.
Neue technische Möglichkeiten wurden natürlich gerne auch genutzt und ausgelotet.
Am Anfang vielleicht übertrieben häufig, aber dann hat man sich immer wieder auf die klassischen Formen der Fotografie besonnen.
Auch jetzt wird es nicht anders sein, auch wenn es momentan vielleicht noch nicht so scheint.
Diskussionen gab es schon immer über neue Techniken.
Selbst erlebt habe ich die Debatten über Innenmessung, Belichtungsautomatik, Autofokus und jetzt die Digitaltechnik. Auch das KB-Format der Leica oder der Rollfilm waren anfangs höchst umstritten.
Ist wohl eine ganz normale menschliche Eigenart, das man sich gegen neues, ungewohntes Denken erstmal zur Wehr setzt. Besonders natürlich, wenn man sich von liebgewordenen Techniken trennen und dazu noch umlernen muß.
Bin selbst "Späteinsteiger" in puncto Digitalfotografie, dafür aber immerhin ein "Früheinsteiger" beim Mac. Trotzdem mag ich OS-X nicht!
Ein entscheidender Punkt wird aber immer Bestand haben:
Ein Foto lebt vom Inhalt, von der Bildidee, von der Sichtweise, davon wie es den Betrachter berührt oder bewegt.
Die jeweilige Technik dahinter ist eher belanglos, sie ist immer nur Mittel zum Zweck.
Wie man sie anwendet, wie man sie nutzt, hängt ausschließlich vom Können und Geschick des Fotografen ab. Er hat alle Freiheiten, heute vielleicht mehr als je zuvor.
Der einzige Unterschied zu früher: Viele Dinge sind einfacher und bequemer geworden.
Ich mag es nicht so sehr, wenn man immer über besser oder schlechter debattiert.
"Anders" ist vielleicht passender.
Mit der "Mammut" waren eben nicht so spannende oder intime Schnappschüsse möglich wie mit der kleinen Leica, dafür hatte sie andere Vorzüge.
Nicht anders ist es mit der Digitaltechnik. Sie hat ebenfalls Vor- und Nachteile.
Ob die Möglichkeiten einem gefallen oder nützen, muß man selbst herausfinden.
Es soll doch jeder die Technik verwenden, die ihn am meisten befriedigt.
Gibt heute noch Leute, die faszinierende Bilder mit einer Camera obscura machen.
Übrigens auch mit sehr großen Bildformaten und wahnsinnig langen Belichtungszeiten.
Aber auch zu dieser Technik gehört Know How und Erfahrung, um die speziellen Eigenarten fotografisch sinnvoll zu nutzen.
DU bist es, der aus einer Technik was macht - oder auch nicht.
In der Digitaltechnik bildet sich gerade so etwas wie HighEnd aus.
Nennt sich FineArt Fotografie, mal sehen, wie sich dieser Zweig entwickelt.
Alles ist im Fluß und die Digitaltechnik noch sehr jung (wird gerne übersehen).
Es lebe die Vielfalt! Hoffe sie bleibt uns erhalten.
Einfalt gibts doch schon genug!