Analoge Fotografie – wie lange noch?

turner: die F3 HP ist tatsächlich ein echter Tip. Habe da einen Händler, der sie in neuwertigem Zustand anbietet. Interesse? Wieviel kannst Du denn "locker machen"? Gerne auch via PM.
 
In Greifswald und Umgebung gibt es seit Dezember 2005 kein Labor für MF mehr (das letzte ist "der Digitaltechnik gewichen"), das geht jetzt alles ins Großlabor. Macht bald keinen Spaß mehr...
Zum Kleinbild: Es gibt viele gute Gründe, beim Film zu bleiben. Einer wird oft vergessen: gestalterische Gründe verbieten es, eine Digicam kaufen, deren Chip kleiner als das Negativ ist. Und Vollformatchips sitzen nur in sehr teuren Kameras. Das müsste sich jetzt auch mal endlich ändern. Schließlich soll man sich ja nach Aussagen der Industrie mit der Anschaffung digitaler Technik VERBESSERN.
 
Das grösste Problem für meine Analogkameras sehe ich nicht in der Verfügbarkeit von Filmmaterial, sondern im Service. So stabil und langlebig diese Meisterwerke des Feinmechanikbaus auch sind: Irgendwann werden auch die mal überholt werden müssen.
 
Krill: das könnte tatsächlich zum Problem werden. Wobei Leica für meine MP noch 30 Jahre Ersatzteile und Service garantiert.
 
Krill schrieb:
Das grösste Problem für meine Analogkameras sehe ich nicht in der Verfügbarkeit von Filmmaterial, sondern im Service. So stabil und langlebig diese Meisterwerke des Feinmechanikbaus auch sind: Irgendwann werden auch die mal überholt werden müssen.
Grad das ist das geringste Problem: Solange es "alte" analoge Kameras gibt, wird es auch Service-Stellen geben. Bedenke, sogar uralte Rolleiflex von 1940 können heute noch repariert werden ... Klar, in Dörfern findet man diese Mechaniker vielleicht nicht. Aber allein hier in Wien kenne ich zwei. ;)

Gruß tridion
 
joka schrieb:
Krill: das könnte tatsächlich zum Problem werden. Wobei Leica für meine MP noch 30 Jahre Ersatzteile und Service garantiert.

Wie wollen sie das machen, die wissen ja nichtmal, ob sie über den Winter kommen? ;)

Der gute Feinmechaniker, der sich bis jetzt um meine M2 gekümmert hat, wird sich wohl bald auch in den Süden absetzen und seinen Ruhestand genießen. Mit Nachwuchs sieht es da eher mau aus.
 
Eines ist ganz sicher: Leica wird seit vielen Jahren totgesagt - und sie leben noch immer. Und: selbst wenn Leica-Camera einmal zumachen sollte, dann wird es einen ausgelagerten Customer-Service geben.
 
Mittelformat, Leica?

Weiss garnicht, was Ihr mit diesen läppischen Formaten anfangen wollt?
Der wahre Kenner und "Lichtbildner" arbeitet mit ganz anderen Materialien.

So fängt Fotografieren erst richtig an

The Mammut:
Negativ-Format 135 x 240 cm
Nichts mit Vergrößern, hier wird verkleinert!
Kein Korn, kein Rauschen, tiefste Tiefen und duftigste Lichter.
Dazu eine Detailschärfe, da kann man über Briefmarken ähnliche Mittelformate nur müde lächeln.

Die Nachteile seien allerdings nicht verschwiegen.
Wirklich handlich ist sie mit ihren 625 Kg wohl nicht mehr.
Einhand-Bedienung ist praktisch unmöglich.
Große Film- bzw. Plattenvorräte wird man wohl auch nicht immer bei der Hand haben.
Eine Glas-Platte wog ca. 225 KG, diese Teile wurden natürlich selbst gegossen.
Für die Entwicklung brauchte man ca. 40 Liter an Lösungen.
Das ist noch echtes, edles Kunst-Handwerk!

Die Kamera hat aber noch einen gravierenden Vorteil.
Jeder, der eine halbwegs vernünftige Heimwerker-Ausstattung hat, kann sie auch heute noch problemlos selbst reparieren. Hammer und Säge dürften schon reichen.

Also hört endlich auf mit dem Gejammer.
Schmeißt das ganze neumodische Zeugs auf den Müll und greift zur Säge.

Back to the roots.

Ach ja, noch eins.
Für stilsicheres Arbeiten solltet Ihr euch unbedingt einen manierlichen Hut zulegen!
Ne Weste und ein Schlips wär auch nicht schlecht.
 

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tridion schrieb:
Grad das ist das geringste Problem: Solange es "alte" analoge Kameras gibt, wird es auch Service-Stellen geben. Bedenke, sogar uralte Rolleiflex von 1940 können heute noch repariert werden ... Klar, in Dörfern findet man diese Mechaniker vielleicht nicht. Aber allein hier in Wien kenne ich zwei. ;)

Gruß tridion

Problematisch ist nicht die Mechanik, deshalb kannst Du heute noch eine Leica oder Rolleiflex aus den 30ern oder 40ern reparieren lassen. Ganz anders sieht es mit der Elektronik aus. Eine Nikon F5, Canon EOS 1 oder Leica R8 funktioniert elektronisch. Ein Service hierfür ist in 20 Jahren vermutlich gar nicht mehr möglich, weil es keine (Elektronik-)Ersatzteile mehr gibt. Die Chips werden teilweise heute schon nicht mehr hergestellt sondern existieren nur noch als Ersatzteile im Lager der Hersteller.
Wer's nicht glaubt, den verweise ich auf die heutigen Autos. Ein Auto aus den 50ern kann heutzutage ohne Probleme komplett restauriert werden, weil sich fehlende Ersatzteile (auch komplexe) relativ problemlos nachfertigen lassen. Ein BMW M1 aus den 80ern mit defekter Motorelektronik taugt nur noch als Ausstellungsstück, weil BMW keine Ersatzmodule mehr hat und die damalige Herstellerfirma nicht mehr existiert. Durch mehrfachen Verkauf des Unternehmens existieren nicht einmal mehr Schaltpläne der (natürlich hermetisch in Plastik eingegossenen) Elektronik-Module.
Genau dasselbe wird mit den Kameras passieren. Ein Elektronikdefekt und man hat ein schönes Stück für die Vitrine, halt ohne Funktion.
 
Wohl war, wohl war.

Elektronik ist das reinste Teufelszeug.

Deshalb gehen wir ja auch alle mit dem guten alten Rechenschieber ins Internet.
:D
 
Weiss garnicht, was Ihr mit diesen läppischen Formaten anfangen wollt?
Der wahre Kenner und "Lichtbildner" arbeitet mit ganz anderen Materialien.(...) The Mammut: Negativ-Format 135 x 240 cm

Gut gesehen, Bramix.
Und der Witz ist, dass es tatsächlich ernst zu nehmende KünstlerInnen gibt, die an Fachbodenkameras, wenn auch nicht in dieser XXL-Ausführung, für bestimmte Arbeiten festhalten. Von einigen meiner (gemalten) Bilder habe ich noch prachtvolle Dias im Format ca. 18x24cm (um's genau zu sagen, müsste ich messen), angefertigt von einem mittlerweile leider pensionierten Fotografen, der für sein Studio leider keinen Nachfolger gefunden hat.
Natürlich weiss ich aber auch, dass dies in anderen Bereichen ähnlich ist: Dass die versierten Lithografen durch Photoshop-Grafiker ersetzt worden sind, hat die Druckqualität in den Zeitschriften nicht besser gemacht, im Gegenteil.
Und in der künstlerischen Druckgrafik verschwinden Techniken wie Lichtdruck oder Heliogravüre, die die Wiedergabe differenziertster Halbtöne erlauben, aber eben auch sehr aufwändig sind.

Als jemand, der in den 70ern seine Ausbildung gemacht hat, habe ich noch einige von diesen Kunst-Handwerkern kennengelernt und kann schon Vergleiche ziehen zu heute.
Meiner Ansicht nach hat die Digitalisierung das Medium Bild massentauglicher gemacht, verfügbarer, schneller und vermutlich bald auch billiger.
Aber auch gleichförmiger, standardisierter, beliebiger.

Für mich geht dadurch wirklich etwas verloren. Mit Nostalgie hat das nichts zu tun, sondern mit dem Gefühl des Überdrusses an der Flut von sauber gerechneten, optimierten – aber auch belanglosen Bildern. Und dem Verlust an Glaubwürdigkeit.

Vor ein paar Wochen habe ich in Leipzig eine Werkausstellung von Evelyn Richter (*1930 in Bautzen) gesehen.
Bei einigen ihrer SW-Fotos kommen einem die Tränen, so ergreifend sind die. Dabei sind die nur mit einer einfachen, leisen Leica auf KB-Film gemacht, in nächster Nähe zu den Menschen.
Ich bin gespannt, was in dreissig, vierzig Jahren von dem ersten Jahrzehnt digitaler Fotografie an ähnlich berührender Fotografie geblieben ist.
 
Ja, manchmal ist Elektronik wirklich nicht von Vorteil. Wenn ich bedenke, dass meine M in ihrer Auslösverzögerung beispielsweise 5 Mal schneller ist als eine hoch gelobte D200.
 
joka schrieb:
Ja, manchmal ist Elektronik wirklich nicht von Vorteil. Wenn ich bedenke, dass meine M in ihrer Auslösverzögerung beispielsweise 5 Mal schneller ist als eine hoch gelobte D200.

Die Elektronik erlaubt den Kameraherstellern nur, viele Funktionen in einer Kamera zusammenzufassen, die auch noch bezahlbar ist. Ich wollte damit nichts gegen die elektronischen Kameras sagen, meine EOS ist einfach besser als meine alte A1, und die wiederum hat ihre Vorteile gegenüber der F1. Der Unterschied ist halt, daß die elektronischen Bauelemente nicht von Hand herzustellen sind und dadurch in absehbarer Zeit zu einem Problem führen.
Insbesondere die in den Kameras verwendeten hochintegrierten Schaltungen werden ganz sicher nicht wegen ein paar Enthusiasten in einer Kleinserie wieder aufgelegt, nur weil die ihre alten Kameras weiter benutzen wollen.
Eine Schlitzverschlußwelle, ein Zahnrad oder einen Spiegelhebel kann ein versierter Feinmechaniker als Einzelstück herstellen, eine integrierte Schaltung eben nicht.
Meine Prognose lautet, daß in 50 Jahren mehr Nostalgiker mit einer Kiev 88 fotografieren als mit einer Zenza Bronica RB67.
 
Ich denke die analoge fotografie wird sich zu einem bereich wie der vinyl-markt (schallplatten) entwickeln.
 
Krill schrieb:
Meiner Ansicht nach hat die Digitalisierung das Medium Bild massentauglicher gemacht, verfügbarer, schneller und vermutlich bald auch billiger.
Aber auch gleichförmiger, standardisierter, beliebiger.
völlig richtig. Genauso ist es.
 
FunDiver schrieb:
Wer's nicht glaubt, den verweise ich auf die heutigen Autos. Ein Auto aus den 50ern kann heutzutage ohne Probleme komplett restauriert werden, weil sich fehlende Ersatzteile (auch komplexe) relativ problemlos nachfertigen lassen. Ein BMW M1 aus den 80ern mit defekter Motorelektronik taugt nur noch als Ausstellungsstück, weil BMW keine Ersatzmodule mehr hat und die damalige Herstellerfirma nicht mehr existiert.

Das Beispiel wäre glaubwürdiger, wenn die Fakten stimmen würden.
 
djdc schrieb:
Das Beispiel wäre glaubwürdiger, wenn die Fakten stimmen würden.

Wenn ich mal Zeit habe, such ich Dir den Artikel aus der Motor Klassik raus.
 
Es fängt damit an, dass der M1 aus den 70igern ist. Aber das hat ja auch eigentlich nichts mit dem ursprünglichen Thema zu tun.
 
Krill schrieb:
Meiner Ansicht nach hat die Digitalisierung das Medium Bild massentauglicher gemacht, verfügbarer, schneller und vermutlich bald auch billiger.
Aber auch gleichförmiger, standardisierter, beliebiger.

Für mich geht dadurch wirklich etwas verloren. Mit Nostalgie hat das nichts zu tun, sondern mit dem Gefühl des Überdrusses an der Flut von sauber gerechneten, optimierten – aber auch belanglosen Bildern. Und dem Verlust an Glaubwürdigkeit.

Ich bin gespannt, was in dreissig, vierzig Jahren von dem ersten Jahrzehnt digitaler Fotografie an ähnlich berührender Fotografie geblieben ist.



Hallo Krill,

die letzte Frage kann ich natürlich nicht beantworten, bin aber keineswegs so skeptisch.
Masse und Klasse gab es schon immer und wird es auch weiterhin geben.
Schon die erste Kodak-Box vor 100 Jahren hat die Fotografie massentauglicher gemacht, aber deshalb ist anspruchsvolle Fotografie doch nicht ausgestorben.

Solange es die Fotografie gibt, hat sie sich technisch fortwährend verändert.
Damit einhergehend häufig auch der gerade akuelle oder modische Stil.
Neue technische Möglichkeiten wurden natürlich gerne auch genutzt und ausgelotet.
Am Anfang vielleicht übertrieben häufig, aber dann hat man sich immer wieder auf die klassischen Formen der Fotografie besonnen.
Auch jetzt wird es nicht anders sein, auch wenn es momentan vielleicht noch nicht so scheint.

Diskussionen gab es schon immer über neue Techniken.
Selbst erlebt habe ich die Debatten über Innenmessung, Belichtungsautomatik, Autofokus und jetzt die Digitaltechnik. Auch das KB-Format der Leica oder der Rollfilm waren anfangs höchst umstritten.

Ist wohl eine ganz normale menschliche Eigenart, das man sich gegen neues, ungewohntes Denken erstmal zur Wehr setzt. Besonders natürlich, wenn man sich von liebgewordenen Techniken trennen und dazu noch umlernen muß.
Bin selbst "Späteinsteiger" in puncto Digitalfotografie, dafür aber immerhin ein "Früheinsteiger" beim Mac. Trotzdem mag ich OS-X nicht! :mad:

Ein entscheidender Punkt wird aber immer Bestand haben:
Ein Foto lebt vom Inhalt, von der Bildidee, von der Sichtweise, davon wie es den Betrachter berührt oder bewegt.

Die jeweilige Technik dahinter ist eher belanglos, sie ist immer nur Mittel zum Zweck.
Wie man sie anwendet, wie man sie nutzt, hängt ausschließlich vom Können und Geschick des Fotografen ab. Er hat alle Freiheiten, heute vielleicht mehr als je zuvor.

Der einzige Unterschied zu früher: Viele Dinge sind einfacher und bequemer geworden.
Ich mag es nicht so sehr, wenn man immer über besser oder schlechter debattiert.
"Anders" ist vielleicht passender.

Mit der "Mammut" waren eben nicht so spannende oder intime Schnappschüsse möglich wie mit der kleinen Leica, dafür hatte sie andere Vorzüge.

Nicht anders ist es mit der Digitaltechnik. Sie hat ebenfalls Vor- und Nachteile.
Ob die Möglichkeiten einem gefallen oder nützen, muß man selbst herausfinden.
Es soll doch jeder die Technik verwenden, die ihn am meisten befriedigt.

Gibt heute noch Leute, die faszinierende Bilder mit einer Camera obscura machen.
Übrigens auch mit sehr großen Bildformaten und wahnsinnig langen Belichtungszeiten.
Aber auch zu dieser Technik gehört Know How und Erfahrung, um die speziellen Eigenarten fotografisch sinnvoll zu nutzen.

DU bist es, der aus einer Technik was macht - oder auch nicht.

In der Digitaltechnik bildet sich gerade so etwas wie HighEnd aus.
Nennt sich FineArt Fotografie, mal sehen, wie sich dieser Zweig entwickelt.
Alles ist im Fluß und die Digitaltechnik noch sehr jung (wird gerne übersehen).

Es lebe die Vielfalt! Hoffe sie bleibt uns erhalten.
Einfalt gibts doch schon genug!
 
FunDiver schrieb:
Eine Schlitzverschlußwelle, ein Zahnrad oder einen Spiegelhebel kann ein versierter Feinmechaniker als Einzelstück herstellen, eine integrierte Schaltung eben nicht.

Nur zu welchem Preis?
Ein Zahnrad für das Getriebe eines alten Citroen 11 CV ? (die Gangsterlimousine) kann man sich auch nachfertigen lassen, allerdings zu horrenden Preisen. Dafür hab ich mir ein komplettes gebrauchtes Getriebe mit einem Motor und einem Polo dran gekauft. :D

FunDiver schrieb:
Meine Prognose lautet, daß in 50 Jahren mehr Nostalgiker mit einer Kiev 88 fotografieren als mit einer Zenza Bronica RB67.

Die Kiev 88 gibt ja schon heute oft den Geist auf, kaum das sie über die Ladentheke gewandert ist.

Dann doch lieber die MAMIYA RB 67. Ist doch auch vollmechanisch und gebraucht inzwischen kaum teuerer. Diese urige Maschiene sticht mir schon lange ins Auge.
Überhaupt Mamiya....
 
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