Lieber Thilo,
habe gerade (leider nur) einen Turning Leaf im Glas, dennoch Salute.
Zu meinem Post: shortcut kam mit seiner Software-Firma, und genau diese Firmen begründeten den Venture-Capital-Boom Ende der neunziger Jahre. Da ich mich von seiner Äußerung "dummes geschwätz" ziemlich auf die Krawatte getreten fühle, meine Antwort. Seine These, dass seine Firma nur durch Schwarzkopien pleite gegangen ist, kann ich so nicht glauben, da ich auf Grund meines Berufes weiß, dass dazu mehr notwendig ist als "lediglich" der Diebstahl geistigen Eigentums. Ein gesundes Unternehmen steht auf mehreren Füßen, der Verlust eines Produktes sollte kein Problem darstellen, wenn andere ertragsreiche Produkte vorhanden sind. Das zu entscheiden bedarf unternehmerischen Denkens und Handelns - und nicht nur loses Geschimpfe auf Leute mit anderer Meinung und Kenntnissen!
Deine Frage
Intuitiv schrieb:
...Weisst Du eigentlich, wie es in der Branche aussieht? ...
bezog sich für mich also auf die Software-/und auch Venture Capital-Branche. Und ich glaube sagen zu können, dass ich mich da sehr gut auskenne!
Wenn Du meinen Antwort-Post an shortcut richtig liest, wirst Du sehen, ich habe keine Vorwürfe gemacht, lediglich Fragen gestellt und logische Schlußfolgerungen gezogen. In keinem Satz steht, dass ich shortcut vorwerfe, sein Unternehmen schlecht geführt zu haben! Auch kann ich in keinem meiner anderen Posts irgendwelche direkten persönlichen Anfeindungen erkennen. Ich versuche bei meiner Diskussion sachlich zu bleiben und mit Argumenten zu dienen. Gerne lasse ich mich eines besseren belehren, jedoch nicht mit Argumenten wie "dummes Geschwätz", "(mindestens) frech" oder nicht näher genannten nebulösen Irrtümern.
Die Welt besteht nicht nur aus Nullen und Einsen, man kann sie zwar damit abbilden, doch entwickelt sie sich analog. Dir als Komponist brauche ich das nicht zu sagen. Auch ein Künstler wird (muß) sich mehr Standbeine schaffen, um der Gefahr von Einkommenseinbußen durch Ideendiebstahl zu entgehen - und sei es nur durch das Auftreten in schlechten Makro-Markt-Werbespots! So gesehen vergleiche ich nicht Äpfel mit Birnen, sondern versuche zu argumentieren, dass die Welt sich wandelt und man das Kopieren von Musik nicht wird eindämmen können, indem man Menschen mit anderen Kenntnissen beschimpft und Jugendliche kriminalisiert.
Nur ein Unternehmen/Künstler, der sich schnell auf geänderte Umweltbedingungen (hier sind Soft Facts wie Marktumfeld, Materialsituation aber auch im konkreten Fall steigende Zahlen von ungenehmigten Kopien etc.) einstellt, wird dauerhaft am Markt Erfolg haben. Diese Weisheit stammt nicht von mir, aber ich habe genug Berufserfahrung und Hochschulausbildung, um dies bestätigen zu können.
Und evtl hast Du neben dem Geld für Deinen Anwalt auch ein wenig Geld für einen Unternehmensberater übrig, der Dir konstruktive Wege aus dem Dilemma aufzeigt, denn letztendlich wird Dich der ewige Rechtsstreit eher an Deiner Kreativität hindern (zumindest besteht die Gefahr)
In diesem Sinne wünsche ich einen schönen Abend und genieße meinen Cabernet Sauvignon.
Zum versöhnlichen Wohl
Oliver