Akquise, Projektbörsen und -recruiter

wegus

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Ich hatte die letzten Wochen mal wieder das Vergnügen auf Projektsuche ab Januar 2024 zu sein. Früher habe ich neue Kontakte bequem über Projektbörsen wie freelancermap.de und andere akquirieren können.

Schon Anfang des Jahres war mir hier ein massiver Qualitätsverlust aufgefallen, jetzt im Herbst fand ich es nochmal schlimmer:

- Für alles und jedes wird ein Skill erfunden und die Zuordnung scheint selbst von Recruitern nicht mehr richtig erkannt zu werden
- Projekte sind schon bei Veröffentlichung angeblich komplett vergeben oder deren Finanzierung ist nicht gesichert
- Agenturen vermitteln angeblich zu Projekten für die sie gar keine Aufträge haben (weiß ich weil hinterher andere Agenturen zum selben Projekt bei mir anrufen)
- Einfache Mails werden nicht verstanden, so werde ich oft um CVs gebeten auch und gerade auf Mails wo ich schon CVs mitgesendet habe u.Ä.

Endkunden schreiben immer weniger Projekte selbst aus und lassen das Recruiter machen. Agenturen dazu schießen immer mehr aus dem Boden und deren Leistung läßt mehr und mehr zu wünschen übrig. An große Projekte und Konzerprojekte kommt man ja aber nur über Recruiting.

Ich habe dann letztlich einen Folgeauftrag über mein Netzwerk erhalten. Aber Akquise via Projektbörsen und Recruiting scheint fast nicht mehr sinnvoll möglich. Oder hatte nur ich so ein Pech dieses Jahr bei meinen 2 Versuchen. Wie seht Ihr das? Wo/wie akquiriert ihr ?

Würde da gern mal von anderen Freelancern etwas dazu hören.
 
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Ich selbst suche momentan mehr nach kleineren Gigs in Ergänzung zur Rente aber manche Sachen kann ich von meiner Seite aus durchaus kommentieren.

Bei meinen Linuxprojekten kommen zwar hin und wieder Anfragen aber oft sind die Recruiter so unerfahren, dass sie nicht wissen welche Linux-Distribution ihr Mandant nutzt und dass es überhaupt mehrere Linuxe gibt. "Linux halt.." habe ich dann oft gehört.

Auf LinkedIn gab es mal ein "Meme" wo draufstand: "You don't need a freelancer - you want a complete IT-department" - Wenn ich mir die Masse an Skills durchlese komme ich mir da auch manchmal so vor.

freelancermap habe ich bislang noch nicht so richtig ausprobiert, kenne es nur vom Namen. Überlegt hatte ich vielleicht mehr mit "Malt" zu machen aber finde nicht wirklich die Zeit.
 
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N'Abend,
es ist schon ernüchternd zu sehen (vielmehr zu lesen), wie stark die Projektsuche unter unausgereiften Eingabemasken leidet. In meinem Fall sind es vor allem fachfremde Skills die sich in so manches Projektangebot einlogarithmieren, nur weil Universalbegriffe wie "Design" und/oder "Layout" drin vorkommen, die selbst jedoch überhaupt nichts mit der Aufgabenstellung bzw. den Projektanforderungen zu tun haben.

Noch mehr als die technischen Bugs ärgert mich allerdings die Kommunikationskultur, die sich über diese Plattformen ausbreitet. Da wird man fündig, meldet sich bei Auftraggebern mit einem netten Anschreiben und bekommt von den allermeisten keine Rückmeldung mehr – frei nach dem Motto, keine Antwort ist auch eine Antwort?! Manch ein Anbieter zeigt seine Scheu ganz offen, indem die Projektbeschreibung mit den Worten endet "Sollten Sie innnerhalb von n-Tagen keine Antwort bekommen, gehen Sie von einer Absage aus". Da ist man dann fein raus – keine Rückfragen erbeten!

Das Überlesen von Anlagen/Infos, die Reduzierung auf Stundenpreise, überhöhte Ansprüche an den perfekten Freelancer sowie eine in Kauf genommene Austauschbarkeit gehören bei diesen schnelldrehenden Vergabeprozessen wohl einfach zum Geschäft.
 
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meldet sich bei Auftraggebern mit einem netten Anschreiben und bekommt von den allermeisten keine Rückmeldung mehr
Das war etwas was mich bei der Suche nach einer Festanstellung damals angenervt hat: Seinerseits eine Menge Gehirnschmalz in Recherche über die Webseite, Stellenprofil, passendes Anschreiben zu verfassen und man bekommt ohnehin dann nur eine Standardabsage als Antwort, wenn überhaupt. Ist eigentlich wie einen Lottoschein abgeben.

Wegen diesem Gleichstellungsgrundsatz zögern auch viele direktes Feedback zu geben aus der Angst heraus wegen Diskriminierung eventuell verklagt zu werden.
 
Noch mehr als die technischen Bugs ärgert mich allerdings die Kommunikationskultur, die sich über diese Plattformen ausbreitet. Da wird man fündig, meldet sich bei Auftraggebern mit einem netten Anschreiben und bekommt von den allermeisten keine Rückmeldung mehr
Das finde ich völlig ok, es geht ja um Projekte. Nach meiner Erfahrung sind es aber immer mehr Fachfremde die für sich in Anspruch nehmen als Vermittler kompetent zu sein.
Das führt zum Aufblasen von Skills, ich habe da schon Absurdes gesehen.

Eigentliche Kompetenzen, wie Systemanalyse, Software Entwurf, Planung der Architektur und Umsetzung treten hinter „technischen Skills“ zurück die teils trivial sind.

Auch hat sich für mich gezeigt, dass soziale Fertigkeiten weitaus entscheidender sind. Viele Startups reiben sich im Druck auf. Als Consultant kann und sollte man auch da helfen.

In Summe sind diese Börsen damit mehr und mehr nutzlos, zumindest wenn Recruiter dazwischen hängen. Bei Endkundenprojekten sieht es noch besser aus, weil auch der Kunde an einer Problemlösung orientiert ist.
 
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@wegus besonders dein letzer Absatz differenziert sehr gut, worauf es den meisten Freelancern bei der Akquise drauf ankommt: der persönliche Kontakt und die Zusammenarbeit mit den Projektverantwortlichen.

Bald müssen wir wohl auch Skills akzeptieren, wie "erfahrener KI-Anwender".
 
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Mal so von aussen betrachtet, warum werdet ihr da nicht selbst tätig? Also als Vermittler.
 
Mal so von aussen betrachtet, warum werdet ihr da nicht selbst tätig? Also als Vermittler.
weil sich das genau sehr viele denken und Agenturen eröffnen. Die großen Konzerne akquirieren häufig nur über Agenturen und so kommt es zu Qualitätsverlust. Den machst Du nicht besser, wenn Du die x-te Agentur eröffnest um es auch noch "besser zu können".

Zudem bin ich ja Software-Entwickler und das ist mein Geschäft. Der generelle Weg wie vermittelt wird ist irgendwie kaputt und ich bin aktuell froh, davon nicht abzuhängen. Aber Neu-Akquise läuft eben leider auch über diese Wege und die sind sehr ineffizient geworden.
 
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Mal so von aussen betrachtet, warum werdet ihr da nicht selbst tätig? Also als Vermittler.
Grosse Unternehmen haben sogenannte Preferred Supplier. Wenn man zwei Recruiter hat, kann man da bessere Preis erzielen.
 
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weil sich das genau sehr viele denken und Agenturen eröffnen. Die großen Konzerne akquirieren häufig nur über Agenturen und so kommt es zu Qualitätsverlust. Den machst Du nicht besser, wenn Du die x-te Agentur eröffnest um es auch noch "besser zu können".

Zudem bin ich ja Software-Entwickler und das ist mein Geschäft. Der generelle Weg wie vermittelt wird ist irgendwie kaputt und ich bin aktuell froh, davon nicht abzuhängen. Aber Neu-Akquise läuft eben leider auch über diese Wege und die sind sehr ineffizient geworden.
Erschreckend ist der Trend zur ANÜ und temporären Festanstellung. Wenn man das einem amerikanischen Entwickler erzählt, lacht er Einen aus und fragt, warum man noch in Deutschland ist. ...
 
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ANÜ habe ich in meiner Profilierung als Ausschlusskriterium gesetzt. Das schmälert mit Sicherheit die Erfolgsquote, aber so wird man nicht immer wieder von neuem damit konfrontiert und in Versuchung geführt.
 
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