Grafiker ohne Zukunft?

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A&e

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Ich muss jetzt mal was los werden! Ich hab da jetzt ein Stelleninserat ausgeschrieben nach einem Grafiker, und es haben sich binnen 3 Tagen 150 Leute gemeldet. Einige davon konnten nicht mal den Grundlinienraster in X-Press setzen. Sieht es wirklich so schlecht aus auf diesem Arbeitsgebiet? Und leidet darunter die Qualität? Kann sich heutzutage jeder Grafiker nennen? Ich war ziemlich schockiert über die hohe Zahl arbeitsloser Grafiker und auch Webdesigner, und noch mehr schockiert über die Kenntnisse, die manche "Grafiker" hatten - bin zwar aus Österreich, wird aber wohl in Deutschland auch nicht anders sein...
 
Ich muss auch mal was loswerden! Ich hab da neulich ein Stellengesuch ausgeschrieben. Es haben sich binnen 150 Tagen 3 Firmen gemeldet. Einige davon konnten nicht mal einen Mac-Arbeitsplatz bieten! Kann heutzutage jeder eine Werbeagentur aufmachen? Ich bin zwar aus Deutschland wird aber wohl in Österreich nicht anders sein...:D
 
Jeder sein eigener Grafiker

Die Antwort auf beide Fragen ist leider ja. Ich arbeite in einem Zeitungsverlag (Druckvorstufe) und wir können hier ein Lied davon singen, daß die Druckunterlagen immer schlechter werden. Zudem vergeht kein Tag ohne den Hilfeschrei eines "Grafikers". Manche wissen nicht einmal, wie man aus Quark ein EPS schreiben kann. Bilder werden für den Zeitungsdruck mit 1500 dpi angelegt und im RGB-Modus übermittelt. Am schlimmsten sind Lidl und Norma: da ist jeder Filialleiter auch zugleich Grafiker. Selbst vor Todesanzeigen wird nicht zurückgeschreckt. Das Resultat: Jede Menge "falsche Fraktur". Avanti Dilletanti!
 
@milimedia :D :D :D wir sind keine Werbeagentur, sondern suchen verzweifelt einen guten Grafiker, der wenigstens halbwegs X-Press und Photoshop beherrscht.
Und ich denke, dass so viele "Pseudografiker", die anscheinend herumlaufen, dem gesamten Ruf schaden. Da hat sich z.B. ein Elektriker gemeldet, der Corel Draw beherrscht und für die Kollegen seines Elektroladens Visitenkarten erstellt hat. Darf doch nicht wahr sein, oder?
 
In der Tat, ich beobachte das auch schon seit längerer Zeit und muss sagen, diese Entwicklung ist wirklich erschreckend! Es war zwar schon immer irgendwie so, aber die Flut von Corel-Dosen-Möchtegerngrafikern und solchen denen einer abgeht, wenn sie mal nen Filter in Photoshop anwenden wird immer größer. Und sie machen die Preise kaputt!

Ich bin jetzt diesen Sommer mit meiner Ausbildung zum Mediengestalter fertig. Da ich übernommen werde hab ich im Moment noch gut Reden, allerdings werde ich mich über Kurz oder Lang nach was Anderem umsehen, einfach um auch mal was Neues zu sehen. Aber wenn ich mir den Arbeitsmarkt so ansehe, bleibt mir kaum was übrig, als mich deutschlandweit zu berwerben – und so werde ich es auch machen. gerade hier in Niedersachsen siehts echt beschissen aus, schlimmer wirds noch weiter östlich :(

Aber wenn du noch n halbes Jahr warten kannst, Österreich tät mich auch wohl interessieren :D
 
Ich kann zwar auch fast nix, würd mich aber bemühen und bin lernfähig! :) Hab ich den Posten? :D ;)
 
:)

Ja, es ist schon erstaunlich, mit was für komische Vögel man es zu tun hat. Erstaunlich auch, dass es tatsächlich einigen gelingt, Kohle zumachen, obwohl sie ihre zugekoksten Hintern erst nach 10 in die Sonne kriegen und den Rest des Tages nur dummes Zeug lallen.

Wäre ich bloß was Anständiges geworden ...! Kinokartenabreißer oder Hundköddel-im-Park-Aufsammler, oder so!

:D
 
Einem hab ich ein Bild gezeigt (gemeinerweise mit Pfad, sodass er nur einen kleinen undefinierbaren Ausschnitt sehen konnte). Er hat gesagt, das Bild ist kaputt - hat noch nie etwas von Pfaden gehört.

Von 100 Leuten wussten nicht mal 20 über CMYK Bescheid.

PDF ein Fremdwort: (Hat das was mit Photoshop zu tun?, Das ist doch das, mit dem man Word Dokumente umwandeln kann?)

Freistellen machten 50% mit dem Zauberstab!!!

Die meisten keine Ahnung von Grundlinienraster setzen im X-Press.

Initialen ein Fremdwort für 80% der Bewerber!

Naja, eine Katastrophe halt. Mir tun halt die wirklich Guten leid, denen die Preise von den Möchtegerns zusammengeschmissen werden.

Und das Gleiche auch beim Webdesign: Jeder ist Webdesigner...
 
Original geschrieben von A&e
@milimedia :D :D :D wir sind keine Werbeagentur, sondern suchen verzweifelt einen guten Grafiker, der wenigstens halbwegs X-Press und Photoshop beherrscht.
Und ich denke, dass so viele "Pseudografiker", die anscheinend herumlaufen, dem gesamten Ruf schaden. Da hat sich z.B. ein Elektriker gemeldet, der Corel Draw beherrscht und für die Kollegen seines Elektroladens Visitenkarten erstellt hat. Darf doch nicht wahr sein, oder?
 

Ja Ja, heute wird nur auf Schnelligkeit geachtet nicht auf Qualität.
Zum Glück binn ich noch "alte Schule", wir stllen unsere Kunden immer zufrieden.

PS:
Mein letzter Arbeitgeber ist in der Druckvorstufe auf PC umgestiegen, weil er Kosten und Mühen beim Umstieg auf OS X scheut... Darf och nicht wahr sein, oder?
Kurz danach ist die Firma in Konkurs gegangen...
 
Bei den Multimedia-Weiterbildungen werden die Dozenten gerne aus den Schülern rekrutiert um eine Weiterbeschäftigung nachzuweisen; in den Werbeagenturen sitzen jetzt viele ehemalige CD's & AD's auf der Straße die noch bis vor kurzem nie Reinzeichnungen machen mussten... ...das ganze ist irgendwie Hausgemacht und BTW auch kein deutschsprachiges Problem. Komplette Artworks wo selbst der Rechtstext in 5 Pt. im Photoshop gesetzt wird kommen auch gerne aus USA.

Aber eigentlich hat sich gar nichts geändert, gute Grafiker sind immer noch selten.

Ilja
 
Ja, A&e, das ist leider so. Hier in Ö kann sich jeder Graphiker nennen, der nur einen WiFi- Kurs belegt hat, denn der Begriff ist nicht geschützt. Es gibt keine Unterscheidung zwischen akademisch geschulten Graphikern und Volkshochschulniveau-Graphikern, leider. Mein Mann, der an der Angewandten Graphik studiert hatte, hat das immer beklagt.

Gruß tridion
 
Original geschrieben von milimedia
 
PS:
Mein letzter Arbeitgeber ist in der Druckvorstufe auf PC umgestiegen, weil er Kosten und Mühen beim Umstieg auf OS X scheut... Darf och nicht wahr sein, oder?
Kurz danach ist die Firma in Konkurs gegangen...
 

rotfl

das nenn ich bitter. aber selbst Schuld *scnr* :D
 
Es gibt da ein Problem mit dem Begriff "Grafik" -

- und damit mit der Berufsbezeichnung "Grafiker": dieser ist - anders als z.B. "Steuerberater", "Fotograf" oder "Architekt" - nicht geschützt, d.h. JEDER kann sich "Grafiker" nennen, ohne eine Berufsausbildung vorweisen zu müssen.
Doch selbst die, die über eine solche verfügen, haben oftmals eine nur rudimentäre Ausbildung genossen, in der zwar "kunst-ähnliche" Projekte einen hohen Stellenwert hatten, "angewandteres" Arbeiten aber eher als uncool gilt; "Gebrauchsgrafik" firmiert deshalb nicht ohne Grund immer öfter unter dem recht schwammigen Begriff "Kommunikationsdesign", bei der "Installationen" und "Video-Projekte" Vorrang vor "Punktgröße" und "Spationierung" haben ("Das machen die Programme ja ´eh von allein").

Die Misere liegt in der Ausbildung der Grafiker, wenn sie denn über eine solche überhaupt verfügen.
 
Re: Re: Grafiker ohne Zukunft?

Original geschrieben von milimedia
Ich muss auch mal was loswerden! Ich hab da neulich ein Stellengesuch ausgeschrieben. Es haben sich binnen 150 Tagen 3 Firmen gemeldet. Einige davon konnten nicht mal einen Mac-Arbeitsplatz bieten! Kann heutzutage jeder eine Werbeagentur aufmachen? Ich bin zwar aus Deutschland wird aber wohl in Österreich nicht anders sein...:D
 

:rolleyes:

Wer gut ist, braucht kein Stellengesuch ausschreiben. Davon abgesehen ist die
Entwicklung ja schon etwas länger zu beobachten: "Oh Cool, Internet, da will
ich auch rein". Und kaum hat irgendein Schüler eine im besten Falle halbwegs
passable Seite zusammengekleistert, nennt er sich "Webdesigner" oder schlimmer
noch, "Webmaster". Genau so oft dürfte es Amateure geben, die denken, bloss
weil Sie schon mal einen Handzettel mit Corel Draw gesetzt haben, dass Sie
jetzt der Wundergrafiker sind. Selbige Pfeifen reagieren dann auch noch piefig,
wenn man Ihnen mitteilt, dass ihre Qualifikation leider etwas dürftig ist. Dass
diese Spacken auch noch mit völlig unrealistischen und viel zu niedrigen Preisen
aufwarten, ist da nur eine weitere "amüsante" Begebenheit.
 
die Spreu vom Weizen trennen

Original geschrieben von HAL9500
 Wer gut ist, braucht kein Stellengesuch ausschreiben.
 

Das mag schon stimmen, aber die Firma muß dennoch aus der Flut der Bewerbungen auswählen und muß dann noch persönlich bewerten. Und nicht mal dann ist garantiert, daß sie einen Graphiker findet, der das erfüllt, was sie will.
Ich war selbst jahrelang arbeitslos (nicht als Graphiker) und habe da so meine Beobachtungen gemacht. :(

Gruß tridion
 
@ Tridion, Hal, etc...

Aber wäre es dann nicht mal an der Zeit, die Berufsbezeichnung GRAFIKER vernünftig zu deklarieren. Kann sich doch auch nicht jeder Arzt oder Architekt nennen! Es zahlen ja beide Seiten drauf: Wir als Unternehmer, die sich nie sicher sein können, was da jetzt vor dem Mac landet, und auch die wirklich guten und bemühten Grafiker, die unter der Preisschleuderei leiden. Ich zahle lieber etwas mehr und weiss dafür, dass ich einen guten Mann oder Frau hier sitzen habe, auf den oder die ich mich verlassen kann.
 
Re: Re: Re: Grafiker ohne Zukunft?

Wer gut ist, braucht kein Stellengesuch ausschreiben.

Aber was würdest du denn machen.
Ich hab mich bei ALLEN potenziellen Arbeitgebern in meiner Regio beworben. Immer die selbe Antwort (Wir bauen Stellen ab. An Einstellungen ist nicht zu denken)...
Gruß
 
@ Mirzel

Da muss ich dir leider zustimmen... die Ausbildung an unserer BBS ist völlig realitätsfern! Z.B. hatten wir Scannertechnik von 1985 (!), bei der heutigen Entwicklung benutzt sowas seit 10 Jahren keiner mehr, andererseits haben wir z.B. nie bestimmte Techniken wie mit Freistellungspfaden umgehen, Alphakanäle, Vektorillustration etc. näher behandelt. Bis auf (teils veraltetes, s.o.) Grund(halb)wissen wird in der Schule nix vermittelt. Ich hatte das Glück Autodidakt zu sein und meine Ausbildung in 2 Betrieben zu absolvieren (Reprobude/Druckerei und Werbeagentur), so habe ich doch einiges gelernt in der Zeit.

Es gibt nur viele, die haben nicht diese Glück! Im ersten Lehrjahr waren sogar einige überrascht, dass der Computer das Hauptwerkzeug ist, die dachten ernsthaft es geht mit Stift, Papier und Reprokamera zur Sache! Und wenn die dann auch noch in irgendeiner billigen Grafikklitsche landen oder bei der Zeitung nur Textanzeigen rauf und runter setzen dürfen, ist klar, dass da nix gutes bei rauskommt. Und trotzdem bestehen teilweise dilletantischst dahingeschmierte Arbeiten die Prüfung!!! motz

Aber die armen Azubis können meist garnix dafür. Nicht nur die o.g. Dinge, auch die "Vorarbeit" vom Arbeitsamt bzw. BIZ in den Schulen ist mieserabel, das ganze System scheint zu kränkeln. Allerdings scheint das nicht nur in der Grafischen Branche der Fall zu sein, leider :mad:
 
hi zusammen,

da sage ich doch: "immer her mit den aufträgen"
ich schule die hier genannten programme in meiner freizeit.
bin für jeden job dankbar und garantiere 100%'iges fachwissen.

wer es ernst meint, kann mich gerne mal per iChat kontakten. mein nickname:

iChatSteff


ciao
 
Re: Re: Re: Re: Grafiker ohne Zukunft?

Original geschrieben von milimedia
Wer gut ist, braucht kein Stellengesuch ausschreiben.

Aber was würdest du denn machen.
Ich hab mich bei ALLEN potenziellen Arbeitgebern in meiner Regio beworben. Immer die selbe Antwort (Wir bauen Stellen ab. An Einstellungen ist nicht zu denken)...
Gruß
 

a)

Das, was ich jetzt auch tue: Als Freelancer arbeiten. Eines der wenigen Dinge, was
ich in diesem Leben nicht nochmal machen werde ist, irgendwo fest anzuheuern.

b)

Das ist ja gerade das schlimme: Alle wollen einen Traumjob, aber die wenigsten
sind bereit, sich örtlich zu verändern. Mehr Mut die Damen- und Herrschaften!

;)


Nachtrag:

bin für jeden job dankbar

Klingt irgendwie nach "Mir steht das Wasser bis zum Hals".

:rolleyes:
 
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