Sozialphobie?

Wie kommst Du mit Deinem sozialen Umfeld klar?

  • Habe starke Probleme mit Mitmenschen

    Stimmen: 27 26,5%
  • Habe kleinere Probleme mit Mitmenschen, aber alles im grünen Bereich

    Stimmen: 39 38,2%
  • alles wie gehabt

    Stimmen: 36 35,3%

  • Umfrageteilnehmer
    102
  • Umfrage geschlossen .
Nicht nur die Pharma, sondern jeder, der durch diese Unterscheidung seinen Lebensunterhalt bestreitet.
Medien, Gesundheitssektor, Schönheits- und zunehmend die Lebensmittelindustrie.

Zum Thema geistige Gesundheit hier ein paar Anregungen:
Im Jahre 1973 stellte sich D.L. Rosenhan die Frage, ob es möglich sei für das Personal in psychiatrischen Kliniken psychisch Kranke von Gesunden zu unterscheiden. Dazu führte er ein äußerst interessantes Experiment durch: Er schleuste acht normale Menschen als Scheinpatienten in 12 verschiedene Kliniken ein. Nach ihrer Einweisung verhielten sich diese Personen "normal". Keiner der acht Patienten wurde als Scheinpatient entdeckt und sie mussten bis zur ihrer Entlassung im Schnitt 19 Tage (Minimum 7 Tage, maximum 52 Tage) auf der Station verbringen.

Man geht davon aus, dass Ärzte eher Fehler der 1. Art begehen, also falsch-positiv, d.h. ein Arzt diagnostiziert fälschlicherweise eine Krankheit bei einem Gesunden. Deshalb führte Rosenhan eine andere Versuchsreihe durch, um den Fehler der 2. Art zu testen, also falsch-negativ, d..h. kranke Personen werden als gesund diagnostiziert. Man informierte oder "warnte" eine Klinik, dass man innerhalb der nächsten drei Monate einen oder mehrere Scheinpatienten einliefern würde.
41 Patienten waren jeweils von mindestens einem Belegschaftsmitglied als Kandidaten entdeckt worden. Ein Psychiater vermutete sogar bei 19 Patienten, dass sie nicht wirklich krank seien. Allerdings wurden während dieses Zeitraums keine Scheinpatienten eingeliefert.


On topic gibt es da doch diesen schönen Spruch, weiß nur nicht mehr, von wem:
„Wenn Du glaubst, an einer Depression zu leiden, solltest Du sicherstellen, dass Du nicht lediglich von Arschlöchern umgeben bist.“
Dieser Blickwinkel lässt sich auch auf die Gesellschaft ausweiten. Das Gefühl, selbst das Problem zu sein kann seine Ursprünge in gesellschaftlichen Strukturen haben, dessen Norm man eben einfach nicht entspricht. Oder man erscheint mit seinem Verhalten gar als strukturgefährdend, zB antiauthoritär veranlagte Menschen (link).

Oder auch:
„Es ist kein Zeichen geistiger Gesundheit, gut angepasst an eine kranke Gesellschaft zu sein.“ - Jiddu Krishnamurti

So long – clonie
 
Es geht hier aber weniger um eine Definition von "normal" und "anomal", vielmehr um die menschlichen Grundbedürfnisse nach Kontakt, Kommunikation, Zuwendung, Liebe, die manche Menschen sich nicht erfüllen können und darunter leiden. Die Betroffenen haben überwiegend geschildert, dass es eigene Ängste sind, die für sie die Kommunikation mit anderen Menschen schwierig machen, nicht die Ausgrenzung durch andere.

Ich empfinde unsere Gesellschaft nicht als "krank" und von Anpassungsdruck beherrscht. Im Gegenteil, meiner Meinung nach ist dieser Druck in den letzten Jahrzehnten immer geringer geworden, die Gesellschaft immer toleranter. (Natürlich ist das Wirtschaftsleben ein eigener Sektor mit ganz anderen Regeln und Normen, aber den können wir, glaube ich, beiseite lassen.) Von kleineren Gemeinschaften auf dem Lande abgesehen kann heute jede(r) eine geschützte Ecke und Gleichgesinnte finden.

Bei der "Sozialphobie", wie sie hier beschrieben wurde, liegen die Ursachen im eigenen Seelenleben. Mit Medikamenten lassen sich die Symptome offenbar einigermassen zuverlässig unterdrücken, aber nicht die Ursachen beseitigen, wenn ich das richtig verstanden habe. Da liegt für mich der kritische Punkt: Zwar wird der Patient alltagstauglicher, das Leiden zurückgedrängt. Damit wird er tatsächlich auch in die Lage versetzt, sich den Normen anzupassen. Aber nicht die Gesellschaft ist es, die ihn dazu zwingt, sondern sein eigenes Bedürfnis nach mehr Normalität.

Als medizinischer/psychologischer Laie weiß ich nicht, welche Art von Therapie es gibt, die ohne diese Krücke Medikation auskommt. Ich wäre aber vorsichtig damit, "gesellschaftlichen Strukturen" die Verantwortung anzulasten. Das führt nur in die Versuchung, eigene Verantwortung abzugeben.
 
Ich vermute, beide Seiten habe ihre Berechtigung.
Ich selbst habe ja auch eine Geschichte mit beschädigtem Sozialverhalten und hungrigem Seelenleben und kann Deine Einwände nur unterschreiben.
Aber damit alleine ist es eben auch nicht getan.
Auf der einen Seite gibt es dieses Bedürfnis, mit der Welt in Kontakt zu sein, auf der anderen Seite sind da Gegebenheiten, die damit schwer zu vereinbaren sind.
Das findet aber auf verschiedenen Ebenen statt.
Die Verantwortung alein dem Einzelnen zuzuschieben ohne das Gesamte zu betrachten und ohne die innere Eigenständigkeit zu bewahren halte ich jedenfalls für schwierig.

Der Trick für mich liegt in der Akzeptanz, dass ich bin, so wie ich bin (eigenständig, widerständig, kreativ, mit feinen Antennen und die unbequemen Seiten an mir) und dass es eben so ist, wie es ist, auch wenn ich nicht einverstanden damit bin, wie die Welt/das Gegenüber etc ist. Ich will mich keiner äußeren Normalität mehr anpassen, oder anders sein, so wie die andern sein – an erster Stelle steht meine Selbstliebe, meine Bedürfnisse und daraus heraus kann ich gucken, wie ich mit der Welt umgehe.
Das funktioniert weitaus besser, als so zu leben, wie andere es von mir erwarten (und was ich schon so lange nachgeplappert hatte, dass ich schon nicht mehr wusste, dass das nicht meine Vorstellungen vom Leben sind). Der Alltag wird dadurch leichter, tiefer und ich hab mehr Lebensfreude.

Für Leute mit „social akwardness“ mag das vielleicht ein Ansatz sein. Ob er das auch für Depressive ist, kann ich nicht beurteilen.
Sicher gibt es eine Grenze, an der Medikamentation erstmal zur Bewältigung der akuten Situation nötig sein mag.
 
Der Glaube, den Erwartungen anderer entsprechen zu müssen, wurde hier ja auch schon von Betroffenen geschildert. Kindern kann man das gut eintrichtern, als Erwachsene können die sich dann schwer davon befreien. (Damit haben ja auch viele "normale" Menschen zu kämpfen, manche noch über den Tod ihrer Eltern bzw. anderer Erzieher hinaus.)

Was mir aufgefallen ist, ist die Wahrnehmung der "anderen" als Menschen, von denen man sich abgelehnt fühlt, zumindest nicht akzeptiert fühlt. (Wobei die vermutlich aus Unkenntnis einfach normalen Reflexen folgen.) Einen Club, einen Biergarten, eine Kneipe zu besuchen ist sicher nicht einfach, das sind alles öffentliche Bereiche, in denen sich Menschen auch inszenieren und miteinander konkurrieren.

Aber es gibt auch geschützte Bereiche, in die sich vielleicht auch Menschen mit Kontaktängsten hineinwagen und gute Erfahrungen machen könnten. Damit meine ich nicht nur Selbsterfahrungs- oder Selbsthilfegruppen, bei denen man eher Leidensgenossen trifft. Sondern Gruppen, in denen Menschen irgendeiner Neigung oder einer Leidenschaft nachgehen. Als Beispiel fällt mir da mein Sportclub ein: Eine von uns hat starke Kontaktschwierigkeiten, sie redet kaum und kann ihr Gegenüber nicht anschauen, wenn sie doch mal etwas sagen muss. Trotzdem wird sie von allen respektiert, niemand macht sich über sie lustig. Dabei ist sicher eine Hilfe, dass in unserer Sportart (Kampfkunst) Respekt und Toleranz Teil des Unterrichtes, Aggressionen gradezu verpönt sind. Aber das findet man in vielen anderen Sportarten genauso, erst recht in Gruppen, in denen es nicht um Leistung und Konkurrenz geht. Meiner Erfahrung nach sind Menschen gern bereit, andere in ihre Runden aufzunehmen, wenn die mit ihnen das tun möchten, was sie selbst auch lieben.
 
@clonie

Hallo clonie, Der Text über die antiautoritären Menschen ist wirklich sehr interessant.


Ich bin ja der Auffassung, dass die Ursache in dem kapitalistischen System zu verorten ist und wir uns deshalb zu sehr von uns entfernen. Es geht darum, im kapitalistischen Verwertungsprozess seinen Platz einzunehmen. Wir werden auf Produktivität getrimmt. Dieser Vorgang beginnt bereits im Kindesalter durch die Schule und begleitet uns ein Leben lang. Aber nicht nur arbeitstechnisch erleben wir eine Entfernung von uns selbst. Konsum, Medien, Religion und Drogen sind Dinge, wo in uns ein Bruch entsteht. In der Medienlandschaft werden uns die Vermögendenen gezeigt, welche in Saus und Braus leben und das so ein Leben erstrebenswert ist und es ja jeder schaffen kann, wenn er sich nur hart genug anstrengt. Der Werbeblock dazwischen soll uns dann vermitteln, wie ein glückliches Leben aussieht. Oder der Glaube, wo die Menschen die Verantwortung einfach einer angeblich höheren Macht überlassen. Wir haben einfach insgesamt dadurch verlernt, unsere wirklichen Bedürfnisse zu befriedigen bzw. sie überhaupt kennenzulernen.
 
Das sehe ich genauso, siehe #75
 
Interessante Aspekte, die hier diskutiert werden. Zu der Frage, wie eine psychische Erkrankung definiert und erkannt wird, gibt es eine aufschlussreiche BBC-Doku mit dem Titel "Wie verrückt sind wir?".
Das Konzept ist kontrovers und genial zugleich: Zehn Freiwillige unterziehen sich zwei Wochen lang einer Reihe von Tests. Fünf von Ihnen sind ganz normal – die anderen fünf wurden in der Vergangenheit als psychisch krank diagnostiziert. Die Frage ist nur: Wer ist wer?

Dieses Experiment gut passt zu clonies Beitrag #281.

Was spoege dann geschrieben hat, fasst die Situation ganz gut zusammen, aaaaaaaber: Klar gibt es im Privatleben Nischen und es wird mehr kommuniziert, so dass sich Gleichgesinnte schneller finden können. Dafür reicht schon das Internet mit seinen unendlich vielen Foren. Mehr Toleranz als vor 20 Jahren? Hm… Darüber muss ich noch nachdenken. Mehr geredet wird auf jeden Fall und der Umgang mit psychischen Erkrankungen hat sich deutlich verändert.

Doch wenn man nicht am Wirtschafts- bzw. Berufsleben teilhaben kann, gerät man trotzdem schnell ins Abseits. Phobien hin oder her, da kommt das, was Sündenbock schrieb schrieb zum Tragen. Neben anderen Ursachen, wie einer Stoffwechselstörung, oder Gewalt, oder… Und natürlich wird jemand nur als unnormal psychisch krank diagnostiziert, wenn er nicht in das gesellschaftliche Gefüge passt. (Okay, auch hier gibt es Erkrankungen, die immer als solche gelten werden werden, aber um die geht hier nicht.) Seit der Etablierung der Psychiatrie gab und gibt es "Mode-Diagnosen" und manche Eigenheit wird heutzutage pathologisiert. Die gesellschaftlichen Strukturen gänzlich außen vor zu lassen widerspricht dem Naturell des Menschen als soziales Wesen genauso wie die Soziale Phobie, ist mein Standpunkt dazu.

Phobien und Depressionen sind oft zwei Seiten einer Erkrankung. Und ob Medikamente, Therapie, oder beides, hängt vom Einzelfall ab. Manchmal braucht man ein Medikament, um therapiefähig zu werden, manche Symptome sind therapieresitent und zu belastend, um sie hinzunehmen. Ich brauche beides. Mal mehr, mal weniger.

Ganz wichtig finde ich, was clonie geschrieben hat:
[…]
Der Trick für mich liegt in der Akzeptanz, dass ich bin, so wie ich bin (eigenständig, widerständig, kreativ, mit feinen Antennen und die unbequemen Seiten an mir) und dass es eben so ist, wie es ist, auch wenn ich nicht einverstanden damit bin, wie die Welt/das Gegenüber etc ist. Ich will mich keiner äußeren Normalität mehr anpassen, oder anders sein, so wie die andern sein – an erster Stelle steht meine Selbstliebe, meine Bedürfnisse und daraus heraus kann ich gucken, wie ich mit der Welt umgehe.
Das funktioniert weitaus besser, als so zu leben, wie andere es von mir erwarten (und was ich schon so lange nachgeplappert hatte, dass ich schon nicht mehr wusste, dass das nicht meine Vorstellungen vom Leben sind). Der Alltag wird dadurch leichter, tiefer und ich hab mehr Lebensfreude.

Danke dafür! Sich das zu erlauben, macht auch mir das Leben erheblich leichter und schöner. Wenn ich beim Einkaufen ne Panikattacke habe, ist es mir inzwischen egal, was die anderen Leute im Laden denken. Ich sehe zu, dass ich da wieder raus komme. (Hätte ich einen Herzanfall, wären zumindest einige Menschen hilfsbereit, bei einer Panikattacke nicht. Woran liegt das? Berührungsängste oder doch mangelnde Toleranz?) Und ich gestalte mein Leben so, dass es mir damit möglichst gut geht, egal, was andere denken. Es hat aber lange gedauert, bis ich das konnte.

Was für mich eine große Herausforderung war und manchmal noch ist: Meinen Frieden damit zu machen, dass ich zwar an den Folgen bewusster Fremdeinwirkung erkrankt bin, aber einzig bei mir Verantwortung liegt, was ich aus diesem Leben mache.
 
Moin,

Ganz wichtig finde ich, was clonie geschrieben hat:
...
Danke dafür! Sich das zu erlauben, macht auch mir das Leben erheblich leichter und schöner.

Ist der Ruf erst ruiniert,
lebt's sich gänzlich ungeniert!
(Wilhelm Busch)

Wenn ich beim Einkaufen ne Panikattacke habe, ist es mir inzwischen egal, was die anderen Leute im Laden denken. Ich sehe zu, dass ich da wieder raus komme. (Hätte ich einen Herzanfall, wären zumindest einige Menschen hilfsbereit, bei einer Panikattacke nicht. Woran liegt das?

Unwissen. Was ein Herzinfarkt ist, wird in jeder zweiten medizinischen Sendung erklärt. Aber Panikattacken? Wer weiß denn schon, was für eine Art Notfall das ist und wie man da hilft? (Gute Frage, wie hilft man da? In den Arm nehmen?)
 
Unwissen. Was ein Herzinfarkt ist, wird in jeder zweiten medizinischen Sendung erklärt. Aber Panikattacken? Wer weiß denn schon, was für eine Art Notfall das ist und wie man da hilft? (Gute Frage, wie hilft man da? In den Arm nehmen?)

Das stimmt.

Aber heutzutage hat man ja immer sein iPhone dabei. Da gibt's eine app: TheHitchhikersGuideToTheGalaxy. Erste regel befolgen: "Don't panic!"

Dann schnell ein handtuch umlegen und zur tröstung ins "Restaurant at the End of the Universe" einladen. Hat bei mir bisher immer geholfen. Bitte nicht Marvin beim parken des fahrzeugs vergessen!
 
Bei einer Panikattacke auf keinen Fall in den Arm nehmen, es sei denn, die Person bittet von sich aus darum Das ist wichtig, sonst kann die Situation eskalieren.

Helfen, dass die Person schnell aus dem Trubel in eine ruhige Ecke kommt, mit Sitzgelegenheit, oder einer Wand zum Anlehnen. Auffordern, die Augen offen zu halten und testen, ob Blickkontakt hilft. Im Allgemeinen hilft es, mit Ruhe auf die Atmung hinzuweisen, Beispiel: langsam und möglichst tief durch die Nase (falls sie frei ist) einatmen, beim Ausatmen Pusten. Das Ausatmen durch die gespitzten Lippen verhindert das Hyperventilieren und verbessert das Gefühl für die Atmung. Manchmal treten Bauchschmerzen auf, die bessern sich dadurch auch. Man kann einen kleinen, neutralen Scherz einbauen, beispielsweise "beim Ausatmen pusten, bis es an den Zehen kitzelt". Das nimmt Spannung raus, weil es einfach bescheuert ist, aber trotzdem situationsbezogen.. Ruhig darauf hinweisen, dass man darauf achtet, dass nichts passieren kann, dabei allgemein bleiben, also keine Gefahr benennen. Was zu trinken besorgen, falls möglich. Da kann es Vorlieben geben, die hilfreich sein können.

Meistens sind Menschen, die von ihren Panikattacken wissen, in Begleitung unterwegs und die Begleitperson taucht schnell auf. Falls nicht, vielleicht noch fragen, ob man ein Taxi rufen soll.

Ach so, die Frage nach einem Notfallmedikament ist auch angebracht.

Danke für diese Nachfrage.

Ich war letztens im Krankenhaus wegen des Rheumas. Die Pflege war richtig froh, dass ich für die Kurve eine Liste gemacht habe, was bei mir hilft und was vermieden werden muss. Ein Mal wurde mit der PDL darüber gesprochen und gut, alles ganz pragmatisch. Ich hatte zu keiner Zeit das Gefühl, einen Psychostempel zu haben, das war toll. Das kenne ich auch ganz anders.
 
Moin,



Noch eine Frage, wie erkenne ich, dass da jemand eine Panikattacke hat?
Schweißausbrüche, Herzrasen, geweitete Pupillen, Zittern und vielleicht noch Stammeln... Dann am besten mit dieser Person wo anders hin gehen. Gut zureden und dort verweilen bringt meistens wenig/nix...
 
Ich habe in der Umfrage die zweite Möglichkeit angekreuzt, allerdings nur weil das, was ich eigentlich hätte ankreuzen wollen so nicht vertreten ist. Ich habe nämlich einfach das „Problem“, dass ich keine Persönlichkeit bin, die sich oft und gerne mit Menschen umgibt. Ich bin das, was landläufig als Stubenhocker bezeichnet wird. Ich habe keine Angst rauszugehen, ich sehe nur bspw. keinen Sinn darin sinnlos Party machen zu gehen oder ähnliches. Wenn Aktivitäten mit einem meiner wenigen Freunden ansteht, habe ich keine Probleme damit sofort ja zu sagen. Gleichzeitig habe ich bei mir selbst bisher keine der im Thread genannten Symptome für Sozialphobie erkennen können.

Ich selbst würde mein Verhalten aber durchaus aus Erfahrungen der Kindheit/Jugend definieren. Was ich dort erlebt habe, hat meine Einstellung gerade fremden Menschen gegenüber stark beeinflusst.
Was dabei nicht unerwähnt bleiben sollte ist, dass ich als Selbstständiger durchaus in der Lage bin (auch laut Feedback meiner Klienten) auf professioneller Ebene kommunikativ und einfühlsam zu sein. Auch wenn ich in manchen Situationen (fachlicher Natur) ab und zu über das Ziel hinausschieße.

Ein weiterer Aspekt ist meine eigene Typologie. Ich sehe mich selbst als eher distanzierten Menschen, der aber sehr professionell und zielstrebig sein kann. Nicht nur deswegen komme ich mir in Gesellschaft anderer „Typen Mensch“ manchmal komisch vor. Wie einige Seiten vorher schon jemand geschrieben hat: man selbst denkt immer, bei anderen klappt das Leben viel einfacher und besser (gerade was Beziehungen mit anderen Menschen angeht) als bei einem selbst. Meine Haltung verstärkt das natürlich noch, obwohl auch ich weiß, dass das völliger Käse ist.

Wie ich diese Situation nun bezeichnen soll weiß ich nicht. Ich glaube ich sollte mal einen Therapeuten konsultieren, denn etwas einsam komme ich mir manchmal schon vor. Auch wenn das nie wirklich lange anhält.

Was ich mit diesem Text nun sagen will ist: nicht jeder der an einer Krankheit leidet ist gleich anders oder unnormal. Und nicht jeder der normal wirkt führt ein tolles und unbeschwertes Leben.
 
Porträt eines Mannes, der täglich ca. 200 Kommentare in Internet-Foren hinterlässt.
 
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