Die Parteien wollen es sich, das schätze ich ebenso ein, nicht mit der Presse verderben. Nur verkennen einige Vertreter der Printmedien generell die sich entwickelnde Situation und den Zeitenwandel.
Statt sich umzustellen und grundlegend neue Modelle zu entwickeln, hält man dagegen an alten Modellen fest und übt sich in Protektionismus, ja, geht darüber den Schulterschluss mit der Politik ein. Statt sich unabhängige Wege zu schaffen, die der eigentlichen Aufgabe entsprechen und einen werthaltigen wie unabhängigen Journalismus fördern, schüttet man das Kind mit dem Bade aus und erpresst sich den Staatsschutz. Statt auf neue Bedingungen einzugehen, verscherzt man es sich sogar mit angestammten Leserinnen und Lesern. Ein richtiges Trauerspiel ist das.
Dabei müssten die Redaktionen doch wissen: Mit der Zeitung von heute wickelt man morgen den Fisch ein. Im Netz ist dagegen j e d e virale Verbreitung eine gute Verbreitung... Jede Information hat Bestand und findet immer wieder neue Verwertung... und damit auch Möglichkeiten, honoriert zu werden. Auch in einem Rahmen, der für die finanzielle Absicherung der Akteure sorgen kann. Dass die Verlage das noch immer nicht verstanden haben, zeigt wohl, dass dort nicht die klügsten Köpfe ihre Pfründe sichern wollen. Statt Möglichkeiten zu schaffen, werden Restriktionen gesetzlich verankert. Absurd, dass der Niedergang einer ansonsten wertvollen Zeitungskultur ausgerechnet aber von ihr selber beschleunigt wird.
Aber vielleicht ist das auch die Retourkutsche. Dafür, dass man dort (wie ja auch aktuell) sich allzu eng im Schulterschluss mit der Politik geübt hat, ja, allzu oft geradezu den Hofberichtserstatter gab, während die Menschen das Netz aber zunehmend dazu nutzen, sich selber alternativ, vielfältig und differenziert zu informieren... Leider auch mit Negativeffekten. Denn so manche Fundstücke in den 'Alternativmedien' sind ja weit davon entfernt, journalistisch überhaupt den geringsten Wert zu haben. Aber sie vermitteln den Menschen den Eindruck, unabhängig zu sein und die Wahl zu haben. Ein Aspekt, den die etablierten Verlage unterschätzt haben. Denn sie wollen ihre Leser binden. Wenn nicht per Abo, dann per Gesetz?
Qualitätsjournalismus ist ein kostbares Gut. Vor allem wenn er unabhängig ist. Es gibt unterschiedliche Ideen, wie dies umgesetzt werden könnte. Da gibt es viele Honorarmodelle bis hin zu Flatrates, die alle überdacht werden sollten. Aber dazu muss sich der Journalismus eben auch neu beweisen, dass er es 'Wert' ist... Hofberichterstattung, wie sie von immer mehr Bürgern zunehmend instinktiv abgelehnt wird, wird sowieso bald kaum mehr 'zitiert'. Da fordern die Verlage also Schutzrechte ein, die immer weniger relevant sein werden. Denn wer will schon noch zitieren und damit auch für Werbung entsprechender Quellen sorgen, wenn die Inhalte zum einen keinen mehr interessieren und man zum anderen fürchten muss, mit jedem Wort zu viel den Abmahnanwalt eingeladen zu haben...
Ein echtes Trauerspiel ist das eben...